Liebe Leserinnen und Leser unseres Nationalpark-Newsletters,
jetzt in der dunkleren Jahreszeit kann man zurückblicken auf dieses ganz besondere Jahr, den ein oder anderen Eindruck Revue passieren lassen, innehalten und sich an den schönen Dingen erfreuen.
08.03.2021 |
So etwa an Hyadina borkumensis, einer Salzfliegenart, die Jens-Hermann Stuke aus Leer 2017 auf Borkum entdeckte und für die Artenvielfalt auf dieser Welt nun erstmals beschrieben hat. Sie trägt den Namen einer Insel im Weltnaturerbe und Nationalpark Wattenmeer in Niedersachsen, darauf bin ich ein wenig stolz. Nationalparks stehen für den Erhalt unserer Artenvielfalt in all ihren Facetten – von der Kegelrobbe bis zur Kieselalge. Im Wissen um den anhaltenden und starken Verlust weltweiter Biodiversität wollen und müssen wir diese Aufgabe sehr ernst nehmen, denn alle Arten – von denen wir viele noch gar nicht kennen – haben im Gefüge des Lebens auf diesem Planeten eine bestimmte Rolle. Im Fall von Hyadina borkumensis kannte bislang überhaupt niemand diese Fliegenart. Gut, dass es (noch) Fachleute mit großer Kenntnis der Artenvielfalt bei uns gibt – sie brauchen wir, um Bedeutung und Schutz von großen wie kleinen Arten überhaupt auf die Spur kommen zu können.
Wir sind froh, dass wir auch in diesem Jahr die Zugvogeltage – unter schweren Rahmenbedingungen – erfolgreich durchführen konnten und bedanken uns ganz herzlich bei den vielen mitwirkenden Partnerinnen und Partnern.
Auch insofern ist jetzt im Herbst Zeit der Ernte: In diesem Newsletter wollen wir Ihnen viele Fortschritte und Beispiele unserer Arbeit der letzten Monate präsentieren. Gerade bei den Aktivitäten rund um unser UNESCO-Biosphärenreservat gibt es viel zu berichten: Die Modellregion für eine nachhaltige Entwicklung nimmt Fahrt auf, das ist gut so, denn Nachhaltigkeit ist das Leitprinzip, um auf diesem Planeten auch in Zukunft gut überleben zu können.
Eine schöne Lektüre wünscht Ihnen
Ihr Peter Südbeck, Leiter der Nationalpark- und Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer
© S. Schulze, Bioconsult Schuchardt&Scholle
Bei Tintenfischen werden viele an Mittelmeer und Paella denken. Dass Tintenfische auch bei uns vorkommen, dürfte vielen nicht so gegenwärtig sein. Dennoch: Insgesamt 14 Arten sind bei uns zu finden. Meist ist die Begegnung indirekt, über den Fund eines Schulps am Strand. Dieser Kalkkörper stammt von Sepia officinalis, dem gewöhnlichen Tintenfisch. Er gehört zu den zehnarmigen Tintenfischen.
Ein ganz besonderer Vertreter aus der Gruppe der Tintenfische ging den Mitarbeiter*innen von Bioconsult Schuchardt&Scholle Mitte September im Bereich der Robinsbalje vor der Wurster Küste ins Netz, als sie im Auftrag der Nationalparkverwaltung Befischungen durchführten: Ein Zirrenkrake (Eledone cirrhosa) von etwa 32 cm Länge begeisterte bei Durchsicht des Fangs. Bestaunt, fotografiert und vermessen wurde er schnell wieder seinem Element übergeben.
Zirrenkraken gehören zu den achtarmigen Tintenfischen und haben keinen Schulp. Durch ihren Flossensaum sind sie zwar gute Schwimmer, halten sich aber mehr am Boden auf. So war es nicht zu erwarten, ihn mit dem sogenannten ‚Hamen‘ zu fangen. Dieses Netz ‚steht‘ im Wasser und das Schiff liegt vor Anker. Es dient der Erfassung der Fischarten, die im freien Wasser leben, also nicht primär am Boden.
Zirrenkraken kommen von Norwegen und dem südlichen Island über die gesamte Nordsee und die europäische Atlantikküste bis an die Küste Marokkos und im gesamten Mittelmeer vor. Sie sind recht ortstreu und bevorzugen Gebiete mit Sand und Schlamm, womit sie im Wattenmeer richtig aufgehoben sind. Ihre Hauptnahrung sind Schwimm- und Strandkrabben ebenso wie Garnelen. Durch den Rückgang bei großen räuberischen Fischarten (durch Befischung und Klimawandel) soll der Bestand bei uns seit Beginn des 21. Jahrhunderts gestiegen sein. Systematische Untersuchungen aus dem Wattenmeer existieren aber nicht.
In jedem Fall ein toller Fund, der wieder einmal bestätigt, dass uns noch viele neue Erkenntnisse zum Leben unter Wasser erwarten.
© Richard Czeck
Entschließung des Nationalpark-Beirats zu militärischen Altlasten
Insgesamt 1,3 Mio. Tonnen Munition sollen sich in den deutschen Küstengewässern der Nordsee befinden. Zum größten Teil handelt es sich dabei um Munition aus deutschen Beständen, die nach Kriegsende im Auftrag der Alliierten gezielt versenkt wurde. Davon wiederum befindet sich ein hoher Anteil vor der niedersächsischen Küste, da sich hier viele militärisch bedeutsame Häfen befanden. Neben dieser vorsätzlich versenkten Munition findet sich weit verteilt alles, was im Laufe der zwei Weltkriege im Meer gelandet ist: ausgelegte Seeminen, Torpedos, Bomben, Granaten aus Küstenbatterien und mehr. Anlassbedingt, zum Beispiel für den Bau von Kabeltrassen im Meeresboden, werden solche Altlasten entsorgt. Dies ist, für vergleichsweise wenige Objekte, mit hohem Aufwand und Kosten verbunden, da zum Schutz von Meerestieren und Menschen technische Vorkehrungen erforderlich sind. Der Nationalpark-Beirat hat sich umfassend zur komplexen Thematik informieren lassen, in seiner Sitzung am 3. September 2020 einen Beschluss zum Thema der Beseitigung militärischer Altlasten im küstennahen Nordseebereich gefasst und sich hiermit an den niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies gewandt. Der Beirat bemängelt, dass über Bestandsaufnahmen und Dokumentation der Hinterlassenschaften zweier Weltkriege und weitere Forschungsvorhaben hinaus bis heute noch keine greifbare Strategie für eine rasche Beseitigung der Gefahrstoffe entwickelt wurde und es in der Sache bisher nur sehr geringe Fortschritte gegeben hat. Das Gremium empfiehlt, am besten im Zusammenwirken mit allen Küstenländern und dem Bund, die bisherige Strategie neu auszurichten, sodass wenigstens eine schrittweise Räumung der Altlasten in der Nordsee erreicht werden kann. Mehr dazu lesen Sie hier.
© Thorsten Krüger
Wie unlängst – pünktlich zu den Zugvogeltagen – bekannt wurde, hat eine Pfuhlschnepfe einen neuen Weltrekord im Non-Stop-Langstreckenflug aufgestellt. Der Vogel mit der Kennung „4BBRW“ ist innerhalb von 11 Tagen ohne Zwischenlandung eine Strecke von ca. 12200 km (von Alaska nach Neuseeland) geflogen. Es ist der längste jemals gemessene Non-Stop-Flug eines Vogels. Seit 2007 hielt die Pfuhlschnepfe „E7“ mit einer Strecke von 11680 km (ebenfalls von Alaska nach Neuseeland) diesen Rekord. „4BBRW“ wurde vor einem Jahr auf Neuseeland mit einem 5 Gramm leichten Satellitensender ausgestattet. So können die Zugbewegungen exakt mitverfolgt werden. Nicht von ungefähr ist die Pfuhlschnepfe als extremer Langstreckenzieher der Wappenvogel für unsere Zugvogeltage. Hier geht es zum ausführlichen Bericht: https://www.sueddeutsche.de/wissen/zugvoegel-pfuhlschnepfe-rekorde-tierreich-1.5073106
© Klaus Dinkla
Seit zwei Jahren fordert die Bewegung „Fridays for future“ weltweit die Umsetzung von Maßnahmen für eine nachhaltige Zukunft. Die jungen Menschen sind nicht allein, ihre Aktivitäten werden auf vielen Ebenen auch von der Wissenschaft unterstützt. So hat im Sommer dieses Jahres eine Gruppe von Wissenschaftler*innen aus deutschen Universitäten und weiteren Institutionen die Petition „Bereit zum Wandel“ auf den Weg gebracht. Darin werden alle gesellschaftlich relevanten Entscheidungsträger*innen, besonders von der Bundesregierung und den Landesregierungen, aufgefordert, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, endlich wirksame Maßnahmen gegen die Bedrohung der Lebensgrundlagen zu ergreifen – und damit die eingegangenen internationalen Verpflichtungen zum Schutz von Klima und biologischer Vielfalt zu erfüllen. Zu den Erstunterzeichner*innen gehören namhafte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Naturschutz.
In vier konkreten und kompakten Forderungen werden die wesentlichen Hemmnisse für einen echten Wandel und die erforderlichen Maßnahmen benannt. Ganz oben steht „Ehrlichkeit“: Mit einem gleichbleibend hohen Energieverbrauch sowie unveränderten Konsumgewohnheiten sind nachhaltige Veränderungen nicht umzusetzen. Insgesamt geht es auch um eine veränderte Betrachtungsweise der Wertbegriffe „Lebensqualität“ und „Wohlstand“.
Mit Start am 1. September ist auch die breite Öffentlichkeit eingeladen, den Aufruf “Für eine klima- und naturverträgliche, sozial gerechte Lebens- und Wirtschaftsweise“ zu unterzeichnen. Prof. Dr. Stefan Heiland von der TU Berlin, einer der Initiator*innen des Aufrufs, erklärte zum Auftakt gegenüber dem ZDF: „Die Frage ist dabei letztlich nicht, ob wir unsere Lebensweise ändern werden. Wir werden das tun – ob wir wollen oder nicht. Die Frage ist nur, ob wir nötige Änderungen endlich selbst in die Wege leiten, um so viel Handlungsspielraum wie möglich zu erhalten – oder ob wir weitermachen wie bisher und uns Veränderungen durch äußere Umstände aufgezwungen werden.“ Weitere Infos zum Aufruf unter https://www.bereit-zum-wandel.de/
© Imke Zwoch
Als Veranstaltungsreihe mit fast 300 geplanten Angeboten stellten die 12. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer die Organisator*innen angesichts der coronabedingten Einschränkungen vor besonders große Herausforderungen. Der Nationalparkverwaltung war es jedoch wichtig, gerade in diesen schweren Zeiten den zugvogelbegeisterten Menschen, viele davon langjährige Fans, ein Stück Verlässlichkeit und freudige Erlebnisse in und mit der Natur zu bieten. Mit eigenen Hygienekonzepten konnten trotz der schwierigen Umstände 80% der geplanten Veranstaltungen stattfinden. Etwa 8500 Besucher*innen haben an den vielfältigen Angeboten teilgenommen – ein deutliches Zeichen für die Beliebtheit dieser Veranstaltungsreihe. Für das beliebte Zugvogelfest, stets der krönende Abschluss der Zugvogeltage, wurde eine digitale Alternative gefunden – das Bühnenprogramm für Kinder und die Ergebnisse des Aviathlons wurden als Livestream übertragen. Für die Teilnehmer*innen dieser besonderen Outdoor-„Sportart“ (in welcher Insel- bzw. Festlandsregion werden während der Zugvogeltage die meisten Vogelarten entdeckt?) waren die Pandemiebedingungen kein Handicap, im Gegenteil, es wurden mehrere neue Rekorde aufgestellt. In der Inselwertung ging Wangerooge, am Festland das Wangerland als Sieger des Wettbewerbs hervor. Den ausführlichen Rückblick auf die 12. Zugvogeltage mit Details zum Aviathlon lesen Sie hier.
Aktuelles
© Imke Zwoch
Im Bereich der niedersächsischen Küste wird derzeit eine erhöhte Sterblichkeit unter Wasservögeln, insbesondere von Weißwangen- und Graugänsen beobachtet. Aktuell sind die Inseln Borkum und Norderney sowie der Jadebusen Schwerpunkte. Diese Beobachtungen wurden an die zuständigen Kreisveterinärbehörden gemeldet. In den letzten Wochen wurde bei tot oder krank aufgefundenen Vögeln im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer mehrfach das Vogelgrippevirus H5N8 und H5N5 nachgewiesen. Betroffen waren vor allem Weißwangengänse und Pfeifenten, aber auch ein Seeadler, mehrere Wanderfalken und ein Eisvogel. Auch aus den Niederlanden wird ein gehäuftes Auftreten von infizierten Vögeln berichtet. Mittlerweile gibt es auch Nachweise von mit H5N8 infizierten Vögeln aus dem Bereich des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Die Ranger*innen und andere Fachleute vor Ort beobachten die Situation genau.
Die Nationalparkverwaltung und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erfassen gemeinsam mit weiteren Partnern vor Ort ganzjährig z.B. im Rahmen sogenannter Spülsaumkontrollen Totfunde von Wildvögeln auf den Ostfriesischen Inseln. Hierdurch ist es möglich, aktuelle Ereignisse systematisch zu erfassen und vor dem Hintergrund der natürlichen Sterblichkeit zu bewerten. Beobachtungen und aktuelle Zahlen werden bei Auffälligkeiten den Veterinärbehörden der jeweils betroffenen Kreise gemeldet. Dort wird über ggf. hieraus abzuleitende Maßnahmen entschieden (z.B. eventuelle Beprobungen etc.).
Für alle, die draußen in der Landschaft unterwegs sind und tote oder kranke Vögel entdecken, gelten folgende Regeln:
- Fassen Sie die Tiere auf keinen Fall an. Menschen können zu Virenträgern werden und die Geflügelpest in andere Teile des Landes verschleppen. Zwar gibt es keine Hinweise, dass die bislang im Wattenmeer nachgewiesenen Geflügelpest-Erreger bisher auf Menschen übergesprungen sind, ausschließen kann das aber niemand.
- Halten Sie Abstand, belassen Sie das Tier an Ort und Stelle und lassen Sie die Vögel in Ruhe sterben. Halten Sie auch Ihren Hund auf Abstand (Anleinpflicht!).
- Sollten Ihnen bei Spaziergängen auffällig viele tote oder kranke Vögel auffallen, informieren Sie bitte die zuständigen Veterinärbehörden über Ihre Beobachtung und den Fundort.
Das Verbot, wildlebende Tiere an ihrem Ruheplatz aufzusuchen, zu berühren, aufzuheben oder mitzunehmen, gilt immer, unabhängig von der derzeitigen Gefahr der Geflügelpest. Dies gilt für Vögel, Seehunde und andere Säugetiere, ob im Wattenmeer oder anderswo in Schutzgebieten und der freien Landschaft.
Gemeinsame Information der Nationalparkverwaltung und des Nds. Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
© demipress
Im Jahr 2019 begannen die konkreten Verhandlungen mit den Insel- und Küstengemeinden über einen freiwilligen Beitritt zur Entwicklungszone des UNESCO-Biosphärenreservats Niedersächsisches Wattenmeer. Jetzt geht es in die entscheidende Phase. Bis zum 31.03.2021 sollen gemäß Beschluss der begleitenden Steuergruppe von den Gemeinden Entscheidung getroffen werden.
In thematischen und kommunalen Arbeitsgruppen wurden unter Beteiligung von Bürger*innen und Fachleuten bestehende Nachhaltigkeitsinitiativen identifiziert und neue Projektideen erarbeitet. Auf dieser Basis befinden sich aktuell Kooperationsvereinbarungen mit Arbeitsprogrammen in etlichen Gemeinden in der Abstimmung bzw. im kommunalen Entscheidungsprozess.
Der Rat der Stadt Schortens hat am 03.09.2020 den Beitritt zur Entwicklungszone beschlossen. Mit den Gemeinden, die ebenfalls diesen Schritt gehen, wird in der nächsten Zeit auch die Arbeit an Projekten aufgenommen. Für diese Zusammenarbeit hat am 15.09.2020 Emily Knothe ihre Tätigkeit im Rahmen des Vorhabens „Wattenland“ aufgenommen. Ein Pilot-Projekt hierfür ist das aktuelle Vorhaben „Attraktivierung der Gutsanlage Altmarienhausen“, das die Gemeinde Sande mit Unterstützung der Biosphärenverwaltung durchführt.
© Klaus Kremer
Das Miteinander von „Mensch und Natur“ ist das Thema von acht neuen Infotafeln, die Anfang Oktober auf der Insel Langeoog aufgestellt wurden. Die Nationalparkverwaltung und die Inselgemeinde arbeiteten zusammen an dem Projekt an der Aussichtplattform am Schniederdamm. Von dem Aussichtpunkt auf der ehemaligen Mülldeponie lässt sich der besiedelte Teil der Insel, mit der Ortschaft, dem Flugplatz, dem Golfplatz, dem Seedeich, dem Wasserwerk und den beweideten Flächen bis weit hinein in die Naturlandschaft des Weltnaturerbes Wattenmeer überblicken. Mit dieser Grundlage bot es sich an, diese menschlichen Aktivitäten am Rande des Nationalparks zu thematisieren, die daraus resultierenden Probleme zu beschreiben und aufzuzeigen, wie auf Langeoog gemeinsame gefundene Lösungen aussehen. Die Tafeln machen so deutlich, dass bei Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten ein Miteinander von Mensch und Natur im Nationalpark sehr gut möglich ist.
© Richard Czeck
Im August 2020 wurden im dänisch-niederländisch-deutschen Wattenmeer und auf Helgoland 28.352 Seehunde gezählt. Dies ist der bisher höchste ermittelte Wert seit Beginn der gemeinsamen Zählungen 1975, mit einem leichten Anstieg von 2% gegenüber 2019. Auch die Zahl der Jungtiere erreichte mit 9.954 ein neues Rekordhoch. In ihrem jetzt veröffentlichten Bericht schätzt die trilaterale Seehund-Expert*innengruppe den Gesamtbestand der Seehunde im Wattenmeer auf 41.700. Die Zahl basiert auf der Annahme, dass sich während der Erhebung etwa ein Drittel der Seehunde im Wasser befand. Die trilateral koordinierten Erhebungen aus der Luft werden zweimal im Jahr durchgeführt – während der Wurfperiode im Juni und während des Fellwechsels im August, wenn die Seehunde mehr Zeit an Land verbringen. Den ausführlichen Bericht zu den diesjährigen Zählergebnissen lesen Sie hier.
© Nationalparkverwaltung
Noch bis zum 15. Januar 2021 können sich Studierende aller Fachbereiche, die sich für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung engagieren möchten, für ein „Open-Air-Semester“ im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und in anderen Großschutzgebieten in ganz Deutschland bewerben. Seit 1990 besteht das gemeinsame Projekt deutscher Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks und der Commerzbank, das zum Ziel hat, Studierende für nachhaltige Entwicklung zu sensibilisieren und berufliche Perspektiven im Natur- und Umweltschutz aufzuzeigen. Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ist seit 30 Jahren Partner der Initiative. Auch im kommenden Jahr sind wieder sechs Praktikumsplätze für jeweils drei Monate zu vergeben: Im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum in Wilhelmshaven, in den Nationalpark-Häusern in Dangast, Norddeich und in Minsen (Wangerland), in der Nationalpark-Erlebnisstation Sehestedt sowie in der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven. Die Commerzbank unterstützt mit einem Praktikumsentgelt und Unterkunft, die Schutzgebiete übernehmen die fachliche Betreuung und die Praktikant:innen tragen tatkräftig zum Umwelt- und Naturschutz bei. Die Beschreibungen der Praktikumsstellen sowie das Online-Bewerbungsformular sind auf der Projekt-Website umweltpraktikum.com zu finden.
© LGLN
Weitreichende Anpassungen im niedersächsischen Naturschutzrecht hat der Landtag mit seinen Beschlüssen vom 10.11.2020 vorgenommen. Im Zentrum der politischen Aufmerksamkeit stand die Umsetzung des sog. „Niedersächsischen Wegs“. Zugleich erfolgte aber auch eine Fortschreibung des Landesnaturschutzrechts einschließlich der Großschutzgebietsgesetze. Das hat auch Anpassungen im Gesetz über den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (NWattNPG) mit sich gebracht. Details zu den gesetzlichen Neuerungen finden Sie hier.
Drei Fragen an …
… Bernhard Baerends
© Bart van Vliet
Vor einem Jahr gab Bernhard Baerends seine Position im niederländischen Landwirtschaftsministerium auf, um der neue Exekutivsekretär der trilateralen Wattenmeerkooperation zu werden. Im Drei-Fragen-Interview verrät er, wie er sein erstes Jahr im Gemeinsamen Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven erlebt hat, welche spannenden Aufgaben gleich auf ihn zukamen, warum er jetzt eine vierte Sprache lernt und welche er Ziele mit Ausblick auf die nächste trilaterale Regierungskonferenz im Auge hat. Hier geht’s zum Interview
Faszinierende Biologie
© Jens-Hermann Stuke
Der Entomologe Jens-Hermann Stuke hat in den Primärdünen von Borkum eine einzelne weibliche Fliege gefunden und als bislang unbekannte Art erkannt. Spektakulär wurde dieser Fund allerdings erst beim Blick durch das Mikroskop, denn der neu entdeckte Fliegenstar ist gerade einmal 1,4 mm groß und auf den ersten Blick einfarbig schwarzbraun. Das Gesichtsprofil mit den charakteristischen Borsten verrät, dass es sich um eine Uferfliege handelt. Auf den zweiten Blick und nach Literaturstudium wurde klar, dass es sich nicht um eine außereuropäische, eventuell eingeschleppte Art handelt, sondern um eine bisher noch nie beschriebene Art. Aktuell wurde über die neu entdeckte Fliege in einer niederländischen Fachzeitschrift berichtet und ihr dort der wissenschaftliche Name gegeben: “Hyadina borkumensis” – die von Borkum stammende Uferfliege. In seinem Bericht plädiert Stuke dafür, Winzlingen dieser Artengruppe mehr Aufmerksamkeit zu widmen: „Bisher sind etwa 3900 Fliegen- und Mückenarten aus Niedersachsen publiziert worden. Das sind aber nicht einmal die Hälfte der mindestens 8000 hier zu erwartenden Arten. Viele Fliegenarten werden in Niedersachsen aussterben, ohne vorher zumindest einmal nachgewiesen worden zu sein. Wir wissen nicht einmal, was wir gerade verlieren. Dass Hyadina borkumensis erst jetzt entdeckt worden ist, sollte an diese Unkenntnis erinnern. Hoffentlich wird über diese nur aus Ostfriesland bekannte Tierart rasch weiteres bekannt, um das Überleben dieses Bewohners Borkums zu gewährleisten.“
Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gratuliert dem Wissenschaftler zu seinem herausragenden Fund. Nationalparke sind ein guter Ort für solche Entdeckungen und bieten Raum für eine breite Ausbildung und Ausprägung der biologischen Vielfalt. Mit der Namensgebung wird den ostfriesischen Inseln, hier besonders Borkum, eine angemessene Würdigung zuteil. Hervorzuheben ist auch, dass die wissenschaftliche Entdeckung und die Beschreibung dieser neuen Art von einem weltweit gut vernetzten, aber nebenberuflich tätigen Entomologen aus unserer Region stammt – eine tolle Erkenntnis! weitere Infos zur Entdeckung
Forschung und Monitoring
© Klaus Janke
Wenn heute von Austern im Wattenmeer die Rede ist, dann handelt es sich fast immer um die eingeführte Pazifische Auster, Magallana gigas (Syn.: Crassostrea gigas) und nicht um die ehemals einheimische Europäische Auster, Ostrea edulis. Letztere gilt in der deutschen Nordsee seit etwa 1930 bis auf seltene Einzelfunde als ausgestorben und in ganz Europa werden die Bestände der europäischen Auster als stark gefährdet eingestuft. Im Juli dieses Jahres wurde nun nordwestlich von Borkum ein Pilotriff ausgebracht, das mitsamt wissenschaftlicher Begleitung als ein Grundstein für eine nachhaltige Wiederansiedlung der Europäischen Auster dienen soll. Die jungen Austern, die von Tauchern ausgebracht wurden, stammen aus einer Zuchtanlage des Alfred-Wegener-Institut auf Helgoland. Sie stammen von den letzten überlebenden Austern in verschiedenen Atlantikregionen Europas ab. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob sich die angesiedelten Austern vor Ort etablieren und ob sich durch die künstliche Ansiedlung ein Austernriff langfristig wiederherstellen lässt. Mehr zu diesem Forschungsprojekt
© Luc Geelen
Küstendünen sind von Natur aus dynamische Landschaften. Im Rahmen von Hochwasserschutzmaßnahmen wurden die Dünen auf den Inseln allerdings oft zu Dünendeichen umgeformt, deren Sanddynamik auch durch das Pflanzen von Strandhafer herabgesetzt wird. Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer bietet die Möglichkeit, dynamische Dünenbereiche zu erleben. Ein gutes Beispiel ist der östliche Teil der Insel Spiekeroog mit dynamischen Stränden und Dünen sowie Übergangszonen zu Salzwiesen. Deshalb war die Insel Anfang Oktober das Ziel einer viertägigen Fachexkursion mit Teilnehmer*innen des Expertenkonsortiums Niederländische Küste (ECDC) und des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Unter anderem stellten die Fachleute fest, dass kleine Sandauswehungen in Grau- und Braundünen die Qualität dieser Lebensräume insgesamt verbessern und so wieder mehr geeignete Lebensräume für Fauna und Flora der offenen Vegetation bieten. Auch periodische Überflutungen fördern die Vielfalt der Lebensräume und damit der Arten. Weiterlesen.
Neues von DynaCom
In unserem Newsletter haben wir schon mehrfach über das Forschungsprojekt DynaCom berichtet. In diesem Projekt untersuchen Forscherinnen und Forscher der Universität Oldenburg zusammen mit Kolleg*innen weiterer Universitäten und Institute, wie sich die Biodiversität auf den Inseln entwickelt. Wer mehr darüber erfahren und auf dem Laufenden bleiben möchte, findet dazu Informationen auf der DynaCom-Website.
Blick ins Biosphärenreservat
© Astrid Martin
Von Juli bis September luden sieben Biosphären-Konzerte auf dem Gulfhof Friedrichsgroden dazu ein, bei Musik regionaler Künstler kulinarische Kleinigkeiten der Wattenmeer-Region zu genießen und sich über Themen der Biosphärenregion zu informieren. Verschiedene Akteure des Partner-Netzwerks von Nationalpark und UNESCO-Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer beteiligten sich und sorgten so für einmalige Sommerabende. Im Zuge der Konzertreihe wurde auch das Format der Zugvogelmusik aufgegriffen. Bei der „Kleinen Zugvogelmusik“ traten Njamy Sitson, Robert Lee Fardoe und David Beck mit Musik entlang des Ostatlantischen Zugweges auf, begleiteten damit die Zugvögel musikalisch auf ihrer Reise und stimmten auf die 12. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ein.
© Sabrina Bardelle
Unter dem Motto „Die Früchte der Region genießen“ nahmen in diesem Jahr acht Nationalpark- und Biosphären-Partner-Betriebe an den 3. Biosphären-Menü-Tagen teil. Eine Woche lang wurden Menüs aus regionalen Produkten mit kurzen Transportwegen kreiert und auf die Teller gebracht. Saisonale Produkte wie beispielsweise Rote Bete wurden dabei auf verschiedenste Arten zubereitet – ob als Suppe, Carpaccio oder Creme. Dass die Idee, regionale Produkte verstärkt in den Küchen der Gastronomie und auf den Speisekarten wiederzufinden, sowohl bei den Partnern als auch in der Nachfrage gut ankommt, spiegelt sich auch in der Idee des Nationalpark-Partners Atlantic Hotel Wilhelmshaven wieder. Dort wird die Basis der Biosphären-Menü-Tage weitergeführt und das regionale „Watt’n Menü“ als fester Bestandteil auf der Karte etabliert.
© Christian Wiesel
Junior Ranger*innen erkunden die sagenumwobene Wildnis im Harz
In den Herbstferien reisten 20 unserer Junior Ranger*innen in den herbstlichen Harz. Bei einem 5-tägigen Wildniscamp erkundeten sie zur Abwechslung mal nicht das Watt, sondern dichten, bergigen Nadelwald. Die mutigen Junior Ranger*innen begaben sich bei Nacht auf mystische Orientierungsläufe oder fertigten Gipsabdrücke der riesigen Rothirsch-Spuren an. Für einen gemeinsamen Tag hatten die Junior Ranger*innen aus dem Nationalpark Harz ein tolles Programm vorbereitet: Eine spannende Rallye führte die Kids hoch auf den Achtermann und sie lernten viel über den Waldwandel und der Artenvielfalt im Harz. Anschließend gab es eine Siegerehrung, eine Bastelaktion, leckeres Essen und ein Lagerfeuer. Zum krönenden Abschluss des Camps ging es auf eine Wanderung zum Luchsgehege an den Rabenklippen. Die Luchs-Sichtung und eine tolle Begegnung mit einem Feuer-Salamander entschädigten für den Dauerregen. Die Abreise fiel schwer, doch umso größer ist die Vorfreude auf das nächste Junior Ranger-Camp.
Unsere Partner
© Sabrina Bardelle
Deutschland hat in Sachen Natur viel zu bieten. 16 Nationalparks, 18 Biosphärenreservate, 110 Naturparks und ein zertifiziertes Wildnisgebiet leisten einen signifikanten Beitrag für einen nachhaltigen und naturverträglichen Tourismus. Eine besondere Rolle spielt dabei das bundesweite Partnernetzwerk, das in 33 Nationalen Naturlandschaften aktiv ist. Um davon zu berichten und Lust auf unsere Naturlandschaften zu machen, wurde in Kooperation mit unserem Dachverband „Nationale Naturlandschaften e.V.“ und der Reise-Expertin Gunilla Krebs der YouTube Kanal „Gunilla reist“ ins Leben gerufen.
Gunilla Krebs ist zu Besuch bei Nationalpark- und Biosphären-Partnern in ganz Deutschland. Sie zeigt außergewöhnliche Landschaften, teilt besondere Erlebnisse und trifft die Menschen, die hinter den Partner-Netzwerken stehen. Ab sofort erscheint immer sonntags eine neue Folge von „Gunilla reist“. Anfang September war Gunilla im Wattenmeer zu Besuch, hat die Region entdeckt und Nationalpark- und Biosphären-Partner kennengelernt. Daraus entstanden mehrere Beiträge, die in den kommenden Wochen und Monaten auf dem Kanal veröffentlicht werden.
Auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=m4zIn4QcEbE
Gunilla auf facebook: https://www.facebook.com/gunillareist
© Imke Zwoch
Ungefähr 60.000 Deichschafe weiden entlang der niedersächsischen Küstenlinie. Heimische Deichschafe werden größtenteils ins Ausland exportiert, während für Lammprodukte entlang der Nordseeküste Fleisch aus Neuseeland importiert wird. Im Sinne der Nachhaltigkeit wäre es sinnvoller, regionale Deichschafe wieder vermehrt in der Region zu verarbeiten. Doch wie bringen wir eine Lammbratwurst direkt aus dem Biosphärenreservat auf die Teller der Region? Gemeinsam mit verschiedenen Akteuren des Partner-Netzwerks soll eine regionale Vermarktungsstruktur von den Rohstoffen über die Produktion bis hin zum Absatz der Würste etabliert werden. Peter Link (Küchenchef DJH Schillighörn) und sein Team kreierten mit Gewürzen von Uli Stede (Uli’s kleine Senfmanufaktur) fünf verschiedene Lammbratwurst-Rezepte. Bei einem internen Testessen der Nationalparkverwaltung und Mitgliedern des Partner-Netzwerks wurden die Würste auf Geschmack, Geruch und Konsistenz geprüft und bewertet. Die Rezepturen werden nun weiterentwickelt mit dem Ziel, am Ende des Projektes eine regionale Lammbratwurst erfolgreich zu vermarkten.
© Sabrina Bardelle
Die katholische Kirchengemeinde Wangerland ist die erste Nationalpark-Partner-Kirchengemeinde im Niedersächsischen Wattenmeer. Im Interview erzählt Pfarrer Lars Bratke über den Bezug der Kirche zum Nationalpark, die Initiative „Zukunft einkaufen“ des Bistums Münster und den Wangerländischen Pilgerweg. Zum Interview
Vier neue Botschafter für das Wattenmeer
Das Partner-Netzwerk des Nationalparks und UNESCO-Biosphärenreservats Niedersächsisches Wattenmeer ist erneut in seiner Vielfalt gewachsen. In einer gemeinsamen Auszeichnungsveranstaltung wurden neben der katholischen Kirchengemeinde Wangerland auch „La mer“ (Kosmetik, Cuxhaven), das „Logierhaus M“ (Esens), und die Grundschule Rheinstraße (Wilhelmshaven) zertifiziert. „Mit der Katholischen Kirchengemeinde Wangerland wurde zum ersten Mal eine Kirchengemeinde zum Nationalpark-Partner zertifiziert“, zeigte sich Nationalpark-Leiter Peter Südbeck erfreut. „Ebenso spannend ist die Kooperation mit La mer als norddeutschem Kosmetikhersteller. Abgerundet wird das Portfolio mit dem Logierhaus M, welches eine individuelle Ausrichtung der klassischen Beherbergungssparte verkörpert.“ Hier geht´s zum ausführlichen Bericht über die Zertifizierungsveranstaltung.
Neues aus den Nationalparkhäusern
Nationalpark-Einrichtungen im Lockdown
Aufgrund des aktuellen Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind die Nationalpark-Häuser und Weltnaturerbe-Zentren vorerst bis zum 30. November 2020 geschlossen. Auch der Veranstaltungsbetrieb ruht. Aktuelles zu den Öffnungszeiten und Angeboten finden Sie auf https://www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/.
© Watt Welten
Die Bürgerstiftung Norderney übergab am 30.10.2020 das von ihr gespendeten Wattmobil an das Weltnaturerbe-Zentrum Watt Welten. Mit diesem Spezialgefährt können auch Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, an Wattwanderungen teilnehmen. „Wir freuen uns sehr, dass wir damit unsere barrierefreien Angebote erweitern können“, so Dr. Valeria Bers, Leiterin des Besucherzentrums. „Ein ganz großes Dankeschön an die Bürgerstiftung!“
In den Sommer- und in den Herbstferien nahm das Wattenmeer Besucherzentrum Wilhelmshaven an dem Projekt „LernRäume in Niedersachsen“ teil, das vom Kultusministerium in Hannover unterstützt und finanziert wurde. Vor allem den Schüler*innen, die durch die Pandemiesituation besondere Unterstützung benötigten, sollten die kostenlosen Angebote eine Perspektive und ein zusätzliches Bildungsangebot bieten. Ohne Lerndruck, aber mit Raum zum Spielen und zum Austausch mit Gleichaltrigen, konnten die Kinder an den Veranstaltungen teilnehmen. Es war ein sehr erfolgreiches Projekt, um ihnen lehrreiche, unbeschwerte Angebote zu machen und gleichzeitig die Eltern zu entlasten. Im Wattenmeer Besucherzentrum Wilhelmshaven nahmen insgesamt fast 60 Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren an den verschiedenen Aktionen im Haus und draußen im Watt und am Strand teil. Sie konnten experimentieren, mikroskopieren, kreativ tätig sein und lebende Tieren beobachten.
Unterstützung für das Gastvogel-Monitoring
Seit Oktober 2020 beteiligen sich Mitarbeiter*innen des Nationalpark-Hauses Wurster Nordseeküste regelmäßig an der Wasser- und Watvogelzählung (WWZ) als Teil des wattenmeerweiten Gastvogelmonitorings im TMAP. Zählgebiet ist der Abschnitt südlich von Dorum-Neufeld. Bei der WWZ werden im gesamten deutschen Wattenmeer alle 14 Tage die Zugvögel, aufgeschlüsselt nach Arten, simultan gezählt. Mit diesen Daten kann die Entwicklung der Zugvogelbestände langfristig untersucht werden. Zudem lässt sich bei einer flächendeckenden Erfassung gut nachvollziehen, wie die Zugvögel auf Eingriffe in verschiedenen Lebensräumen reagieren. Warum hat die Bildungseinrichtung diese Aufgabe zusätzlich übernommen? „Uns ist es ein Anliegen, regional interessante Fakten und eine fundierte Artenkenntnis übermitteln zu können. So hilft die WWZ besonders unseren Freiwilligen, schnell die verschiedenen Zugvogelarten kennenzulernen, und wir haben jederzeit aktuelle Zahlen der bei uns vorkommenden Zugvögel“, erklärt Christopher Hardwick, stellvertretender Leiter des Nationalpark-Hauses. „Da es bisher kaum WWZ hier bei uns an der Wurster Nordseeküste gibt, freuen wir uns, einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Datenerhebung im Nationalpark beitragen zu können.“
© Nationalpark-Haus Wittbülten
Ostplate der Insel Spiekeroog von Müll befreit
Bei Sturmfluten treibt mit den höheren Wasserständen jede Menge Zivilisationsmüll auf die Strände und in die Salzwiesen der Insel Spiekeroog. An den ortsnahen Stränden im Westen der Insel stehen Strandmüllboxen bereit, in denen freiwillige Sammler*innen den angespülten Unrat entsorgen können. Gänzlich anders stellt sich die Situation im naturbelassenen Osten der Insel dar. Die Ostplate ist Ruhezone des Nationalparks und darf nur außerhalb der Brutzeit und dann nur auf den zugelassenen Wegen betreten werden. Aufgrund der weiten Distanzen ist es Spaziergänger*innen schwer möglich, den dort gesammelten Müll zur nächsten Entsorgungsstation zu tragen. Maschinen lassen sich in diesem Gelände nur eingeschränkt einsetzen. So sammelt sich dort übers Jahr einiges an. Auf Initiative des Nationalpark-Hauses Wittbülten und der Nordseebad Spiekeroog GmbH machte sich Anfang Oktober eine Gruppe von Einheimischen auf, die Ostplate in anspruchsvoller Hand- und Fußarbeit vom Müll zu befreien. Konkret ging es um den Dünen- und Salzwiesenbereich entlang des Naturerlebnispfades. Viele hundert Gegenstände kamen zusammen, vom Autoreifen mit Felge über zahllose Kunststoff-Flaschen und -Verpackungen aus aller Welt, Fischernetze und -kisten, Leuchtmittel, Kunststoffblumen, Glasflaschen, Kunststoffbälle, Fernsehgehäuse und Elektronikteile bis hin zu einem Autositz – alles ausgediente Teile. Sämtliche Funde wurden an zentrale Sammelpunkte an den Strand gebracht, von wo aus sie mit einem Trecker mit Anhänger abgeholt wurden. Die Entsorgungskosten für den auf der Ostplate gesammelten Müll trägt in diesem Fall die Nationalparkverwaltung. Die Aktion soll in den nächsten Jahren wiederholt werden.
Aus der Arbeit der Nationalparkverwaltung
© Nationalparkverwaltung
Während ihrer Arbeit in der Natur ist den Ranger*innen das Thema Müll oft präsent. Auffallendg häufig finden die Norderneyer Ranger Frauke Gerlach und Niels Biewer Luftballonreste und Schutzmasken (Mund-Nase-Bedeckungen) auf der Insel. Um auf die Problematik hinzuweisen und Daten zu gewinnen, erfassen sie seit einiger Zeit diese Fundstücke mit dem Beach Explorer, einer App zur Erfassung von Strandfunden https://www.beachexplorer.org/. Natürlich entfernen sie diesen und anderen Müll aus der Natur.
Das Steigenlassen von Luftballons ist meist mit einem schönen Anlass wie einer Hochzeit oder einem Geburtstag verbunden. Sind sie den Blicken der Gäste entschwebt und Kilometer entfernt in der Natur gelandet, bewirken sie weniger schöne Bilder. Ballonreste werden von Vögeln, Fischen und Meeressäugern mit Nahrung verwechselt und gelangen so in den Magen-Darm-Trakt der Tiere. Hier verursachen sie Verstopfungen und führen schlimmstenfalls zum Tod. Auch können sich Tiere in den Schnüren verheddern und strangulieren.
Seit Beginn der Corona-Pandemie sind Mund-Nase-Bedeckungen alltägliche Gebrauchsgegenstände. Oft werden Einweg-Masken benutzt. „Erstaunt waren wir, wie viele der Einweg-Masken als Müll in die Natur gelangen“, berichten Frauke und Niels. „Sie finden sich zumeist an den Fahrrad- und Wanderwegen, aber auch am Strand, in den Spülsäumen, Salzwiese und Dünen. Das Vlies der Einweg-Masken wird in der Regel aus Polypropylen hergestellt. Es dauert Jahre, bis sich Kunststoffe in der Natur zersetzen – und dann als Mikroplastik den Lebensraum in anderer Form belasten.“
Neu im Team
In den letzten Wochen durften wir einige neue Kolleg*innen in der Nationalparkverwaltung begrüßen, die sich hier kurz vorstellen.
Hannah Wilting: Als Biologin hat mich das Wattenmeer schon während meines Studiums gepackt und nicht wieder losgelassen. Nach zwei spannenden Sommern in der Umweltbildung im Nationalpark-Haus Greetsiel freue ich mich darüber, jetzt in der Nationalparkverwaltung als Elternzeitvertretung für die Bereiche „Koordination der Nationalpark-Einrichtungen“ und „Veranstaltungen“ tätig zu sein!
Christopher Riechmann: Ich habe als Landwirt in Ostwestfalen bis vor kurzem einen Milchviehbetrieb geführt. Als die Chance kam, den Job als Ranger auf Spiekeroog anzutreten, haben meine Familie und ich beschlossen, diesen Traum zu verwirklichen. Ich freue mich auf die kommende Zeit und alles, was damit verbunden ist.
Emily Knothe: Nach meinem Masterstudium des integrierten Managements natürlicher Ressourcen zog es mich an die Nordsee. Aus der für einen Sommer geplanten Auszeit wurde schnell ein knappes Jahr auf Wangerooge. In dieser Zeit habe ich unsere Küstenregion schätzen und lieben gelernt und freue mich, in meiner Arbeit für das Biosphärenreservat die nachhaltige Entwicklung in der Region voranbringen zu können.
Dr. Rune Michaelis: Die vergangenen viereinhalb Jahre habe ich auf Sylt gelebt und mich während meiner Promotion beim Alfred-Wegener-Institut unter anderem mit der Besiedelung und Verteilung von Hartsubstraten in der Deutschen Bucht beschäftigt. Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer konnte ich meiner ornithologischen Leidenschaft intensiv nachkommen und habe darüber hinaus auch an der ersten Fortbildung zum Birdwatching-Guide im Nationalpark teilgenommen. Diese Erfahrungen münden jetzt in der Organisation der Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer – eine große Verantwortung, aber auch eine enorme Vorfreude lassen mich froh in die Zukunft blicken, dieses erfolgreiche Format mit all seinen Beteiligten fortzuführen und weiterzuentwickeln.
Anna Eich: Nach meinem Abitur wollte ich schon immer ein Jahr an der Nordsee verbringen und mich gleichzeitig für die Umwelt engagieren. Jahrelang habe ich mit meiner Familie Urlaub auf der Nordseeinsel Texel gemacht und mich schon dort von der Natur faszinieren lassen. Die Kombination aus stetigem Lernen über den Lebensraum Wattenmeer und die organisatorische Unterstützung bei vielen Aufgaben im Bereich der Junior Ranger stellen für mich eine tolle Mischung dar. Nun freue ich mich, in diesem Jahr bei meinem FÖJ meinen Horizont zu erweitern und gleichzeitig mit Kindern arbeiten zu können.
Eine durchsuchbare Liste aller Mitarbeiter*innen mit Zuständigkeit und Kontaktdaten finden Sie hier.
© Karina Ziersch
Auch in diesem Jahr fand, fast schon traditionell im September, eine Schulung für unsere Ranger*innen statt. Erstmals konnten auch zwei Plätze an Ranger aus dem Nationalpark Harz vergeben werden. Im Ranger-Alltag gibt es viele Themen, die nicht naturraumgebunden sind, so dass ein fachlicher Austausch zwischen den Ranger*innen der niedersächsischen Großschutzgebiete sehr bereichernd sein kann.
Bei der Planung der Schulung konnten wir nicht vorhersehen, wie wichtig das Thema „Rhetorik“ gerade in diesem Jahr wurde. Aufgrund der Corona-Pandemie besuchten nach den anfänglichen Beschränkungen nicht nur mehr Menschen, sondern auch eine andere Klientel als üblich den Nationalpark. Zunehmend kamen auch Gäste, die keine klassischen Natur-Urlauber*innen sind, aber Corona-bedingt nicht in ihre bevorzugten Urlaubsziele reisen konnten und das Wattenmeer oder den Harz als Alternativen entdeckten. So hatten die Rangerinnen und Ranger die nicht immer leichte Aufgabe, vielen Gästen, die mit den Spielregeln in einem Nationalpark nicht vertraut waren, die Bedeutung des Schutzes der empfindlichen Natur näher zu bringen.
Wie gerufen kam da zur Unterstützung die zweitägige Schulung, welche den Ranger*innen zusätzliche Instrumente für ihre Kommunikation mit auf den Weg geben sollte. Sie stand unter dem Motto „Rhetorik für Ranger*innen“ und konnte beim Nationalpark-Partner Jugendherberge Schillighörn, unter Einhaltung der geltenden Corona-Vorschriften und bestens betreut vom DJH-Team, stattfinden. Angeleitet von unserem Referenten Andreas Tronnier, der alle wunderbar da abholte, wo sie standen, war in lockerer Atmosphäre Raum zum Ausprobieren und Umsetzen erlernter Methoden, zur Reflexion der eigenen Wirkung und auch für den einen oder anderen Aha-Effekt. Dass auch viel Körpersprache mit im Spiel war, kam den naturgemäß bewegungsfreudigen Ranger*innen entgegen. Am Ende der Schulung zeigten sich alle zufrieden und besser gerüstet für die kommende Zeit. Nun heißt es das Erlernte anwenden und üben, üben, üben. Dennoch oder gerade deshalb ist eine Fortsetzung nicht auszuschließen!
Ehrensache
© Watt°N
Der Höhepunkt des Watt°N-Jahres ist für viele aus unserem Netzwerk das Jahrestreffen in Herbst, bei dem bisher immer Orte im Nationalpark Wattenmeer das Ziel der Reise waren. Dieses Jahr haben wir umgeplant und die Watt°N-Festlandserkundung gestartet! Durch unsere wagemutigen Expeditionsteilnehmenden haben wir an über 25 Orten von Ulm bis nach Husum so einige Landstriche und Städte besser kennengelernt. Dabei gab es viele Aufgaben zu erfüllen von Vogel- und Pflanzenbestimmungen bis hin zum Sandburg bauen. Weiterhin konnten wir in einer Online-Vortragsreihe viel lernen, wie z.B. über die Lebensraumansprüche eines Lichtwaldfalters oder über den Bau eines nachhaltigen Hauses. So wurde uns bewusst, wie vielfältig die Interessen im Netzwerk gestreut sind und wie breit Watt°N dadurch aufgestellt ist. Fazit: die Festlandserkundung was ein voller Erfolg – einen ausführlichen Bericht mit vielen Fotos finden Sie unter https://www.wattn.de/2020/09/12/festlanderkundung-2020/.
© Nationalparkverwaltung
Borkum beteiligt sich am Internationalen Küstenreinigungstag
„Natur wieder Natur sein lassen“, unter diesem Motto kamen auf Borkum Ende September rund 60 Helferinnen und Helfer zusammen, um einen Strandabschnitt an der Ronden Plate zu reinigen. Im Rahmen des International Coastal Cleanup Day wurde der Strand abgegangen und aller Müll, wie Glasscherben, Plastikteile sowie Seil -und Netzreste, eingesammelt. Auch versandete Plastikplanen und Fischernetze wurden in mühevoller Arbeit per Hand oder mit dem Spaten ausgegraben. Sogar skurrile Gegenstände wie eine Leuchtstoffröhre, ein Bauarbeiterhelm oder eine Flaschenpost wurden gefunden. So kamen während der rund zweistündigen Aktion an dem gut 1 km langen Strandabschnitt ganze 310 kg Müll zusammen. Diese Menge ist allerdings nur ein winziger Bruchteil des Mülls, welcher sich in unseren Meeren befindet und eine Verletzungsgefahr für die Meeresbewohner darstellt sowie mit Mikropartikeln und Chemikalien die Umwelt verschmutzt. Das gefährdet nicht nur das Weltnaturerbe Wattenmeer, sondern den gesamten Lebensraum Meer und alle damit verbundenen Nahrungsketten. Die von der Stadt und Touristik Borkum, dem Landkreis Leer, dem NABU und der Nationalparkverwaltung unterstützte Aktion hat gezeigt, dass jede*r einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten kann. Auch wenn für eine tatsächliche Lösung deutlich größere Maßnahmen stattfinden müssen, regte die Veranstaltung dazu an, mehr auf den eigenen Müllanfall zu achten. Auf Borkum und an anderen Orten im Nationalpark können Strandbesucher*innen in Eigeninitiative gesammelten Müll in die bereitgestellten Strandmüllboxen entsorgen und so zu einem noch schöneren Strand beitragen.
Danke!
Nachhaltige Energie für nachhaltige Entwicklung
Seit vielen Jahren unterstützt GEW Wilhelmshaven die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. Von jeder verbrauchten Kilowattstunde des Produktes „havenstrom natur“ gehen 0,6 Cent an das Schutzgebiet – Nationalpark und Weltnaturerbe – vor der Wilhelmshavener Haustür. Mit dem Interesse der Kundinnen und Kunden an diesem Ökostrom aus 100% erneuerbarer Energie steigt auch die Spendensumme. Zur beiderseitigen Freude konnte Kai Rückstein, Leiter Vertrieb bei GEW, jetzt einen Jahres-Scheck über 3500 Euro an Nationalpark-Leiter Peter Südbeck übergeben. Die Spende soll diesmal den Biosphärenschulen zugutekommen.
Neue Veröffentlichungen
© Nationalparkverwaltung
Regelmäßig vom Tidehochwasser überflutet und bei Niedrigwasser offenliegend, sind Wattböden auch aus geologischer Sicht wahre Schätze der Natur. Mit gutem Grund hat das Kuratorium Boden des Jahres, ein Gremium der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft und weiterer Fachverbände, den Wattboden zum „Boden des Jahres 2020“ erkoren (https://boden-des-jahres.de/). Die Nationalparkverwaltung nahm die Auszeichnung zum Anlass, in Kooperation mit der Cuxhavener Druckerei Wöbber ein Plakat aufzulegen, das die vielschichtigen Facetten des Wattbodens illustriert. Das Poster „50 Shades of Mud“ ist bei den Nationalpark-Informationseinrichtungen erhältlich. Diese sind derzeit wegen des Lockdowns bis zum 30.11. geschlossen, alternativ ist das Poster bei der Nationalparkverwaltung erhältlich. Format DIN A1, Einzelpreis 5 Euro, ggf. zuzüglich Versandkosten.
© IWSS
Ein neues Poster der gemeinsam vom WWF und dem CWSS koordinierten International Wadden Sea School (IWSS) lädt zum Erkunden des Weltnaturerbes und der angrenzenden Region aus der Weltraumperspektive ein. Das hochauflösende Satellitenbild zeigt Wattflächen, Inseln und Sandbänke ebenso wie Wattströme und Flussmündungen. Auch Köge, Küstenorte und sogar Offshore-Windparks auf der Nordsee sind zu erkennen. Stimmungsvolle Bilder illustrieren die herausragenden Eigenschaften des Weltnaturerbes wie „vielfältig“, „dynamisch“ und „ursprünglich“. Das Poster wird für die Bildungs- und Informationsarbeit im Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer kostenlos zu Verfügung gestellt. Erhältlich ist es zum Download unter www.iwss.org/resources. Gedruckte Einzelexemplare können über angefordert und größere Mengen (gegen Versandkosten) im Naturentdecken-Shop unter https://www.naturentdecken-shop.de/WWF-Watt-Produkte/Info-Material-24/Satellitenposter-Wattenmeer.html bestellt werden.
© CWSS
Ein Kennenlern-Video für das Weltnaturerbe Wattenmeer hat das Gemeinsame Wattenmeer-Sekretariat im Oktober 2020 veröffentlicht. Der zweiminütige Kurzfilm zeigt beeindruckende Aufnahmen der Wildnis des Wattenmeeres, seiner Tierwelt und der natürlichen Dynamik. Das Video gibt es auf Englisch, Deutsch, Dänisch und Niederländisch. Es kann von Dritten im redaktionellen, nicht-kommerziellen Kontext genutzt werden, z.B. auf deren Webseiten. Außerdem wird es Kinos in der deutschen Wattenmeerregion kostenlos als Vorfilm angeboten. Weitere Informationen online auf https://www.waddensea-worldheritage.org/de/news/neues-kurzvideo-pr%C3%A4sentiert-das-weltnaturerbe-wattenmeer
Wandkalender: Perspektiven 2021
Weihnachten naht – und wir haben da eine besondere Geschenkidee: Es sind noch Exemplare unseres Wandkalenders “Perspektiven 2021” erhältlich. 12 Monatsblätter (plus Titelbild) im Format DIN A2 zeigen wunderschöne Wattenmeer-Luftaufnahmen unseres Kollegen Norbert Hecker. Der Kalender ist erhältlich bei den Nationalpark-Informationseinrichtungen oder (Bestellung für Postversand) bei der Nationalparkverwaltung. Preis: 20 € zzgl. 5 € Versandkosten. weitere Infos
Veranstaltungstipps
© Imke Zwoch
Unter Walfreund*innen ist Wilhelmshaven schon lange kein Geheimtipp mehr: hier lassen sich insbesondere im Frühjahr Schweinswale sogar von der Küste aus hervorragend beobachten. Das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum in Wilhelmshaven hat daher, zusammen mit den JadeWalen und der Nationalparkverwaltung, mit den Wilhelmshavener Schweinswaltagen eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die Groß und Klein spannende Einblicke in das Leben der kleinen, im Wattenmeer heimischen Walart bietet. Nach der Corona-bedingten Absage der Veranstaltungen in diesem Jahr freuen sich alle Beteiligten besonders auf ein buntes Programm vom 5. bis zum 11. April 2021. Weitere Informationen unter www.schweinswaltage.de.
Watt noch?
© Miriam Wurster
Bei den 12. Zugvogeltagen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer waren drei Urban Sketcher unterwegs, die ihre Impressionen direkt vor Ort mit Stift und Pinsel festgehalten haben. Auf dem Vogelturm am Vareler Hafen hat sich Miriam Wurster zu dieser akustischen Zeichnung inspirieren lassen. Alle bei den Zugvogeltagen entstandenen Werke sind hier zu bewundern.
Menschen
Abschied von Heero Jacobs
Am 03.11.2020 überraschte uns eine Anzeige im „Norderneyer Morgen“, dem täglich erscheinenden Anzeigenblatt der Insel. Heero Jacobs verabschiedete sich von Freunden und Bekannten. „Weiter sein, werde ich nur in euren Gedanken. Tschüss Heero Jacobs“, hieß es da zum Schluss. Die letzte öffentliche Äußerung eines Menschen, der sich über 50 Jahre für den Naturschutz auf seiner Insel und im Wattenmeer zu Wort gemeldet hat.
Der gelernte Bäckermeister und langjährige Chef eines Norderneyer Traditionsbetriebes wuchs auf der Insel auf und war von Kindesbeinen an in engem Kontakt mit ihrer Natur. Beginnende Veränderungen in der Umwelt und Belastungen u. a. durch steigende Gästezahlen motivierten ihn, bereits 1967 Gründungsmitglied und später Vorsitzender der örtlichen, sehr aktiven BUND-Gruppe zu werden. Auch in dieser Rolle setzte er sich für den Naturschutz ein, etwa gegen die Querung Norderneys durch die Gasleitung „Europipe“. Auch gegen die Erweiterung des Golfplatzes, die er anlässlich einer nur zu diesem Zweck angenommenen Ehrung öffentlich kritisierte. Aber auch in vielen konstruktiven und lösungsorientierten Ansätzen für ein angemessenes Erleben der Naturschätze der Insel. So war es auch nur konsequent, dass die Gründung des dortigen Nationalpark-Hauses auf seine Initiative zurückging.
Sein bescheidenes, unaufgeregtes Wesen und seine Verbundenheit mit Natur und Menschen machten ihn auch zu einem Berater in den kommunalen Gremien, dessen Wort Gehör fand. Heero Jacobs war ein Insulaner, dem die Bewahrung der Natur seiner Heimat am Herzen lag und der deshalb den Nationalpark Wattenmeer als Notwendigkeit und Auszeichnung verstanden hat.
Er wird in unseren Gedanken bleiben.
Tschüss Heero
Foto ©privat
Termine
Aufgrund der aktuellen Corona-Entwicklungen werden die Fachveranstaltungen „Weltnaturerbe-Forum“, „Wadden Sea Day“ und „International Scientific Wadden Sea Symposium“ (ISWSS) auf das kommende Jahr verschoben. Geplanter Termin für den Wadden Sea Day ist 26. August 2021, für das ISWSS der 30.11. bis 03.12.2021.
Herausgeber:
Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer
Virchowstr. 1 | D-26382 Wilhelmshaven
Redaktion: Imke Zwoch, Florian Carius
Kontakt:
www.nationalpark-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de