Schleswig-Holstein

15.03.2020 |

Nationalpark Nachrichten März 2020

MOIN, MOIN,
liebe Leserinnen und Leser, liebe Nationalparkfreunde und –freundinnen!
Öffentlichkeitsarbeit in Zeiten von Corona ist, wie vieles andere in diesen Tagen, gekennzeichnet von Unsicherheit. Wir wissen nicht, wie sich die Krise in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt. Wir wissen nicht, wann Veranstaltungen wieder möglich, wann das Multimar Wattforum und andere Nationalpark-Häuser und -Stationen wieder geöffnet sein werden und, und, und … Darum verzichten wir in diesen Nationalpark Nachrichten auf Ankündigungen aller Art. Es spricht allerdings nichts dagegen, Ihnen andere Informationen aus dem Nationalpark wie üblich zu übermitteln – als ein kleines Stück Normalität in unsicheren Zeiten. Viel Spaß beim Lesen – und bleiben Sie gesund!

Rubrik Aktuelles neu

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Foto: Hecker

Ostern steht vor der Tür, und dabei gehört die Geschichte des Hasen, der die Eier bringt, traditionell zu den Ritualen, in denen sich in der Osterzeit christliche und vorchristliche Symbolik verbinden. Aber jeder weiß: Es ist nur Symbolik, denn Hasen legen keine Eier. Aber es gibt Hasen, die das eben doch tun, und diese sollen an dieser Stelle, aus gegebenem Anlass, vorgestellt werden. Es handelt sich um den Seehasen, einen in der Nordsee und der Unterwasserwelt des Wattenmeeres heimischen Fisch.

Der Seehase lebt in Tiefen von 50 bis 150 Metern. „Cyclopterus lumpus“ lautet der biologische Name des Meerestieres, das auch Lump oder Lumpfisch genannt wird. Im Frühjahr wandern die vergleichsweise plump aussehenden Fische in flache Küstengewässer, um hier für Nachwuchs zu sorgen. Bis zu 100.000 gelb-rot gefärbte Eier kann ein Seehasenweibchen in dieser Zeit produzieren, die sie in Laichballen auf steinigem Grund ablegt.

Eine Besonderheit der Art ist, dass sich das Männchen der Brutpflege widmet; das Weibchen zieht nach der Eiablage in tiefere Gewässer. Er dagegen bewacht die Eier, befächelt sie mit frischem Wasser und beschützt sie gegen Fressfeinde, bis die Larven nach sechs bis sieben Wochen schlüpfen.

Fisch ohne Schwimmblase

Besonderheit Nummer zwei: Anders als die Mehrzahl der Fische verfügt der Seehase nicht über eine Schwimmblase. Ohne diesen zusätzlichen Auftrieb kostet es Kraft, den ausgewachsenen, bis zu 50 Zentimeter langen und fünf Kilo schweren Körperzu bewegen – ein Grund dafür, dass der Seehase als bodenständige Art gilt, und das im ganz wörtlichen Sinn. Denn er bleibt nicht nur seinem Standort treu, sondern hat sich auch dem Bodenleben gut angepasst, indem seine Bauchflossen zu einer Saugscheibe umgeformt sind. Damit kann er sich am Untergrund festheften.

Neben „Cyclopterus lumpus“ gibt es übrigens noch einen zweiten Seehasen in der Unterwasserwelt: „ Aplysia punctata“, der Gemeine Seehase, ist eine Meeresschnecke. Der Name leitet sich hier vom Kopf und den Fühlern ab, die an Hasenohren erinnern.

Aber zurück zum Fisch: Bei den Liebhabern von Meeresfrüchten werden dessen Eier, schwarz gefärbt, als „Deutscher Kaviar“ geschätzt. Der echte Kaviar hingegen stammt vom Stör. Störe sind im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ausgestorben.

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Foto: Giessen

Stellvertretender Leiter der Nationalparkverwaltung Eifel

Herr Lammertz, im Jahr 2014 hat die International Dark Sky Association (IDA) den Nationalpark Eifel als ersten International Dark Sky Park Deutschlands ausgewiesen. Was hat Ihre Nationalparkverwaltung bewogen, sich um die Anerkennung zu bemühen?

Es geht um den Schutz und die Erlebbarmachung des nächtlichen Sternenhimmels. Viele gute Gründe gibt es, sich dafür zu engagieren: Nächtliche Dunkelheit wirkt positiv auf die Gesundheit der Menschen, schont Ressourcen und dient damit dem Klimaschutz. Mehr als die Hälfte unserer Tierarten sind nachtaktiv, künstliches Licht in der Nacht kann für sie eine ernste Bedrohung sein. Zudem birgt das große Interesse vieler Menschen am Sternenhimmel Potenziale für die Regionalentwicklung. Letztes Jahr haben über 5.000 Gäste die 90-minütigen kostenpflichtigen Programme der Sternwarte gebucht.

Wie ist der Prozess zum Sternenpark bei Ihnen abgelaufen?

Die Initiative geht auf den Astronomen Harald Bardenhagen aus Köln zurück. Er hat vor zehn Jahren erkannt, dass man im Nationalpark Eifel die Milchstraße gut mit bloßem Auge betrachten kann. Mit seiner Beratung haben wir zunächst die wenigen künstlichen Lichtquellen im Nationalpark, vor allem an unseren Forsthäusern, optimiert.

Gleichzeitig hat Harald Bardenhagen unsere vielfältigen Netzwerke und Multiplikatoren mit seiner Begeisterung für den nächtlichen Sternenhimmel infiziert und zum bewussteren Umgang mit Licht motiviert. Die Zertifizierungskriterien für unsere Nationalpark-Partner haben wir um die Vermeidung von Lichtverschmutzung und Ausrichtung auf Sternenbeobachter – etwa mit spätem Frühstück – ergänzt.

Nachdem viele Entscheidungsträger aus den umliegenden Gemeinden überzeugt werden konnten, ihre in den Nationalpark strahlende Beleuchtung zu verbessern, haben wir den von Harald Bardenhagen vorbereiteten Antrag bei der IDA eingereicht. Im März 2014 konnte ich die vorläufige Anerkennung des Nationalparks Eifel als International Dark Sky Park entgegennehmen. Nach weiterer Reduktion der Außenbeleuchtungen im Nationalparkumfeld und der Schaffung weiterer touristischer Angebote zur Sternenbeobachtung wertete die IDA im April 2019 unsere vorläufige Anerkennung durch eine endgültige auf.

Wie geht es weiter in der Eifel?

Der Naturpark Nordeifel, der den Nationalpark großflächig umgibt, verfolgt das Ziel, ein Sternenreservat zu etablieren. Wie die im Vergleich zum Sternenpark etwas anders konzipierte Kategorie Sternenreservat es vorschreibt, soll das in der Eifel aus dem Sternenpark Nationalpark Eifel als Kernzone bestehen und einem rund 15 Kilometer breiten Umring. Dieser soll die Dunkelheit der Kernzone stützen und von ihr profitieren.

Zur Realisierung soll das Projekt „Unterm Sternenzelt – Eifel bei Nacht“ beitragen, das den Naturparkwettbewerb NRW gewonnen hat. Mit diesen Mitteln sollen der Schutz und die Erlebbarmachung der Dunkelheit durch Öffentlichkeitsarbeit, Bildungsangebote und touristische Infrastrukturprojekte weiterentwickelt werden.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

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© Rainer Borcherding / Schutzstation Wattenmeer

Durch den extrem milden Winter beginnt in diesem Frühjahr bei vielen Wattenmeertieren die Fortpflanzung ungewöhnlich früh. Unter den Brutvögeln sind Graugans und Kiebitz immer die ersten Arten. Einige Grauganspaare haben diesmal schon Ende Februar mit dem Eierlegen begonnen. Bereits am 1. März wurde auf Amrum ein Gelege mit fünf Eiern über die App „BeachExplorer.org“ gemeldet. Die Gans muss daher am 25. Februar mit der Eiablage begonnen haben und ab dem 28. März ist mit dem Schlupf der Küken (Gössel) zu rechnen.

Graugänse sind sehr soziale Vögel, die in fester Ehe leben und mit Artgenossen lockere Brutkolonien in Feuchtgebieten bilden. Die flauschigen gelben Gössel versammeln sich teilweise zu „Kindergärten“ von zehn bis zwanzig Küken, die von besonders erfahrenen Altvögeln geführt werden. Verlieren Graugänse ihr Gelege oder die Küken an Fressfeinde, legen sie meist kein Ersatzgelege an, sondern starten erst im folgenden Jahr einen neuen Versuch.

Da jedes Ei etwa 170 Gramm wiegt – das ist das Dreifache eines Hühnereis – produziert eine eierlegende Graugans in gut einer Woche fast ein Kilo Eier! Das erforderliche Protein muss sie aus ihrer Pflanzennahrung gewinnen, daher ist gut vorstellbar, dass diese Leistung bei Gelegeverlusten nicht sofort wiederholbar ist. Die Küken sind nach zwei Monaten erwachsen, bleiben aber noch viele Monate im Familienverband und erkennen ihre Eltern auch später noch.

In wunderbarer Weise erholt

Zwischen 1900 und 1970 war die Graugans in weiten Teilen Mitteleuropas durch übermäßige Bejagung nahezu ausgerottet. Seither hat sie sich durch Wiederansiedlung und Schutz in wunderbarer Weise erholt. Hallig Langeneß hat heute mehr Brutpaare als vor 50 Jahren ganz Dänemark! Auf Inseln und Halligen sowie in den Naturschutzkögen am Festland nimmt der Brutbestand noch jährlich zu. Dabei profitiert die Graugans wie auch die arktische Nonnengans vom reichhaltigen Futterangebot der stickstoffreichen Ackerflächen.

Gänse sind weltweit die „Gewinner“ der landwirtschaftlichen Intensivierung. Stellenweise wird die Graugans daher schon wieder bekämpft durch Absammeln der Eier oder durch Bejagung. Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sind die flauschigen Gössel zu Ostern besonders niedliche Frühlingsboten.

Rainer Borcherding / Schutzstation Wattenmeer

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

© Claußen / LKN.SH

Mit steigenden Wassertemperaturen von aktuell neun bis elf Grad wird auch in den Aquarien des Nationalpark-Zentrums Multimar Wattforum der Frühling eingeläutet – und sorgt für jede Menge Nachwuchs bei den Unterwasserlebewesen. Das Aquaristik-Team konnte bei mehreren Fischarten geschlüpfte Jungtiere verzeichnen, wie bei den Seestichlingen, Nagelrochen, kleingefleckten Katzenhaien (Foto oben) und Seehasen. „Wir freuen uns vor allem über die 20 kleinen Seehasen,“ so Timo Kaminski, Chef-Aquarianer im Multimar. „Dass ein Seehasen-Pärchen so erfolgreich ist, kommt bei uns nur alle paar Jahre vor.“ (siehe dazu den Beitrag „Ein ganz besonderer Fisch“)

Eine weitere Rarität und biologische Besonderheit ist der Nachwuchs beim Müllers Seestern. Dieser Stachelhäuter betreibt Brutpflege, was bedeutet, dass der Nachwuchs in einer Bruthöhle am Körper des Weibchens entsteht und heranwächst. Erst wenn sie groß genug sind, verlassen die kleinen Seesterne die Mutter. „Wir konnten etwa 100 Mini-Seesterne mit einer Größe von einem knappen halben Zentimeter zählen,“ so Kaminski. „Das ist erst der zweite Nachwuchs dieser Art im Multimar Wattforum.“ Sämtliche Jungtiere werden zunächst hinter den Kulissen in besonderen Becken gehalten und von den Aquarianern genauestens beobachtet und – je nach Art – mit Salinenkrebslarven zugefüttert, bevor einzelne Tiere später in die Schauaquarien umgesetzt werden.

Alina Claußen

Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu

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© Stock /LKN.SH

Die Schutzstation Wattenmeer hat das Nationalpark-Themenjahr Unterwasserwelt aufgegriffen und widmet diesem eine eigene Seite auf ihrer Website. Dort finden sich jede Menge Informationen zu dem Lebensraum unter Wasser und seinen tierischen und pflanzlichen Bewohnern. Auch in der Zeitschrift „wattenmeer“ wird das Themenjahr in jeder Ausgabe aufgegriffen.

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© Andreas Hänel

Pellworm möchte Sterneninsel werden – und hat, im Zuge der Planungen für einen Beitritt zur Entwicklungszone des Biosphärenreservates Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen, auf diese Weise das Thema „Dark Sky“ in der Nationalparkverwaltung stärker als ohnehin schon auf die Tagesordnung gebracht. Denn Silke Wissel, die in der Tönninger Verwaltung den Beitrittsprozess begleitet, gehört der trilateralen Arbeitsgruppe unter dem Dach des in Wilhelmshaven ansässigen Wattenmeerforums an, die das Bewusstsein für den Wert nächtlicher Dunkelheit im Weltnaturerbe Wattenmeer schärfen will.

Neu ist das Problemfeld, für das – fälschlicherweise (weil ja nicht das Licht „verschmutzt“ wird, sondern der „Verschmutzer“ ist) – häufig der Begriff „Lichtverschmutzung“ genutzt wird, für die Nationalparkverwaltung allerdings längst nicht mehr. Besonders im Fachbereich Schutz und Entwicklungsplanung stehen Fragen rund um die künstliche Beleuchtung im Nationalpark (Beispiel Strände in St. Peter-Ording) oder seinen Randgebieten häufig zur Diskussion. „Ob Beleuchtungskonzepte oder geplante Veranstaltungen – immer wieder müssen wir auch auf die Folgen besonders für die Tierwelt des Nationalparks hinweisen“, sagt die Leiterin des Fachbereichs Kirsten Boley-Fleet.

Wissenschaftliche Erkenntnisse liegen vor

Zu diesen Folgen liegt mittlerweile einiges an wissenschaftlichen Erkenntnissen vor. Etwa über nachtaktive Tiere, deren Biorhythmus durcheinander gerät oder über Zugvögel, deren Orientierungssinn beeinträchtigt wird. Das Nachrichtenmagazin „DER SPIEGEL“ berichtete kürzlich über eine Studie, der zufolge „das Vordringen künstlicher Beleuchtung“ gleich nach dem Verlust an Lebensräumen die zweitgrößte Gefahr für die weltweit rund 2.000 Leuchtkäferarten bildet.

Und: „Nächtliche Dunkelheit wirkt positiv auf die Gesundheit der Menschen, schont Ressourcen und dient damit dem Klimaschutz“, so der stellvertretende Leiter der Nationalparkverwaltung Eifel Michael Lammertz (siehe Drei-Fragen-Interview oben). Dieser Nationalpark ist eines der Beispiele für bereits bestehende „Dark-Sky-Projekte“ in deutschen Schutzgebieten, ein weiteres das Biosphärenreservat Rhön. Und das Weltnaturerbe Wattenmeer gehöre zu den Regionen, die „noch wirkliche dunkle Nächte vorzuweisen haben“, so das Wattenmeerforum in einer Mitteilung anlässlich der sogenannten Earth Hour am 28. März (siehe Kasten).

Auf die Bedeutung der Dunkelheit für Mensch und Natur will die „Earth Hour“, eine Initiative des WWF, aufmerksam machen. Weltweit soll am 28. März zwischen 20.30 und 21.30 Uhr „ein Zeichen für einen lebendigen Planeten, für Klimaschutz, für die Zukunft“ gesetzt werden – indem für eine Stunde das Licht ausgeschaltet wird. Mehr Informationen dazu sind hier nachzulesen. Übrigens: Pellworm macht mit!

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© Screenshot

„Mehr Nachhaltigkeit wagen – Tourismus für Sylt“. So lautet der Titel einer Broschüre, die nach Angaben der Initiatoren „einen Beitrag zur zukunftsfähigen Tourismusentwicklung“ auf der nordfriesischen Insel leisten will. „Die Sylter Natur- und Umweltverbände sind sich einig: Sylt muss im Tourismus mehr Nachhaltigkeit wagen“, heißt es dazu in einer gemeinsamen Pressemitteilung von fünf beteiligten Verbänden, dem Erlebniszentrum Naturgewalten und der Nationalparkverwaltung anlässlich der Präsentation der Publikation.

Diese ist mit fachlicher Begleitung des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung (NIT) aus Kiel entstanden und wird als erste gemeinsame Positionsbestimmung der Sylter Natur- und Heimatverbände zur insularen Tourismuswirtschaft gesehen. Sie beinhaltet eine eigens erstellte Situationsanalyse des Sylter Tourismus‘ hinsichtlich Umweltverträglichkeit und will, darauf basierend, einen Prozess anstoßen und unterstützen, der Schritt für Schritt und mit konkreten Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus auf der Insel führt. Ein Kriterienkatalog zur Bewertung von touristischen Vorhaben, der sogenannte Sylt-Check, liefert Anhaltspunkte für deren möglichst nachhaltige und naturverträgliche Gestaltung.

Bei einem Teil der anwesenden Touristiker allerdings wurde bei der Präsentation Kritik an der 30seitigen Veröffentlichung laut. Der Verlauf der Debatte zeigte, dass der Themenkomplex auf der Insel kontrovers diskutiert wird und dass es weiterer Gespräche bedarf, um zu einer konstruktiven Zusammenarbeit von Naturschutz und Tourismus zu finden. Die Broschüre steht hier zum Download zur Verfügung.

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© Stock / LKN.SH

Zugvögel in Europa und Nordamerika fliegen, verglichen mit 1959, im Schnitt eine Woche früher in ihre Brutgebiete zurück. Auf eine entsprechende Auswertung von Vogelbeobachtungsdaten, erschienen in der Fachzeitschrift „Ecological Indicators“, hat kürzlich der Vogelschutzexperte des NABU Lars Lachmann hingewiesen.

Grund für die Entwicklung sei der Klimawandel: Je höher die Frühlingstemperaturen, umso früher starten die Vögel ihre Rückreise nach Norden. Einzelne Arten seien besonders zeitig dran wie etwa die Mönchsgrasmücke, die durchschnittlich 19 Tage früher in ihr Brutgebiet aufbricht als noch vor gut 60 Jahren. Mehr über die wissenschaftliche Arbeit ist hier in englischer Sprache nachzulesen. Leicht verständliche Informationen über Zugvögel und Klimawandel gibt es auch hier.

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

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© Schnabler / LKN.SH

Rechtzeitig vor Beginn der Brutzeit in der Vogelwelt wird der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer derzeit „fit gemacht“, damit der Nachwuchs geschützt aufwachsen kann. Soll heißen, Nationalpark-Rangerinnen und -Ranger sowie Aktive der betreuenden Naturschutzverbände erneuern die Pfähle und Schilder zur Kennzeichnung der Schutzzone 1 und der Brut- und Rastgebiete.

Damit das benötigte Material verfügbar ist, fragt der Koordinator für die Beschilderung Karl-Heinz Hildebrandt bereits im Februar bei den Nationalpark-Rangerinnen und -Rangern sowie den betreuenden Naturschutzverbänden den Bedarf ab und bestellt gegebenenfalls noch nach. Die Installation übernehmen dann in der Regel die Verantwortlichen vor Ort. „Die wissen am besten, was wo gebraucht wird“, sagt Christian Wiedemann aus der Nationalparkverwaltung. „Wichtig ist nur: Am 1. April ist Stichtag.“

Bald wird auch das Besucher-Informations-System (BIS) im Nationalpark wieder komplett sein. Alle außendeichs platzierten Elemente werden nämlich im Herbst abgebaut und eingelagert. Ziel des BIS ist es, Gäste an sensiblen oder stark frequentierten Standorten für die Schutzwürdigkeit der Natur zu sensibilisieren. „Informieren statt verbieten“ lautet dabei das Motto. Insgesamt 735 Infoelemente an 307 Standorten entlang der Nationalparkküste informieren Gäste über die einzigartige Natur des Wattenmeeres und über standortspezifische Besonderheiten.

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© Brunckhorst / LKN.SH

Zwei Jubiläen konnte Anne Segebade, in der Nationalparkverwaltung zuständig für die Umweltbildungsarbeit, kurz nacheinander feiern: Seit 20 Jahren leitet sie die Nationalpark-Seminare – und kürzlich das 50. seiner Art. Die Schulungen sind ein wichtiger Meilenstein der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit im Nationalpark, denn alle Aktiven im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD) sowie im Praktikum erhalten hier umfassendes Wissen über den Nationalpark und seinen Entwicklungsstand sowie methodische Anregungen für die Vermittlung dieses Wissens. Gerne wird dieser kompakte Einstieg auch von neuen Aktiven bei den Naturschutzverbänden und Beschäftigten der Nationalparkverwaltung genutzt.

Seit 1992 gibt es das Nationalpark-Seminar: anfangs einmal jährlich, seit 1999 organisiert und leitet Segebade (Foto oben, Mitte) mittlerweile drei fünftägige Nationalpark-Seminare pro Jahr. Dafür wollte die Biologin sich nicht etwa feiern lassen, wie sie sagte, sondern vor allem den Kolleginnen und Kollegen aus der Nationalparkverwaltung danken, die mit Vorträgen zu ihren jeweiligen Fachgebieten wesentlich zum Gelingen beigetragen haben und es immer wieder tun. Dieses Engagement sei eine „gute Investition“ – schließlich seien einerseits die Freiwilligen eine tragende Säule der Öffentlichkeitsarbeit im Nationalpark, anderseits viele der ehemaligen Teilnehmenden bis heute im Naturschutz tätig.

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© Claußen / LKN.SH

Wenn es darum geht, junge Menschen für den einmaligen Lebensraum Wattenmeer zu begeistern und für dessen Schutz zu sensibilisieren, sind die Nationalpark-Schulen und -Kitas in der Nationalparkregion wertvolle Partner. Und diese Gemeinschaft wächst. Wie viele mittlerweile mitmachen, ist in dieser Pressemitteilung nachzulesen. Hinweis: Die betreffende Veranstaltung fand bereits Anfang vergangener Woche statt.

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© Schröder / LKN.SH

„Unbekannt und geheimnisvoll“ – so lautet der Titel der neuen Broschüre zum Nationalpark-Themenjahr Unterwasserwelt, die jetzt als Online-Version zum Download bereitsteht. Andruck war am Freitag (dem 13.), die Druckversion wird in Kürze ebenfalls verfügbar sein. Die Publikation im Format DIN A 4 bietet umfassende Informationen zum faszinierenden Leben unter der Wasseroberfläche, von der Vorstellung der verschiedenen Lebensräume und der Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen bis hin zu Artenporträts.

Vogelfans aufgepasst! Die Nationalparkverwaltung hat zwei neue Printprodukte – eine Broschüre und eine Karte – zur Vogelbeobachtung im Nationalpark herausgebracht. Die Faltkarte zeigt die besten Beobachtungsgebiete und welche Vogelgruppen zu welcher Jahreszeit und an welchem Ort zu erwarten sind. Die Broschüre stellt, neben einer Einführung in die Vogelwelt des Wattenmeeres, die verschiedenen Möglichkeiten für Vogelbeobachtung vor und listet viele Anbietende von vogelkundlichen Touren, darunter auch die neuen Birdwatching-Guides. Beide Publikationen sind Teil des dänisch-deutschen Interreg 5A-Projekts NAKUWA (Nachhaltiger Natur- und Kulturtourismus im Weltnaturerbe Wattenmeer) und aus diesem Grund auch zweisprachig gehalten. Herunterladbar sind beide Produkte hier.

Alina Claußen

Rubrik Fundstück neu

-luftballon

© Fleet / LKN.SH

Ein Luftballon hat sich als grenzüberschreitender Botschafter für den Tier- und Umweltschutz erwiesen. Gefunden hat David Fleet, in der Nationalparkverwaltung zuständig für das Müll-Monitoring, das knallgrüne, schrumpelige Ding bei einer Spülsaumkontrolle auf Sylt. Der Beschriftung konnte er entnehmen, dass der Ballon von einem Restaurant namens „Tamburino“ im englischen Yoevil stammte.

Wohl wissend, dass so mancher Luftballons für Werbezwecke nutzt, ohne sich über deren Gefahren für die Tierwelt bewusst zu sein, recherchierte Fleet die Mail-Adresse des Restaurants und schickte folgende Nachricht: „I found one of your balloons in our National Park yesterday! Balloons, especially the bands, are a threat to wildlife. For example birds get entangled in the bands”. In der Tat liegt die Gefahr nämlich nicht nur in den Luftballons selbst, sondern vor allem in der daran befestigten Schnur, in der sich Vögel verheddern können, bestätigt der Biologie aus trauriger Erfahrung.

Und freut sich, dass sein Appell auf offene Ohren stieß. Denn die Antwort aus England kam prompt – mit folgendem Versprechen: „I promise you I will stop give balloons away”, schrieb ein gewisser Domenico, offenbar der Inhaber des “Tamburino”.

Die Luftlinie Yoevil – Sylt beträgt übrigens 850 Kilometer – ein anschauliches Beispiel für (vermeintlich harmlose) Ursache und mögliche Wirkung über große Entfernungen hinweg. Zudem sei ein solches Fundstück kein Einzelfall, sagt David Fleet: „Im Durchschnitt finden wir auf unserer Untersuchungsfläche auf Sylt etwa fünf Luftballons pro 100 Meter Strand.“


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LKN-SH | Nationalparkverwaltung
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Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:

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