Moin. Vor 500 Jahren erneuerte Martin Luther die Kirche "an Haupt und Gliedern". So groß sind die Veränderung beim Verein Jordsand zwar nicht, unser früherer Kollege Eckart Schrey hat sich gleichwohl einiges vorgenommen. Die Kälte des Winters forderte Opfer, die Wärme Hamburger Spender wird einigen Kindern hingegen Freude bringen. Auch zwei Bücher verweisen auf das echte Leben. Bleiben Sie uns gewogen. Ihre Nationalparkverwaltung
1907 wurde der Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur gegründet – der älteste Seevogelschutzverein der Welt. Rund 40 Jahre führte Uwe Schneider den Verein, als Vorsitzender oder Geschäftsführer. In dieser Zeit wuchs die Mitgliederzahl des Vereins stark, der Etat um das 30-fache. Mit großer Mehrheit wurde nun Dr. Eckart Schrey zum Vorsitzenden gewählt. Bevor der 62-Jährige im vergangenen Jahr beruflich in den Ruhestand trat, leitete er die Öffentlichkeitsarbeit der Nationalparkverwaltung. Das Bild zeigt den neuen Jordsand-Vorstand: Jan Weber (Schriftführer), Thomas Heinicke, Dr. Eckart Schrey (1. Vorsitzender), Dr. Veit Hennig (2. Vorsitzender), Thorsten Meyer und Frank Gutzke (Schatzmeister); nur Karl-Peter Hellfritz fehlt auf dem Bild.
„Seit 1972 bin ich Mitglied im Verein Jordsand. Mein erster größerer Einsatz für den Jordsand war 1977, als ich ein halbes Jahr Vogelwart auf Norderoog war. Damals wurde die Steinkante an der Westspitze gebaut, das bedeutete ein Vierteljahr lang Vogelwärtertätigkeit und Vögel zählen, die zweite Hälfte aber Schienenbau und Steine schleppen. In den 1980er Jahren war ich Gründungsmitglied des Instituts für Naturschutz- und Umweltschutzforschung (INUF) des Vereins und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat, später Sprecher des Beirates.
Nach der Wahl haben der neue Vorstand und ich persönlich viele Glückwünsche, freundliche und freudige Rückmeldungen bekommen. Das erleichtert natürlich das Arbeiten. Wir wollen unseren bei der Mitgliederversammlung formulierten Zielen gerecht werden, also Transparenz von Entscheidungen, Zusammenarbeit in den Gremien, Infofluss von oben nach unten und von unten nach oben. Und wir wollen natürlich gute Naturschutzarbeit machen. Die Erwartungshaltung im Verein und außerhalb ist groß. Das bereitet mir zwar keine Sorge, aber wir müssen uns schon anstrengen.
Besonders freue ich mich, dass wir viele Ehemalige wieder an Bord haben, die sich nun engagieren möchten. Die Zahl unserer Schutzgebietsreferenten hat sich in einer Woche bereits verdoppelt. Wir brauchen aber auch neue Mitglieder. Das lässt sich ganz gut an: wir haben bereits etwa 30 Neueintritte in den letzten Wochen. Eine verstärkte Mitgliederwerbung ist dennoch notwendig. Hierzu müssen wir uns noch Gedanken machen, ebenso zur verstärkten Bindung von Kindern und Jugendlichen an den Naturschutz sowie zu anderen Fragen.
Bei allem muss die Freude an der Naturschutzarbeit zentrales Thema sein. Ich möchte den Jordsand auch wieder stärker wissenschaftlich ausrichten. Wir haben drei ausgebildete Ornithologen im Vorstand, und ich bin zuversichtlich, dass wir da an vergangene Zeiten anknüpfen können. Es wäre toll, wenn wir das INUF wieder beleben könnten. Wir haben da zwar keine hauptamtlichen Mitarbeiter, aber einige laufende Projekte.
Wir müssen uns natürlich neben der Betreuung auch um die Infrastruktur in unseren Schutzgebieten kümmern. Hier werden wir gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort eine Bestandsaufnahme machen, um abschätzen zu können, wo Erneuerungsbedarf ist. Bei umfangreicheren Arbeiten werden wir Fördermittel einwerben müssen.
Das Haus der Natur in Ahrensburg ist die Zentrale des Vereinslebens und Sitz unserer Geschäftsstelle. Es ist über 100 Jahre alt, und bis in die letzte Ecke bin ich noch gar nicht vorgedrungen. Ich möchte dort gern auf dem Vorhandenen aufbauen, den Seminarbetrieb weiter fördern und das Haus als Anlaufstelle insbesondere für Ahrensburger und Volksdorfer erhalten, vor allem für Kinder und Schülergruppen.
Der Jordsand hat sechs hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon eine im Hamburger Nationalpark auf Neuwerk und einer auf der Greifswalder Oie in Mecklenburg-Vorpommern. Wir möchten nun auch das historische Kerngebiet des Vereins Jordsand, nämlich die nordfriesischen Inseln und Halligen, gern hauptamtlich anbinden. Es hat bereits Gespräche gegeben und wir hoffen, dass eine Jordsand-Mitarbeiterin statt im Haus der Natur bald in einem Büro im Nationalparkhaus in Husum arbeiten kann. Unser vorübergehend freigestellter Geschäftsführer Thorsten Harder wurde übrigens eine halbe Stunde nach der Mitgliederversammlung wieder eingesetzt: Das war der erste Vorstandsbeschluss.
Der Blick in die Zukunft stimmt mich zuversichtlich und froh. Der Jordsand wird weiterhin – wie es in den vergangenen 100 Jahren immer war – eine zentrale Rolle im Naturschutz an den deutschen Küsten spielen.“
Menschen nehmen es kaum wahr, dass kleine Vögel im Winter jeden Tag um ihr Überleben kämpfen. Nicht die Kälte selbst ist ihr größtes Problem. Bei Eis oder Schnee finden sie aber kaum Nahrung. Wattwürmer überdauern dann inaktiv in unzugänglicher Tiefe, Nahrungspflanzen sind abgedeckt. Besonders kleine Vögel haben kaum Reserven: hungernd überlebt eine Pfeifente keine Woche, Strandläufer nur wenige Tage. Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Wintern verlief dieser Winter anfangs sehr mild. Daher blieben viele Weißwangengänse, Brandgänse, Pfeifenten, Austernfischer, Rotschenkel, Knutts, Alpenstrandläufer und Brachvögel im Wattenmeer und versuchten hier zu überwintern.
Der plötzliche Kälteeinbruch am 26. Januar und die starken Ostwinde haben die Vögel überrascht. Innerhalb weniger Tage vereiste fast das gesamte Wattenmeer von Dänemark bis in die Niederlande. Die meisten Vögel verließen das Wattenmeer, einige harrten aber aus – und trafen damit die falsche Entscheidung. Nach der kältesten Nacht am 7. Februar mit -16°C wurden bei Büsum und auf Amrum zahlreiche tote Austernfischer, Knutts und andere Watvögel, vor allem Rotschenkel, Alpenstrandläufer und Steinwälzer, gefunden. Bis Ende Februar wurden 1.500 verhungerte und erfrorene Vögel registriert, davon 850 Austernfischer. Bei dieser Art könnte es Auswirkungen auf den Bestand haben: In weiten Bereichen des Wattenmeeres haben schon länger keinen ausreichenden Bruterfolg mehr. In den vergangenen 20 Jahren sank ihr Bestand um die Hälfte.
In den Kindertreffs der Stiftung Mittagskinder erhalten mehr als 200 sozial benachteiligte Hamburger Kinder unentgeltlich regelmäßige und gesunde Mahlzeiten, Hausaufgabenhilfe sowie kompetente sozialpädagogische Betreuung. Damit wird ihr Weg ins Leben ein wenig leichter. 15 Kinder aus Neuwiedenthal und Kirchdorf Süd, Hamburgs Süden, werden Ende Juni Besonderes erleben: Nationalpark-Ferien auf Hallig Langeneß. Fünf Tage kommen sie raus aus der Stadt, rein in das Watt. Sie erkunden das Leben auf einer Hallig, spüren heimischen Tieren nach, lernen die Pflanzen der Salzwiesen kennen, lassen sich von Strandfunden zu fantasievollen Basteleien anregen und erobern die Landschaft. Fachkundig begleitet werden sie von Silke Ahlborn aus der Nationalparkverwaltung und zwei Teilnehmerinnen des Praktikums für die Umwelt. Ermöglicht wird alles durch großzügige Spenden der Radio Hamburg-Hörer und „Hörer helfen Kindern e. V.“, die alle Kosten decken. Toll.
Bücher
Davongekommen
Am Abend des 16. Februar 1962 lief Familie Hesselbach im Fernsehen, eine beliebte Serie. An der Nordseeküste und in Hamburg tobte derweil ein Orkan mit bis zu 12 Windstärken. Er löste die folgenschwerste Sturmflut des vergangenen Jahrhunderts aus. Während in Hamburg 318 Menschen ihr Leben verloren, kamen die Einwohner der schleswig-holsteinischen Nordseeküste – trotz einiger Deichbrüche und dramatischer Ereignisse – wie durch ein Wunder relativ glimpflich davon. Aber hinter den Sachschäden stehen Einzelschicksale und traumatische Momente, die viele Menschen auch nach 50 Jahren noch immer beschäftigen. Das Buch lässt das damalige Geschehen eindrücklich aufleben: durch zeitgenössische Texte wie Berichterstattungen aus der Tagespresse, persönliche Berichte von Zeitzeugen sowie größtenteils unveröffentlichte Bilder und umfangreiche Fakten.
Katrin Schäfer (2012): Davongekommen. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, 105 Seiten, 21 x 21 cm. 14,95 €.
Strandläufer
„Der Spülsaum erzählt Geschichten. Von Wasserstand und Schiffsfracht… Von Rost und Glas. Von der Weichheit eines Seesterns und den Verwicklungen einer Fischerschnur“. So beginnt das Buch im Januar. Die Natur-liebhabenden Texte gehen Hand in Hand mit den zarten Bildern. Im Sofa erlebt der Leser einen Jahresgang, der anmutiger kaum sein kann. Vogelbeobachtung ist Entspannung, die Abkehr von der Hektik im Alltag, heißt es an einer Stelle in diesem Buch. Nebenbei lernt man die Top Orni-Locations der schleswig-holsteinischen Westküste kennen. Wie im wirklichen Orni-Leben erfreuen Seltenheiten selbst fortgeschrittene Vogelfreunde: Christopher Schmidt begegnet Grasläufer, Thorshühnchen oder Wilsonwassertreter und bringt sie mit leichtem Strich zu Papier. Zum Ende des Buches, nach Zwergschwänen, Gänse- und Zwergsägern am 24. Dezember, ist es für ihn „der Moment, den Koog zu verlassen und die richtige Zeit für Behaglichkeit und Wärme.“ Der Leser will jetzt nur noch raus: selbst erleben, was das Buch wundervoll beschreibt.
Christopher Schmidt (2011): Strandläufer. Verlag Natur in Buch und Kunst, 88 Seiten, 22 x 29 cm. 24,80 €.
Redaktion: Dr. Hendrik Brunckhorst, Bernhard Dockhorn Kontakt: www.nationalpark-wattenmeer.de www.weltnaturerbe-wattenmeer.de
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