Schleswig-Holstein

15.10.2015 |

Oktober 2015

MOIN, MOIN,
… liebe Leserinnen und Leser, und herzlich willkommen zu Ihren und unseren Nationalpark Nachrichten. Es gibt wieder viel zu berichten aus dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und darüber hinaus. Aber lesen Sie selbst! Viel Spaß dabei …

Rubrik Aktuelles neu

Angekommen!

© Stock / LKN-SH

30 Jahre Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer – und wer spricht heute noch von der großen Skepsis gegen das „Projekt Nationalpark“ in der Anfangszeit? Längst haben auch frühere Kritiker erkannt, welcher Wert dem Wattenmeerschutz nicht nur für die einzigartige Natur vor den Deichen, sondern auch für die Wirtschaft zukommt. Die Kooperation mit dem Tourismus als wichtigem Erwerbszweig ist intensiv und vertrauensvoll, nach und nach werden Übereinkünfte mit Nutzern getroffen wie erst kürzlich mit den Muschelfischern. Für die Dithmarscher und Nordfriesen ist das Wattenmeer von jeher ein wichtiges Stück Heimat – und der Nationalpark ist, nicht erst seit dessen Auszeichnung als Weltnaturerbe durch die UNESCO im Jahr 2009, bei den Menschen angekommen! Bei den Touristen ohnehin. Denn die wünschen sich, wie Umfragen belegen, eine intakte Natur am Urlaubsort – ein Pfund, mit dem der Nationalpark wuchern kann.

Das wissen auch die, die sich dem Partnerschaftsprogramm angeschlossen haben. Mehr als 150 Unternehmen, Institutionen und Verbände von Hotellerie und Gastronomie über Wattführer bis zu freizeittouristischen Einrichtungen gehören heute zum Kreis der Nationalpark-Partner, weitere stehen in den Startlöchern.

Auf den Halligen – von denen die meisten, wie die nordfriesischen Inseln, nicht zum eigentlichen Gebiet des Nationalparks gehören – hat man ebenfalls erkannt, dass die Label Nationalpark, Biosphärenreservat und Weltnaturerbe Vorteile bringen. Die Zusammenarbeit zwischen Nationalparkverwaltung und Halliggemeinden ist eng, in diesem Jahr feierten die Halligen ihren zehnten Geburtstag als Entwicklungszone des Biosphärenreservates Wattenmeer – zu der sie auf eigenen Wunsch geworden sind.

Stolz auf den Nationalpark

Naturschutz ist wichtig – ein Ein- und Auskommen in der Region zu finden ebenso. Der Nationalpark bietet beides. „Die Menschen verdienen auch Geld durch den Nationalpark“, betont der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen und beziffert die jährliche Wertschöpfung (Einkommen in Form von Löhnen, Gehältern und Gewinnen der Unternehmen) durch Nationalparktouristen auf rund 89 Millionen Euro. Belegt ist diese Zahl durch die von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg erstellte Studie „Regionalökonomische Effekte des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“.

Umfragen geben zudem interessante Einblicke in die Sicht von Einheimischen und Urlaubern. „Danach finden mehr als 50 Prozent der Menschen, die in Dithmarschen und Nordfriesland leben, den Nationalpark wichtig, ein weiteres Drittel ist sogar stolz auf den Nationalpark vor der eigenen Haustür“, sagt Christiane Gätje, in der Nationalparkverwaltung zuständig für den Bereich nachhaltiger Tourismus. „Besonders positiv überrascht hat mich, dass es für 79 Prozent der Westküstentouristen wichtig ist, im Urlaub speziell etwas über die Natur am Urlaubsort zu lernen“, so Christiane Gätje. „Diese Gäste sind bei uns goldrichtig, denn der Nationalpark hat in dieser Hinsicht außergewöhnlich viel zu bieten.“ Die Angebote der Nationalpark-Ranger, der Naturschutzverbände, der Nationalpark-Partner und der Nationalpark-Informationseinrichtungen – allen voran das Multimar Wattforum – hielten hier mehr als genug „Futter“ für die Wissbegierigen bereit.

Info: Viel Information zu den wirtschaftlichen Aspekten des nachhaltigen Tourismus in der Nationalparkregion enthält die von der Nationalparkverwaltung in Zusammenarbeit mit der Nordsee-Tourismus-Service GmbH herausgegebene Broschüre „Mehrwert Natur“, zum Download verfügbar unter http://www.nationalpark-wattenmeer.de/sh/service/publikationen/broschuere-mehrwert-natur/2663.

Hans-Joachim Augst

© Claudia Viße

Im früheren Landwirtschaftsministerium zuständig für die Nationalparkgründung

1. Was verbindet Sie persönlich mit dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer?

Meine Verbindungen liegen auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Als einer der Väter unseres Nationalparks habe ich als erster Nationalparkreferent im damaligen Landwirtschaftsministerium das Nationalparkkonzept erarbeitet und das Gesetzgebungsverfahren fachlich begleitet. Später wurde ich für drei Jahre noch einmal Nationalparkreferent (dann im Umweltministerium) und war an der Vorbereitung zur Nominierung des Wattenmeeres als Welterbegebiet beteiligt. Das alles im öffentlichen Dienst. Als Verbandsvertreter des WWF habe ich drei Jahre lang von der Wattenmeerstelle in Husum aus Lobbyarbeit für das Wattenmeer gemacht. Menschlich und emotional bin ich stark mit dem Wattenmeer verbunden, das mir immer wieder eindrucksvolle Naturerlebnisse ermöglicht, nicht zuletzt um Fotos davon zu machen. Jetzt, im Ruhestand, hoffe ich, dies häufiger tun zu können.

2. Welche Errungenschaft halten Sie für die wichtigste seit Gründung des Nationalparks im Jahre 1985?

Das Wichtigste ist sicherlich die Anerkennung als Weltnaturerbegebiet der UNESCO. Aber inhaltlich freue ich mich besonders über die überwältigende Zustimmung der Anwohner des Wattenmeeres zum Nationalpark, denn bei der Gründung schlug uns noch eine breite Ablehnung entgegen.

3. Wo steht der Nationalpark in Sachen Wattenmeerschutz im 30. Jahr seines Bestehens?

Die Entwicklung war sehr positiv, auch durch die Erweiterung des Nationalparks zum Jahreswechsel 1999/2000. Wir können stolz auf das Erreichte sein, zum Beispiel Einstellung der Jagd und der militärischen Erprobungen, wenn es auch noch ungelöste Problemfelder wie Ölförderung, Fischerei oder Rückgang einiger Vogelarten gibt.

Rubrik Faszinierende Biologie neu

Durchwachsene Saison

© Stock / LKN-SH

Die Brutvögel im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer haben schon bessere Jahre gesehen – doch die Saison 2015 war auch nicht gänzlich schlecht. Das ist die vorläufige Bilanz nach Rücksprache mit den betreuenden Nationalpark-Rangern und Naturschutzverbänden, die die Vogelwelt im Gebiet das ganze Jahr über im Blick haben.

Zunächst gibt es gute Nachrichten zu vermelden: Obwohl es durch die kalte Witterung im Juni und eine Sturmflut Anfang Juli zu einigen Verlusten kam, weist die Brandseeschwalbe (siehe Foto) mit drei Teilkolonien und insgesamt über 2.800 Brutpaaren auf der Hallig Norderoog den Informationen zufolge einen positiven Trend auf. Diese Entwicklung ist besonders erfreulich, da der Seevogel des Jahres 2015 (gekürt vom Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur) in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedroht ist.
Kein gutes Jahr für Lachseeschwalben

Für die Lachseeschwalben hingegen war es, trotz eines vielversprechenden Saisonbeginns im Neufelderkoog, kein gutes Jahr. Ebenso wie bei den Fluss- und Küstenseeschwalben auf Trischen, Hooge und im Neufelderkoogvorland wurden weniger Jungtiere flügge als erwartet. Als Gründe nennen die Vogelbeobachter vor Ort vor allem Hochwasser und Prädation.

Letztere machte dieses Jahr auch anderen Arten zu schaffen: Die Bruterfolge der Herings- und Silbermöwen auf den Halligen Nordstrandischmoor und Oland litten ebenfalls unter hungrigen Füchsen. Auch die Kolonie der Löffler auf Hallig Oland (eine von vier Kolonien dieses Jahr) wurde durch Prädation dezimiert. Die Austernfischer hatten auf den Inseln und Halligen wieder ein besseres Jahr, am Festland sind die Bruterfolge nach wie vor sehr gering.

Die Brutbestände im Nationalpark Schleswig Holsteinisches Wattenmeer werden fast flächendeckend erfasst; ein Bruterfolgs-Monitoring findet dabei nur für ausgewählte Arten und in einzelnen Gebieten statt. Die endgültigen Ergebnisse der Brutsaison 2015 werden demnächst vorliegen.

Kathrin Deichmann

Rubrik Aus dem Multimar Wattforum

Grusel im Multimar

© Ammon

Gruselige Gestalten werden am Sonnabend, 24. Oktober, die Szenerie im Multimar Wattforum bestimmen: Beim Halloween-Familienfest führen schaurig verkleidete Multimar-Mitarbeiter durch die dunkle Aquarienwelt, wo Seeskorpione, Seespinnen und Seeteufel zwischen Steinen und auf der Miesmuschelbank lauern. Auch thematisch dominiert die Düsternis: Vorgestellt werden Tiere aus dem Nationalpark Wattenmeer, die an das Leben in der kühlen Finsternis gewöhnt sind. Es gibt ein Gruselquiz und im Restaurant Leckeres aus der Hexenküche. Für das Halloween-Familienfest gelten besondere Eintrittspreise, Informationen dazu auf der Website www.multimar-wattforum.de/gruseln2015. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um Anmeldung bis zum 19. Oktober gebeten unter Telefon 04861-96200 oder per E-Mail an .

Glücksbringer

© Frank Hecker

Fischern in Kanada und Norwegen gilt er als Glücksbringer, seit Kurzem „wohnt“ ein unter dem Namen „King Cod“ bekannter Dorsch auch im Multimar Wattforum. King Cod bedeutet frei übersetzt „Königsdorsch“ und ist die englischsprachige Bezeichnung für Dorsche mit einer genetisch bedingt vergrößerten Stirn. Was es mit dieser Fischart noch auf sich hat, lesen Sie in unserer Pressemitteilung.

Blick in die Geschichte

© Henning Bunte

Es war der 12. September 1990, kurz vor der deutschen Wiedervereinigung, da verabschiedete der Ministerrat der DDR in seiner letzten Sitzung ein Regelwerk, dem für den bundesweiten Naturschutz bis heute große Bedeutung zukommt: das Nationalparkprogramm. Es verfügte die Gründung von insgesamt 14 Großschutzgebieten zwischen Ostsee und Sächsischer Schweiz: fünf Nationalparks sowie sechs Biosphärenreservate und drei Naturparks. 2015 ist damit nicht nur das Jahr des 25. Geburtstages eines vereinigten Deutschlands, sondern auch der ostdeutschen Nationalparke. Mit einer Tagung unter dem Titel „Schwieriger Start – guter Lauf?“ wurde am 11. September in Berlin mit viel politischer Prominenz dieses Datums gedacht.

Die Tagung bildete den Abschluss eines Projektes, in dessen Rahmen die Stiftung Naturschutzgeschichte die Entstehungsgeschichte deutscher Nationalparks anhand der fünf ostdeutschen und einiger westdeutscher Schutzgebiete nachvollzogen hatte. Der Titel „Schwieriger Start – guter Lauf?“ war mit Bedacht gewählt, denn beleuchtet wurden auch die politische Lage im Wendejahr sowie die Frage nach der Rolle der Akzeptanz für den Erfolg von Naturschutzvorhaben. „Akzeptanz ist ein Schlüsselthema für alle Nationalparks, das gilt auch für uns in Schleswig-Holstein“, sagt Matthias Kundy, der gemeinsam mit dem stellvertretenden Leiter der Nationalparkverwaltung Gerd Meurs nach Berlin gereist war.

Denn der Nationalpark Wattenmeer gehörte zu denen, die dort exemplarisch vorgestellt wurden. Und zwar durch Prof. Dr. Hans-Peter Ziemek (auf dem Foto rechts) von der Justus-Liebig Universität Gießen und Dr. Hans-Werner Frohn von der Stiftung Naturschutzgeschichte. Beide Institutionen waren, als Teil der Gesamtschau, für den Blick zurück in die Historie des Wattenmeerschutzes zuständig.

Schon im Vorfeld war aus ihrer Arbeit im März anlässlich des 30. Nationalparkgeburtstages die Tagung „Mit uns für das Watt“ entstanden, bei der die Rolle des Ehrenamtes im Mittelpunkt stand (siehe Bericht in der Märzausgabe der Nationalpark Nachrichten). Jetzt liegt der gleichnamige Tagungsband vor, der neben einer detaillierten Chronologie der Ereignisse von den 1970er Jahren an spannende Einblicke in die politischen Geschehnisse von damals in Schleswig-Holstein und Niedersachsen liefert. Wie bei der Märztagung selbst, kommen auch in der Publikation Zeitzeugen aus Politik, Verwaltung und Naturschutz zu Wort, von denen nicht wenige bis heute aktiv sind. Der Tagungsband kann in der Nationalparkverwaltung bestellt werden (per E-Mail an ) und ist außerdem zum Download hier verfügbar.

Ein neues UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum wird in wenigen Tagen in Cuxhaven offiziell eröffnet. Die nach dem Umzug vom alten Standort erweiterte Ausstellung in dem dreigeschossigen Neubau steht bereits seit Mitte August für Besucher offen und beinhaltet eine Vielzahl spannend aufbereiteter Informationen über die Tiere und Pflanzen, aber auch über die Gefährdung und Schutzwürdigkeit des Wattenmeeres. Bestandteil sind unter anderem Seewasseraquarien mit einheimischen Meerestieren, Installationen und ein flutbares Tidemodell.

Der moderne Holzbau am Sahlenburger Strand der niedersächsischen Stadt an der Elbmündung bietet zudem eine Bibliothek – und einen einmaligen Ausblick über die Küstenlandschaft. „Wir freuen uns sehr über unser neues Besucherzentrum“, so das „Wattbz-Team“ in einer Stellungnahme: „In idealer Lage mit Blick auf das Watt, ausgestattet mit Seminarräumen sowie Biolabor und mit der künstlerisch gestalteten informativen Ausstellung, hoffen wir, vielen Besuchern das Weltnaturerbe näherbringen zu können.“ Die offizielle Einweihung ist am 21. Oktober, mit der Bevölkerung wird dann am 24. und 25. gefeiert.

In Sachen Informationseinrichtungen tut sich derzeit einiges in Niedersachsen. Neben dem in Cuxhaven gibt es ein weiteres Nationalpark-Zentrum in Wilhelmshaven (beide gleichzeitig UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentren), darüber hinaus insgesamt 14 Nationalpark-Häuser. Mehrere davon sind in diesem Jahr umgebaut, erweitert und mit neuen Ausstellungen ausgestattet worden, darunter auch das vor wenigen Tagen wiedereröffnete auf Wangerooge. Neu gebaut und bereits im Frühjahr eingeweiht wurde das Nationalpark-Haus auf Norderney, im Umbau befindet sich derzeit das Haus im Wangerland.

Vogelschutz in der EU

© Khil

Die Naturschutzgesetzgebung der Europäischen Union hat wesentlichen Einfluss auf das Schicksal bedrohter Vogelarten. Das ist das Ergebnis einer Studie, die vom NABU-Dachverband BirdLife International, der britischen Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) und der Universität Durham herausgegeben und kürzlich im Fachmagazin „Conservation Letters“ veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler haben die Bestandszahlen und Populationstrends aller europäischen Vogelarten analysiert, die im vergangenen Jahr von den Mitgliedstaaten an die EU-Kommission gemeldet werden mussten, so eine Pressemitteilung. Basis ist die im Jahr 1979 verabschiedete Vogelschutzrichtlinie, die seither in der EU den Schutz wildlebender Vogelarten und ihrer Lebensräume regelt.

Die hat den Erkenntnissen zufolge für signifikante Bestandszunahmen zum Beispiel bei Schwarzstorch, Seeadler (Foto oben), Wiesenweihe, Wanderfalke und Kranich gesorgt. In Deutschland profitieren unter anderem Rohrdommel, Zwergdommel, Purpurreiher sowie Heidelerche und Blaukehlchen von einem besseren Schutz.

„Ob eine Vogelart zunimmt oder abnimmt, hängt immer von mehreren Faktoren ab“, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke in einer Bewertung der Studie, und: „Jetzt aber wissen wir endlich, was in Europa den größten Einfluss hat: nämlich, ob eine Art dank der EU-Vogelschutzrichtlinie von besonderen Schutzmaßnahmen profitiert – oder eben nicht.“ Offenbar habe dies einen wesentlich größeren Einfluss als beispielsweise der Klimawandel.

Auf das Wattenmeer lasse sich die Studie allerdings nicht übertragen, geben Ornithologen zu bedenken. Trotz den guten Schutzes sind die Populationen vieler Brut- und Rastvogelarten hier teilweise dramatisch rückläufig (siehe Nationalpark Nachrichten Ausgabe August). Die Gründe dafür sind noch weitgehend unklar.

Die komplette NABU-Studie ist im Download verfügbar unter http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/conl.12196/abstract

Rubrik Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung

© LKN-SH

Müll ist auch im Nationalpark ein Problem. In St. Peter-Ording werden Strandbesucher, die ihre Hinterlassenschaften freiwillig einsammeln, diese jetzt in entsprechenden Boxen direkt vor Ort los – dank des gemeinsamen Engagements des örtlichen Edeka Marktes Karsten Johst und der Nationalparkverwaltung. Lesen Sie mehr zu dieser Initiative in unserer Pressemitteilung.

Tour mit Hindernissen

© Ahlborn / LKN-SH

Dieses Jahr sollte es nun wirklich klappen: Die Nordstrander Junior Ranger wollten ihren schon im letzten Jahr gefassten, aber wegen Sturm abgesagten Plan umsetzen und Helgoland besuchen. „Aber auch diesmal war uns Petrus nicht wohlgesonnen. Genau zum geplanten Termin schickte er wieder zu viel Wind vorbei, so dass der Campingplatzbetreiber auf der Helgoländer Düne uns vom Zelten abriet“, berichtet Silke Ahlborn, in der Nationalparkverwaltung zuständig für die Betreuung der Nordstrander Junior Ranger.

Aber Junior Ranger lassen sich nicht so schnell entmutigen. Und so wurde vor dem Nationalparkhaus Wattwurm im Meldorfer Speicherkoog ein Ersatzplatz zum Zelten gefunden, von dem aus es dann am nächsten Morgen zumindest als Tagesausflug von Büsum nach Helgoland gehen sollte. „Aber statt Wind schickte Petrus diesmal ordentlich Regen, so dass Zelte, Klamotten und Menschen am nächsten Tag gut durchgeweicht waren“, so Ahlborn, und: „So klitschnass konnten wir nicht nach Helgoland fahren! Also wurde es wieder nichts.“

Am Ende hat es dann doch noch geklappt: Nach einem Tag Trocknen und Mückenstiche Verarzten machte sich die Gruppe nach Helgoland auf – und wurde auf der Düne mit dem Anblick dösender Seehunden und schlafender Kegelrobben belohnt. Die seltenen roten Feuersteine wurden zwar nicht selbst gefunden, aber von geschäftstüchtigen jungen Helgoländern erworben, zum Abschluss wurde das Oberland erklommen und der Blick über die weite Nordsee genossen. Einhelliges Fazit: „Helgoland ist (auch mit mehreren Anläufen) unbedingt eine Reise wert!“

Vögel kieken

© Ahlborn / LKN-SH

Super-Wetter, gut, teilweise sogar ausgebuchte Veranstaltungen: Der vom NABU, der Schutzstation Wattenmeer, der Seehundstation Friedrichskoog, dem Verein Jordsand und der Nationalparkverwaltung gemeinsam organisierte „Westküsten-Vogelkiek“ bot nach meist morgendlichem Nebel beste Bedingungen für Vogelkundler und die, die es werden wollten. „Rechtzeitig zum Erscheinen des ersten Seeadlers im Rickelsbüller Koog war die Sicht ungetrübt“, berichtet Nationalpark-Ranger Martin Kühn von der ganztägigen Bustour entlang der Küste Richtung Norden. Insgesamt wurden 107 verschiedene Vogelarten entdeckt.

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Calli

© Claußen / LKN-SH

Tschüss, Calli! Fernseh- oder Forscherteams, Schäfer oder Flieger, Betriebe oder Behörden – wer im Nationalpark etwas Besonderes vorhatte, kam an Carl, besser bekannt als Calli, Carstensen (auf dem Foto rechts) nicht vorbei. Seit Einrichtung der Nationalparkverwaltung vor 30 Jahren hat er über 3000 Genehmigungen erteilt, aber auch über 700 Ordnungswidrigkeiten geahndet. Nun geht der Mann mit dem strahlenden Lächeln in den Ruhestand – und wurde in Anwesenheit seiner Frau Marita von Kolleginnen und Kollegen in einer stimmungsvollen Feierstunde verabschiedet.

Calli ist ein Plattdeutscher, in Viöl aufgewachsen und dort bis heute fest verwurzelt. „Op Platt“ hatte er oft besonders schnellen Zugang zu den vielen Menschen, mit denen er zu tun hatte. Und sie spürten, dass er jedes Anliegen ernst nahm und engagiert und rechtlich einwandfrei bearbeitete. „Darauf hat ja jeder ein Anrecht“, sagt er, der so in ungezählten Fällen zur Akzeptanz des Nationalparks beitrug.

In der Nationalparkverwaltung war er ein Mann vor der ersten Stunde: Monate, bevor das Amt im Frühjahr 1986 seinen „Baracke“ genannten ersten Sitz am Deich hinter dem damals noch nicht existierenden Multimar Wattforum in Tönning bezog, richtete er die Räume her und bereitete die ersten Vorstellungsgespräche vor. Drei Jahrzehnte später blickt er staunend darauf zurück, wie sich Dinge und Einstellung änderten, auf die große Akzeptanz des Nationalparks heute, die über 150 Nationalpark-Partner, die dafür stehen, auf die Auszeichnung als Weltnaturerbe.

„Besonders freut mich, dass ich als Leiter des Nationalpark-Dienstes lange Jahre engen und guten Kontakt zu unseren derzeit 16 hauptamtlichen Nationalpark-Rangern sowie zu den 15 ehrenamtlichen Nationalparkwarten hatte“, sagt Carstensen. „Mit der Arbeit als Ansprechpartner für die sieben den Nationalpark betreuenden Naturschutzverbände und die Regelung ihrer konkreten Betreuungsarbeit an allen Orten unseres über 4000 Quadratkilometer großen Nationalparks war das Vielfalt pur: In 30 Jahren war kein Tag wie der andere.“

In seinen 30 Nationalparkjahren ging Calli Carstensen mittags immer gern an die Eider. Künftig will er in den Viöler Gemarkungen spazieren oder in den Dolomiten wandern. Und Mitte Juli nächsten Jahres auf jeden Fall nach Norderoog: „Das kann ich jedem nur empfehlen. Ohne zu stören, erlebt man dort dann das Ende der Brandseeschwalbenbrut“, strahlt Calli: „Mehr Naturerlebnis geht nicht.“

Carl Carstensen wird schwer zu ersetzen sein – aber sein Nachfolger hat sich mit Callis Unterstützung schon hineingearbeitet in meterweise Akten. Christian Wiedemann heißt der „Neue“ im Team der Nationalparkverwaltung, ist 33 Jahre alt und stammt ursprünglich aus Berlin. Er hat Umweltplanung studiert und begann seine Laufbahn beim Land Schleswig-Holstein im Jahr 2009 als sogenannter Anwärter. Seit 2011 war er dann in der Naturschutzabteilung im Umweltministerium beschäftigt.

Hendrik Brunckhorst

Frischlinge im Nationalparkteam sind Jan Henry Grünberg und Marten Bleche, beide 18 Jahre jung. Als Bundesfreiwilligendienstler (BFD) bereichern sie seit dem 1. September die Nationalparkverwaltung.

Jan Henry (auf dem Foto links) ist Nordfriese, stammt aus Langenhorn und hat gerade in Husum Abi gemacht. Er wollte ein Stück weg von zu Hause, aber nicht zu weit, sagt er: Abnabeln kann man sich schließlich auch in Tönning! Seine Zeit im BFD soll ihm zeigen, wie es ist, zusammen mit anderen Menschen für eine gute Sache zu arbeiten. Jan Henry möchte „in der und für die Heimat“ etwas tun. Und ob der derzeitige Berufswunsch „milchwirtschaftlicher Laborant“ nach dem BFD noch aktuell ist oder sich doch eines seiner zahlreichen Hobbies (Schreiben, Zeichnen, Musik machen …) durchsetzt, wird sich zeigen.

Marten sieht sich auch als „Fischkopp“, allerdings aus Oyten bei Bremen. Er hat gerade das Fachabitur hinter sich gebracht und sich danach an seine vielen schönen Urlaube an der Nordsee erinnert. Dort sollte es also hingehen! Und da er als Angler und Aquarienfan gerne von belebtem Wasser umgeben ist, war das Multimar Wattforum der ideale Ort für ihn. Hier kann Marten seine Leidenschaft für Fische & Co. an viele interessierte Gäste weitergeben.

Silke Ahlborn

Ebbe und Flut, blühende Salzwiesen, trockenfallende Sände und mäandernde Priele, zahlreiche Tiere und Pflanzen: Das und noch viel mehr bietet das Weltnaturerbe Wattenmeer. Wer diese einzigartige Landschaft kennenlernen und begreifen möchte, dem sei der neue Naturführer „Wattenmeer entdecken und verstehen“ von Ute Wilhelmsen und Martin Stock ans Herz gelegt.

Wie entstand das Wattenmeer? Was bedeutet eigentlich Weltnaturerbe? Und was ist eine Seegraswiese? Diese und mehr Fragen beantwortet Ute Wilhelmsen in aufschlussreichen und anschaulichen Texten. Ergänzt werden sie durch die stimmungsvollen Bilder von Martin Stock, die das Weltnaturerbe auf einmalige Weise einfangen.

Kurz und prägnant wird dem Leser vermittelt, warum das Wattenmeer zu den weltweit wertvollsten und unverzichtbaren Naturlandschaften zählt. Zwar gibt es hier nicht die „Top Five“ wie in Afrika, aber viele andere „Fives“, die es zu entdecken gilt: die Flying Five, die Exotic Five, die Salty Five und einige mehr. Für manche Tiere ist das Ökosystem die Kinderstube, für andere eine wichtige Zwischenstation auf einer langen Reise, aber für alle gilt: Für ihr Überleben ist das Wattenmeer unverzichtbar.

Vögel, Fische, Muscheln und Pflanzen haben sich an die besonderen Bedingungen zwischen Süß- und Salzwasser angepasst und sich zu wahren ökologischen Spezialisten entwickelt. Da nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch die Menschen eine große Rolle im Watt spielen, werden auch Küstenschutz und Klimawandel als Themen aufgegriffen. Dabei werden sowohl die Gefahren aufgezeigt, die das Wattenmeer bedrohen, als auch Denkanstöße gegeben, was dagegen unternommen werden kann. „Wattenmeer entdecken und verstehen“ schafft es, sowohl die Küste nach Hause aufs Sofa zu holen als auch einen Besuch vor Ort bestens zu begleiten.

Kathrin Deichmann

Martin Stock / Ute Wilhelmsen: „Wattenmeer entdecken und verstehen“. Broschur, Wachholtz Natur, Kiel/Hamburg 2015, 128 Seiten, ISBN 978-3-529-05358-0, 12,80 Euro

Ehrgeiziges Ziel

© Ahlborn / LKN-SH

Das Ziel ist ehrgeizig – aber es ist zu schaffen: Möglichst viele Strecken der rund 500 Kilometer Küstenlinie im Nationalpark sollen am Freitag, 30. Oktober, von Müll befreit werden. Die nationalparkweite Sammelaktion unter dem Motto „Watt’n Müll“ ist die letzte der Veranstaltungen zum 30. Nationalparkgeburtstag jeweils am 30. eines Monats. „Sie soll das Geschenk engagierter Menschen, ob Gäste oder Einheimische, an den Nationalpark sein“, sagt Organisatorin Silke Ahlborn aus der Nationalparkverwaltung.

Aber das ist nicht das einzige Ziel. Ein weiteres ist es, generell auf das Thema Müll in der Natur aufmerksam zu machen. Denn vor allem Plastik ist ein großes Problem, auch im Nationalpark Wattenmeer. Vögel oder Seehunde verheddern sich in Plastiknetzen und –tauen und gehen elendig zugrunde. Oder sie verwechseln Plastikteilchen mit Nahrung; diese füllen den Magen – und die Tiere verhungern. Gerade hat das Umweltbundesamt eine aktuelle Studie vorgelegt, der zufolge pro Jahr bis zu 30 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren landen.

Für die Müllsammelaktion im Nationalpark Wattenmeer mobilisiert werden nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) inklusive seiner Nationalparkverwaltung, sondern auch Tourismusorganisationen, Naturschutzverbände, Nationalpark-Partner und alle, die sich an diesem Tag ganz konkret für den Schutz des Lebensraumes Wattenmeer engagieren wollen. Voraussichtlich wird auch der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck dabei sein.

Die Logistik ist eine Herausforderung. An vielen Treffpunkten müssen Müllsäcke und Handschuhe ausgegeben und die gefüllten Säcke anschließend ordnungsgemäß entsorgt werden. Der LKN übernimmt die Gesamtorganisation und Koordination, die Organisation vor Ort erfolgt teilweise über die dort aktiven Naturschutzverbände und touristischen Einrichtungen.

Los geht es um 11.00 Uhr an vielen verschiedenen Treffpunkten, die ab Mitte Oktober im Internet unter http://www.nationalpark-wattenmeer.de/sh/30-jahre-nationalpark veröffentlicht werden. Als kleines Dankeschön erhalten alle Aktiven einen bedruckten Stoffbeutel – für künftige Einkäufe eine gute Alternative zur Plastiktüte.

Fachtagung in Husum

Naturschutz und Tourismus im Nationalpark schleswig-holsteinisches Wattenmeer pflegen eine intensive und konstruktive Zusammenarbeit. Ein Beispiel dafür ist die Fachtagung „Naturerlebnis im touristischen Angebot“, die alljährlich einen großen Kreis Interessierter aus beiden Bereichen anspricht – und am 5. November bereits zum 13. Mal stattfindet. Im Husumer Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk geht es zwischen 9.30 und etwa 16.30 Uhr diesmal unter anderem um Wildnis im Wattenmeer, um Naturbeobachtung als touristisches Highlight hierzulande und am österreichischen Nationalpark Neusiedlersee, um Qualitätsstandards für den naturnahen Tourismus sowie weitere spannende Themen. Nach der Begrüßung sorgt die Staatssekretärin im schleswig-holsteinischen Umweltministerium Silke Schneider mit der Rede „Der Mensch und das (Watten)Meer“ für den Einstieg ins inhaltliche Programm. Zum Abschluss der Tagung wird mit einem Glas Sekt auf das 30-jährige Jubiläum des Nationalparkes angestoßen.

Veranstalter ist die Nationalparkverwaltung gemeinsam mit der Nordsee-Tourismus-Service GmbH, Dithmarschen Tourismus, dem WWF und der Fachhochschule Westküste. Für interessierte Teilnehmer wichtig zu wissen: In den vergangenen Jahren wurde die Veranstaltung über ein INTERREG IVA-Projekt gefördert, mit dem Ende dieses Projektes entfällt nun die finanzielle Unterstützung. Darum muss der Teilnahmebeitrag auf 25 Euro erhöht werden (inklusive Getränke, Mittagsimbiss und Kuchen).


Herausgeber

LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning

Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:

www.nationalpark-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de