Schleswig-Holstein

15.11.2020 |

Nationalpark Nachrichten November 2020

MOIN, MOIN,
liebe Freund:innen des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Ja, ist eine belastende Zeit … Nicht nur wegen des neuerlichen Lockdowns und weil es draußen häufig grau und früh dunkel ist, sondern auch, weil die Vogelgrippe den Nationalpark erreicht hat. Umso mehr freuen wir uns über gute Nachrichten aus dem Wattenmeer – und dafür sind diese Nationalpark Nachrichten allemal gut!


Rubrik Aktuelles neu


schweinswal

© Ecomare Bruinvissen Michael en Jose / CC-BY-SA 4.0

Seehunde und Kegelrobben sind als Bewohner des Wattenmeeres bekannt. Weniger dagegen, dass auch Wale in diesem Lebensraum heimisch sind – und zwar hierzulande in der Nordsee vor der Insel Sylt, von deren Weststrand aus sie sich bei ruhiger See manchmal sogar zeigen. Der Schweinswal ist neben Seehund, Kegelrobbe, Seeadler und Europäischem Stör einer der „Big Five“ im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

Der zu den Zahnwalen zählende Meeressäuger (Phocoena phocoena) lebt in den flachen Meeren der Nordhalbkugel und ist die einzige regelmäßig im Wattenmeer vorkommende Walart. Er wird etwa 1,40 bis 1,80 Meter lang, bei einem Gewicht von 50 bis 70 Kilogramm.

Schweinswale verfügen über ein Biosonar, mit dessen Hilfe sie ihre Nahrung fangen: Fische, bevorzugt fetthaltige wie Makrele und Hering, sowie Garnelen. Die Jungtiere kommen nach einer Tragezeit von zehn bis elf Monaten zwischen Juni und August zur Welt und werden bis zu zehn Monate lang gesäugt.

Gefährdet vor allem im Ostseebereich

Die Familie der Schweinswale setzt sich nach Informationen des Deutschen Meeresmuseums weltweit aus drei Gattungen mit insgesamt sieben Arten zusammen. In Europa steht der Schweinswal unter Naturschutz. Gefährdet sind die Tiere vor allem durch die Fischerei: Sie verenden als Beifang oder verfangen sich in Stellnetzen. Lärmbelastung im Meer und Schadstoffe können außerdem das Immunsystem beeinträchtigen.

Im vor wenigen Wochen vorgestellten Rote-Liste-Band über Säugetiere wird die Art in Deutschland als in ihrem Bestand stark gefährdet bezeichnet (siehe Nationalpark Nachrichten Ausgabe 10), wobei laut Bundesamt für Naturschutz (BfN) besonders die Ostsee im Fokus steht: „Von den drei Vorkommen in deutschen Gewässern scheint der Bestand der Nordsee zumindest im Süden (unter anderem Deutsche Bucht) zuzunehmen, wohingegen der Bestand der Beltsee (unter anderem um Fehmarn und in der Kieler Bucht) dramatisch abnimmt und der Bestand in der zentralen Ostsee schon seit Jahren als vom Aussterben bedroht gilt“, heißt es auf der BfN-Website.

In Schleswig-Holstein wurde zum Schutz der Schweinswale 1999 als Teil des Nationalparks ein Walschutzgebiet eingerichtet, denn hier ziehen viele Tiere ihre Kälber groß. Das Schutzgebiet umfasst eine Fläche von 1.240 Quadratkilometern und erstreckt sich vor den Inseln Sylt und Amrum nach Westen bis zur zwölf Seemeilen entfernten Landesgrenze.

Warum heißt der Schweinswal eigentlich Schweinswal?

Nach übereinstimmenden Informationen zahlreicher Quellen geht dies wahrscheinlich auf den griechischen Universalgelehrten und Philosophen Aristoteles zurück. Er soll ein totes Exemplar dieser Art seziert und festgestellt haben, dass die inneren Organe denen eines Schweins und nicht denen von Fischen gleichen.

„Die Wale verfügen über eine Lunge, atmen Luft, gebären lebende Jungen und säugen ihre Jungen mit Milchdrüsen. Fische haben in Gegensatz dazu Kiemen, eine Schwimmblase und vermehren sich mittels Eiern, die ins Wasser abgegeben werden“, so die Erklärung auf der Website „walschutz.org“. Aufgrund dieser Erkenntnisse habe Aristoteles den Wal „Schwein des Meeres“ genannt und – zu Recht – den Säugetieren zugeordnet.

traurigeaufgabe

© Claußen / LKN.SH

Für die Nationalpark-Ranger:innen und ihre Kolleg:innen von den Baubetriebshöfen des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH) ist es eine traurige und belastende Aufgabe: Mehr als 5.000 tote Vögeln haben sie (Stand Freitag) in den Vorländern und an den Deichen eingesammelt und teilweise auch Proben entnommen (Foto oben), um die Todesursache zu klären. Über das Wochenende wurden allerdings nur noch geringe Fundzahlen gemeldet.

Ende Oktober waren bei mehreren verendet aufgefundenen Wildvögeln Geflügelpest-Erreger der Subtypen H5N5 und H5N8 nachgewiesen worden; mittlerweile sind Infektionen auch im Binnenland festgestellt worden. Schwerpunkt an der Nationalparkküste ist aktuell noch das nördliche Nordfriesland, betroffen vor allem Nonnengänse, die derzeit an der Küste in großen Trupps rasten, sowie Pfeifenten. Zur Koordinierung der systematischen Sammlung toter Vögel ist am 5. November am LKN ein „Stab Vogelgrippe“ gegründet worden. Informationen zum aktuellen Stand gibt das schleswig-holsteinische Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung laufend auf seiner Website bekannt.

Die nordfriesische Kreisverwaltung hat unterdessen einen dringenden Appell an die Bevölkerung gerichtet, tote Vögel nicht anzufassen und sterbende nicht zu stören. Hilfe sei nicht möglich, alle Einflüsse des Menschen bedeuten in dieser Phase Stress für die Tiere. Und: Hundehalter:innen sollten ihre vierbeinigen Begleiter unbedingt an der Leine führen; die Folgen eines Kontakts mit toten, wahrscheinlich virusinfizierten Vögeln seien mit Blick auf eine Krankheitsverbreitung in Hausgeflügelbestände nicht kalkulierbar.



langmaack

© Cristina Froriep

Biologielehrer, freier Referent für Naturschutzorganisationen und Unterwasserfotograf

Herr Langmaack, laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden weltweit etwa zwei Drittel aller Zigarettenkippen einfach weggeworfen, ein erheblicher Teil davon landet in der Natur. Gibt es Erkenntnisse über den Umfang des Problems im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer?

Im Rahmen der EU-Kunststoffstrategie hat die Europäische Kommission Anfang 2018 ein Ranking erhoben, in dem Zigarettenkippen mit 19 Prozent den größten Anteil der Abfallfraktion bei der Obergruppe „Kunststoffe“ bilden. Dies bestätigen zahlreiche Coastal Clean Ups.

Dass die Häufigkeit der gesammelten Zigarettenkippen an der Nordseeküste geringer ausfällt als an der Ostseeküste, ist nicht zwingend darauf zurückzuführen, dass der Anteil geringer ist. Stärkere Dünung und Winde können dafür verantwortlich sein, dass die Kippen abgetragen und ins Wattenmeer gespült werden.

Eine genaue Angabe der Anzahl von Zigarettenkippen ist schwer zu rekonstruieren. Viele Kippen gelangen ungesehen aus dem Landesinneren über die Elbe und die Eider ins Wattenmeer. Über 200 Millionen Zigarettenkippen werden täglich in Deutschland geraucht. Gelangt nur 0,01 Prozent davon ins schleswig-holsteinische Wattenmeer, wären dieses etwa 20.000 Zigarettenkippen pro Tag.

Welche Folgen hat das für das Ökosystem Wattenmeer?

Die Folgen gehen weit über das Ökosystem Wattenmeer hinaus. Das Wattenmeer dient als Nahrungsquelle für zahlreiche Zugvögel, die in kurzer Zeit das Maximum an Nahrung zu sich nehmen müssen. Werden Zigarettenkippen oder deren Toxine aufgenommen, wirkt sich das mit auf deren Winter- oder Brutgebiete aus.

Unfruchtbarkeit, Mutationen oder auch der Tod durch Verstopfungen sind die Folgen. Dieses Schicksal ereilt ebenso einheimische Tiere im Wattenmeer. Bei Ebbe können sich die Toxine der Zigarettenkippen in Wasserlöchern schnell lösen und mit hoher Konzentration auf die schutzsuchenden Tiere einwirken.

Welche möglichen Lösungen sehen Sie?

Es muss noch viel mehr darüber aufgeklärt werden, welche Folgen die Zigarettenkippen für die Natur haben – auch darüber, dass im Landesinneren entsorgte Kippen den Weg ins Meer finden und dort nachhaltigen Schaden anrichten können. Ein Pfand auf Zigarettenkippen wäre sicherlich eine gute Option, denn so motiviert man Raucher und Nichtraucher gleichermaßen, Kippen nicht in der Natur zu entsorgen.


Rubrik Faszinierende Biologie neu


© Stock /LKN.SH

Gute Nachrichten gibt es vom Gemeinsamen Wattenmeersekretariat (CWSS) in Wilhelmshaven: 41.700 Seehunde leben im Wattenmeer Dänemarks, Deutschlands, der Niederlande sowie auf der Insel Helgoland. Das ist das Ergebnis von Zählflügen im August. Es sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr und die höchste Zahl seit Beginn der Zählflüge 1975.

Im schleswig-holsteinischen Wattenmeer sind es rund 16.000 Seehunde. Fazit: Der Bestand dieser Meeressäuger im Weltnaturerbe Wattenmeer ist auf hohem Niveau stabil und wächst nur noch geringfügig.

weltmeisterlich

© Stock /LKN.SH

Dass einige Watvögel über sehr lange Distanzen ziehen, ist nichts Neues; sibirische Knutts zum Beispiel bewältigen zwischen dem Wattenmeer und der Taymyr-Halbinsel rund 5.000 Kilometer in den Lüften. Geradezu weltmeisterlich allerdings sind die Zugwege der Pfuhlschnepfen (Foto oben) – in einem Beitrag für das Kollektiv „RiffReporter“ nennt der Journalist Thomas Krumenacker die Vögel die „ungekrönten Könige des Nonstop-Langstreckenflugs“.

Anlass sind Medienberichte, denen zufolge ein männliches Exemplar dieser taubengroßen Art (Limosa lapponica) in 224 Stunden ohne Unterbrechung von Alaska nach Neuseeland geflogen ist – rund 12.200 Kilometer gut neun Tagen Nonstop! Belegt ist diese Leistung, weil das Tier von Forschern der niederländischen Universität Groningen mit einem Sender ausgestattet war, so dass die jeweiligen Positionsdaten per Satellit nachvollzogen werden konnten.



austausch

© Greve / LKN.SH

Noch vor dem neuerlichen Lockdown – aber selbstverständlich mit strengem Hygienekonzept – konnten wir elf Mitglieder aus dem Kreis der Nationalpark-Partnerschaft zu unserem ersten sogenannten Co-Creation-Workshop mit dem Titel „Weltnaturerbe-Angebote gemeinsam entwickeln“ im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum begrüßen. Es war fantastisch! Der lebhafte Austausch und die rege Beteiligung aller Anwesenden brachte viele Ideen hervor, wie man verschiedene Initiativen kombinieren und neue Weltnaturerbe-Angebote schaffen kann, um unseren Gästen ein einzigartiges Weltnaturerbe-Wattenmeer-Erlebnis zu bieten.

Ziel des von Wolfgang Günther vom NIT (Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa) in Kiel moderierten Treffens war es, den Nationalpark-Partnern eine Plattform zur Vernetzung zu bieten und so die Möglichkeit zu schaffen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zusammenzubringen, um ihre (nachhaltigen) touristischen Angebotskomponenten mit denen anderer Partner:innen zu kombinieren; Beispiele sind geführte Fahrradtouren und Geschichten/Märchenerzählungen. Der Co-Creation-Workshop wurde durch das Interreg VB Projekt PROWAD LINK finanziert.

Wegen der großen Nachfrage haben wir uns entschlossen, im Dezember zwei weitere Workshops zu veranstalten – vorausgesetzt, die dann geltenden Kontaktbeschränkungen erlauben es. Sollte dies nicht der Fall sein, werden wir uns um einen Termin im nächsten Jahr bemühen.

Catharina Greve


Rubrik Aus dem Multimar Wattforum


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© Bökamp-Hamkens / LKN.SH

„Die Otter kommen“ lautet das Motto rund um das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum. Noch vor dem November-Lockdown hatte der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther den Förderbescheid für die Erweiterung um eine Otteranlage übergeben und die Bauarbeiten konnten starten. Auf dem Multimar-Außengelände geplant ist ein Fischotter-Freigehege nebst neuem Ausstellungsgebäude. Mehr dazu lesen Sie in dieser Pressemitteilung.

Und auch wenn das Multimar Wattforum wie alle anderen Info-Einrichtungen im Nationalpark geschlossen ist, gehen die Arbeiten an diesem fünften Bauabschnitt weiter (Foto oben). So sind bereits zwei Baugruben ausgehoben – eine für die Verlängerung des Bestandsgebäudes für eine neue Futterküche und die Filtertechnik sowie eine zweite für das Ausstellungsgebäude, berichtet Projektleiterin Marén Bökamp-Hamkens: „Dieses wird tief in den Boden eingegraben, damit es nicht über die Deichkrone hinausragt und man weiterhin den freien Blick in Richtung Eider genießen kann.“ Im östlichen Areal entstehe zudem ein großer Naturteich als Ausgleichsmaßnahme, um den Artenreichtum auf dem Gelände zu erhöhen.


Rubrik Aktive Naturschutzverbände neu


neu

© Werner Burck / Schutzstation Wattenmeer

Imme Flegel hat die Gesamtleitung der Schutzstation Wattenmeer auf Eiderstedt übernommen. Die 42-jährige Meeresbiologin ist in der schleswig-holsteinischen Nationalparkregion aufgewachsen und hat, nach einigen beruflichen Trittsteinen, in den vergangenen 14 Jahren die Station des Vereins Jordsand auf der Insel Neuwerk im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer geleitet. Weitere Informationen zu dieser Neuordnung gibt es hier.

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© Verein Jordsand

Wechsel in der Geschäftsführung des Vereins Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur: Dr. Steffen Gruber ist Nachfolger von Ina Brüning und hat sein neues Amt bereits im September angetreten. Der 49-Jährige hat sich den Angaben zufolge seit fast drei Jahren ehrenamtlich im Vorstand des Vereins engagiert, zuletzt als zweiter Vorsitzender. Mehr über diese Personalie erfahren Sie hier. In der Nationalparkregion ist der Verein Jordsand für die Betreuung des Rantumbeckens auf Sylt, der Amrum Odde, Hallig Norderoog, Hallig Habel, Hallig Südfall sowie des Hauke-Haien-Koogs zuständig.


10 Rubrik Neues aus den NNL


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© Achim Frede

„Mehr wilde Natur für den Nationalpark Kellerwald-Edersee!“ Mit diesen Worten feierte die dortige Nationalparkverwaltung die Erweiterung des hessischen Schutzgebietes, das per Gesetz- und Verordnungsblatt vom 7. Oktober um 1.950 Hektar und damit rund ein Drittel seiner Fläche vergrößert wurde und jetzt mehr als 7.500 Hektar umfasst. Unter anderem seien wertvolle Flächen nördlich und östlich des Edersees eingegliedert worden, hieß es: „Die neu hinzugekommenen uralten Orchideen-Buchenwälder und Kalkmagerrasen zeugen von einer hohen biologischen Vielfalt, die es zu erhalten gilt.“

np-kigge

© Screenshot

Wer in den Nationalen Naturlandschaften (NNL) unterwegs ist, sollte Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt nehmen. Nach diesem Motto wurde im Nationalpark Bayerischer Wald ein filmischer „Nationalpark Knigge“ entwickelt. Nationalpark-Ranger Martin Frank erläutert auf witzig-ironische Weise und mit bestem bayerischen Zungenschlag die Regeln. Anzuschauen ist das Ganze in diesem Video.



glueckwunsch

© Screenshot

Die große Geburtstagssause blieb coronabedingt aus, das ändert aber nichts an der Bedeutung des Datums: Der dänische Nationalpark Wattenmeer (Vadehavet) hat sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Zur Feier in einem Festzelt in Ribe mit einer begrenzten Gästezahl hatte die dänische Umweltministerin Lea Wermelin zwar ihren Besuch abgesagt, schickte jedoch einen Glückwunsch per Video mit einem großen Lob für die Arbeit, die im Nationalpark Wattenmeer geleistet werde.

Auch auf Facebook gab es jede Menge Gratulationen – unter anderem, ebenfalls per Video, von der Nationalparkverwaltung in Tönning (siehe oben) in einer Gemeinschaftsproduktion der trilateralen Wattenmeerfamilie aus den Niederlanden, Niedersachsen und Hamburg, organisiert vom Gemeinsamen Wattenmeersekretariat (CWSS). Der Nationalpark Vadehavet ist der größte der fünf dänischen Schutzgebiete dieser Art und wurde am 16. Oktober 2010 eingeweiht. Weitere Infos gibt es hier.

nachfolger

© Michael Wimbauer

„Sie haben die Wahl“ heißt es in diesen Tagen beim NABU und Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV): Erstmals küren nicht Fachleute, sondern Interessierte den „Vogel des Jahres“, und zwar für 2021. Im 50. Jahr des Bestehens der Aktion sind Vogelfans bundesweit aufgerufen, bis zum 15. Dezember ihren Favoriten aus der Vogelwelt und damit den Nachfolger der Turteltaube (Foto oben) zu benennen. „Der Jahresvogel bietet uns die Möglichkeit, in der Öffentlichkeit die Gefährdung und die Bedürfnisse einer einzelnen Vogelart ein ganzes Jahr lang in den Vordergrund zu stellen“, erläuterte NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger in einem Interview mit der Fachzeitschrift „Der Falke“ die traditionsreiche Naturschutzinitiative. Mitwählen kann man online hier.

weniggutes

© Klaus Wernicke

Es ist nach Auskunft der Verantwortlichen bei der Europäischen Umweltagentur die umfassendste Datensammlung, die jemals zum Zustand von Flora und Fauna in Europa zusammengetragen wurde – und sie besagt wenig Gutes: Die Mehrheit der Tierarten und Ökosysteme befindet sich danach in einer schlechten oder sogar sehr schlechten Verfassung, Fachleute sprechen von einem dramatischen Biodiversitätsverlust.

So gibt es, um nur ein Beispiel zu nennen, in der Vogelwelt immer weniger Brutpaare, wobei die Arten der Wiesen und Feuchtgebiete wie zum Beispiel der in der Nationalparkregion in den Naturschutzkögen vorkommende Kampfläufer besonders betroffen sind. Insgesamt geht es den Angaben zufolge lediglich 47 Prozent der 463 europaweit vorkommenden Vogelarten gut, bei 39 Prozent wird der Status mit schlecht oder sehr schlecht angegeben. Mehr dazu sowie der komplette Bericht ist hier nachzulesen.


Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung


schonwieder

© Screenshot

Schon wieder Lockdown … Wie alle in Schleswig-Holstein und bundesweit, ist auch die Nationalparkverwaltung von der Entwicklung der Coronapandemie betroffen – aber die Arbeit geht weiter! Derzeit nicht komplett im Büro, sondern wechselseitig im Homeoffice. Besprechungen sind auch per Telefon- oder Videokonferenz möglich – sogar international (siehe Screenshot). Die entsprechenden Techniken sind mittlerweile gut erprobt. Zudem fordert die grassierende Vogelgrippe einen erheblichen Teil des Teams beträchtlich (siehe Beitrag „Traurige Aufgabe“).

vielversprechend

© Stock /LKN.SH

Das war eine vielversprechende Premiere: Einen Tag nach der ersten Veröffentlichung der Pressemitteilung „Wattenmeer als künstlerische Inspiration“ auf dem bundesweiten Presseportal und über den Publishing-Dienst „ots“ hatten bereits 29 Online-Medien Text und Foto auf ihre Website gestellt – Ende offen! Der Beitrag beleuchtet, in welcher Weise der Nationalpark Kunstschaffende aus dem Kreis der Nationalpark-Partnerschaft in ihrer Arbeit beeinflusst. Und – ganz „nebenbei“ – geht es selbstredend auch darum, dem Nationalpark-Partnerprojekt überregionale Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ein entsprechendes Paket mit drei Pressemitteilungen ist Teil des Marketings im Rahmen des Projektes Nationalpark-Partnerschaft PLUS.

interessenausgleich

© Jeß / LKN.SH

„Interessenausgleich“ ist das zentrale Stichwort für die Vereinbarung, die die Nutzung der weiten Sandstrände von St. Peter-Ording – den einzigen an der Westküste, die innerhalb der Nationalparkgrenzen liegen – regelt. Einen entsprechenden neuen „Bescheid zur Sondernutzung des Meeresstrandes“ hat der Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse (auf dem Foto links) kürzlich an den Bürgermeister des Nordseeheilbades Rainer Balsmeier übergeben. Lesen Sie mehr dazu in dieser Pressemitteilung.


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© Claußen / LKN.SH

Das ist die Schülerpraktikantin Greta Claußen, die drei Wochen lang die Arbeit in der Nationalparkverwaltung begleitet hat. Hier ihre ganz persönliche Bilanz.

Die fünf interessantesten Dinge, die ich während meines Praktikums in der Nationalparkverwaltung erlebt habe:

  • Unter dem Binokular habe ich Tiere aus Wattbodenproben nach Arten sortiert und gezählt (Foto oben). Anschließend habe ich mit der Benthosexpertin Ulrike Schückel die Tiere bestimmt. Dabei habe ich viele neue Spezies kennengelernt, die im Wattboden leben. Ich habe mir im Multimar Wattforum alles angeschaut und viele Fotos von den Fischen und anderen Tieren gemacht. Besonders beeindruckt hat mich das große Aquarium mit dem Stör und vielen weiteren Fischen. Interessant war auch ein Blick hinter die Aquarienkulissen.
  • Was mir auch Spaß gemacht hat, war eine Recherche für den Multimar-Shop. Ich habe mir nachhaltige Artikel für Jugendliche überlegt und Hersteller herausgesucht.
  • Eine interessante Erfahrung war es, wegen Corona zu Hause zu arbeiten. Dort habe ich dann viel am Laptop gesessen und Aufgaben erledigt, deswegen war ich leider nicht so viel unterwegs.
  • Ein Höhepunkt zum Abschluss war ein Ausflug mit Evelyn Schollenberger ins Watt, bei dem ich einen Wattwurm ausgegraben habe. Von Nordstrand aus waren wir zwei Stunden unterwegs.

Die Welt der einzigartigen Halligen mit den Augen eines Prähistorikers und Küstenarchäologen zu betrachten, ermöglicht das neue Buch von Dirk Meier. Überwiegend wird Vergangenes behandelt, doch auch die Gegenwart wird angesprochen und ein Blick in die Zukunft gewagt.

Die Landschaft der Halligen und Inseln, die Uthlande, haben eine wechselvolle Geschichte, die von vielen Naturkatastrophen geprägt ist, bei denen immer wieder Kulturgut unwiederbringlich verloren ging. Insbesondere für die Halligwelt ist dadurch fundiertes Wissen über deren Frühzeit Mangelware. Akribisch hat Dirk Meier erhaltenes Wissen zur nordfriesischen Halligwelt zusammengetragen und durch seine aussagekräftigen grafischen Darstellungen anschaulich aufbereitet. Quellen werden dabei auch kritisch kommentiert.

Die Einleitung „Die Halligen einst und jetzt“ bindet leider biologische Angaben ein, die zum Teil aus alten Erfassungen stammen. Doch in dem Moment, in dem der Autor sich der historischen Umweltgeschichte der Halligen zuwendet, ist er in seinem Element. Das traditionelle Wirtschaften auf den Halligen (Landwirtschaft, Warftbau und Wasserversorgung, Hausbau, Salztorfabbau und Seefahrt) wird detailliert dargestellt und ermöglicht einen tiefen Einblick in das frühere Leben. Die Entwicklung des Uferschutzes rundet das Bild ab.

Auch die dramatischen Ereignisse und Folgen der Land und Leute prägenden neueren Sturmfluten werden geschildert. Das Buch schließt mit einem kurzen Blick in die Zukunft mit dem fachlich und wissenschaftlich fundierten Kapitel „Halligen im Klimawandel“. Es werden eine Reihe von möglichen Maßnahmen vorgestellt, damit die Halligen auch in Zukunft bewohnbar bleiben.

Dieses Buch ermöglicht ein vertieftes Verständnis für den Lebensraum der Halligen und die Naturereignisse, die ihn geprägt und seine Bewohner:innen immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt haben und stellen. Einmal Halligen satt – ein anspruchsvoller Genuss. Vielen Dank für die Fleißarbeit, denn jetzt liegt – vermutlich fast – alles alte und zukunftsorientierte Wissen zu den Halligen in einem Buch vor.

Dirk Meier: Die Halligen in Vergangenheit und Gegenwart,
Boyens-Verlag, ISBN 978-3-8042-1533-7, 28,00 Euro

Anne Segebade

Das INTERREG Sekretariat Deutschland/Danmark hat ein Video über das NAKUWA-Projekt erstellt. Im Interview stellt Erik Dam vom Lead-Partner Business Region Esbjerg das Vorhaben vor. Als gelungenes Beispiel wird die Birdwatching-Guide-Ausbildung hervorgehoben, repräsentiert durch die dänische Kursteilnehmerin Marit Beckmann. Das Video ist in dänischer Sprache mit deutschen Untertiteln zu sehen.

Ein hilfreiches Angebot für wanderfreudige Wattenmeerfans hat der NAKUWA-Projektpartner WWF in Kooperation mit dem Gemeinsamen Wattenmeer-Sekretariat (CWSS) entwickelt: eine Weltnaturerbe-Wander-App mit 25 Routenvorschlägen. Der digitale Führer ist ein idealer Begleiter zur Erkundung der deutschen und dänischen Wattenmeerregion. Wie es geht, darüber gibt dieses Blog einen Einblick.



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© Screenshot / Hintergrundfoto: Stock/HOCHZWEI

Verschoben: Ursprünglich sollte das 15. Internationale Wattenmeersymposium (ISWSS) im März kommenden Jahres stattfinden, und in der Nationalparkverwaltung liefen die Vorbereitungen auch bereits auf Hochtouren (siehe Drei-Fragen-Interview in der August-Ausgabe). Nun ist die wissenschaftliche Veranstaltung in den Spätherbst verschoben, neuer Termin ist der 29. November bis 3. Dezember 2021. „Der Veranstaltungsort bleibt mit dem Watt’n Hus in Büsum unverändert“, so Marina Sanns aus der Nationalparkverwaltung. Auch das Programm bleibe bestehen wie geplant. Infos gibt es hier.

Abgesagt: Von Ende August wurde der Wadden Sea Day auf den 3. Dezember verlegt – und jetzt endgültig abgesagt. „Aufgrund der aktuellen Sars-Cov-2-Situation war es in diesem Jahr nicht möglich, den Wattenmeertag zu organisieren. Daher haben wir die Konferenz auf den 26. August 2021 verschoben“, teilten die Organisatoren am Freitag mit. Die eintägige Veranstaltung wird seit 2006 alljährlich von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und dem Gemeinsamen Wattenmeersekretariat (CWSS) ausgerichtet.


Rubrik Fundstück neu


nichts

© Ralf Reinmuth / Galerie Küstenfocus

„Nichts.“ So hat Nationalpark-Partner Ralf Reinmuth von der Galerie Küstenfocus dieses Bild betitelt. Dieses vermeintliche Nichts gehört zu den Dingen, die ihn am Wattenmeer so faszinieren: „Wenn man ins Watt schaut, sieht man nicht viel, aber es ist da – das sollen meine Bilder vermitteln“, sagt er; sie sollten dazu animieren, „das Nicht-Sichtbare zu spüren“.

Was das Foto zudem brandaktuell macht: Es spiegelt die Situation im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer angesichts des neuerlichen Lockdowns wider: Infoeinrichtungen und Ausstellungen geschlossen, keine Veranstaltungen, keine Gäste … das Wattenmeer aber ist immer da.


Herausgeber

LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:

www.nationalpark-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de