Schleswig-Holstein

15.01.2020 |

Nationalpark Nachrichten Januar 2020

MOIN, MOIN,
liebe Freundinnen und Freunde des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer! Sind Sie gut ins Jahr 2020 gestartet? Dann sind Sie ja bereit für die erste Ausgabe der Nationalpark Nachrichten – leider mit stark reduziertem Umfang, da nach wie vor technische Probleme mit unserer Bilddatenbank bestehen. Aber die Vorschau auf unser Nationalpark-Themenjahr Unterwasserwelt ist einfach unverzichtbar. Und ein wenig mehr gibt es denn doch zu lesen und schauen. Viel Spaß dabei!

Rubrik Aktuelles neu

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© Hecker / LKN.SH

Willkommen im Jahr 2020 – willkommen im Nationalpark-Themenjahr Unterwasserwelt!

Denn neben Watt, Salzwiesen und Dünen gehört auch viel Meer zum Nationalpark, das heißt viel Leben unter Wasser – und dieses steht das ganze Jahr über im Fokus nicht nur in den Nationalpark Nachrichten, sondern der gesamten Arbeit der Nationalparkverwaltung.

Wieso eigentlich Meer, es heißt doch Nationalpark Schleswig-Holsteinisches „Wattenmeer“? Ja, aber in diesem Nationalpark Wattenmeer ist mehr Meer, als man auf den ersten Blick (bei Ebbe) denken mag. Denn nur rund 30 Prozent seiner Fläche bilden die sogenannte Gezeitenzone, aus der sich zweimal binnen etwa 24 Stunden die Nordsee zurückzieht; der Anteil, der dauerhaft von Wasser bedeckt ist, liegt seit der Erweiterung des Schutzgebietes vor nunmehr 20 Jahren (siehe Beitrag „20 Jahre Gesetzesnovelle“) bei 68 Prozent (der Vollständigkeit halber und vereinfacht gesagt: Der Rest sind höher gelegene Bereiche wie Salzwiesen, Außensände, Strände …).

Eine Verbindung zwischen dem trockenfallenden und dem marinen Bereich sind die tiefen Priele, die das Wattenmeer wie ein Adergeflecht durchziehen. Sie sind Kinderstube vieler Meerestiere. Das vielleicht bekannteste ist die Nordseegarnele; aber auch Fische wie Scholle und Hering verbringen hier ihren ersten Lebenssommer.

Schon diese Beispiele vermitteln eine Ahnung davon, wie wenig der Lebensraum Wattenmeer und der Lebensraum Nordsee voneinander zu trennen sind. Denn bei Hochwasser ist eben auch über dem trockenfallenden Watt Meer. Und viele Meeresbewohner leben ohnehin nicht an einem festen Standort, vielmehr wandern sie, mit der Strömung oder jahreszeitlich bedingt, zwischen den flacheren und tieferen Bereichen der Nordsee (wo viele von ihnen den Winter verbringen). Zudem verschlagen Wetterereignisse wie Stürme, aber auch der Klimawandel Arten ins Wattenmeer, die hier ursprünglich nicht heimisch sind.

Das Leben im Meer ist von großer und faszinierender Vielfalt. Schaut man allein auf die Fische, gibt es weit über 100 Arten in der Nordsee. 52 davon sind dem im Auftrag der Nationalparkverwaltung erstellten aktuellen Monitoring-Bericht zufolge auch im schleswig-holsteinischen Wattenmeer nachgewiesen; der Atlas der Fische im schleswig-holsteinischen Wattenmeer verzeichnet sogar rund 70 Arten.

Daneben gehören viele, viele weitere Tiergruppen und Arten zu den Bewohnern der Nordsee: Muscheln und Schnecken, Quallen, Krebse und Krabben, Seesterne und Seenelken, Wale, Kegelrobben, Seehunde sowie eine Vielzahl winziger Wesen wie Algen, Pilze, Ruderfußkrebse und, und und … Unter welchen Bedingungen sie alle unter Wasser leben und überleben, darüber wird in den kommenden Ausgaben der Nationalpark Nachrichten viel Interessantes, Erstaunliches und auch Witziges zu lesen sein. Bleiben Sie dran!

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© Stock / LKN.SH

35 Jahre alt wird er in diesem Jahr, der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, 2019 wurde nicht nur hierzulande, sondern wattenmeerweit das zehnjährige Jubiläum des Weltnaturerbes Wattenmeer gefeiert. Und nun steht schon wieder ein Geburtstag an. Denn 1990 wurde der Nationalpark, flächengleich, auch UNESCO-Biosphärenreservat.

Zu diesem Zeitpunkt war das weltweite UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ (Man and Biosphere/MAB) noch keine 20 Jahre alt, einige Leitlinien und Kriterien, vor allem zum Thema Nachhaltigkeit, noch nicht so detailliert definiert wie heute. Der eigentliche Beitritt war nicht viel mehr als ein Verwaltungsakt.

Zuvor aber wurde an der Küste informiert und kontrovers diskutiert. Dabei liefen die Abstimmungen zur möglichen Ausweisung des Biosphärenreservates zunächst parallel mit denen als Ramsar-Gebiet, erinnert sich Kirsten Boley-Fleet, heute Leiterin des Fachbereichs Schutz und Entwicklungsplanung in der Nationalparkverwaltung. „Heiße Debatten gab es vor allem um Ramsar, und auch fast ausschließlich in Nordfriesland.“

Zum Verständnis: Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist, ebenfalls seit 1990, auch Ramsar-Schutzgebiet. Das im Jahr 1971 in der gleichnamigen iranischen Stadt getroffene internationale Abkommen (genaue Bezeichnung: „Convention on Wetlands of International Importance especially as Waterfowl Habitat“) zielt auf den Schutz von Feuchtgebieten wie Küstengewässern, Seen, Flüssen und Mooren ab.

Aber zurück zum Thema: „Die von Ihnen geplanten Ausweisungen sind vom Prinzip her folgerichtig und aus der Sicht des Naturschutzes zu begrüßen“, schrieb der damalige Landrat Nordfrieslands Dr. Lothar Blatt im Dezember 1989 an Professor Dr. Berndt Heydemann, zu dieser Zeit schleswig-holsteinischer Umweltminister. Dennoch sehe er sich nicht in der Lage, eine positive Stellungnahme dazu abzugeben; Blatt begründete dies mit der „nach wie vor emotional geführten“ Diskussion um den Nationalpark. Die ist längst Geschichte und nicht nur der Nationalpark, sondern auch das Biosphärengebiet (ein in der Region gegenüber der genauen Übersetzung des englischen „reserve“ = Reservat bevorzugter Begriff) bei den Menschen an der Küste akzeptiert, ja hoch geschätzt, sagt der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen: „Dass auf Pellworm derzeit der Beitritt zur Biosphäre vorbereitet wird, spricht für sich.“.

Ein Biosphärenreservat – was ist das eigentlich?

Bleibt die Frage, was das eigentlich ist, ein UNESCO-Biosphärenreservat. „Das MAB-Programm hat zum Ziel, auf natur- und gesellschaftswissenschaftlicher Grundlage die nachhaltige Nutzung und den Erhalt biologischer Vielfalt zu fördern“, heißt es dazu beim Bundesamt für Naturschutz (BfN), in dem die Geschäftsstelle des MAB-Nationalkomitees angesiedelt ist. Neben ökologischen sollten dabei ausdrücklich auch ökonomische, soziale, planerische und ethische Aspekte gleichberechtigt mit einbezogen sein. Soll heißen: Ein Biosphärengebiet ist Modellregion für eine ökologisch, ökonomisch und sozio-kulturell nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise, oder, wie es auf der Nationalpark-Website formuliert ist: „Anders als in Nationalparken, wo es um den Schutz natürlicher Prozesse auf großer Fläche geht, steht in Biosphärenreservaten der nachhaltig wirtschaftende Mensch im Vordergrund.“

Noch zu theoretisch? Dann lassen wir die Kinder der Biosphäre Halligen zu Wort kommen, die das Ganze einmal so zusammengefasst haben: „Ein Biosphärenreservat ist kein Museum, es ist ein Gebiet, in dem sich was tut! Der Mensch braucht die Natur, um leben zu können. Manchmal nutzt er sie so stark, dass es ihr nicht gut tut. Die UNESCO hat daher das Programm „Mensch und Biosphäre“ gestartet. Sein Ziel ist es, die Natur zu schützen und den Menschen eine lebenswerte Zukunft in ihrer Heimat zu bieten. Das nennt man nachhaltige Entwicklung.“

„Man and Biosphere“

Das Biosphären-Programm „Man and Biosphere“ (MAB) wurde 1970 auf der 16. Generalkonferenz der UNESCO, der Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur der Vereinten Nationen, ins Leben gerufen. Ziel ist es, in Modellregionen eine nachhaltige Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht beispielhaft zu verwirklichen – ein Gedanke, der seitdem um die Welt geht: 701 Biosphärenreservate gibt es heute in 124 Ländern; in Deutschland sind es 16 (Stand Juli 2019/Quelle: UNESCO).

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde Ende 1990 in das Programm aufgenommen, seit Dezember 2004 gehören die nordfriesischen Halligen Gröde, Hooge, Langeness, Nordstrandischmoor und Oland (die nicht Bestandteil des Nationalparks sind) als Entwicklungszone dazu. Das gesamte „Biosphärenreservat Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen“ umfasst seitdem 4.431 Quadratkilometer. Für den Schutz der Natur, die Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbeobachtung im Biosphärenreservat ist die Nationalparkverwaltung zuständig.

10 Rubrik Neues aus den NNL

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© Screenshot

Sie gelten zu Recht als Deutschlands Schatzkammern der Natur, die Nationalparks, Naturparks, Biosphärenreservate und zertifizierten Wildnisgebiete. „EUROPARC Deutschland“ hieß der Verein, in dem viele dieser Naturlandschaften zusammengeschlossen sind, lange. Seit Jahresbeginn bezeichnet der offizielle Name das, was die Verbandsmitglieder tatsächlich sind: „Nationale Naturlandschaften e.V.“ – kurz NNL.

Die Weichen für einen Neubeginn hatte EUROPARC Deutschland bereits im November 2018 gestellt: Bei ihrer Versammlung im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal beschlossen die Mitglieder nicht nur die Umbenennung des Vereins mit Wirkung vom 1. Januar 2020, sondern wählten mit dem Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer Peter Südbeck auch einen neuen Vorstandsvorsitzenden (siehe Nationalpark Nachrichten Nr. 11/2018). Die erneuerte Führungsriege komplett macht seit dem 1. Oktober vergangenen Jahres Jan Wildefeld als Geschäftsführer.

Gegründet wurde EUROPARC Deutschland 1991 und war gleichzeitig erste Sektion der internationalen EUROPARC Federation, des Dachverbands der europäischen Großschutzgebiete. Zu den zwölf Gründungsmitgliedern gehörte auch der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Ziel des NNL ist es, den Belangen der Mitgliedsgebiete über die Länderebene hinaus eine gemeinsame, bundesweite Stimme zu verleihen.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

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© Stock / LKN.SH

Nach Überzeugung von Detlef Hansen, Leiter der Nationalparkverwaltung und damals an vorderster Front aktiv, war es ein „Wendepunkt“ für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: Am 1. Januar 2000 trat die Novelle des Nationalparkgesetzes in Kraft. Auch die Kritiker des Nationalparks waren beteiligt, dadurch sei „viel Vertrauen, Verständnis und ein anderes, neues Miteinander“ erwachsen, so Hansen. Wie das schleswig-holsteinische Umweltministerium die Gesetzesnovelle heute bewertet, lesen Sie in dieser Pressemitteilung. Und neben Lob gibt es auch Kritik, formuliert von der Schutzstation Wattenmeer in dieser Pressemitteilung.

Rubrik Fundstück neu

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© Brauer / LKN.SH

Was macht denn der Bär in den Dünen? Ein neuer tierischer Nationalparkbewohner soll mit dem Schild, das in St. Peter-Ording auf den Dünenschutz hinweist, sicher nicht vorgestellt werden. Vielmehr war die Verbindung von Bär und Winterschlaf für die Initiatoren wohl naheliegend, ist aber biologisch nicht ganz korrekt. Denn Bären halten keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe. Aber nehmen wir es mal nicht so genau – verstanden wird der Hinweis bestimmt trotzdem …


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Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
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