Niedersachsen

Artenschutz mit Sonnenstrom

Elektrozäune sorgen für einen sicheren Platz zum Brüten

Aufgrund der negativen Bestandsentwicklung vieler Brutvogelarten weitet die Nationalparkverwaltung ihre Artenschutzmaßnahmen an der Festlandsküste in der Brutsaison 2024 aus. Mit Elektrozäunen werden die Koloniestandorte von Säbelschnäblern, Lachmöwen und Flussseeschwalben sowie Sandregenpfeifern vor Raubsäugern geschützt. Die Maßnahmen laufen an sechs Standorten von der Krummhörn bis zur Wurster Küste.

Der Nationalpark bietet eine Vielzahl von natürlichen Habitaten wie Stränden, Dünen und Salzwiesen und solchen, die im Sinne des Naturschutzes gepflegt werden wie zum Beispiel Grünlandpolder. Diese Habitate bieten zahlreichen Vogelarten einen geeigneten Lebensraum zum Brüten.

Bei der Entwicklung der Brutbestände zeichnet der Nationalpark ein zweigeteiltes Bild: Auf den Inseln sind die Brutbestände vieler Arten stabil oder nehmen sogar zu. An der Festlandsküste sind die Brutbestände überwiegend rückläufig und dies trotz umfangreicher Verbesserungen der Lebensräume wie großflächige Salzwiesen-Renaturierungen.

Eine wesentliche Ursache für diese gegensätzlichen Entwicklung ist die Prädation durch Raubsäuger wie Fuchs oder Marderhund. Die Inseln sind aufgrund ihrer Lage natürlicherweise frei vom Einfluss dieser so genannten Prädatoren, weshalb dort große Brutkolonien bodenbrütender Seevogelarten wie z.B. Seeschwalben, Möwen oder Austernfischer von jeher eine sichere Zuflucht finden.

An der Festlandsküste des Nationalparks unterliegen Brutvögel der Salzwiesen und Sommerpolder einem erheblichen Druck durch Raubsäuger. „Unser Monitoring ergibt es: Der Bruterfolg ist seit einigen Jahren aufgrund der Verluste von Gelegen und Küken durch Prädation sehr gering – zu gering, um langfristig stabile Brutbestände am Festland überhaupt erreichen zu können. Neben den direkten Verlusten reicht schon die Anwesenheit von Raubsäugern in den Brutgebieten, dass Brutvögel erst gar nicht zur Brut schreiten und aus dieser Landschaft der Angst abwandern“, so Gundolf Reichert von der Nationalparkverwaltung, der die Maßnahmen zum Prädationsmanagement koordiniert.

Dass der Fuchs an der Festlandsküste im Nationalpark vorkommt und dabei auch mal Gelege oder Küken erbeutet, ist erstmal etwas Natürliches. Der Fuchs ist grundsätzlich ein natürlicher Bestandteil des Ökosystems. Nicht-natürlich hingegen ist der massive Bestandsanstieg dieser Raubsäugerart nach dem Beginn der Tollwutimmunisierung in den 1980er Jahren. Damit ist allein durch menschliches Zutun die natürliche Regulierung der Fuchsbestände weggefallen. Hinzu kommen Neozoen wie der Marderhund, dessen Vorkommen rein anthropogen bedingt ist

Die Nationalparkverwaltung hat sich daher dazu entschieden, möglichst viele der verbliebenen Brutstandorte von Säbelschnäblern, Lachmöwen und Flussseeschwalben sowie Sandregenpfeifern mit Elektrozäunen einzufrieden und so die Raubsäuger auszuschließen. Aufgrund der guten Ergebnisse der Vorjahre wurde die Maßnahme in diesem Frühjahr auf insgesamt zehn Zäune an sechs Festlandsstandorten ausgeweitet. Diese liegen an der Küste der Krummhörn, im Norderland, im Harlingerland, am Jadebusen, an der Butjenter und Wurster Küste.

„Die praktische Umsetzung dieser Artenschutzmaßnahme in der Fläche ist die Aufgabe von uns Rangern“, so Frank Penner, Nationalpark-Ranger an der Wurster Küste. „Seit letzter Woche stehen alle Zäune und die Stromversorgung durch Solarpanels funktioniert zuverlässig. Die Vögel können kommen und brüten. Wir hoffen, dass wir in ein paar Wochen die ersten Küken beobachten“.  Wir werden über die Ergebnisse der Artenschutzmaßnahmen berichten.