Schleswig-Holstein

16.06.2015 |

Mai 2015

MOIN, MOIN, …
… liebe Freundinnen und Freunde des Nationalparkes und Weltnaturerbes Wattenmeer! Hier sind sie wieder, unsere allmonatlichen Nationalpark Nachrichten. Wir freuen uns, dass Sie zum Kreis der Abonnenten gehören, begrüßen besonders herzlich alle „Neuen“ und hoffen, Sie finden hier interessanten Lesestoff. Wenn Sie Themenideen, Anmerkungen oder Kritik haben: Melden Sie sich gern bei . Und nun viel Spaß beim Lesen!

Rubrik Aktuelles neu

Ein Mammutwerk

© Stock / LKN-SH

Es ist ein dicker Wälzer, eine der umfangreichen Akten in der Nationalparkverwaltung – und eine der wichtigsten. „Vorlandmanagementkonzept“ lautet der nüchterne Titel, hinter dem sich die wesentliche Grundlage für die Entwicklung der deichnahen Wattflächen und Salzwiesen verbirgt. Das Entscheidende dabei: Diese Entwicklung geschieht in Übereinstimmung von Küstenschutz und Naturschutz! „Diese gemeinsamen Grundsätze für einen naturverträglichen Küstenschutz sind eine der zentralen Errungenschaften in der 30-jährigen Nationalparkgeschichte“, betont der Leiter der Nationalparkverwaltung Dr. Detlef Hansen.

Vertreter aus Küstenschutz- und Naturschutzverwaltungen sowie von Naturschutzverbänden und des Marschenverbandes haben dafür in mehrjähriger Detailarbeit alle Maßnahmen festgelegt, die zur Küstensicherung im Vorland notwendig sind – auf einer Küstenlänge von mehreren hundert Kilometern am Festland sowie auf Inseln und Halligen. Ein Mammutwerk, verlangen doch die extrem unterschiedlichen örtlichen Gegebenheiten ebenso unterschiedliche Strategien. Strömungen, vorgelagerte Priele, Abbruchkanten und viele andere Faktoren spielen dabei eine Rolle. Seit 1995 gilt die Übereinkunft, wird seitdem fortgeschrieben und durch ein Monitoringprogramm begleitet, das Wirkung und Effizienz immer wieder überprüft.

Nicht zwangsläufig Gegenpole

Von Beginn an stand dabei die Marschrichtung fest: Vorhandenes Vorland soll erhalten, vor den Schardeichen dort, wo die Verhältnisse es zulassen, neues Vorland entwickelt werden. Und all das auf naturverträgliche Weise. Zusätzlich wurden in geschützten Buchten Vorlandflächen als Vorranggebiete für den Naturschutz ausgewiesen; das bedeutet, dass dort keinerlei Küstenschutzarbeiten mehr stattfinden. Ergebnis ist, dass vor Schleswig-Holsteins Deichen mehr und mehr Salzwiesen wieder naturnah gedeihen.

In den 30 Jahren seit Gründung des Nationalparkes ist die Salzwiesenfläche am Festland um mehr als 30 Prozent angewachsen. Auf mehr als der Hälfte der 10.500 Hektar Festlands-Salzwiesen (an der gesamten schleswig-holsteinischen Westküste sind es 13.410 Hektar) kann sich heute die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt der Salzwiese wieder natürlich entwickeln: Strandflieder und Strandaster, salzverträgliche Kräuter und Gräser wachsen, fast 2000 Insektenarten leben in diesem von Wechsel und Dynamik geprägten Bereich zwischen Land und Meer, etwa 50 Vogelarten dient er als Rast-, Nahrungs- und Brutgebiet.

Und es habe sich gezeigt, dass der Grundsatz des Nationalparkes, „Natur Natur sein lassen“, sogar dem Küstenschutz dienen kann, kommentiert der Biologe Dr. Martin Stock, der das Thema in der Nationalparkverwaltung von Beginn an begleitet hat. Denn in den meisten Vorlandbereichen hat sich Anwachs eingestellt. Martin Stock: „Das ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass Naturschutz und Küstenschutz nicht – wie früher viele geglaubt haben – zwangsläufig Gegenpole sind. Vielmehr tragen naturverträgliche Küstenschutzmaßnahmen zum Erhalt des wertvollen Naturraumes Salzwiese bei.“

Matthias Piepgras

© Wagner

Vorsitzender der Biosphäre Halligen

Was verbindet Sie persönlich mit dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer?

Ich wohne jetzt seit vielen Jahren inmitten des Nationalparkes. Sobald man den Blick etwas weitläufiger auf einer Hallig schweifen lässt, erblickt man ihn. Er gehört hier unweigerlich zum Leben dazu, ist Teil des Lebens und bestimmt auch das Leben jedes Einzelnen. Sich der Schönheit dieser einzigartigen Natur immer wieder bewusst zu werden und sich für dessen Schutz einzusetzen, lässt einen auch demütig werden.

Welche Errungenschaft halten Sie für die wichtigste seit Gründung des Nationalparks im Jahre 1985?

Die wichtigste Errungenschaft ist aus meiner Sicht der Wandel in der Akzeptanz bei der Bevölkerung. Und ich freue mich darüber, wie viele Menschen stolz auf diesen, ihren Nationalpark sind. Ein gutes Beispiel dafür, dass Visionen zu Realitäten werden können.

Wo steht der Nationalpark in Sachen Wattenmeerschutz im 30. Jahr seines Bestehens?

Wir sind jetzt nach meiner Einschätzung immer noch in einer Konsolidierungsphase. Naturschützer und die Nutzer des Nationalparkes haben gelernt, miteinander immer wieder Lösungen für Probleme zu finden, Hardliner auf jeder Seite einmal ausgenommen. In der nächsten Zeit wird es die Aufgabe einer neuen Generation sein, neue Visionen für unseren Nationalpark zu entwickeln. Und vielleicht kann die Biosphäre Halligen ja ein wenig beispielhaft dafür sein. Ich bin gespannt und freue mich auf weitere gemeinsame Entwicklungen.

Viel Seegras

© Stock / LKN-SH

Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in List auf Sylt (AWI) melden Erfreuliches: Bei Befliegungen im Auftrag der Nationalparkverwaltung haben sie die Bestände an Seegras (Foto) und Grünalgen ermittelt. Ergebnis: Im vergangenen Sommer bedeckten Seegräser 13 Prozent des nordfriesischen Wattenmeeres, während Grünalgen auf 0,3 Prozent der Fläche vorkamen. Die gute Verbreitung der Seegräser und das spärliche Vorkommen von Grünalgen zeigen dasselbe: Die Belastung mit Nährstoffen im Wattenmeer nimmt ab, der ökologische Zustand verbessert sich. Weitere Information dazu finden Sie in unserer Pressemitteilung.

Rubrik Biosphäre Halligen neu

Zehn Jahre Biosphäre

© Dockhorn / LKN-SH

„Man and Biosphere“ – der Mensch und die Biosphäre – lautet ein bereits seit 1971 bestehendes Programm der UNESCO, der Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur der Vereinten Nationen. Ziel ist es, in Modellregionen eine nachhaltige Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht beispielhaft zu verwirklichen – ein Gedanke, der seitdem um die Welt geht: 631 Biosphärengebiete gibt es heute in 119 Ländern, seit 1990 gehört der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer dazu – und seit 2004 als Entwicklungszone auch die nordfriesischen Halligen Gröde, Hooge, Langeness, Nordstrandischmoor und Oland. „Wir sind Biosphäre“, heißt es seitdem stolz – und mit eben diesem Stolz wird am 3. Juni der zehnte Geburtstag der Biosphäre Halligen gefeiert.

Denn es waren die nicht zum eigentlichen Nationalpark gehörenden Halliggemeinden selbst, die den Beitritt zum Biosphärengebiet Wattenmeer forciert haben. Für die Bürgermeisterin der Gemeinde Langeneß und Oland Heike Hinrichsen ein naheliegendes Anliegen: „Hier draußen im Wattenmeer ist es von jeher eine natürlich gegebene Voraussetzung, im Einklang mit der Natur zu leben“, sagt Hinrichsen. Nachhaltigkeit sei für die Halligleute kein Schlagwort, sondern gelebter Alltag.

Ein großer Schritt nach vorn

Die offizielle Anerkennung der Biosphäre Halligen erfolgte am 17. Dezember 2004. Teil des Biosphärengebietes Wattenmeer zu sein, hat die Halligen nach Überzeugung des Vorsitzenden der Biosphäre Halligen Matthias Piepgras einen großen Schritt voran gebracht, was die Aufmerksamkeit für ihre Anliegen angeht. „Wir werden als starke Gemeinschaft wahrgenommen“, schreibt Piepgras in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Halliglüüd“ (siehe Rubrik MENSCHEN UND MEDIEN) – eine Gemeinschaft, deren Forderungen Gewicht hat in Kreis und Land.

Als vielleicht wichtigste Errungenschaft der vergangenen zehn Jahre sieht Piepgras den Erhalt der Arbeitsplätze im Küstenschutz – „für uns eine elementare Lebensgrundlage“, so der Vorsitzende, der auch Bürgermeister von Hooge ist. (Lesen Sie dazu auch die DREI FRAGEN AN …) Weitere gemeinsame Erfolge listet seine Bürgermeisterkollegin Heike Hinrichsen auf, etwa das Schulprojekt „Schalt dich ein fürs Klima“, das Musical „Prima Klima“, das E-Learning, das Zukunftsprojekt der AG Halligen 2050 … Und dann sind da noch die gemeinsame Nachhaltigskeitsstrategie, die gemeinsame Geschäftsstelle auf Föhr – und, als neuester (Fort-)Schritt, die Gründung des Zweckverbandes Daseinsvorsorge für die Halligen.

Erfolge, die nur durch gemeinsames Handeln möglich wurden. In der Tat hat sich auf den Halligen nach Überzeugung von Matthias Piepgras ein starkes Wir-Gefühl entwickelt – ein Aspekt, den auch die Ko-Vorsitzende Ruth Hartwig-Kruse von Nordstrandischmoor hervorhebt: In „Vor-Biosphäre-Zeiten“ habe jede Hallig für sich die Herausforderungen dieses besonderen Lebensraumes zu bewältigen versucht, „heute arbeiten wir eng zusammen“. Der Bürgermeister von Gröde Volker Mommsen bringt es im Halligmagazin so auf den Punkt: „Die Biosphäre ist mittlerweile etabliert und nicht mehr wegzudenken.“
Wie der Nationalpark „seine“ 30 Jahre, feiert die Biosphäre Halligen ihr zehnjähriges Bestehen. Dies geschieht am 3. Juni auf Langeneß mit vielen geladenen Gästen aus der Region und dem Land. Das abendliche Festprogramm im Schafstall des Gasthauses Hilligenley sieht neben Festreden ein buntes Rahmenprogramm aus Kultur und Kulinarischem vor.

Kompetent durchs Watt

© Schnabler / LKN-SH

Sie sind Botschafter des Wattenmeerschutzes und wichtige Multiplikatoren vor Ort: die Nationalpark-Wattführerinnen und –Wattführer. Seit 1999 haben sie mehr als eine halbe Million Gäste durch das Wattenmeer an der schleswig-holsteinischen Küste geführt, allein im vergangenen Jahr waren es mehr als 43.000. „Unser Nationalpark braucht Menschen, die sich in seinen Dienst stellen“, betont der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen – „Menschen wie ‚unsere‘ Nationalpark-Wattführer, die ja allesamt auch Nationalpark-Partner sind.“ Gemeinsam mit den Nationalpark-Gästeführern beteiligen sie sich am 30. Mai mit kostenfreien Angeboten an den Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

Die 41 nordfriesischen und elf Dithmarscher Nationalpark-Wattführer sind allesamt Einheimische, die das Wattenmeer wie ihre Westentasche kennen. Sie alle haben ein Qualifizierungsprogramm durchlaufen, sind speziell zu den Themen Nationalpark, Weltnaturerbe, Natur und Kultur sowie Naturschutz und Sicherheit im Watt ausgebildet und werden stetig weiter geschult. So ist sichergestellt, dass Gästen die Besonderheiten des Wattenmeeres mit Fachkenntnis – und großem Engagement – vermittelt werden.

Gut ausgebildet und regelmäßig geschult

Das gilt auch für die ebenfalls zertifizierten Nationalpark-Gästeführerinnen und -führer, die Besucher in der Nationalparkregion auf dem Festland, den Inseln und Halligen sowie beim Seetierfang begleiten: Auch sie zeichnen sich durch große Kompetenz aus, die durch entsprechende Schulungen stets frisch gehalten wird. Allein im vergangenen Jahr haben mehr als 10.000 Menschen ihre Leistungen in Anspruch genommen.

Wenn es um Führungen und Exkursionen ins Watt geht, darf jedoch auf keinen Fall der bedeutende Beitrag der im Nationalpark tätigen Naturschutzvereine unerwähnt bleiben. Denn die Nationalpark-Wattführer sind nur für einen kleinen Teil des riesigen touristischen Angebotes im und am Nationalpark verantwortlich. Die größte Gruppe stellen die Freiwilligen der (ebenfalls als Nationalpark-Partner ausgezeichneten) Naturschutzverbände, allen voran der Schutzstation Wattenmeer. Sie leiten gut zwei Drittel aller Wattveranstaltungen.

Geburtstagstermine der Nationalpark-Wattführer gibt es am 30. Mai auf der Hamburger Hallig, der Hallig Hooge, auf Nordstrand, in St. Peter-Ording, Westerdeichstrich und Büsum. Das komplette Programm ist online im Download verfügbar unter: http://www.nationalpark-wattenmeer.de/sites/default/files/schleswig-holstein/pdf/programm-2015-03-24.pdf

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

kleiderwechsel

© Hecker / LKN-SH

Genau an seinem fünften Geburtstag hat sich der einzige selbst aufgezogene Hummer im Multimar Wattforum neu eingekleidet: Er hat sich gehäutet, das heißt seine Hülle abgelegt wie einen alten Anzug. Mit neuem, in geschützter Quarantäne ausgehärtetem Panzer lebt er jetzt im Aquarium „Brandungsklippe“. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserer Pressemitteilung.

seepferdchen

© Hecker / LKN-SH

Sie sahen zunächst aus wie kleine schwarze Striche, wachsen aber derzeit zu „richtigen“ Seepferdchen heran: Im Multimar Wattforum werden in diesen Wochen 16 Jungtiere aufgezogen. Die Kleinen sind Mitte April in einem Kleinaquarium hinter den Kulissen zur Welt gekommen. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserer Pressemitteilung.

nationalpark-16

© Funk

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist Realität – nun wird gefeiert! Mit einem großen Eröffnungsfest wird am Pfingstwochenende der nunmehr 16. Nationalpark Deutschlands eingeweiht. Nach einem Festakt der Länder Rheinland-Pfalz und Saarland am Sonnabend mit begleitender Ausstellung und Bühnenprogramm sind am Sonntag verschiedene Veranstaltungen geplant, mit denen sich die Nationalparkregion der Öffentlichkeit vorstellen möchte. Am Pfingstmontag startet dann das reguläre Programm des Nationalparks.

Der jüngste deutsche Nationalpark tangiert die Bundesländer Rheinland-Pfalz (etwa 90 Prozent der Fläche) und Saarland. Es umfasst rund 10.000 Hektar Natur aus vielfältigen Lebensräumen wie Buchenwälder, Moore und Felslandschaften. In Rheinland-Pfalz werden etwa 92 Quadratkilometer Wald aus der Nutzung genommen, im angrenzenden Saarland noch einmal 9,2 Quadratkilometer.

Für die Leitung und Organisation des Nationalparks ist ein Nationalparkamt zuständig, das in der Stadt Birkenfeld im südwestlichen Teil von Rheinland-Pfalz angesiedelt ist. Das neue Amt ist dem Umweltministerium angegliedert und kooperiert eng mit dem Naturpark Saar-Hunsrück. Für eine Verankerung in der Region sorgen drei Gremien, und zwar eine kommunale Nationalparkversammlung, ein Nationalparkbeirat sowie ein Bürgerforum.

In der schleswig-holsteinischen Nationalparkverwaltung freut man sich mit den Initiatoren in Rheinland-Pfalz und dem Saarland über dieses neue Mitglied der deutschen Nationalparkfamilie: „Nicht erst heute, im 30. Jahr des Bestehens unseres Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, sehen wir den Gewinn, den ein solches Schutzgebiet für Natur und Landschaft bedeutet“, kommentiert der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen: „Wir gratulieren den Kollegen ganz herzlich und wünschen eine allseits gute Hand bei der Umsetzung von Schutzmaßnahmen und ganz viel Akzeptanz!“

Rubrik Wussten Sie schon, dass neu

Roter Punkt

© Fiedler

Jedenfalls gilt das für den auffälligen Fleck am Schnabel der Heringsmöwe (Foto) sowie der beiden anderen häufigen Großmöwen im Wattenmeer, der Silber- und der Mantelmöwe. Landen die Eltern am Nest, picken ihre hungrigen Kleinen reflexartig gegen den roten Punkt am Schnabel – woraufhin die Erwachsenen einen bereits halb verdauten Nahrungsbrei hervorwürgen, der den Küken eine reichhaltige und bekömmliche Mahlzeit beschert. Entdeckt wurde der Pickreflex von dem niederländischen Forscher Nikolaas Tinbergen, der 1973 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Bedroht sind unsere Großmöwen am Wattenmeer übrigens nicht, die Bestände der Silbermöwe haben seit 1996 im gesamten Wattenmeer jedoch deutlich abgenommen. Die Anzahl der brütenden Heringsmöwen hingegen hat sich durch die Ausbreitung der Kolonien seit 1996 mehr als verdoppelt, die der Mantelmöwen sogar vervierfacht.
(Quelle: Trends of Breeding Birds in the Wadden Sea 1991 – 2013, Common Wadden Sea Secretariat 2015)

Nicole Sollfrank

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

Föhr hat gefeiert

© Hering

Mit einer Feierstunde ist im Nationalpark-Haus auf Föhr das 30-jährige Bestehen des Nationalparks gefeiert worden – und mit vielen Gratulanten, die Geburtstagswünsche überbrachten. Der Leiter der Einrichtung Walter Stubenrauch erinnerte dabei in einer kurzen Zeitreise daran, dass die Nationalparkidee bereits alt ist und für das schleswig-holsteinische Wattenmeer lange vor der Umsetzung durch die Landesregierung aus den Kreisen ehrenamtlicher Naturschützer angestoßen wurde. Nicht zuletzt die große Zahl von Gästen aus Kommune, Amt und Naturschutzverbänden bei der Jubiläumsfeier zeigt die Wertschätzung, die dem Nationalparkschutz heute auch auf Föhr entgegengebracht wird.

Teil der Veranstaltung war die Eröffnung einer Dia-Show mit Arbeiten der Fotografen Peter Hering (siehe Foto oben) und Martin Stock (seines Zeichens Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung). „Es gibt einen Ort, wo Himmel und Erde eine Bühne teilen – und dies ist das Watt“: Unter dieses Motto hat der Nieblumer Peter Hering, der für die Vogelfotos verantwortlich zeichnet, die Präsentation gestellt.

Die Fotoausstellung wird noch bis Ende November im Nationalpark-Haus in Wyk zu sehen sein. Und ein nächster „Geburtstagstermin“ steht auf Föhr am 30. Juni an: Dann hält Walter Stubenrauch im Rahmen der von der Föhr Tourismus GmbH ausgerichteten Kinderuniversität einen Vortrag zum Thema „30 Jahre Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“.

Engagierte Schulen

© Hinz

Mit einem Aktionstag unter dem Motto „Watt lernen“ haben sich die acht Nationalpark-Schulen in Nordfriesland und Dithmarschen an den Feierlichkeiten zum 30. Geburtstag des Nationalparkes Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer beteiligt. Ausstellungen, Vorträge, Umfragen und Exkursionen gehörten zum Programm. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserer Pressemitteilung.

brik-me

Ringelganstage

© Ahlborn / LKN-SH

„Der Schulmeister und das Meer“ ist ein Video übertitelt, das seit einigen Wochen auf YouTube zu sehen ist und auf Facebook unzählige Male geteilt wurde. In der Tat sind im Leben von Uwe Jessel Schule und (Watten-)Meer untrennbar miteinander verbunden, und ähnlich verhält es sich bei seiner Frau Dr. Renée Oetting-Jessel. Denn beide haben sich der Bildung verschrieben – er als langjähriger Lehrer der kleinen Schule auf Hooge, sie als Nationalpark-Gästeführerin. Jede/r auf seine und ihre Art trägt so die Botschaft von der Schönheit und Schutzwürdigkeit des Wattenmeeres in die Welt. Und gemeinsam sind sie Preisträger – Empfänger der diesjährigen „Goldenen Ringelgansfeder“.

Die wird jeweils bei der Eröffnung der Ringelganstage in der Biosphäre Halligen an Personen verliehen, die sich um den Schutz der Ringelgänse und ihres Lebensraumes verdient gemacht haben. Und „verdient“ haben sich die beiden diese Auszeichnung ohne Zweifel: Renée Oetting-Jessel und Uwe Jessel sind leidenschaftliche „Halliglüüd“. Sie lieben diese von den Gezeiten und Jahreszeiten, von Wandel und Wechsel geprägte Landschaft weit draußen im Wattenmeer.

Nach Hooge kamen sie 1983. Er als Schulmeister, der seitdem rund 60 Halligkinder unterrichtet hat, und sie, die promovierte Geologin, die, wie sie es selbst formuliert, heute „schreibend und beschreibend für Hallig- und Inselmagazine“ tätig ist sowie als zertifizierte Gästeführerin (und als solche auch Nationalpark-Partnerin ist).

Im August werden Renée Oetting-Jessel und Uwe Jessel „ihre“ Hallig verlassen, nach 32 Jahren. 32 Jahre, in denen sie die Halliggemeinschaft entscheidend geprägt, in denen sie viele Entwicklungen angestoßen und unterstützt haben wie die regelmäßige Zusammenarbeit mit der Schutzstation Wattenmeer und auch die Ringelganstage, die mittlerweile, 18 Jahre nach der Premiere, zur festen Größe im Veranstaltungskalender an der schleswig-holsteinischen Westküste geworden sind. „Bei vollständiger Aufzählung ihrer Ehrenämter würden viele von uns das Schiff für die Rückfahrt verpassen“, sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Dr. Silke Schneider in ihrer Laudatio bei der Verleihung der „Goldenen Ringelgansfeder.“ Belassen wir es auch an dieser Stelle dabei – und wünschen Renée Oetting-Jessel und Uwe Jessel alles Gute für den neuen Lebensabschnitt auf dem Festland!

Spontane Schlips-Tauschaktion auf der Rückfahrt von der Eröffnung der Ringelganstage auf Hooge: Für „unsere“ Nationalpark-Krawatte erhielt der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen (rechts) vom nordfriesischen Kreispräsidenten Heinz Maurus (links) die des Kreises. Offensichtlichen Spaß hatten dabei nicht nur die beiden Schlipsträger, sondern auch Maurus‘ Vorgänger Albert Pahl …

LKN – was heißt das eigentlich? Und was genau sind die Aufgaben des „Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz“, dem die Nationalparkverwaltung seit dem 1. Januar 2008 angehört?

Wer Antworten auf diese Fragen sucht, findet sie in der neuen Broschüre „Wir schützen Schleswig-Holsteins Küsten“. Den Titel übrigens ziert ein wunderschönes Wattfoto von Adam Schnabler, der ein Jahr lang seinen Bundesfreiwilligendienst in der Nationalparkverwaltung geleistet hat. Online blättern kann man in der Publikation unter http://www.meyerbogya.de/kunden/lkn-sh/i-broschuere/lkn-sh_imagefolder-2015_WEB2.html

„Blick voraus!“ heißt der Titel des neuen Magazins „Wir Halliglüüd“. Im Jahr des zehnjährigen Geburtstages der Biosphäre Halligen enthält das Heft, das seit 2012 einmal jährlich erscheint, auf mehr als 100 Seiten spannende Einblicke in das Leben auf den nordfriesischen Halligen gestern, heute und morgen.

Wer sich für den Lebensraum Wattenmeer und diese einzigartigen Eilande weit draußen vor der Festlandsküste interessiert, dem bietet das Halligmagazin jede Menge Informationen und Stoff zum Schmökern.

Bestellt werden kann es online unter http://www.halligmagazin.de/

Stell dir vor, du machst einen Spaziergang am Strand und findest nur Muscheln, Schnecken und angespülte Algen. Was für eine wunderbare Welt! Doch leider sieht der Alltag anders aus. Plastikflaschen, Fischernetze und Luftballonreste sind inzwischen genauso häufig am Strand zu finden wie natürliches Angespül des Meeres. Und schaut man genau hin, entdeckt man überall im Spülsaum auch winzig kleine Plastikkügelchen und anderen Mikromüll.

Mikroplastik wird von Wattwürmern und Hochseevögeln als Nahrung aufgenommen. Elendig gehen die Tiere daran zu Grunde. Aber auch viele andere Arten verschlucken oder verheddern oder verfangen sich in Plastikresten. Plastikmüll ist ein weltweites und bislang ungelöstes Umweltproblem. Viele Millionen Tonnen dieses Wohlstandmülls treiben in unseren Weltmeeren und werden an den Strand gespült. Müll für die Ewigkeit!

Jennifer Timrott hat in ihrem Strandgutführer der besonderen Art 40 typische Strandfunde aus Plastik zusammengestellt. Sie informiert über die Herkunft, die Verwendung und die Gefahren für die Meeresbewohner. Ein sinnvolles Buch, das beschreibt, erläutert und aufklärt. Ein Buch, das anregt, über unseren eigenen Umgang mit den vermeintlich unvermeidbaren Gebrauchsgütern nachzudenken.

Martin Stock

Jennifer Timrott: „Strandgut aus Plastik und anderer Meeresmüll“, Wachholtz, Hamburg 2015, 112 Seiten, ISBN 978-3-529-05456-3, 12,80 Euro

Er ist ein „Muss“ für alle Ornithologen und ornithologisch Interessierten, der Atlas Deutscher Brutvogelarten (kurz ADEBAR), den die Stiftung Vogelwelt Deutschland und der Dachverband Deutscher Avifaunisten gemeinsam herausgegeben haben. Denn er bietet einen einzigartigen Fundus an Daten – den Angaben zufolge auf der Basis der Kartierung von 80 Millionen Brutpaaren und damit mehr als 400.000 Stunden Arbeit von über 4000 Ehrenamtlichen!

Auf 800 Seiten beschreibt ADEBAR die Bestandssituation und Verbreitung aller bundesweit vorkommenden Brutvogelarbeiten, von der Amsel bis zu verschiedenen Zeisigen – und selbstverständlich auch die Brutvögel des Wattenmeeres wie Möwen und Austernfischer. Insgesamt ziehen den Erkenntnissen zufolge zwischen Bodensee und Flensburger Förde aktuell 280 Vogelarten Nachwuchs groß, davon regelmäßig 248 einheimische; der Rest verteilt sich auf unregelmäßig brütende oder gebietsfremde Arten.

„Atlas Deutscher Brutvogelarten“, Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), Münster 2014, 800 Seiten, ISBN-13: 978-3981554335, 98,00 Euro; Bezugsquelle: www.dda-web.de. Eine Leseprobe ist hier zu finden: www.dda-web.de/downloads/adebar/

Der Tag der Parke

National- und Naturparke sowie Biosphärenreservate stehen am Pfingstsonntag im Mittelpunkt: Für diesen Tag hat EUROPARC, der europäische Dachverband dieser Schutzgebiete, den „European Day of Parks“ ausgerufen. Bereits seit 1999 soll mit diesem Tag einmal jährlich auf die Bedeutung des Naturschutzes aufmerksam gemacht und Menschen an die Natur herangeführt werden.

Zu den Mitgliedern von EUROPARC zählen Naturlandschaften, aber auch Naturschutzverbände, Stiftungen, weitere Institutionen und Privatpersonen von Bulgarien bis Großbritannien, von Finnland bis Spanien. Einige von ihnen bieten am 24. Mai besondere Aktivitäten und Events. Für uns im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer hat allerdings in diesem Jahr der 30-jährige Geburtstag mit vielen Terminen und Sonderaktionen Priorität.

EUROPARC verfügt übrigens auch über einen Ableger in Deutschland. Unter den angeschlossenen nationalen Naturlandschaften sind alle 16 Nationalparke zwischen Watt und Bayerischem Wald, 18 Biosphärenreservate sowie 16 Naturparke. Ein interessantes neues Projekt von EUROPARC Deutschland ist der Marktplatz Natur, der Förderprojekte in diesen Schutzgebieten voranbringen will. Weitere Informationen dazu gibt es online unter http://www.europarc-deutschland.de/marktplatz-natur/

Interessante Termine

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Nationalparkes Wattenmeer sind, neben den besonderen Führungen der Nationalpark-Watt- und –Gästeführerinnen und –führer, am 30. Mai weitere Veranstaltungen geplant; so bietet das Multimar Wattforum in Tönning um 14.00 Uhr wieder eine Geburtstagsführung an. Und schon mal zum Vormerken ein Termin im Juni, ebenfalls im Multimar: Sina Beerwald liest dort am 12. des Monats aus ihrem Krimi „Mordsmöwen“ (19.00 bis 21.30 Uhr).


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Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
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