Schleswig-Holstein

15.07.2020 |

Nationalpark Nachrichten Juli 2020

MOIN, MOIN,
... liebe Wattenmeerfreundinnen und -freunde! Mitte Juli: Die Ausgabe 7 der Nationalpark Nachrichten ist „dran". Auf den folgenden Seiten „versorgen" wir Sie wieder mit Neuigkeiten aus dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Viel Spaß beim Lesen, bleiben Sie gesund – und vorsichtig!

Rubrik Aktuelles neu

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© Hecker / LKN.SH

Die Welt unter Wasser ist einzigartig und nicht umsonst Gegenstand des Nationalpark-Themenjahres 2020. In den voran gegangenen Ausgaben der Nationalpark Nachrichten standen die Bedingungen und Lebensräume im Mittelpunkt, hier werden nun einige der Bewohner dieser besonderen Welt vorgestellt: die „Wet Five and Friends“ (die nassen Fünf und ihre Freunde).

„Wet Five“, das sind die fünf Tierarten, die die Nationalparkverwaltung als Repräsentanten für das Themenjahr 2020 ausgewählt hat. Es sind Seeanemonen, Seestern, Scholle, Ohrenqualle und Ruderfußkrebse.

Sie alle sind Bewohner des sogenannten Sublitorals, also jenes Wattenmeerbereiches, der dauerhaft (auch bei Ebbe) mit Wasser bedeckt ist. Dieser macht mehr als zwei Drittel, genauer 68 Prozent, des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer aus. Hier finden sich sowohl Arten und Lebensgemeinschaften, die im und auf dem Meeresboden leben – Benthos ist dafür der Fachbegriff –, als auch jene in dem darüber befindlichen Wasserkörper (Pelagial). Unter den „Wet Five“ finden sich Vertreter aus beiden Kategorien.

Der Meeresboden ist das Element der Seeanemonen (Actiniaria), einer arten- und gattungsreichen Ordnung innerhalb der Blumentiere, zu der unter anderen die Seedahlie (Urticina eques) gehört (Foto oben). Seeanemonen sind je nach Art bis zu 1,50 Meter groß (Durchmesser der Seedahlien bis zu 30 Zentimeter) und das, was Biologen „halbsessil“ nennen. Das heißt, sie krallen sich mit ihrer Fußscheibe auf hartem Untergrund fest oder graben sich in Sand und Geröll ein, können sich aber auch durch langsames Kriechen fortbewegen.

Ein wichtiges Merkmal des Gemeinen Seesterns (Asterias rubens, Foto rechts) sind seine Saugfüßchen an den kräftigen Armen. Sie ermöglichen ihm das Überleben, denn mit ihrer Hilfe öffnet er Muscheln und stülpt seinen Magen zur Verdauung in die Beute.

Die Scholle (Pleuronectes platessa) wird auch Goldbutt genannt und ist den meisten Menschen wohl als nahrhafter Speisefisch bekannt. Sie ist der häufigste Plattfisch im Wattenmeer; im Sommer sind Priele und Wattpfützen ihre Kinderstube.

Ohrenquallen (Aurelia aurita) führen ein Leben frei schwebend im Meer. Sie bestehen zu 98 Prozent aus Wasser. Die vier sichtbaren Ringe auf ihrem Schirm sind Fortpflanzungsorgane.

Und schließlich die Minis unter den fünf „Auserwählten“, die Ruderfußkrebse (Copepoda). Von ihnen sind rund 13.000 Arten bekannt, die auch von Biologen häufig schwer zu unterscheiden sind. Ihre „Größe“ variiert zwischen 0,2 und wenigen Millimetern. Und so klein sie sind, so bedeutsam sind sie für das Nahrungsnetz, stellen sie doch bis zu 90 Prozent des Zooplanktons in den Meeren.

Neben diesen tierischen Botschaften des Nationalpark-Themenjahres gibt es noch unzählige andere Unterwasserweltbewohner, vom im Durchschnitt 1,60 Meter langen Schweinswal bis zum kleinen Bäumchenröhrenwurm (Lanice conchilega), eine Art aus der Gruppe der Vielborstenwürmer. Einige von ihnen werden in dieser Broschüre vorgestellt.

Unterwasserwelt Priel

Priele durchziehen das Wattenmeer wie ein Adergeflecht. Sie sind – je nach Gezeitenlage mehr oder weniger hoch – stetig mit Wasser gefüllt, also eine kleine Unterwasserwelt, die eine Verbindung zwischen dem trockenfallenden und dem marinen Bereich des Nationalparks bildet. Und sie sind Kinderstube vieler Meerestiere, darunter das vielleicht bekannteste, die Nordseegarnele. Aber auch Fische wie Scholle und Hering verbringen hier ihren ersten Lebenssommer.

Und jetzt, wo Wattwanderungen wieder möglich sind, bietet die Nationalparkverwaltung im Rahmen des Nationalpark-Themenjahres, von Simonsberg und Friedrichskoogspitze aus, eine Serie von Führungen in diese faszinierende Welt mit Nationalpark-Rangerinnen und -Rangern. Bis in den September hinein ist eine Vielzahl von Terminen geplant, Informationen dazu gibt es hier. Achtung: Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist für alle eine Anmeldung unbedingt erforderlich (Telefon 04861-96200).

taktung

© Hartwig-Kruse / LKN.SH

Das Sturmtief „Verena“ Anfang Juli mit mehreren Sturmfluten und Landunter hat dramatische Folgen für einige Brutvogelarten im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer gebracht. Zwar ist die eigentliche Brutsaison in der Regel um diese Zeit weitgehend abgeschlossen, aber verschiedene Faktoren wie unter anderem der Sturm „Ela“ Anfang Mai hatten diese verzögert, so dass nicht nur flügge Küken, sondern auch Gelege den Fluten zum Opfer gefallen sind. Von einem „schwarzen Sonntag“ sprach die Nationalpark-Rangerin Ruth Hartwig-Kruse von Nordstrandischmoor mit Bezug auf den 5. Juli.

In der Tat waren die Halligen (Foto oben: Nordstrandischmoor) besonders betroffen und an Arten unter anderem Seeschwalben, in einigen Bereichen auch Austernfischer, sowie Lachmöwen. Letztere hatten bereits im Vorjahr erhebliche Verluste durch ein Hochwasser, ebenfalls zu Beginn des Julis, erlitten, so der Biologie Veit Hennig von AG Tierökologie & Naturschutz am Institut für Zoologie der Universität Hamburg: „Mehrere Jahre in Folge mit derart schlechtem Bruterfolg haben populationsbiologisch stark negative Folgen, da ganze Jahrgänge schwach oder vollständig ausfallend sind“, erläutert er in einem Bericht für die Nationalparkverwaltung, in dem er auch die Wetter- und Hochwasserereignisse seit Mai ausgiebig beleuchtet.

„Die hohen Springtiden am 5. und 7. Juli waren die dritten Spitzentiden im Frühjahr 2020 in der Brutzeit der Küsten- und Seevögel. Die hohen Wasserstände waren jeweils verbunden mit Springtiden kombiniert mit Starkwindereignissen“, schreibt Hennig, und: „Die Taktung der Landunter hätte nicht verheerender“ sein können. Sein vorläufiges Fazit: „Die Brutsaison war für viele Arten ein Totalausfall.“

fischsterben

© Henrichs / LKN.SH

Ein Phänomen fand Ende Juni große öffentliche Aufmerksamkeit: An der Nationalparkküste, unter anderem auf Amrum, am Westerheversand und am Strand von St. Peter-Ording, sowie in der Elbmündung wurden erhebliche Mengen toter Fische angeschwemmt, in erster Linie junge Heringe und Sprotten. Medien sprachen von einem „mysteriösen Fischsterben“, hinsichtlich der Ursache wurde unter anderem über einen möglichen Nahrungsmangel, bedingt durch das vergleichsweise warme Wasser im Winter, spekuliert. Belegt allerdings sind solche Vermutungen nicht.

Dafür nämlich braucht es detaillierte wissenschaftliche Analysen – und die sind noch nicht abgeschlossen. Expertinnen und Experten des FTZ (Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) haben dazu im Büsumer Hafen etwa 400 Jungfische lebend mit einem Wurfnetz gefangen. „Für die Untersuchungen auf Pathogene und die Mageninhaltsuntersuchungen sind lebende Tiere erforderlich“, erläutert der Leiter des Fachbereichs Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen in der Nationalparkverwaltung Kai Eskildsen.

Bei etwa 50 Exemplaren wurden direkt im Anschluss an die Befischung Standardlänge, Totallänge und Frischgewicht gemessen (Foto rechts). Dabei sei es darum gegangen, die Kondition der Tiere zu ermitteln und die Ergebnisse mit Daten aus den Jahren 2014 und 2015 zu vergleichen.

Signifikante Unterschiede über die Jahre seien dabei nicht festgestellt worden – wohl aber bezüglich der Längen-Gewichts-Beziehungen: „Die in diesem Jahr gefangenen Heringsfische sind deutlich leichter als die Tiere aus 2014 und 2015“, so Eskildsen. „Wir haben geschwächte Jungfische gefangen, die relativ schlecht genährt wirken und deutlich von Parasiten befallen sind“, wird die Fischforscherin Katja Heubel vom FTZ Büsum in einer Pressemitteilung zitiert.

„Das ist es, was wir wissen – aber wir kennen die Gründe dafür noch nicht“, fasst Kai Eskildsen den bisherigen Stand der Dinge zusammen. Denn Untersuchungen zur Schadstoffbelastung der Fische, zu Krankheitserregern und genutzter Nahrung laufen (Stand heute) noch.

 

drei-fragen

© Brunckhorst / LKN.SH

Michael Kruse, seit 15. Juni Leiter der Nationalparkverwaltung

Herr Kruse, Sie haben vor gerade mal einem Monat die Leitung der Nationalparkverwaltung übernommen? Wie geht es Ihnen?

Der erste Monat ist wie im Fluge vergangen. Ich habe viele neue Eindrücke gewonnen und konnte schon eine Reihe engagierter Menschen aus der Region kennenlernen, die gleichermaßen mit Augenmaß wie engagiert für den Nationalpark arbeiten. Aber auch die Wirklichkeit der Tagesarbeit hat mich sehr schnell erreicht: Eine Reihe von Fragen zur Ausrichtung von Veranstaltungen, zum Befahren im Nationalpark, zu Vorlandarbeiten, zum Fischsterben und zur Ausgestaltung der Informations- und Bildungsarbeit sind zu bewegen und zu entscheiden gewesen. Da ist es ungemein wertvoll, im Kreis außerordentlich sachkundiger Nationalparkkolleginnen und -kollegen tätig sein zu dürfen. Egal, ob Forschung und Monitoring, Öffentlichkeitsarbeit, Multimar Wattforum oder Nationalpark-„Behörde“ – in allen Fachbereichen bin ich herzlich aufgenommen worden. Kurzum: Es geht mir gut und ich freue mich nach wie vor, Teil der Nationalparkverwaltung zu sein und für den Nationalpark arbeiten zu dürfen.

Welche inhaltlichen Ziele haben Sie sich gesetzt?

Seit 1985 ist eine beeindruckende Aufbau- und Entwicklungsarbeit geleistet worden, die den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zu dem gemacht hat, was er heute ist: ein vor Ort und von Millionen von Gästen akzeptiertes und wertgeschätztes Großschutzgebiet und UNESCO-Weltnaturerbe. Mein Hauptaugenmerk liegt daher auf der Fortführung der erfolgreichen Arbeit der Nationalparkverwaltung und auf der Qualitätssicherung der einzigartigen naturräumlichen Ausstattung und Lebensgemeinschaften des Wattenmeeres – oder prägnant ausgedrückt: Natur auch weiterhin Natur sein lassen.

Aus meiner Sicht ist es sehr wichtig, das wattenmeerweite Monitoring konsequent weiterzuführen, um auf Veränderungen schnell reagieren zu können – und die stehen ja auch dem Ökosystem Wattenmeer allein schon durch den Klimawandel unzweifelhaft ins Haus. Das bedeutet auch daran mitzuarbeiten, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Klimaschutzes weiter wächst. Im Bereich Tourismus gilt es nach meiner Überzeugung, nicht auf Quantität, sondern auf die qualitative Entwicklung in der Nationalparkregion zu achten und diese zu unterstützen. In diesem Zusammenhang kann die Erweiterung des Biosphärengebietes einen wichtigen Beitrag leisten.

Und schließlich hat die UNESCO mit der Anerkennung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe auch die Pflicht verbunden, den sogenannten Outstanding Universal Value, also den außergewöhnlichen universellen Wert dieses Lebensraumes für die Weltgemeinschaft, zu schützen und zu erhalten. Bei uns im Nationalpark heißt das, dessen ursprüngliches Ziel, also die möglichst ungestörte Entwicklung, stets im Auge zu behalten. Und ich bin guter Dinge, dass das gelingt. Denn die Verbindung von staatlichem und privatem Engagement für den Schutz des Wattenmeeres ist intensiv und stark. Darum bin ich überzeugt, dass das Versprechen, das mit dem Antrag bei der UNESCO gegeben wurde – nämlich das große Erbe zu bewahren – tatsächlich eingehalten werden kann.

Welche Beziehung haben Sie ganz persönlich zum Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer?

Die Westküste und das Wattenmeer sind mir seit Kindertagen sehr vertraut. Regelmäßige Tagesausflüge, Urlaube, vogelkundliche Exkursionen, mein Referendariat an der Landwirtschaftsschule Bredstedt und nicht zuletzt meine ersten zehn Berufsjahre als Landschaftspflegedezernent beim damaligen Amt für Land- und Wasserwirtschaft in Heide haben mich maßgeblich geprägt. Wind, Wellen, Menschen, Vogelschwärme, „Nolde-Wolken“ und das unvergleichliche Wattenmeer begeistern mich stets aufs Neue – und sind zugleich Ansporn und Herausforderung für meine Tätigkeit in der Nationalparkverwaltung.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

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© Segebade / LKN.SH

Ungewöhnlich früh im Jahr ist die Blüte des Strandflieders im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer in vollem Gange (Foto oben: Hallig Gröde). Die Pflanze (Limonium vulgare) gilt als Königin der Salzwiesen und taucht viele Bereiche des Nationalparks jeden Sommer in ein lila Blütenmeer.

Der Strandflieder ist, wie unter anderem der Strandwermut, ein Bewohner der oberen Salzwiesen, die vergleichsweise selten vom Meer überflutet werden. Aber, wie die Hochwasser Anfang Juli gezeigt haben, eben doch manchmal. Dabei gibt es eine kräftige „Salzdusche“.

Um diese zu bewältigen und nicht abzusterben, haben die Salzwiesenarten unterschiedliche Strategien ausgeprägt; der Strandflieder zum Beispiel verfügt auf den Blättern über feine Drüsen, durch die bei Bedarf das Salz ausgeschieden wird. Es sind diese Besonderheiten, die die Pflanzen der Salzwiese zu hochspezialisierten Arten und diesen Lebensraum einzigartig machen.

gute-nachrichten

© Stock /LKN.SH

Seit einigen Tagen liegt er vor, der aktuelle „Kegelrobbenbericht“ – und beinhaltet gute Nachrichten: Im niederländisch-deutsch-dänischen Weltnaturerbe wurden in diesem Frühjahr 17 Prozent mehr dieser Meeressäuger gezählt als 2019. Weitere Informationen sind dieser Pressemitteilung zu entnehmen.

arbeitsreich

© Gätje / LKN.SH

Der Tag war arbeitsreich – aber ergiebig: Zu einer Klausurtagung haben sich kürzlich Mitglieder des Vergaberates für die Nationalpark-Partnerschaft mit Vertreterinnen und Vertretern der Nationalparkverwaltung in der Nordsee Akademie in Leck (auch ein Nationalpark-Partner) zusammengesetzt. „Uns ging es darum, mal in aller Ruhe gemeinsam an der Weiterentwicklung der Nationalpark-Partnerschaft zu feilen“, so Christiane Gätje aus der Tönninger Behörde. Die Erarbeitung eines solchen Konzepts ist Teil des ITI-Projektes Nationalpark-Partnerschaft PLUS. Etliche Vorschläge aus den beiden vorangegangenen Workshops mit Nationalpark-Partnern und aus dem Konzeptentwurf der Berater von inspektur und BTE (Tourismus- und Regionalberatung) wurden dabei diskutiert, unter anderem zur Optimierung der Schulungen und der Kommunikation. Gätje: „Die Ergebnisse werden jetzt zusammengestellt und dann allen Nationalpark-Partnern präsentiert.“

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

angebot

© Claußen / LKN.SH

Jetzt, in den Sommerferien, können Kinder und ihre Eltern zu Wattenmeerforscherinnen und -forschern werden. Ein entsprechendes Bildungsangebot für interessierte Urlauber hält das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum in seinem Forscherlabor bereit, nächste Termine sind heute (ausgebucht), am 23. und 30. Juli. Weitere Informationen dazu und zum Alltag im Multimar sieben Wochen nach der Wiedereröffnung bietet diese Pressemitteilung.

radfahren

© Budde / LKN.SH

„Radeln für den Klimaschutz“ ist das Motto der alljährlichen Aktion STADTRADELN, an der auch diesmal wieder Beschäftigte des LKN.SH (Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz) teilgenommen haben – mit beachtlichem Ergebnis: Unter den 66 nordfriesischen Teams belegte das des LKN den siebten Platz; 33 Aktive waren dabei, darunter auch 7 aus der Nationalparkverwaltung.

„Wir alle zusammen haben insgesamt 9.437 Kilometer zurückgelegt“, so die Bilanz von Gunnar Görrissen aus dem LKN. Das bedeutet eine Vermeidung von 1.387 Kilogramm CO2 gegenüber dem vom Umweltbundesamt errechneten Wert von durchschnittlich 147 Gramm CO2 pro „Personenkilometer“ im Auto. „Star“ des LKN-Teams war der Baubetrieb 2, der am Ende mit nur 7 Aktiven 4.294,9 Kilometer auf dem Fahrradtacho hatte, was einen Durchschnitt von 613,6 Kilometern pro Kopf bedeutet.

STADTRADELN ist eine internationale Initiative des Vereins „Klimabündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder“, in Nordfriesland hatten der Kreis und die Klimabündnis-Partner Niebüll und Leck zur Teilnahme aufgerufen. Gezählt wurden die Kilometer, die in der Zeit vom 30. Mai bis 19. Juni zurückgelegt und entsprechend dokumentiert wurden. Ziel ist es, möglichst viele Alltagswege mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zurückzulegen und durch die Vermeidung des entsprechenden CO2-Ausstoßes einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

erfassung

FFH – diese Abkürzung steht für Fauna-Flora-Habitatrichtlinie, eine Vorgabe der Europäischen Union. Ziel der FFH mit ihrem Schutzgebietsnetzwerk NATURA 2000 sowie ihren Artenschutzbestimmungen sei „die Bewahrung, der Schutz und die Verbesserung der Vorkommen von wildlebenden Tieren, Pflanzen und natürlichen und naturnahen Lebensräume“ – eine Aufgabe von gemeinschaftlichem Interesse, heißt es dazu auf der Website der schleswig-holsteinischen Landesregierung. Eine umfangreiche Erfassung des Erhaltungszustandes von Lebensraumtypen sowie Pflanzen- und Tierarten von Insekten bis zu Meeressäugern im Land zwischen Nord- und Ostsee mit Stand 2019 enthält der kürzlich vorgelegte FFH-Bericht, der hier zum Download bereit steht.

muell

© Stock /LKN.SH

Dass Plastikmüll ein schwerwiegendes Umweltproblem ist – an Land, im Meer, in Schutzgebieten wie dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer – ist nicht neu. Experten des Kieler GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung haben nun herausgefunden, dass dieses „schmutzige Erbe“, wie es in einem entsprechenden Fachaufsatz heißt, Generationen überdauern kann. So seien bei einer Expedition in rund 4.000 Meter Wassertiefe eine Plastiktüte und ein Quarkbehälter entdeckt worden, die dort 20 Jahre ohne Zersetzung oder chemische Veränderung überstanden hatten – „trotz extremer Bedingungen und dichter Mikrobenbesiedelung“. Nachzulesen ist der Aufsatz hier .

Rubrik Wussten Sie schon, dass neu
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© Stock /LKN.SH

Eiderenten (Foto oben), Trauerenten, Silbermöwen und andere verfügen über starke Muskeln in diesem Organ. Sie verschlucken die Muscheln als Ganzes, zerdrücken sie in ihrem Magen und verdauen das Fleisch. Die Schalenreste werden einfach ausgespuckt.

An ihre Beute gelangen Möwen zum Beispiel, indem sie „Watt treten“, also auf dem Wattboden herumtrampeln. Die Bewegung bewirkt, dass die Muscheln an die Oberfläche kommen. Als „Möwentango“ hat das SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) dieses Verhalten in einer Wissenschaftsreportage bezeichnet. Wer das schon einmal beobachtet hat weiß: Das passt!

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

erntezeit

© Screenshot

Zum Abschluss unseres am 30. Juni ausgelaufenen dänisch-deutschen Interreg-Projekts NAKUWA wurde die „Projekternte“ eingefahren. Da coronabedingt viele Projektveranstaltungen im Frühsommer nicht stattfinden konnten – die Abschlusskonferenz wird im Herbst noch nachgeholt – lag der Fokus auf Printprodukten. Neben den neuen vogelkundlichen Produkten (die bereits in der Juni-Ausgabe der Nationalpark Nachrichten vorgestellt wurden) ist eine ganze Reihe an Veröffentlichungen zum Thema Kultur in der dänisch-nordfriesischen Wattenmeerregion erschienen. Sie wurden von unserem Projektpartner Nationalpark Vadehavet auf Deutsch und Dänisch herausgegeben (siehe Kasten). Digital sind alle Kulturprodukte auf der NAKUWA-Website zu finden. Dort sind auch die Auslagestellen und Bezugsquellen für Printexemplare gelistet.

Alina Claußen

Und das sind sie, die neuen NAKUWA-Produkte:

  • Ein Kulturführer (Foto oben) listet auf 68 Seiten zahlreiche kulturelle Sehenswürdigkeiten in 22 Städten und Orten entlang der Nationalparkküste auf wie Museen, Ausstellungen, Besucherzentren, Schlösser, Mühlen, Kirchen und andere Bauten.
  • Ein handliches Faltblatt präsentiert eine neue Säulenroute. Die Route stellt zwölf verschiedene Sturmflutsäulen zwischen St. Peter-Ording und Esbjerg vor und bietet einen roten Faden, anhand dessen die vielfältige Kultur und Kulinarik der Region entdeckt werden kann.
  • Zwei informative Poster mit den Titeln „Bauen & Wohnen am Weltnaturerbe Wattenmeer“ und „Leben mit dem Wasser am Weltnaturerbe Wattenmeer“ zeigen anhand von vielen Bildern die große Vielfalt der Kulturlandschaft und des Gebäudeerbes in der Projektregion.

befragung

© Stock /LKN.SH

Zusammen mit den Partnern des EU-Projektes PROWAD LINK haben wir Ende Juni die länderübergreifende Gästebefragung gestartet, deren Beginn wir wegen der Coronapandemie verschieben mussten. Daher freuen wir uns umso mehr, dass es nun endlich losging. Die Befragung wird vom NIT (Institut für Tourismus- und Bäderforschung) aus Kiel im Auftrag der Nationalparkverwaltung in ausgewählten Ferienunterkünften durchgeführt.

Die Befragung findet gleichzeitig in den Wattenmeerregionen von Dänemark, den Niederlanden und Deutschland statt. Ziel ist es, den Tourismusakteuren wichtige Hinweise zu Präferenzen, Aktivitäten und Haltungen der Urlaubsgäste zur Verfügung zu stellen. Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, woher die Gäste ihre Informationen über ihren Urlaubsort und das Wattenmeer bekommen und welche Art von touristischen und naturkundlichen Angeboten sie nutzen. Zudem wollen wir erfahren, wie sie die vielfältigen Angebote der Region bewerten. Darüber hinaus werden die Gäste zu den Themen Weltnaturerbe Wattenmeer und Bedeutung von geschützter Natur, zur Nachhaltigkeit im Urlaub und zur Bekanntheit und Nutzung von Naturerlebnisangeboten im Nationalpark befragt.

Der Datenschutz bleibt selbstverständlich gewahrt, denn die Befragung ist anonym. Der Fragenkatalog kann hier eingesehen werden, weitere Informationen zum Projekt PROWAD LINK gibt es hier.

Catharina Greve

stiftung

© Claußen / LKN.SH

Kaum im Amt, hat es sich die neue Geschäftsführung der Stiftung Naturschutz (Sandra Redmann, Ute Ojowski und Dr. Walter Hemmerling) nicht nehmen lassen, auch die Nationalparkverwaltung in Tönning zu besuchen. Über den regen Austausch zu den verschiedenen Arbeitsschwerpunkten im Binnenland und im Nationalpark hinaus wurden insbesondere Fragen zur Projektfinanzierung, zur Information und zur Besucherlenkung diskutiert.

Dr. Walter Hemmerling lobte die Nationalpark-Öffentlichkeitsarbeit und zeigte sich besonders beeindruckt vom integrativen Ansatz im Nationalpark, die Gebiete durch Nationalpark-Rangerinnen und -Ranger sowie Naturschutzverbände betreuen zu lassen. Über eines waren sich Stiftung und Nationalparkverwaltung besonders im Klaren: Angesichts steigender Besucherzahlen muss die Schutzgebietsbetreuung auch personell weiter ausgebaut werden.

Michael Kruse

brik-me

abschied

© Ahlborn / LKN.SH

Abschied nehmen hieß es vor wenigen Tagen für die Bundesfreiwilligendienstler in der Nationalparkverwaltung Jan-Hendrik Schattenberg und Jonas Henrichs. Jan hatte das Team des Multimar Wattforums verstärkt, Jonas den Fachbereich Kommunikation und Nationalpark-Partner.

Eine der letzten Aktionen von Jan und Jonas im BFD-Jahr war das Live-Video von einer Tauchfütterung im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum – das erste seiner Art auf der Facebook-Seite der Nationalparkverwaltung. Und so hat Jonas diese Premiere erlebt:

„Wir hatten nur ein grobes Script und keine Erfahrung mit Livestreams, aber es war ein voller Erfolg! Die Technik spielte mit und alle Fragen der Nutzer konnten beim Dialog mit dem Taucher beantwortet werden. Unser Taucher Timo war zwar etwas aus der Übung gekommen, da die Tauchfütterungen aufgrund der Coronapandemie rund vier Monate ausfiel, dennoch hatte der Leiter der Aquaristik immer die passende Antwort parat. In Zukunft wird die Nationalparkverwaltung sicher noch mehr Livestreams planen, da die hohe Resonanz vielversprechend war.

Denn über 60 Menschen haben den 24-minütigen Livestream gleichzeitig angeschaut. Anschließend wurde er als Beitrag (Screenshot unten) gepostet, erreichte in den darauf folgenden 24 Stunden mehr als 12.000 Menschen und wurde rund 2.500 Mal angeschaut. Obwohl für die Übertragung nur ein Smartphone genutzt wurde und es das erste Mal war, dass wir so etwas ausprobiert haben, hat es die wohl größte Welle an Zuschauern erzeugt, die ein Video auf unserer Seite je hatte!“

Rubrik Fundstück neu

komet

© Rainer Schulz / Schutzstation Wattenmeer

Da hat einer spätabends noch die Kamera bereit gehabt und diesen eindrucksvollen Moment eingefangen – den Kometen „Neowise“ im Himmel über dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer! „An klaren Abenden kann man den Kometen jetzt mit bloßem Auge am Nordhimmel sehen“, berichtete Fotograf Rainer Schulz von der Schutzstation Wattenmeer am Montag auf Facebook, und weiter: „Heute Nacht war er schon kurz nach 23 Uhr in zehn bis 15 Grad Höhe ziemlich genau im Norden zu erkennen. Das Foto entstand um 0:30 Uhr. In den kommenden zwei Wochen soll ‚Neowise‘ langsam höher steigen und dürfte dort eventuell auch schon früher am Abend erkennbar werden. Der Komet wurde Ende März entdeckt, hat eine extrem lange elliptische Umlaufbahn um die Sonne und wird das nächste Mal wohl in 6.830 Jahren wieder zu sehen sein.“


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Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
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