Schleswig-Holstein

Der Sylter Walpfad

Der Schweinswal (Phocena phocena) - Schleswig Holsteins kleiner Delphin

Entlang des gesamten Sylter Weststrandes, kann man bei ruhiger See Schweinswale entdecken. Erfahren Sie mehr über unsere heimische Walart und lernen das erste Walschutzgebiet Europas kennen: Auf dem eigens dafür entwickelten Walpfad vermitteln 22 interaktive Info-Pulte und – Stelen spannende Naturinformationen entlang des Weststrandes und Königshafens in List.

Das erste Walschutzgebiet Europas

In der gesamten Nordsee gehören die intakten Meeresgewässer vor den Inseln Sylt und Amrum zu den bevorzugten Aufenthaltsgebieten der Schweinswale. Hier bringen die „kleinen Tümmler“ ab Ende Mai gern ihre Jungen zur Welt und ziehen sie groß. Um das ökologisch wertvolle Seegebiet vorsorglich vor störenden Eingriffen zu bewahren, wurde hier 1999 im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer die Schutzzone für Kleinwale und Meeresvögel ausgewiesen.

Das Walschutzgebiet vor Sylt ist einzigartig! – Ebenso der eigens dafür entwickelte Walpfad

Der Walpfad für das Walschutzgebiet

Um die Bedeutung des Walschutzgebietes mit seinen vielfältigen Aspekten erlebbar zu machen, entstand der Sylter Walpfad in Zusammenarbeit mit örtlichen Naturschutzverbänden und der Nationalparkverwaltung in Tönning.

Mit interaktiven Modulen vermitteln 22 Info-Pulte und – Stelen spannende Naturinformationen entlang des Weststrandes und Königshafens in List.

Nur wenige Orte auf der Welt bieten Gästen die Möglichkeit, gleichzeitig von Land aus Wale zu beobachten und sich umfassend zu informieren. 


Das Walschutzgebiet vor Sylt und Amrum und die Standorte der Walpfad-Stelen

Neben dem Schweinswal erfährt der Besucher auch viel über:

In Deutschland gibt es zwei heimische Robbenarten an Nord- und Ostsee: Kegelrobben und Seehunde. Zusammen mit dem Schweinswal gehören sie zu den Meeressäugetieren.

Kegelrobbe in der Brandung

Kegelrobbe | Foto: Stock / LKN

Die massige Kegelrobbe mit dem großen, kegelförmigen Kopf kann dreimal so schwer wie ein Seehund werden. Mit bis zu 2,30 Meter Körperlänge und 300 kg Körpergewicht ist sie das größte Raubtier und nach dem Wisent sogar das schwerste Tier Deutschlands! Seehunde sind hingegen deutlich kleiner und wirken im Vergleich putzig und schlank. Ausgewachsen sind sie mit 150 bis 180 Zentimeter etwa so lang wie ein Mensch und wiegen durchschnittlich 100 bis 150 kg.

Seehunde auf einer Sandbank

Seehunde | Foto: Stoxk / LKN.SH

Das erste Walschutzgebiet Europas vor Sylt und Amrum kommt vielen Meerestieren zugute: Schweinswalen, Seehunden und Kegelrobben, aber auch Hochseevogelarten wie Trottellumme, Stern- und Prachttaucher, Trauer- und Samtente.

Walschutz ist auch Seevogelschutz

Die Trauerente reagiert sehr empfindlich auf Störungen und ist daher auf vielfältige Weise gefährdet: Die Veränderung ihres Lebensraums durch den Bau von Offshore-Windparks und die Überfischung der Muschelbänke bedroht die Trauerenten. Auch in Stellnetzen können sich Tiere verfangen und ertrinken. Das Walschutzgebiet versucht diesen Gefährdungen entgegen zu wirken, um den wertvollen Meereslebensraum auch für Seevögel zu sichern.

Trauerenten

Trauerenten | Foto: Brunckhorst / LKN.SH

Forscher des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) haben festgestellt, dass sich weltweit die Oberflächentemperatur der Ozeane um durchschnittlich 0,6 Grad Celsius erhöht hat. Die Folgen des Klimawandels machen sich bereits auch für den Menschen bemerkbar.

Wem es zu warm wird…

Heimische Arten wie der kälteliebende Kabeljau und Seelachs wandern gen Norden ab – eine bedrohliche Entwicklung für die Fischerei angesichts der bereits überfischten Bestände.

Die Lebensgemeinschaft der Nordsee wird sich weiter wandeln. Wärmeliebende Arten wandern ein, die Zahl eingeschleppter Arten steigt. Lister Meeresforscher:innen zählten 2012 im deutschen Wattenmeer bereits 52 eingeschleppte Arten. Zu den typischen eingewanderten Fischarten gehören Europäische Sardelle, Sardine, Streifenbarbe und Dorade.

Streifenbarbe

Streifenbarbe | Foto: Stock / LKN.SH

Küste und Meeresstrand sind in Gefahr. Westwind und Brandung tragen fortlaufend Sand von der Westküste Sylts ab, daher ist der Schutz der Küste notwendig und unabdingbar. Die Küstenschutzmaßnahmen sind mit den Zielen des Naturschutzes und des Walschutzes abzustimmen.

Sand sei Dank!

Deshalb wird seit dem Jahre 1984 mit Hilfe von Laderaum-Saugbaggern regelmäßig entlang der Westküste Sand aufgespült. Dieser stammt aus einem Entnahmegebiet, dass rd. 8 km vor der Küste liegt. Von Mitte April bis Mitte Oktober werden jährlich rd. 1,0 Mio Kubikmeter Sand an der Westküste aufgespült. Das entspricht einem Würfel von etwa 100 m Kantenlänge!

Sandaufspülung auf Sylt Kampen auf Sylt, Sandaufspülung am Strand | Foto: LKN Husum / Hartmut Schwarzbach / argus

Pulttafel an einem Geländer auf dem Sylter Walpfad
Pulttafel an einem Geländer auf dem Sylter Walpfad

© M. Kundy / LKN.SH

Radtour mit Walbegleitung

Besonders für Fahrradbegeisterte kann eine Tour zu allen Infopunkten ein interessanter und lehrreicher Ein- oder Zwei-Tagesausflug über die ganze Insel werden. Der Ausflug lässt sich von Westerland aus in eine Nord-und Südtour teilen. Mit dem Rad, zu Fuß oder motorisiert: Auch die einzelnen Erlebnispunkte bieten ein lohnendes Ausflugsziel oder einen spannenden Zwischenstopp.

Nutzen Sie unsere Tourempfehlung in den Norden und in den Süden

Fahrrad
Fahrrad

© Martin Stock / LKN.SH

Die Tour in den Norden


Sie starten in Westerland an der Promenade und beenden Ihre erlebnisreiche Tour in List/Hafen in unmittelbarer Nähe zum „Erlebniszentrum Naturgewalten“. Die jeweiligen Themenstandorte können Sie der Karte entnehmen.

Folgende Themen-Inseln können Sie besuchen:

Einer der besten Walbeobachtungsplätze Europas

Meist müssen Boote zu Wasser gelassen oder entlegene Küsten aufgesucht werden, um Meeressäugetiere zu beobachten. Anders auf Sylt: Hier kann man direkt vom Weststrand aus oder von einer erhöhten Stelle Schweinswale beobachten. Bei guter Sicht und windstillem Wetter tauchen oft Einzeltiere oder kleine Gruppen mit ihren dreieckigen, schwarzen Rückenfinnen aus den Wellen auf. Ostwind und ruhige See erhöhen die Sichtungswahrscheinlichkeit, bei Ebbe zu gehen, erleichtert das Wandern!

Fliegende Raritäten

Eine weitere Königsdisziplin der Naturbeobachtung ist optimal von der Kurpromenade aus möglich: das Seawatching. Mit Fernglas oder Spektiv ausgerüstet können seltene Seevögel wie Basstölpel, Dreizehenmöwen, Raubmöwen und Trottellummen beobachtet werden.

Basstölpel
Basstölpel | Foto: Schnabler / LKN.SH

Die Badewasserqualität vor allen Sylter Stränden ist seit Jahren meist mit ›sehr gut‹ bewertet worden. Die oft vorhandene Wassertrübung rührt von aufgewühltem Sand und mikroskopisch kleinen Algen her.

Eine gute Badewasserqualität bedeutet aber nicht immer, dass die ökologische Wasserqualität optimal ist. Schadstoffe aus Flüssen, Atmosphäre oder Schiffsverkehr können sich über Jahrzehnte in den Meerestieren anreichern. Eine Schwächung des Immunsystems bei Schweinswalen und Robben kann die Folge sein. Meeresschutz muss deshalb schon im Binnenland beginnen!

Baden im Meer

Gesundheit aus dem Meer

Schutzzonen wie das Walschutzgebiet vor unserer Küste sorgen langfristig für die Verbesserung des ökologischen Gleichgewichtes im Meer und damit auch für die Gesundheit des Menschen.

Foto: Archiv Seniorenwohnanlage Bredstedt

In Deutschland gibt es zwei heimische Robbenarten an Nord- und Ostsee: Kegelrobben und Seehunde. Zusammen mit dem Schweinswal gehören sie zu den Meeressäugetieren.

Es ist ein besonderer Moment, wenn inmitten der Wellenberge plötzlich ein Augenpaar auftaucht oder eine Rückenfinne erscheint.

Seehund in der Brandung
Foto: Stock / LKN.SH

Das Walschutzgebiet im Nationalpark will durch ein Verbot der Stellnetzfischerei und eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Schiffe dazu beitragen, dass Meeressäuger besonders geschützt werden und dass man Schweinswale und Seehunde in Strandnähe häufiger beobachten kann.

Rückkehr der Kegelrobbe

Auch die stark gefährdete Kegelrobbe kehrt seit Ende der 1980er Jahre verstärkt an unsere Küste zurück. Zwischen Sylt und Amrum bringt sie im Winter Nachwuchs zur Welt.

Das Wattenmeer hat auch für die Fischerei besondere Bedeutung. Sehr viele Fische, die in der Nordsee gefischt werden, haben ihre ersten Monate im Wattenmeer verbracht. Gefischt werden dort aber vor allem Garnelen (»Krabben«) und Muscheln. Neben dem eigentlichen Fang landen leider auch immer noch Jungfische, untermaßige Krabben und Plastikmüll im Netz.

Krabbenkutter aus Greetsiel

Schutz der Kinderstuben

Schutzbemühungen zielen auf eine nachhaltige Entwicklung ab. So wurde 1999 ein Walschutzgebiet vor Sylt eingerichtet. Im Dialog mit den Fischern sollen der Beifang und die Auswirkungen auf den Meeresboden reduziert werden, um so die Kinderstube von Schweinswal, Scholle, Seezunge und Hering zu schützen.

Foto: Stock / LKN.SH

Das 17. und 18. Jahrhundert gilt als das goldene Zeitalter des Walfanges. Von 1.800 Einwohnern auf Sylt im Jahr 1782 steuerten 150 Kapitäne Walfangschiffe in den Nordatlantik zur Jagd auf Grönland- und Glattwale. Doch die rücksichtslose Jagd nach dem begehrten Tran hatte ihren Preis. Ende des 18. Jahrhunderts waren Grönlandwale fast ausgerottet. An der Küste begann die Ära der Handelsschifffahrt.

Aus Walfängern wurden Walschützer

Mit dem ersten Walschutzgebiet Europas ist aus der einstigen Insel der Walfänger heute eine Vorreiterin des Walschutzes geworden. Die Sylter Naturschutzverbände, der Landschaftszweckverband und einige Inselgemeinden haben ganz wesentlich zur Einrichtung des Schutzgebietes beigetragen.

Die seeseitige Grenze des Nationalparks liegt vor Sylt und Amrum an der 12-Seemeilen-Linie. Doch Meeressäuger, Meeresenten und Seetaucher halten sich auch jenseits der deutschen Hoheitsgewässer auf. Hochseevögel überwintern weit draußen und trotzen jedem Sturm. Sie benötigen ungestörte Meeresweiten.
Um auch die weit draußen gelegenen Meeresgebiete zu schützen, wurden im deutschen Hoheitsgebiet auf See weitere Schutzgebiete nach europäischem
Naturschutzrecht (NATURA 2000) ausgewiesen.

Jenseits des Nationalparks

Für seine Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) in der Nordsee meldete Deutschland bereits im Jahr 2004 große Natura-2000-Meeresschutzgebiete an die EU: Doggerbank (1), Sylter Außenriff (2; incl. Östliche Deutsche Bucht ) und Borkum-Riffgrund (3). Damit ist fast die Hälfte der deutschen Meeresfläche Teil des europäischen Natura-2000-Netzwerks.

Seit 1962 stiegen Meeresspiegel um ca. 8 cm und Nordseetemperatur um rund 1,7 Grad Celsius an – Tendenz steigend. Nicht verwunderlich, dass bis heute viele eher Wärme liebende Arten wie die Streifenbarbe den Weg in die Nordsee fanden. Die pazifische Auster wird seit 1986 gezielt bei Sylt kultiviert. Man dachte, sie würde sich wegen der Frostwinter unserer Breiten nicht ausbreiten. Inzwischen hat sie das ganze Wattgebiet bis zu den Niederlanden erobert.

Wenn die Temperatur weiter steigt …

Forscher des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) haben festgestellt, dass sich weltweit die Oberflächentemperatur der Ozeane um durchschnittlich 0,6 Grad Celsius erhöht hat. Die Folgen des Klimawandels machen sich bereits auch für den Menschen bemerkbar. Heimische Arten wie der kälteliebende Kabeljau und Seelachs wandern gen Norden ab – eine bedrohliche Entwicklung für die Fischerei angesichts der bereits überfischten Bestände..

Alfred-Wegener-Institut in List

Das Alfred-Wegener-Institut in List
Foto: T. Borchardt

In der gesamten Nordsee gehören die intakten Meeresgewässer vor den Inseln Sylt und Amrum zu den bevorzugten Aufenthaltsgebieten der Schweinswale. Hier bringen die „kleinen Tümmler“ gern ihre Jungen zur Welt und ziehen sie groß.
Um das ökologisch recht intakte Seegebiet vorsorglich vor störenden Eingriffen zu bewahren, wurde hier 1999 im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer die Schutzzone für Kleinwale und Meeresvögel ausgewiesen.

Vor den Stränden Sylts – im Nationalpark:
Das erste Walschutzgebiet Europas

Schweinswale halten sich das ganze Jahr um Sylt auf. Langjährige Untersuchungen und Zählungen Sylter Naturschutzverbände haben ergeben, dass sich Alttiere vor allem im Frühjahr und Herbst im Walschutzgebiet befinden. Im Sommer werden die meisten Mutter-Kalb-Gruppen gezählt. Besonders bei windstillem Wetter kann man Schweinswale vom Sylter Weststrand aus beobachten.

Vom »Naturhafen« zum Nationalpark

Die Bucht unterhalb des Ellenbogens wird »Königshafen« genannt. Sie hat eine sehr bewegte Geschichte. Wandernde Sandbänke, Dünen und Meereseinbrüche verwirrten die alten Kartographen so sehr, dass unklar ist, was wann als Ellenbogen und Königshafen bezeichnet wurde. Ihren Namen verdankt die Bucht der Seeschlacht des Dänenkönigs Christian IV gegen eine schwedisch-niederländische Armada 1644 im Lister Tief.

Der Königshafen
Schutz für Seevögel und Seehunde

Der Königshafen ist eine der größten Buchten der deutschen Nordseeküste. Er ist ein Rückzugs- und Ruhegebiet für Vögel und Seehunde. Vor über 100 Jahren begannen hier die Pioniere der Meeresforschung zu arbeiten.

Im Frühjahr und Herbst rasten hier bis zu 50.000 Wat- und Wasservögel:
Der Vogelreichtum im Nationalpark wird mit Unterstützung der Naturschutzverbände geschützt und beobachtet.

Foto: Stock / LKN.SH

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist seit 2009 Teil des Weltnaturerbe Wattenmeer. Unser Wattenmeer ist weltweit herausragend –in seinen geologischen und ökologischen Prozessen als auch in seiner Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt.

Nationalpark-Schild

Auf Augenhöhe mit dem Great Barrier Reef

Grund genug für die UNESCO, das gezeitenbeeinflusste Meeresgebiet von Dänemark bis zu den Niederlanden als Weltnaturerbe in die Liga der weltweiten Naturwunder aufzunehmen.

Foto: Gätje / LKN.SH

Walpfad-Stele
Walpfad-Stele

© Schmidt / NaturErleben

Die Tour in den Süden


Sie starten in Westerland auf der Himmelsleiter und gelangen im Laufe der Tour bis zu einem der letzten Flecken wilder Natur Deutschlands der Hörnumer Odde. In Hörnum selbst können Sie in der Arche Wattenmeer Ihre Erfahrungen in einer Erlebnisausstellung durch Hintergrundinformationen vertiefen. Die jeweiligen Themenstandorte können Sie der Karte entnehmen.

Auf den Weg in den Süden geht es um:

Sie blicken auf das erste Walschutzgebiet Europas, das sich bis 12 Seemeilen vor der Küste erstreckt. Im Flachwasserbereich vor Sylt und Amrum ziehen die stark gefährdeten Schweinswale ihre Jungen groß. Auch viele Seevögel und Robben profitieren von der im Weltnaturerbe Wattenmeer gelegenen Schutzzone.

Auf dem Meer zuhause

In der Deutschen Bucht finden besonders seltene oder bedrohte Lebewesen wichtige Rückzugsmöglichkeiten und vielfältige Nahrung. Weit wandernde Arten wie Schweinswale und Robben nutzen die ökologisch wertvollen Gebiete zur Nahrungssuche.

Auch seltene oder gefährdete Seevögel wie z.B. Stern- und Prachttaucher rasten hier zum Nahrungserwerb. Trauerenten leben nach Verlassen der Brutgebiete in großen Schwärmen auf dem Meer. Man findet sie in der Nordsee noch 50 km vor der Küste. Zur Nahrungsaufnahme bevorzugen sie jedoch flachere Bereiche.

Trauerenten zeigen bereits auf sehr große Entfernung hin Fluchtreaktionen gegenüber Schiffen. Einschränkungen des Schiffsverkehrs im Walschutzgebiet dienen auch den Meeresenten als Schutz.

Sterntaucher
Sterntaucher | Foto: Grimm

Noch vor 50 Jahren galt das Meer als intakter und unerschöpflicher Lebensraum. Meeresschutzgebiete gab es nicht. Heute sind weltweit 46 geschützte Meeres- und Küstengebiete ausgewiesen. Durch systematische Beobachtung (Monitoring) werden die Schutzbemühungen stetig kontrolliert und verbessert. Dazu gehören auch Zählungen von Schweinswalen und Seevögeln im Walschutzgebiet des Nationalparks: zu Wasser, zu Lande und aus der Luft.

In die Tiefe lauschen

Neuerdings nutzt man die akustischen Signale (Klicks) der Wale, mit denen sie sich unter Wasser orientieren, um mehr Informationen über unsere Wale zu erhalten. Klickdetektoren registrieren die Ultraschall-Laute und erfassen automatisch über mehrere Monate die Anwesenheit der Tiere.

10 bis 11 Monate trägt die Schweinswalkuh und bringt hier zwischen Mai und Juli ein Jungtier zur Welt. Unmittelbar nach der Geburt schwimmt das etwa 5kg schwere und 60cm große Kalb sofort zum Atmen an die Wasseroberfläche. In den nächsten 9 Monaten wird es von der Mutter gesäugt. Oft sieht man Mutter und Kalb wenige Meter vom Strand vorbeiziehen. Das Alttier jagt nach kleinen Sandaalen und das Jungtier lernt, in der Meeresumwelt zu überleben.

Kinderstube vor dem Sylter Strand

Um besonders die empfindlichen Jungtiere vor Verfolgung, Lärm, Verschmutzung und Fischerei zu schützen, wurde das Gebiet westlich vor Sylt und Amrum bis zur 12-Seemeilen-Grenze zum Walschutzgebiet erklärt.

In den letzten 1.000 Jahren tauchten immer wieder einzelne Großwale wie Finn- und Zwergwale, aber auch Schulen von Pottwalen vor Sylt auf. Der sonst sehr präzise akustische Orientierungssinn der riesigen Meeressäuger versagt leider im sandigen Flachwasser des Wattenmeeres.

Sie verirren sich im Labyrinth der Priele, stranden an der Küste und sterben dort meist an Überhitzung und Herz-Kreislaufversagen

Walstrandung

Foto: Brunckhorst / LKN.SH

Gestrandete Riesen

Walstrandungen gibt es seit Jahrhunderten. Da sie sich in den letzten Jahrzehnten häuften, sucht man nach Erklärungen für die »Verirrungen« der Wale. Bislang werden viele Ursachen diskutiert: die Zunahme des Unterwasserlärms, der die Kommunikation und Echoortung der Wale stört, oder das Auftreten von Sonnenstürmen, die den Magnetsinn der Tiere zur Navigation durcheinanderbringen können.

In den 60er Jahren war die einzige heimische Walart vor unserer Nordseeküste nahezu verschwunden. Ab 1989 wurden am Sylter Strand wieder vermehrt Schweinswale registriert. Durch Zählungen, die über zehn Jahre von den Sylter Naturschutzverbänden durchgeführt wurden und anschließende Forschungsprojekte (Bund und EU) wurde bewiesen: Im Meeresgebiet vor Sylt und Amrum liegt ein wichtiges Fortpflanzungsgebiet der gefährdeten Schweinswale. Die Konsequenz war eine Erweiterung des Nationalparks durch das erste europäische Walschutzgebiet im Jahr 1999.

Schweinswale brauchen Schutz

Als Teil des Weltnaturerbes darf es im Walschutzgebiet nicht zu Verschlechterungen kommen. Offshoreanlagen und andere Industrie bleibt außen vor. Ein Verbot der Stellnetzfischerei (EU) und eine Befahrensregelung (BUND) wird angestrebt. Wesentliches Schutzziel ist der ungestörte Erhalt des Fortpflanzung und Kalbungsgebietes der Schweinswale. Der Anteil von Mutter/Kalbgruppen ist hier mit ca. 14 % im Vergleich zu anderen Nordseegebieten besonders hoch.

Etwa 2.000 Tetrapoden sollen die Kersig-Siedlung Hörnums wirkungsvoll vor Stranderosion und Sturmfluten schützen. Diese »Sechstonner« aus Beton sollen helfen, die gewaltige Kraft der brandenden Nordsee abzuschwächen.

Das Naturschutzgebiet Hörnum Odde, die Südspitze der Insel, bleibt den natürlichen Kräften des Meeres überlassen und gilt damit als eines der wildesten Stückchen Deutschlands. Damit die Tetrapoden der Wellenkraft standhalten, wurden sie auf einen speziellen Vliesteppich gestellt.

Tetrapoen bei Hörnum

Foto: Dockhorn

Was die Nordseewellen spülen an den Strand …

Der Sylter Spülsaum ist reich mit Schalen verschiedenster Muschelarten, bunten Steinen und anderem Strandfunden gesegnet. Neben Seegras, der einzigen Blütenpflanze im Meer, findet man auch verschiedene Algen, Seesterne, Muschelschalen, Krebspanzer und mit Glück auch Bernsteine.

Das Wattenmeer wurde 2009 wegen seines außergewöhnlichen universellen Wertes von der UNESCO ins Welterbe der Menschheit aufgenommen. Drei Aspekte sind weltweit einzigartig: Ursprünglichkeit, Dynamik und Vielfalt an seltenen Lebensräumen. Erleben Sie die ungezähmte Natur bei einem Spaziergang um die Südspitze Sylts hautnah. Auf Sylt trifft die volle Wucht von Orkanen und Meeresbrandung auf eine hunderte Jahre alte ursprüngliche Dünenlandschaft. Die rapiden Abtragungs- und Umlagerungsprozesse an der Hörnum Odde zeugen eindrucksvoll von der Dynamik des Wattenmeeres.

Spaziergang im Weltnaturerbe

An der Südspitze sind seltene Lebensräume wie die Küstenheide zu finden – zudem lassen sich Hochseevögel und Robben gut beobachten.

Achtung! Am Strand der Odde rasten häufig Kegelrobbe- und Seehund-Jungtiere. Bitte halten Sie zu den Tieren unbedingt größtmöglichen Abstand. Bitte melden Sie Ihre Sichtung der Schutzstation Wattenmeer. (Tel. 04651 881093)

Hörnum Odde bei Landunter
Hörnum Odde bei Landunter | Foto: Stock / LKN.SH

Pulttafel in Hörnum

© Schmidt / NaturErleben

Wenn Sie mehr wissen möchten:

Die Gründung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer im Jahr 1985 war ein großer Schritt, um den Lebensraum Wattenmeer mit seinen Bewohnern besser schützen zu können.

In den nachfolgenden Jahren wurde das Ökosystem in dem Großschutzgebiet intensiver erforscht. Die Ergebnisse zeigten weiteren Handlungsbedarf auf und führten 1999 schließlich zur Novellierung des Nationalparkgesetztes und zur Erweiterung der Nationalparkfläche.

Dies war die Geburtsstunde des ersten Walschutzgebietes Europas. Über 1.562 km² geschützte Meeresfläche erstreckt es sich seitdem von der Dänischen Grenze bis südlich von Amrum bis zur 12 Seemeilen-Landesgrenze und entlang der Inselstrände Sylts und Amrums in 150 m Entfernung von der Küstenlinie. In diesem Gebiet sollen Schweinswale mit ihren Jungtieren Schutz und Nahrung finden. Die Tiere profitieren von Regelungen zur Konsum- und Stellnetzfischerei sowie zur Windkraft. Das scheint ihnen zu gefallen. Das ganze Jahr halten sich hier Tiere auf.

Auch jenseits der Grenze des Walschutzgebietes halten sich Meeressäuger, Meeresenten und Seetaucher auf. In dem Meeresgebiet westlich des Nationalparks treffen sie auf eine artenreiche Unterwasserwelt aus Riffen und Sandbänken.

Drei Naturschutzgebiete, die Teil des zusammenhängenden europäischen ökologischen Netzes Natura 2000 sind, sollen diese einzigartige Unterwasserwelt mit Riffen, Sandbänken und vielen seltenen Meerestieren schützen. Sie erstrecken sich auf einer Fläche von etwa 7.900 km² im Bereich der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Nordsee:

A) Das Naturschutzgebiet “Sylter Außenriff – Östliche Deutsche Bucht“
vereint das FFH-Gebiet Sylter Außenriff und das Vogelschutzgebiet Östliche Deutsche Bucht. Im FFH-Gebiet Sylter Außenriff halten sich besonders viele Mutter-Kalb-Paare der Schweinswale auf. Die artenreichen Fischbestände bieten den Meeressäugern dort eine sehr gute Nahrungsgrundlage.

B) Das Naturschutzgebiet Doggerbank umfasst seit 2017 den deutschen Anteil der Doggerbank, der mit 18.000 km² Sand größten überspülten Sandbank in der Nordsee. Das Naturschutzgebiet ist rund 1.692 km² groß und deckungsgleich mit dem gleichnamigen, 2007 ausgewiesenen FFH-Gebiet.

C) Der Borkum-Riffgrund ist ein Naturschutzgebiet im Bereich der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone in der Nordsee. Das Naturschutzgebiet ist rund 625 km² groß. Es ist deckungsgleich mit dem gleichnamigen, 2007 ausgewiesenen FFH-Gebiet. Das Gebiet steht seit dem 28. September 2017 unter Naturschutz.

Wer durch den Walpfad neugierig geworden ist und mehr über den Lebensraum Wattenmeer erfahren und auch die Insel Sylt kennenlernen möchte, findet von Hörnum bis List einige Infozentren, die in schöner Umgebung mit ansprechender Gestaltung ein erlebnisreiches Informationsangebot bieten.

Erlebniszentrum Naturgewalten (List):
www.naturgewalten-sylt.de

Vogelkoje Kampen:
http://soelring-museen.de/naturpfad-vogelkoje-kampen/

Naturzentrum Braderup:
www.naturschutz-sylt.de/

Eidum Vogelkoje (Westerland):
https://www.hegering-sylt.de/eidum-vogelkoje/

Schutzstation Wattenmeer (Keitum):
https://www.schutzstation-wattenmeer.de/unsere-stationen/keitum-sylt/

Schutzstation Wattenmeer (Hörnum):
https://www.schutzstation-wattenmeer.de/unsere-stationen/hoernum-sylt/arche-wattenmeer/

Bei der Umsetzung des Projektes waren verschiedene Institutionen beteiligt:

Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, Erlebniszentrum Naturgewalten, Schutzstation Wattenmeer, Landschaftszweckverband Sylt, Sylt Marketing.

Initiiert wurde das Projekt von Lothar Koch (Schutzstation Wattenmeer).

Seit 2015 begleitet die Arbeitsgruppe „Walpfad-Sylt“ die Umsetzung und Weiterentwicklung der interaktiven Module. Lothar Koch (Schutzstation Wattenmeer), Matthias Strasser (Erlebniszentrum Naturgewalten) und Matthias Kundy (Nationalparkverwaltung) trugen Informationen und Bildmaterial zusammen und redigierten die Texte. NaturErleben Kiel gestaltete, konstruierte und montierte die Infotafeln.