MOIN MOIN,
liebe Leserinnen und Leser der Nationalpark Nachrichten! Überall in der Natur grünt und blüht es – und auch der Nationalpark Wattenmeer zeigt sich in diesen Tagen äußerst lebendig: Bei den Brutvögeln dürften die ersten Jungen geschlüpft sein, bei den Seehunden steht in diesen Tagen Nachwuchs an. Darüber und über viele weitere Themen lesen Sie mehr auf den nächsten Seiten. Viel Spaß dabei!
15.05.2016 |
Mai 2016
© Cimiotti
Das Brutgeschäft im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist in vollem Gange: Bereits am 2. April entdeckten die Biologen des Michael-Otto-Institutes im NABU das erste Sandregenpfeifergelege, Lach- und Heringsmöwen haben ihre Brutreviere besetzt, und in der Brandseeschwalbenkolonie auf der Hallig Norderoog herrscht geschäftiges Treiben. Auch Langstreckenzieher wie die Küstenseeschwalben sind längst aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten eingetroffen. Und da zum Zeitpunkt des späten Wintereinbruchs Ende April, wenn überhaupt, nur wenige Jungvögel geschlüpft waren, dürfte dieser nach Einschätzung des Vogelexperten der Nationalparkverwaltung Bernd Hälterlein wohl nur geringe Auswirkungen auf die Brutsaison haben.
Gerade jetzt ist die Vogelwelt auf Rücksichtnahme durch den Menschen angewiesen. Denn von nicht überseh- und überhörbaren Kolonien, wie unter anderem Möwen sie bilden, mal abgesehen: Die Gelege und brütenden Tiere sind in der Landschaft häufig kaum zu erkennen – und das ist von der Natur durchaus so gewollt, denn es dient dem Schutz vor Fressfeinden. Umso wichtiger ist es, Hinweisschilder auf Brutgebiete zu beachten und diese Bereiche zu meiden.
Insgesamt ziehen jährlich fast 100.000 Paare Seeschwalben, Möwen, Wat- und andere Küstenvögel auf den Salzwiesen, Stränden und Dünen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste ihren Nachwuchs groß. Allerdings sind die Bestände von nahezu zwei Drittel der Brutvogelarten – auch so häufiger wie Austernfischer und Rotschenkel – seit den 1990er Jahren kontinuierlich zurückgegangen.
Neben Menschen, die, meist unabsichtlich, das Brutgeschäft stören, machen Raubsäuger (in der Fachwelt Prädatoren genannt) den Vögeln zunehmend zu schaffen – so sehr, dass größere Brutkolonien auf dem Festland wie die der Lachmöwen und Küstenseeschwalben am Eidersperrwerk zur Seltenheit geworden sind. Längst aber bieten auch die Halligen keinen sicheren Schutz mehr, weil Fuchs und Marder über die Lorendämme auch dorthin gelangen können.
In diesem Jahr kommt ein weiteres Ärgernis dazu: Wanderratten! Die machen sich auch in entlegenen Regionen im Watt wie der Hallig Süderoog, sogar der Vogelhallig Norderoog und auf Norderoogsand breit. Bernd Hälterlein: „Das ist ein echtes Problem.“ Küsten- und Naturschützer, Jägerschaft und Gemeinden arbeiten seit einigen Jahren eng an Schutzmaßnahmen für die Vogelwelt – die gerade vor dem Hintergrund der rückläufigen Bestände besonders wichtig sind. Lesen Sie weitere Informationen dazu im unten stehenden „Drei-Fragen-Interview“.
Sie ist die Rekordhalterin unter den Zugvögeln: Die Küstenseeschwalbe legt zwischen ihren Winterquartieren am Rande der Antarktis und den Brutgebieten in den Niederlanden pro Jahr eine Flugstrecke von bis zu 90.000 Kilometern zurück. Etwa gleichlang dürfte der Weg für die Population sein, die im Nationalpark Wattenmeer, sogar noch länger der derjenigen, die weiter nördlich brütet. Da die Vögel ein Alter von 30 Jahren und mehr erreichen können, entspricht die lebenslange Flugleistung nicht weniger Exemplare mindestens der Entfernung dreimal von der Erde zum Mond und zurück.
© Stock / LKN.SH
Biologe und Vogelexperte der Nationalparkverwaltung
Welches sind die häufigsten Brutvogelarten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer?
Trotz starker Rückgänge behauptet sich der weit verbreitete Austernfischer nach Lach- und Heringsmöwe, aber vor der Silbermöwe immer noch auf Platz drei der häufigsten Brutvögel im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Die höchste Dichte erreicht die Brandseeschwalbe, die in nur einer Kolonie mit etwa 2.700 Paaren auf kaum mehr als 1.000 Quadratmeter Fläche auf der Hallig Norderoog brütet. Hier die Zahlen im Einzelnen: Lachmöwe 35.000 Paare, Heringsmöwe 15.000 Paare, Austernfischer 9.500 Paare, Silbermöwe 9.000 und Brandseeschwalbe 2.700 Paare.
Die Bestände zahlreicher Arten sind seit den 1990er Jahren zurückgegangen. Welche sind besonders betroffen?
Ich würde hier vornean den Austernfischer nennen, dessen Brut-, wie übrigens auch der Rastbestand sich seit dem Jahr 1996 halbiert hat, sowie die Strandbrüter Sand- und Seeregenpfeifer. Aber auch die Populationen aller Seeschwalbenarten sind im etwa gleichen Zeitraum deutlich kleiner geworden, allerdings in Schleswig-Holstein meist nicht ganz so stark wie in anderen Teilen des Wattenmeeres. Die langlebigen Möwenarten sind derzeit noch in großer Zahl vertreten, der Bruterfolg fällt aber seit einigen Jahren nur noch sehr gering aus. Bestandsrückgänge sind daher in nächster Zeit auch bei ihnen zu erwarten.
Welches sind die Gründe für diese Entwicklung und was wird getan um gegenzusteuern?
Wie so oft in der Natur sind die Gründe vielschichtig und wirken in Kombination miteinander. So hat das seit 2009 durchgeführte Bruterfolgs-Monitoring ergeben, dass bei vielen Arten zu wenige Jungvögel flügge werden, um den Bestand zumindest stabil halten zu können. Die Ursachen sind daher vermutlich im Wattenmeer und nicht auf dem Zug oder in den Überwinterungsgebieten zu suchen.
Und hier spielen Faktoren wie Nahrungsverfügbarkeit (Würmer, Muscheln, Schnecken, Kleinfische), Starkwind-Wetterlagen und Überflutungshäufigkeit niedrig gelegener Brutplätze im Frühjahr/Frühsommer sicher eine entscheidende Rolle. Man darf vermuten, dass der Klimawandel hier bereits Auswirkungen zeigt. Ansteigende Wassertemperaturen zum Beispiel beeinflussen räumlich und zeitlich die Vermehrung kleiner Krebse und der von ihnen lebenden Kleinfische wie etwa des Herings, den wiederum Seeschwalbenküken zur richtigen Zeit in passender Größe als Futter benötigen. Auch Veränderungen bei Überflutungs- bzw. Trockenfallzeiten von Wattflächen können die Möglichkeiten der Nahrungsaufnahme einschränken.
Starken Einfluss hat zudem aktuell das, was wir Biologen Prädationsdruck nennen, also die verstärkte Präsenz von Beutegreifern wie Fuchs, Marder und Wanderratten, die sich in der Brutzeit von Eiern und Küken ernähren. Dies hat dazu geführt, dass sich im gesamten Wattenmeer fast alle Kolonien von Möwen und Seeschwalben vom Festland weg auf Inseln und Halligen verlagert haben. Eine große Ausnahme ist hier lediglich der Elbmündungsbereich wegen seines inzwischen wieder herausragend guten Nahrungsangebotes, insbesondere durch die Stintvorkommen. Durch Dammverbindungen vom Festland sind einige Halligen (Oland, Langeneß, Nordstrandischmoor), die letzten großen Rückzugsräume für koloniebrütende Küstenvögel, für Beutegreifer zugänglich geworden und die Bestände hier nach weitgehenden Brutausfällen in den letzten Jahren kurz vor dem Zusammenbruch.
Oberstes Ziel des Brutvogelschutzes muss es jetzt sein, die Zugänglichkeit der Halligen für Beutegreifer wieder zu unterbinden. Ohne Besucherlenkung in sensiblen Bereichen zur Brutzeit würden menschliche Störungen einigen Arten, die schon mit vielen Problemen zu kämpfen haben, den Rest geben. Trilateral, also für das gesamte Wattenmeer, hat das Gemeinsame Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven darüber hinaus vor wenigen Tagen einen internationalen Aktionsplan für das gesamte Wattenmeer veröffentlicht, mit Empfehlungen zur Verbesserung der Brutbedingungen im Wattenmeer. Denn das Problem der Bestandsrückgänge bei Brutvögeln ist ja ein wattenmeerweites!
© Stock / LKN.SH
Nicht nur bei den Brutvögeln, auch bei den Seehunden im Wattenmeer steht in diesen Tagen der Nachwuchs an: Die Wurfsaison beginnt! Und voraussichtlich wird in diesem Jahr wieder das eine oder andere vermeintlich mutterlose Junge am Strand liegen. „Heuler“ werden sie wegen ihres Rufens nach dem Muttertier genannt – ein Rufen, das herzzerreißend klingen kann, aber nichts anderes ist als ein normaler Kontaktlaut.
Von Menschen, die einem solchen Heuler begegnen, ist jetzt richtiges und rücksichtsvolles Verhalten gefragt! Das heißt vor allem: das Tier auf keinen Fall anfassen, Hunde von ihm fernhalten – und selbst auf Abstand bleiben, damit die Mutter (die das zum Beispiel durch Strömung abgetriebene Junge häufig wieder findet und „abholt“) sich ungestört nähern kann. Ob der kleine Seehund wirklich menschliche Hilfe benötigt, können nur Fachleute beurteilen, also die im Nationalpark tätigen Seehundjäger (die längst zu Seehundhegern geworden sind). Im Falle eines Heulerfundes sollte darum, wenn bekannt, umgehend der zuständige Seehundjäger, ansonsten die nächstgelegene Tourist Information oder die Polizei informiert werden.
© Stock / LKN.SH
Die Strandung von 29 Pottwalen an der gesamten Wattenmeerküste (davon 13 in Schleswig-Holstein) hat im Januar und Februar nicht nur Naturschützer bewegt. Warum sich die Meeressäuger, allesamt Jungbullen, in die flache Nordsee verirrt haben, konnte bisher nicht mit letzter Gewissheit geklärt werden (siehe April-Ausgabe der Nationalpark Nachrichten). Bei einem Symposium unter dem Titel „Wale voraus oder vor dem Aus“ machen sich am heutigen Mittwoch (18. Mai) im niedersächsischen Wilhelmshaven erneut Experten auf die Suche nach den Ursachen. Veranstalter ist die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Niedersachsens. Auch Experten der schleswig-holsteinischen Nationalparkverwaltung sind bei der Veranstaltung vertreten. Ein Bericht über die Ergebnisse folgt in der Juni-Ausgabe der Nationalpark Nachrichten.
© Maier
Das Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ hat es als „Ringfund der Woche“ vermerkt: Der Vogelwart auf der Insel Trischen im Dithmarscher Wattenmeer hat im April am Strand den noch gut erhaltenen Kadaver einer Skua (Stercorarius skua) entdeckt. „Die Skua war farbberingt und der Stahlring verriet mir, dass sie von einem norwegischen Team beringt wurde“, berichtet Marco Maier. Skuas sind Meeresvögel aus der Familie der Raubmöwen, die auf Felseninseln brüten. Nach Informationen der Vogelwarte ist dies der „bisher nördlichste Beringungsort einer Skua, die in Deutschland gefunden wurde, und außerdem die weiteste Wiederfundentfernung bei dieser Art“. In seinem Blog hat der Vogelwart weitere Details zu der Vogelart und seinem Fund notiert.
© Claußen / LKN.SH
24 Schülerinnen und Schüler der Grundschule Witzwort haben kürzlich das Multimar Wattforum erkundet – „auf platt“. Denn Nationalpark-Ranger Frerk Petersen hat sie durch die Ausstellung geführt, und der ist ein echter „Plattdeutscher“ – der auch öffentliche Führungen in seiner Muttersprache anbietet (Termine siehe Rubrik „Watt noch?“).
© Claußen / LKN.SH
Renate und Gerhard Langer aus Bamberg haben das Nationalpark-Gewinnspiel 2015 gewonnen – und kürzlich ihren Preis vor Ort eingelöst. Lesen Sie mehr über das (auch in diesem Jahr wieder laufende) Gewinnspiel in unserer Pressemitteilung.
© Stock / LKN.SH
Nun ist es amtlich: Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist nicht nur, wie bereits seit 1990, selbst Schutzgebiet nach dem Ramsar-Abkommen, sondern jetzt auch Teil eines grenzüberschreitenden Ramsargebietes. „Das betont und stärkt die Bemühungen im Rahmen der Ramsar-Konvention, den Schutz und das Management von Feuchtgebieten auf eine wattenmeerweite Basis zu stellen“, erklärt der Leiter des Fachbereiches „Umweltbeobachtung und Planungsgrundlagen“ in der Nationalparkverwaltung Klaus Koßmagk-Stephan. Vor allem aber werde der Schritt der Tatsache gerecht, dass es sich bei dem Wattenmeer von den Niederlanden bis nach Dänemark um ein zusammenhängendes Ökosystem handele.
Das im Jahr 1971 in der iranischen Stadt Ramsar getroffene internationale Übereinkommen (genaue Bezeichnung: „Convention on Wetlands of International Importance especially as Waterfowl Habitat“) zielt auf den Schutz von Küstengewässern, Seen, Flüssen und Mooren. Grundlage für den nun folgerichtigen Schritt hin zu einem großen, grenzüberschreitenden „Ramsargebiet Wattenmeer“ ist die Tondern-Erklärung von 2014. Bei der damaligen 12. Trilaterialen Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres in der dänischen Stadt war vereinbart worden, die einzelnen Ramsar-Gebiete des Wattenmeeres als ein gemeinsames zusammenzuführen.
© Dockhorn / LKN.SH
Der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck hat entschieden: Um den Betrieb im Hamburger Hafen sicherzustellen, darf erneut Baggergut aus dem Hafen in der Nordsee Schleswig-Holsteins verbracht werden. Zielort – weil die ökologisch verträglichste Variante – ist den Angaben zufolge das Schlickfallgebiet am Standort Tonne E3 mehr als 15 Kilometer von Helgoland und dem Nationalpark sowie 60 Kilometer von Büsum entfernt. Ein Einfluss auf den Nationalpark sei damit auszuschließen. Strenge Umweltauflagen sollen zudem sicherstellen, dass „nachteilige Auswirkungen auf das schleswig-holsteinische Küstengewässer der Nordsee und die angrenzenden Küstenregionen vermieden oder minimiert werden“, teilte das Ministerium dazu mit. Zudem haben sich beide Seiten auf gemeinsame Eckpunkte für ein Sedimentmanagement verständigt mit dem Ziel einer langfristigen Lösung des Problems. Weitere Details enthält die entsprechende Pressemitteilung.
© Stock / LKN.SH
Sie soll Initiativen zum Schutz des Wattenmeeres fördern sowie die Informations- und Bildungsarbeit zum Nationalpark stärken. Gestern hat die Nationalparkstiftung nun ihre Arbeit aufgenommen. Mehr dazu erfahren Sie in der Pressemitteilung des schleswig-holsteinischen Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume.
© Stock / LKN.SH
Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde eigens ein Schutzgebiet für sie eingerichtet, seit einigen Jahren haben Schweinswale offenbar auch die Elbe (wieder-)entdeckt: Von einer großen Truppe dieser Meeressäuger in der Elbe berichtete Ende April die Zeitschrift Geo: Bis zu 100 Tiere seien vom Elbufer aus zu sehen, „so viele wie noch nie“, heißt es in dem Bericht in der Geo-Online-Ausgabe. Angelockt worden seien sie offenbar von der Präsenz von Stinten, die zu ihren Laichplätzen flussaufwärts schwimmen.
© Stock / LKN.SH
30 Millionen Euro hat die schleswig-holsteinische Landesregierung für ein „Landesprogramm Fischerei und Aquakultur“ bereitgestellt, um die die Entwicklung einer nachhaltigen heimischen Fischerei zu stärken. Rund drei Viertel der Mittel stammen nach Informationen des Umweltministeriums aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF), für den die Europäische Union sechs Prioritäten formuliert hat, darunter eine die Nachhaltigkeit von Fischerei, Aquakultur und Fischwirtschaftgebieten. Mehr dazu in der Pressemitteilung.
© Stock / LKN.SH
In einer wissenschaftlichen Arbeit zum Selektionsvermögen dieser Meeresgänse haben niederländische Studentinnen und Studenten rund um die Doktorandin Wimke Fokkema nachgewiesen, dass die Tiere Zuckerschlecker sind. Ihre Nahrung selektieren sie nicht etwa, wie bisher angenommen, nach hohem Protein- oder geringem Fasergehalt, sondern nach dem Osmoregulationsmechanismus der Pflanzen. Der Begriff Osmoregulation bezeichnet die Fähigkeit von Organismen, die Konzentration gelöster Stoffe in ihren Zellen (osmotischer Druck) verträglich zu halten. In der Studie “The nature of plant adaptations to salinity stress has trophic consequences” hat das Team nun herausgefunden, dass alle von den Ringelgänsen ausgewählten Pflanzen Zucker für die Osmoregulation nutzen. Im schleswig-holsteinischen Wattenmeer-Nationalpark werden die gefiederten Leckermäuler übrigens bald verschwinden: Ab dem 20. Mai ist mit dem Abflug in Richtung ihrer arktischen Brutgebiete zu rechnen.
Quelle: Wimke Fokkema, Wendy de Boer, Henk P. van der Jeugd, Adriaan Dokter, Bart A. Nolet, Luit J. De Kok, J. Theo M. Elzenga, Han Olff: “The nature of plant adaptations to salinity stress has trophic consequences”, August 2015
© Kretschmer / LKN.SH
Die Nationalparkverwaltung zeigt wieder Flagge: Bei zahlreichen Veranstaltungen in Schleswig-Holstein und darüber hinaus werben Infostände jetzt für den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer. Ziel ist es dabei, möglichst breite Bevölkerungsschichten für den Lebensraum Wattenmeer und dessen Schutz zu begeistern.
Los ging es bereits am Himmelfahrtstag mit dem „Kulturhimmel“ in St. Peter-Ording. Eine der dort aufgestellten Pagoden war dem Thema Natur gewidmet, und hier präsentierte sich die Nationalparkverwaltung gemeinsam mit der Schutzstation Wattenmeer und den Nationalpark-Partnern. Der Standort passte ideal, ist die Halbinsel Eiderstedt doch Hochburg der Nationalpark-Partner – 34 Betriebe und Institutionen sind mit im Boot.
Die Nationalpark-Partner waren ebenfalls dabei, als am ersten (langen) Mai-Wochenende die Nationalparkverwaltung gemeinsam mit dem Nordsee-Tourismus-Service (NTS) vier Tage lang beim Hamburger Hafengeburtstag mit viel Information vertreten war (siehe Foto oben). Und es gab sogar etwas zu gewinnen: Der Nationalpark-Partner Bio-Hotel Miramar (Tönning) spendierte gleich fünf Übernachtungen plus attraktives Rahmenprogramm.
Am kommenden Sonntag (22. Mai) steht dann wieder der Gottorfer Landmarkt in Schleswig auf dem Terminkalender. Mit ihren ökologisch orientierten Ausstellern und Tausenden von Besuchern ist die Veranstaltung rund um Schloss Gottorf der den Angaben zufolge größte Öko-Landmarkt Deutschlands, und er findet bereits zum 17. Mal statt.
Der NDR ist Ausrichter des Landpartie-Festes am letzten Mai-Wochenende (28. und 29.) in Rendsburg. Anlass ist die NDR-Sendereihe Landpartie, bei der die Moderatorin Heike Götz seit rund 17 Jahren verschiedene Regionen Norddeutschlands vorstellt. Auf dem Paradeplatz im Herzen der Stadt präsentiert sich der Nationalpark beim Landpartie-Fest gemeinsam mit vielen anderen Ausstellern.
Schließlich noch ein kurzer Ausblick in den kommenden Monat: Am 18. und 19. Juni steht in Hamburg die Hansebird an, das vom NABU organisierte „Vogelfestival des Nordens“. Die Nationalparkverwaltung ist dort ebenfalls präsent – sowie übrigens den ganzen Sommer jede Woche mit einer Infoeinrichtung beim wöchentlichen „Donnerstag im Dorf“ in St.Peter, Ortsteil Dorf.
© Stock / LKN.SH
Vor dem Krabbenbrot: Die Nordseegarnele (Crangon crangon) erzählt. Sie erzählt von ihrer Anatomie und ihrem Lebensraum, ihren Feinden und dem Versteckspielen davor, ihrem Fleisch und Blut und ihren Sinnen. Und schließlich von ihrem Weg ins Fischernetz, früher und heute.
Sie spricht dabei wie zu einem Kind, was sie sagt, ist aber sehr fachlich. Kein Wunder, denn Inge Kronberg, Verfasserin und Zeichnerin der vielen instruktiven Bilder, ist promovierte Küstenökologin. Nach 30 Seiten weiß man mehr über Krabben, als man sich hätte vorstellen können. Die letzten 10 Seiten „Zum Vertiefen“ machen den Leser zum Krabbenexperten.
Man lernt beispielsweise, dass die Farbanpassung an den jeweiligen Untergrund nicht durch das Nervensystem, sondern durch Hormone gesteuert wird, dass der Wechsel des Geschlechts im Gegensatz zu anderen Krebsen kaum eine Rolle spielt, dass die Krabben nicht überfischt, große Krabben aber selten geworden sind oder dass der Hauptteil des Fanges aus der Sommergeneration des vergangenen Jahres und vor allem aus Weibchen besteht. Wie man diese Krabben pult und zubereitet steht natürlich auch drin. Und fünf Rezepte laden dazu ein, das Thema weiter zu verinnerlichen.
Hendrik Brunckhorst
Inge Kronberg: Mein Leben vor dem Krabbenbrot, 44 Seiten, Boyens, ISBN 978-3-8042-1425-5, 9,95 Euro
Reiseführer: Einen reich bebilderten Führer durch Schutzgebiete in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter dem Dach der Kooperation „Fahrtziel Natur“ hat der J.P. Bachem Verlag kürzlich vorgelegt. Er biete „Inspirationen, die Lust machen auf ein nachhaltiges Urlaubserlebnis – bei dem das Auto getrost daheim bleiben kann“, teilt der Verlag dazu mit. 22 Fahrtziel-Natur-Gebiete werden darin vorgestellt, mit Informationen zur umweltfreundlichen Anreise und Mobilität vor Ort, mit Tipps für Übernachtungsmöglichkeiten, attraktive Naturerlebnisse und kulturelle Anziehungspunkte.
Ein Beileger gibt Hinweise zu barrierefreien Aktivitäten, Unterkünften und Mobilitätsangeboten. Als kleine Motivationshilfe enthält der Reiseführer außerdem einen Zehn-Euro-online-Gutschein für die Deutsche Bahn. Bestellt werden kann er über die Fahrtziel-Natur-Website, ist vor Ort aber auch im Shop des Multimar Wattforums erhältlich.
Umweltfreundliche Mobilität ist das Motto der Initiative „Fahrtziel Natur“, in der die Umweltverbände NABU und BUND, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und die Deutsche Bahn mit Schutzgebieten, darunter auch der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, zusammenarbeiten. Übrigens feiert „Fahrtziel Natur“ in diesem Jahr das 15-jährige Bestehen. Bald mehr dazu in den Nationalpark Nachrichten!
Interessante Ratgeber: Um nachhaltigen Tourismus und Naturerlebnisangebote geht es in zwei Leitfäden, die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Rahmen von Projekten gefördert wurden. „Nach-haltigkeit im Deutschlandtourismus: Anforderungen, Empfehlungen, Umsetzungshilfen“ lautet der Titel einer gemeinsam vom Deutschen Tourismusverband und BTE Tourismus und Regionalberatung erstellten Publikation, die wertvolle Informationen für Touristiker bereithält – unter anderem in Form von Checklisten und 40 Kriterien für eine nachhaltige Ausrichtung von Tourismusdestinationen sowie Empfehlungen zur Umsetzung. Es gibt sie hier als Download.
An die Verantwortlichen der Naturparke, Nationalparke und UNESCO-Biosphärenreservate sowie ihre touristischen Partner wie Gaststätten und Hotels richtet sich Ratgeber Nummer zwei. Der Verband Deutscher Naturparke und EUROPARC Deutschland geben darin Tipps zur Gestaltung von interessanten Naturerlebnisangeboten als Gesamtpaket sowie zu Vermarktung und Vertrieb. Die Publikation mit dem Titel „Faszination Natur erlebbar machen“ gibt es ebenfalls als Download.
© Hecker / LKN.SH
Insgesamt 600 Ausflüge in die faszinierende Natur Schleswig-Holsteins bietet der von der Stiftung Naturschutz, dem Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume, dem Landesverband der Volkshochschulen und den Sparkassen ausgerichtete Aktionsmonat Naturerlebnis. Da darf der Nationalpark Wattenmeer als Ausflugsziel nicht fehlen! Folgende drei Veranstaltungen sind für die kommenden Wochen vorbereitet:
In Nordfriesland zwei Watterkundungen mit dem Titel „Spaziergang auf dem Meeresgrund“, und zwar am 26. Mai mit dem Nationalpark-Ranger Wolfgang Förster-Hahn (siehe Foto oben) von 10.00 bis 13.00 Uhr (Treffpunkt: 25813 Simonsberg, Badestelle Lundenbergsand südlich von Husum), sowie am 27. Mai mit dem Nationalpark-Ranger Frerk Petersen (10.00 bis 13.00 Uhr, Treffpunkt 25845 Fuhlehörn / Nordstrand, Badestelle). Ein Ausflug ins Watt vor Dithmarschen findet am 30. Mai von 11.00 bis 14.00 Uhr unter der Leitung der Nationalpark-Ranger Michael Beverungen und Christian Piening statt. Treffpunkt hierfür: 25718 Friedrichkoog-Spitze / Aufgang Badestrand.
Die Kosten für die Veranstaltungen betragen jeweils 5 Euro für Erwachsene und 3 Euro für Kinder, Anmeldung ist nicht erforderlich.
Wunderschönes Weltnaturerbe: Im Kieler Landeshaus war sie zuerst zu sehen, seit Anfang Mai nun im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum im niedersächsischen Wilhelmshaven: die Ausstellung zum Weltnaturerbe Wattenmeer mit 24 großformatigen Wandbildern der Fotografen Martin Stock und Pieter de Vries. Sie zeigen die einzelnen Küstenstriche des Wattenmeeres von den Niederlanden bis Dänemark in ihrer ganzen Schönheit und Eigenart. Es handelt sich um eine von den Autoren zusammengestellte Auswahl aus dem Bildband „Wattenmeer“, vom Fotodienstleister CEWE gedruckt auf AluDibond. Nach Wilhelmshaven stehen etliche weitere Ausstellungsorte auf dem Kalender, darunter auch das Hanse-Office in Brüssel, die gemeinsame Vertretung Hamburgs und Schleswig-Holsteins bei der Europäischen Union. Bis Ende 2017 ist die Ausstellung weitgehend ausgebucht.
Kreatives Handwerken am Wattenmeer: Ein großer Haufen aus Holzresten türmt sich auf der Wiese neben dem Multimar Wattforum in Tönning. Es handelt sich um Treibgut aus der Nordsee, das in den letzten Monaten an den Deichen gesammelt wurde – und nun auf seinen künstlerischen Einsatz wartet. Das Material aus dem Meer dient als Baustoff für eine großformatige Skulptur, die am Eiderufer erschaffen werden soll. Passieren soll dies während eines LandArt Workshops, der vom Freitag, 24. Juni, bis Sonntag, 26. Juni am Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum stattfindet.
Ein Wochenende lang widmen sich die Teilnehmer intensiv der Wattenmeernatur mit ihren kunstvollen Strukturen, Formen und Farben. Geleitet wird die kreative Veranstaltung von den erfahrenen LandArt-Künstlern Wolfgang Buntrock und Frank Nordiek. Anmeldungen sind möglich bis zum 10. Juni, die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Interessierte finden detaillierte Informationen und das Anmeldeformular auf der Multimar-Webseite und in einem Flyer.
Multimar op Platt: Zwei weitere Führungen auf Plattdeutsch bietet das Multimar Wattforum in den kommenden Wochen an, und zwar jeweils am 1. Sonntag der Monate Juni (5.) und Juli (3.). Unter der Leitung von Nationalpark-Ranger Frerk Petersen, eines eingefleischten „Plattdeutschen“, können Interessierte jeweils ab 15.00 Uhr diesen besonderen Rundgang durch die Ausstellung genießen. Der Eintritt inklusive plattdeutscher Führung beträgt für Erwachsene 11 Euro und für Kinder (4 bis 15 Jahre) 8 Euro.
Scout werden: In einer Schulungsreihe können sich interessierte Fachkräfte aus den Bereichen Tourismus, aber auch Handel, Energie und Verkehr an der Nordsee Schleswig-Holsteins jetzt zum „Nachhaltigkeits- und EE-Scout“ ausbilden lassen. Für das beitragsfreie Angebot zeichnen Dithmarschen Tourismus (als Projektträger) und der Nordsee-Tourismus-Service (NTS) verantwortlich, für die Durchführung ist das Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) in Kooperation mit der Fachhochschule Westküste zuständig. Es beinhaltet zwölf Module an acht Terminen an verschiedenen Standorten in Nordfriesland und Dithmarschen und erstreckt sich, inklusive eines abschließenden Praxisprojektes, bis hinein in den April 2017; Start ist am 26. Mai. Weitere Informationen und Anmeldung online auf www.echt-dithmarschen.de
Herausgeber
LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning
Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:
www.nationalpark-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de