MOIN, MOIN,
liebe Nationalpark-Nachrichten-Leserinnen und -Leser, liebe Nationalparkfans,
es ist nicht zu leugnen: Der Herbst hat Einzug gehalten, auch im Wattenmeer. Aber gerade hier hat er auch viele schöne Seiten - neben dem Vogelzug zum Beispiel faszinierende Wetterphänomene. Darüber und über andere Entwicklungen rund um den Nationalpark erfahren Sie hier mehr. Viel Spaß dabei!
15.10.2016 |
Oktober 2016
© Szczesinski
Das Wattenmeer ist ein dynamischer Lebensraum, der einem ständigen Wandel unterliegt. Aber es gibt einen Wandel, der nicht naturbedingt, sondern menschengemacht ist: den Klimawandel. Er ist eines der in der internationalen Umweltpolitik am meisten diskutierten Themen – ein Thema, dessen sich auch die Landesregierung angenommen hat, in Form der “Strategie Wattenmeer 2100“ mit Zukunftskonzepten für diesen Lebensraum. In der Nordsee macht sich der Klimawandel bereits durch einen Anstieg der Meeresoberflächentemperatur bemerkbar – laut Alfred-Wegner-Institut bei Helgoland im Jahresmittel um 1,7 Grad im Zeitraum von 1962 bis 2012. Wird er auch im Wattenmeer sichtbar, und wenn ja, woran? Diese Fragen kann einer gut beantworten, der sich viel draußen im Watt aufhält und außerdem durch das Projekt BeachExplorer Zugang zu einer Vielzahl von Informationen über Strandfunde entlang der gesamten Wattenmeerküste hat: Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Ein Interview mit dem Biologen.
Bis auf wenige Skeptiker ist in der Welt der Wissenschaft weitgehend unbestritten, dass der Klimawandel bereits eingesetzt hat, nicht zuletzt auch messbar am Anstieg der Meeresoberflächentemperatur etwa in der Nordsee. Wird dieser Klimawandel auch im Wattenmeer sichtbar?
Ja, auf jeden Fall! Für die Unterwasserwelt ist ein dauerhafter Temperaturanstieg auch schon um ein oder zwei Grad von großer Wirkung und von viel größerer Relevanz übrigens als der Meeresspiegelanstieg oder die Sturmhäufigkeit. Von Letzteren sind unter den Wattbewohnern die Vögel stärker betroffen … Aber bleiben wir bei den Meerestieren. Da gibt es seit Jahren einen auch beim BeachExplorer anhand der Strandfunde sichtbaren Trend, dass Arten aus südlicheren Regionen bei uns einwandern.
Welche sind das?
Besonders auffällig ist das Phänomen bei der Plattfußkrabbe, die bis vor wenigen Jahren hier bei uns nicht vorkam. Auch die Sägegarnele taucht häufiger auf, ist aber recht schwer nachzuweisen, weil es dabei der Mitarbeit der Krabbenfischer bedürfte. Ein weiteres Beispiel ist der Diogenes Einsiedler, ein im Mittelmeerraum und in Westeuropa beheimateter Krebs. Er hatte sich Anfang der 2000er Jahre erstmals im Wattenmeer eingefunden, ist an beim Kälteeinbruch 2009 im ganzen Wattenmeer erfroren. Nun ist er wieder in Ausbreitung nach Norden.
Heißt das, die Wanderbewegungen erfolgen in Wellen je nach Wetterlage?
Ja, so ungefähr kann man das sagen, und zwar für alle genannten Arten. An der Plattfußkrabbe kann man dieses Vor-und-Zurück gut verfolgen. Bis in die 1990er Jahre war diese Art, deren Lebensraum die Brandungszone der Sandstrände ist, vor allem in Belgien, Frankreich bis an die Mittelmeerküsten verbreitet, nördlichste Grenze waren die Niederlande. Um das Jahr 2000 hat sie erstmal von dort aus die Grenze ins deutsche Wattenmeer überschritten, die ersten schleswig-holsteinischen Funde datieren aus dem Jahr 2005. 2008 hatten wir sie dann von Helgoland bis Sylt. Das war ohnehin ein Rekordsommer, was die Sichtung von wärmeliebenden Arten angeht. Da haben wir alle paar Wochen eine neue Art entdeckt, die wir hier vorher noch nie gesehen hatten.
Dann kamen die kalten Winter 2009, 2010, 2011, und diese Tiere sind aus der Region wieder verschwunden, auch die Plattfußkrabbe. Dann aber folgten mehrere milde Winter, und bei einer Exkursion im Sommer 2015 vor Westerhever haben wir, einem Gefühl folgend, nach der Plattfußkrabbe gesucht – und sieh an, da war sie wieder und ist seitdem hierzulande mehrfach nachgewiesen worden.
Gibt es auch Beispiele für aus südlichen Regionen eingewanderte wärmeliebende Fische?
Die Sardelle ist ein immer wieder genanntes Beispiel. Aber was Fische angeht, sind die Nachweise beim BeachExplorer mit methodischen Schwierigkeiten behaftet. Eine liegt darin, dass es an Mitwirkung der Fischer fehlt. Und Fische liegen nun mal selten tot am Strand, und wenn, holen sich die Möwen die Beute. Ohnehin muss man bedenken: Das, was gefunden – und gemeldet – wird, ist nur ein kleiner Teil von dem, was angespült wird, und das, was angespült wird, nur ein Minimum dessen, was da draußen unter Wasser zu finden ist. Was das Benthos angeht, also die Tiere, die im und auf dem Wattboden leben, gibt es aber auch schon erste Erkenntnisse. Hier hatten wir 2015 einen Erstnachweis für Deutschland, nämlich die Zarte Pfeffermuschel. Deren Lebensraum lag bislang in West- und Südeuropa, also von der Kanalküste bis hin zum Mittelmeer.
Sind die geschilderten Beobachtungen wirklich ausreichend, um einen Trend abzulesen?
Als Biologe ist mir sehr wohl bewusst, dass Sichtungen und Strandfunde aus wenigen Jahren noch keine wissenschaftlich fundierte Bewertung zulassen. Aber erstens gibt es auch wissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema, etwa von Professor Dr. Michael Türkay, der bis 2015 die Abteilung Marine Zoologie am Senckenberg Forschungsinstitut geleitet und viele Jahre zum Thema Krebse gearbeitet hat; ich empfehle seinen Fachaufsatz „Krebse erzählen eine Klimageschichte“. Ich habe zudem eine persönliche Meinung, und die lautet: Es passt einfach alles logisch zusammen – das Auftauchen wärmeliebender Arten mit steigenden Temperaturen, die mit den Wetterschwankungen korrelieren. Ich bin mir sicher, dass hier der Klimawandel im Watt nicht nur an die Tür klopft, sondern längst eingetreten ist! Für die Unterwasserwelt könnte man die wärmebedingte Artenzunahme noch locker sehen. Vögel und die Küste aber haben mit dem steigenden Wasser ein ernstes Problem.
Der Klimawandel ist derzeit eines der bestimmenden umweltpolitischen Themen. Hier eine (nur ganz kleine) Auswahl von Meldungen in den Medien der vergangenen Wochen:
- Juni, Juli und August waren laut dem deutschen Wetterdienst (DWD) wärmer und trockener als üblich. Statistisch gesehen war es in Berlin, Sachsen- Anhalt und Brandenburg am wärmsten und in Bayern am kältesten und feuchtesten. Weltweit gesehen war es im Juli noch nie so heiß wie in diesem Jahr. Im Schnitt war es 0,84 Grad Celsius wärmer als in den Vergleichsmonaten zwischen 1950 bis 1980. Laut Wissenschaftlern ist dies auf den von Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen.
(handelsblatt.com, 16. August) - Das Klima in der britischen Grafschaft Cornwall ist in Teilen bereits subtropisch.
(Der Standard, Online-Ausgabe 18. Juli) - Der Nordwesten der arabischen Halbinsel hat in den letzten Tagen beispiellos hohe Temperaturen erlebt. In einer Wetterstation im kuwaitischen Mitribah stieg das Thermometer auf 54 Grad Celsius.
(klimaretter.info, 28. Juli) - Jährlich schmelzen in der Arktis mehrere Millionen Tonnen Eis, dies ist wesentlich mehr als angenommen.
(zeit.de, 22. September) - Durch den Klimawandel wird es auch in den Polargebieten immer wärmer. Durch das schmelzende Eis verkleinert sich der Lebensraum vieler Arten.
(Spiegel Online, 16. September) - Ende des Jahrhunderts wird es in der Nordsee deutlich weniger heimische Arten geben. Das geht aus Modellierungen der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung hervor. Durch die steigenden Temperaturen des Meerwassers und eine Erhöhung des Salzgehalts werden rund 60 Prozent der bodenbewohnenden Tierarten ihren Lebensraum verlieren.
(proplanta.de, 4. Juni) - Angesichts des Klimawandels müssen sich heimische Flora und Fauna anpassen. Auch die Forstwirtschaft muss die Wälder so umstrukturieren, dass sie dem Klimawandel standhalten.
(Deutschlandfunk Online, 27. September)
© Hansen / LKN.SH
Zwei faszinierende Wetterphänomene waren in den vergangenen Wochen über dem Wattenmeer zu beobachten. Der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen hat beide mit seiner Kamera eingefangen. Aber was genau ist da zu sehen? Eine weiß so etwas: Herta Lorenz (Foto rechts). Denn sich mit dem Thema Wetter zu beschäftigen, ist das liebste Hobby der Nationalpark-Rangerin. Lassen wir sie also selbst zu Wort kommen:
„Bei der Erscheinung auf dem Foto oben handelt es sich um eine Böenwalze. Böenwalzen können an der Vorderseite von Gewitterzellen (lokale Wärmegewitter) oder entlang von Gewitterfronten (wenn eine Hitzeperiode durch eine herannahende Kaltfront beendet wird) entstehen. Dabei kühlen entstehende Niederschläge wie Regen, Graupel oder Hagel die warmen Aufwinde im Cumulonimbus, also der Gewitterwolke, ab und drehen sie um, so dass die nun abgekühlte, schwerere Luft nach unten stürzt und die am Boden auf den Cumulonimbus zuströmende feuchtwarme Luft aufwirbelt. Durch Kondensation bildet sich dabei die typische Böenwalze. Durch ihre Form verdeutlicht sie anschaulich die Turbulenzen, die im Cumulonimbus herrschen, und die dunkle Farbe illustriert die Mächtigkeit dieser Gewitterwolke, die in unseren Breiten durchaus bis zu elf Kilometer Höhe erreichen kann.
Das Foto links ist eine wunderschöne Aufnahme eines Zirkumzenitalbogens. Dieses Phänomen ist nicht etwa ein ‚runder Regenbogen‘, sondern entsteht durch Lichtbrechung an Cirrostratus- oder Cirruswolken. Diese sind die höchsten im Wolkenstockwerk (acht bis zwölf Kilometer hoch) und bestehen aus Eis. An diesen sechseckigen Eis-oder Schneekristallen wird das Sonnenlicht gebrochen. Je nach Sonnenstand kann der Bogen ganz zu sehen sein wie auf dem Foto oder nur teilweise, zum Beispiel, wenn die Sonne mittags hoch steht.
Wie das Phänomen ‘Korona’ (der bekannte ‚Hof‘ um Sonne oder Mond, der durch Brechung/Refraktion an Kristallen von mittelhohen, dünnen Schleierwolken, genannt Ac translucidus, entsteht), fällt auch der Zirkumzenitalbogen unter den Fachbegriff ‘Halo-Erscheinungen’. Diese zeigen häufig eine Wetterverschlechterung an.“
© Habke
Interessante Beobachtungen hat der Nationalpark-Ranger Martin Kühn in den vergangenen Tagen am Hauke-Haien-Koog gemacht: Etwas früher als sonst im Jahr wurde im Nordbecken das Wasser abgelassen – mit der Folge, dass viele Vögel dort jetzt einen reich gedeckten Tisch vorfinden. 39 Silberreiher, 3 Rohrdommeln, 2 Löffler, viele Graureiher ließen sich dort zeitgleich nieder – und als besonderes Highlight ein Sichler. Das Tier hält sich den Informationen zufolge seit dem 3. Oktober dort auf und wurde erstmals von Thomas Hempelmann vom Verein Jordsand gesichtet. In der Nationalparkregion ist diese Ibisart eine „Ausnahmeerscheinung“, wie Kühn weiß; das nächstgelegene Vorkommen befindet sich im Mittelmeerraum. Das Sichlerfoto (siehe oben) wurde von Horst Habke zur Verfügung gestellt – danke dafür!
© Stock / LKN.SH
„Radwege ziehen sich wie ein Netz durch die gesamte Region. Auf dem Deich, hinter dem Deich, durch idyllische Dörfchen, inmitten saftiger
Wiesen und wogender Felder. Dazu gibt es Radeln mit Meerblick. Die gut ausgeschilderten Radwege verhelfen zu einem ganz entspannten
Fahrradurlaub.“ So wirbt die Nordsee-Tourismus-Service GmbH für das Naturerlebnis auf zwei Rädern. Und in der Tat: Radfahren ist Trumpf an der Wattenmeerküste. Die landesweite Gästebefragung des NIT (Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa) zeigt, dass hier das Fahrrad als Verkehrsmittel für Ausflüge beliebter ist als in allen anderen Urlaubsregionen Schleswig-Holsteins und dass Nordsee-Feriengäste gerade die Radfahrmöglichkeiten als Attraktion hoch schätzen. „Das finden wir natürlich prima, denn das Fahrrad ist ein umweltfreundliches Fortbewegungsmittel“, so Christiane Gätje, in der Nationalparkverwaltung zuständig für das Themenfeld nachhaltiger Tourismus.
Übrigens: Eine Liste von Fahrradverleihen, erstellt von dem Praktikanten in der Nationalparkverwaltung Frank Spanowsky, ist seit Neuestem auf der Nationalpark-Website als Download verfügbar. Und die ist beeindruckend. Denn Spanowsky hat rund 140 Verleihstationen in der Nationalparkregion ausfindig gemacht, von Archsum auf Sylt bis Brunsbüttel in Dithmarschen. Und wegen entsprechender Nachfrage wurde im Partner-Programm des Nationalparks Wattenmeer für diese Einrichtungen extra eine neue Kategorie eingerichtet – weitere Mitglieder willkommen!
© Kundy / LKN.SH
Unser Halligausflug mit 38 TeilnehmerInnen aus fast allen Nationalpark-Partner-Kategorien war nicht nur wetter- und watt-mäßig fantastisch, sondern auch äußerst lehrreich. Nationalpark-Wattführer Walther Petersen-Andresen, der das Wattenmeer wie seine Westentasche kennt, führte uns über den Meeresgrund zur Hallig Oland. Unterwegs zeigte und erklärte er kurzweilig und anschaulich die typischen Tiere mit ihren Besonderheiten und wusste auf jede Frage eine Antwort. Auf das Mittagessen und eine informative Halligführung folgte eine Schiffstour mit Nationalpark-Partner Uwe Petersen zur Hallig Gröde. Nach Besichtigung der beiden Warften traten wir, reichlich versorgt mit neuen Erkenntnissen, anregenden Gesprächen, wärmender Sonne und einem leichten Urlaubsgefühl, die Rückfahrt nach Schlüttsiel an.
Christiane Gätje
© Dockhorn / LKN.SH
Das Konzept Nationalpark-Partner wird immer beliebter: In den Nationalen Naturlandschaften gibt es seit Neuestem 23 Partner-Projekte. Denn mit dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft wurde kürzlich das 23. Mitglied von EUROPARC Deutschland anerkannt – und damit eine weitere Initiative mit rund 30 Partnern vom Landhotel bis zum Naturcampingplatz. „Nationale Naturlandschaften“ ist die Dachmarke der Nationalparke, Biosphärenreservate, Naturparks und zertifizierten Wildnisgebiete Deutschlands. Diese steht für den Erhalt besonders schützenswerter Landschaften und damit für einen Teil des natürlichen und kulturellen Erbes. EUROPARC wiederum ist der Dachverband der Nationalen Naturlandschaften.
© Schlorke
Gruselig, kreativ, platt, dunkel, dokumentarisch – eine ganze Palette an Veranstaltungen mit diesen Adjektiven bietet das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum im Oktober und darüber hinaus. Kreative Bastelnachmittage mit Kinderbuchautoren sind am 19. Oktober zum Thema Deiche und am 26. zum Thema Strandfunde geplant. Gruselig wird es am 29. Oktober beim schon traditionellen Halloween-Familienfest.
Eine echte Filmpremiere findet am 22. Oktober statt, wenn vier Natur-Dokumentarfilme gezeigt werden, die Jugendliche während des GREEN SCREEN-Naturfilmcamps im Multimar Wattforum und Nationalpark Wattenmeer in der Woche zuvor produziert haben werden. Außerdem gibt es von Oktober bis März einmal im Monat Angebote der besonderen Art: abendliche Aquarienführungen im Dunkeln unter dem Titel „Die Nordsee bei Nacht“ sowie Ausstellungsführungen in plattdeutscher Sprache („Multimar op Platt“). Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen verbergen sich hinter den jeweiligen Links.
© Maier
Nach fast sieben Monaten weit draußen im Dithmarscher Wattenmeer sagt der Vogelwart Marco Maier in diesen Tagen der vom NABU betreuten Vogelinsel Trischen Adieu. Hinter dem 27-Jährigen liegen arbeitsreiche Monate. Den größten Raum nahmen dabei nach seinen Informationen die Vogelbeobachtung und die Dokumentation dieser Beobachtungen ein.
Dazu kamen Kartierungsarbeiten sowie im September noch Handwerkliches: Die beschädigte Vogelwärterhütte musste repariert werden und glich währenddessen etwa eine Woche lang einer Baustelle (siehe Foto rechts). Hilfe kam vom Festland in der Person von zwei Zimmerinnen sowie in Form der „Trischen“, eines Schiffes des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN), das die Baumaterialien transportierte (siehe Foto oben). Seine gesamte Arbeit hat der in Lindau am Bodensee aufgewachsene Biologe in einem Blog umfangreich dokumentiert.
„Ich habe es sehr genossen, für eine ganze Saison auf dieser wunderschönen und besonderen Insel leben und arbeiten zu dürfen“, lautet Marcos (Foto links) persönliche Bilanz seines Sommers auf dem Außenposten des Naturschutzes in der Zone 1 des Nationalparks. „Ich bin mir sicher, dass ich noch sehr lange von den Erlebnissen und Eindrücken zehren werde, die in dieser Zeit gesammelt habe“, sagte er den Nationalpark Nachrichten. Bis Februar kommenden Jahres wird er für den NABU tätig sein. Danach? Berufliche Zukunft offen. Entschieden dagegen ist ein wichtiger privater Schritt: Marco Maier wird in Kürze heiraten.
© Stock / LKN.SH
Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer hat den Wettbewerb um das schönste Naturwunder Deutschlands gewonnen. Mehr dazu erfahren sie in unserer Pressemitteilung. Die Preisverleihung wird voraussichtlich im November in feierlichem Rahmen im Multimar Wattforum stattfinden.
Und noch eine gute Platzierung, diesmal von einer internationalen Jury: Das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer hat Platz 47 unter „TOP 100 Sights of Germany“, also den 100 beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands, erreicht. In einer Online-Umfrage hatten zwischen März und August mehr als 40.000 Deutschland-Reisende aus 66 Ländern über ihre persönlichen Favoriten abgestimmt. Das Vorhaben ist ein Projekt der Deutschen Zentrale für Tourismus. Nachzulesen ist das genaue Ranking hier.
© Schnabler / LKN.SH
„Spiel mal Meer“ lautet das Motto eines Medienwettbewerbes, der mit Beginn des neuen Schuljahres in Schleswig-Holstein gestartet ist. Dabei geht es darum, aus einem Pool an Forschungsfragen (samt Unterfragen) eine auszuwählen und zu bearbeiten. Die Antworten sollen nicht in Textform erfolgen, sondern in kreativer Weise mithilfe von Medien: „Eigentlich sind eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt, solange ihr eure Antworten in die Kategorien ‚Audio‘, ‚Video‘ oder ‚Freestyle‘ hochladen könnt“, heißt es in dem Aufruf zur Teilnahme.
Ausrichter des Wettbewerbs sind neben der Nationalparkverwaltung Die Küsten Union Deutschland e.V. (EUCCD), der Offene Kanal Schleswig-Holstein (OKSH), das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) und sowie der Partner der Zukunftsschule.SH e.V., Schirmherr ist der Umweltminister Robert Habeck. Mitmachen können Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 bis 13, aber auch außerschulische Initiativen. Weitere Informationen über das Verfahren und die Teilnahmebedingungen sind online hier zu finden.
© Public Domain
Das weltweit größte Meeresschutzgebiet hat die US-Regierung vor einigen Wochen nordwestlich von Hawaii ausgewiesen. Eingerichtet worden war das „Papahanaumokuakea Marine National Monument” bereits 2006. Auf Beschluss von US-Präsident Barack Obama wurde es jetzt um mehr als das Vierfache auf 1,5 Millionen Quadratkilometer erweitert. Zum Vergleich: Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer umfasst eine Fläche von 4.400 Quadratkilometern. Bei dem Schutzgebiet vor Hawaii handelt es sich um eine marine Region mit Korallenriffen und Unterseevulkanen, in dem den Angaben zufolge rund 7.000 Arten heimisch sind, darunter Mönchsrobben, Haie, Wale, Albatrosse und fünf Spezies von Meeresschildkröten. Ein Drittel davon ist nur dort zu finden.
Papahanaumokuakea in der Wikipedia
© Biehl
Es ist der 1997 gegründete Nationalpark Hainich in Thüringen. Der Hainich ist ein bewaldeter Höhenrücken im Nordwesten des Bundeslandes. Mit rund 16.000 Hektar bildet er das bundesweit größte zusammenhängende Laubwaldgebiet; 7.500 Hektar davon stehen unter Nationalparkschutz. Und ein Teilgebiet des Nationalparks gehört seit 2011 zur UNESCO- Weltnaturerbestätte „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands”.
Buchenwälder gibt es nur in Europa, insbesondere in Mitteleuropa. Was den Nationalpark Hainich weltweit einzigartig macht, ist, dass er als einziges Schutzgebiet seiner Art Kalk-Buchenwälder auf Muschelkalk in mittlerer Höhenlage schützt. Das Motto der deutschen Nationalparke „Natur Natur sein lassen“ ist hier sichtbares Programm: 90 Prozent der Nationalparkfläche können sich hier natürlich entwickeln – mit dem Ergebnis eines faszinierenden Artenreichtums. Bei den tierischen Bewohnern besonders hervorzuheben sind die Wildkatze, verschiedene Waldfledermäuse und Spechtarten, holzbewohnende Käfer und Pilze, bei den Pflanzen sind es seltene Frühlingsblüher. Und gerade in diesen Wochen zeigt sich der Nationalpark Hainich durch den Farbreichtum des Herbstlaubes von seiner bunten Seite.
© Schollenberger / LKN.SH
Die Natur des Wattenmeeres erleben, Vögel beobachten, den Strand von Plastikmüll befreien: An fünf Nationalpark-Schulen haben im September wieder Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen vier bis sieben mit der Ausbildung zum Junior Ranger begonnen. Als solche ausgezeichnet werden sie dann am Ende des Schuljahres, nach zehn, meist mit Exkursionen in den Nationalpark verbundenen Treffen. Betreut werden die Junior-Ranger-Gruppen von Experten der Nationalparkverwaltung, teilweise in Kooperation mit Freiwilligen der Schutzstation Wattenmeer. „Die machen ihre Sache toll“, lobt Evelyn Schollenberger aus der Nationalparkverwaltung das Engagement der „Schutten“.
Neben den „alten Hasen“ im Club der Junior Ranger, also Theodor-Storm-Schule, Ferdinand-Tönnies-Schule, Klaus-Groth-Schule (alle Husum) und der Hermann-Neuton-Paulsen Schule Pellworm ist in diesem Jahr die Gemeinschaftsschule Meldorf neu dabei. In der fünften Klassenstufe wird dort gerade eine Junior-Ranger-AG eingerichtet. Betreut wird diese von Nationalpark-Ranger Christian Piening gemeinsam mit – ebenfalls neu dabei – den Freiwilligen vom NABU aus dem Nationalpark-Haus „Wattwurm“ sowie der Lehrkraft Saskia Boecke. Insgesamt sind jetzt 340 Mädchen und Jungen an Nationalpark-Schulen in Schleswig-Holstein als Junior Ranger aktiv.
© Stock / LKN.SH
Gert Oetken, Mitbegründer, jahrzehntelang „Vorsitzer“ und später Ehrenvorsitzer der Schutzstation Wattenmeer, ist im September im Alter von 83 Jahren verstorben. Als „Vorkämpfer für den Naturschutz“ hat die Tageszeitung „Husumer Nachrichten“ ihn in einem Nachruf bezeichnet – mit Recht: Oetkens Wirken hat wesentlich dazu beigetragen, dass das schleswig-holsteinische Wattenmeer seit nunmehr 31 Jahren unter dem höchstmöglichen Schutz, dem eines Nationalparks, steht.
„Es gibt wenige Menschen in unserem Land, die über ein halbes Jahrhundert ehrenamtlich tätig sind und Spuren hinterlassen, wie es bei Gert Oetken der Fall ist. Seine Leistungen für den Naturschutz im Wattenmeer sind in ihrer Fülle und Wirkmächtigkeit kaum zu beschreiben“, sagte die Staatssekretärin im schleswig-holsteinischen Umweltministerium Silke Schneider bei der Trauerfeier für Gert Oetken in Rendsburg. Der Zahnmediziner mit der großen Liebe für das Wattenmeer und die Halligwelt war eine Zentralfigur des Naturschutzes in Deutschland und als die Urkraft der Schutzstation Wattenmeer.
Gert Oetken hat den Naturschutz weit über Schleswig-Holsteins Grenzen hinaus ein halbes Jahrhundert lang geprägt. Schon früh, in den 1960er Jahren, engagierte er sich gegen die Vermüllung der Nordsee, mahnte mehr Schutz für den Lebensraum an – und tat selbst etwas dafür, indem er gemeinsam mit anderen die Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer gründete. Deren damalige Denkschrift zu einem „Großreservat Halligmeer“ gilt heute als die Urfassung einer Nationalparkkonzeption.
Auch für „seine“ Schutzstation Wattenmeer war Gert Oetken bis zuletzt ein gestaltender Kopf. Die Naturschutzgesellschaft ist heute der größte der im Nationalpark tätigen betreuenden Verbände mit 20 Informationszentren, in denen über die Jahre Tausende junger Menschen als Zivis, FÖJlerinnen oder BFDler ihren Freiwilligendienst leisteten. Und: Die Schutzstation war die Erfinderin der Wattenmeerpädagogik und ist bis heute der größte Anbieter und Vermittler des Naturschutzes im Wattenmeer.
„Die großen Leistungen der Schutzstation sind auch die Lebensleistungen von Gert Oetken und wären ohne ihn nicht vorstellbar“, so der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen. Dafür wurde Oetken mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet und im Jahr 2007 mit der Goldenen Ringelgansfeder. Wenn die Ringelgänse sich jetzt wieder auf Hooge einfinden, „werden sie Gert Oetken vielleicht vermissen“, so Hansen, und: „Ihren Kindern werden sie noch lange die Geschichte von dem Mann erzählen, der so oft und so gern auf der Hallig war und im Kreise junger Leute mit seiner Ukulele Stimmung verbreitete.“
Ein Buch über die Hallig Süderoog hat das Nordfriisk Instituut herausgegeben. Autor ist der gebürtige Husumer Günter Klatt, der als Jugendlicher in den 1940er und 1950er Jahren die damals im Privatbesitz von Hermann Neuton Paulsen (1898 bis 1951) befindliche Hallig regelmäßig im Rahmen von Jugendcamps (Stichwort „Hallig der Jungs“) besuchte und später dort selbst als Jugendwart tätig war. Heute liegt Süderoog in der Zone 1 des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, bewohnt nur von der Nationalparkwartin Nele Wree und ihrem Partner, dem Wasserbauwerker Holger Spreer.
Diesem Nationalpark ist in dem Buch ein ausgedehntes, von dem Biologen und Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung Martin Stock verfasstes Kapitel gewidmet. Darüber hinaus schildert Klatt die wechselvolle Geschichte Süderoogs und seiner Außenwelt, hat auch Geschichten und Anekdoten zusammengetragen und dafür eine Vielzahl an Quellen und Daten gesichtet.
Günter Klatt: „Süderoog – Hallig im Wattenmeer“, Nordfriisk Instituut, Bredstedt 2016, ISBN 978-3-88007-406-4, 34,80 Euro
Neues „Fahrplanposter“ zum Vogelzug im Wattenmeer: Zweimal im Jahr wird das Wattenmeer zur Drehscheibe des Ostatlantischen Vogelzuges. Millionen von Zugvögeln machen dann für einige Wochen Rast und tanken Energiereserven für den Weiterflug. Fast wie auf einem „Bahnhof“ geht es dann zu: Welche Arten wann und aus welcher Richtung im Wattenmeer ankommen, wie lange sie bleiben und wohin sie weiterfliegen lässt sich auf dem „Fahrplanposter“ studieren (das Bild zeigt einen Ausschnitt). Pünktlich zum herbstlichen Vogelzug hat der WWF die bereits vor rund 20 Jahren schon einmal verwirklichte Idee des Vogelzug-Fahrplans aufgegriffen und in einer aktualisierten Fassung neu aufgelegt. Das – dank einer BINGO-Projektförderung kostenlose – Poster kann gegen Versandkosten hier bestellt werden.
Anja Szczesinski
© Stock / LKN.SH
Das Dünen-Hus in St. Peter-Ording ist diesmal Treffpunkt für die Fachtagung „Naturerlebnis im touristischen Angebot“. Bereits zum 14. Mal kommen am 17. November Interessierte aus Naturschutz und Tourismus zusammen, um ein Schwerpunktthema an der Schnittstelle beider Themenfelder zu beleuchten; das diesjährige heißt „Nachhaltige Mobilität in der Nationalpark-Region“. Ab 10.15 Uhr beinhaltet das Tagesprogramm erstmals einen regionalen Fokus mit „St. Peter-Ording – aktiv und nachhaltig“ und der Vorstellung einer Reihe neuer Eiderstedter Nationalpark-Partner.
Veranstalter ist die Nationalparkverwaltung gemeinsam mit der Nordsee-Tourismus-Service GmbH, Dithmarschen Tourismus, dem WWF und der Fachhochschule Westküste – und diesmal in Kooperation mit der Tourismus-Zentrale St. Peter-Ording. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt und sollten bis spätestens 10. November an folgende Mail-Adresse gesendet werden: . Weitere Informationen enthält ein Flyer, der unter diesem Link zum Download bereitsteht.
Herausgeber
LKN-SH | Nationalparkverwaltung
Schlossgarten 1 | D-25832 Tönning
Redaktion: Heike Wells, Bernhard Dockhorn
Kontakt:
www.nationalpark-wattenmeer.de
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