Friedrich Heddies Andresen verstorben

Friedrich Heddies Andresen, einer der maßgeblichen Architekten des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Der Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse sowie dessen Vorgänger und langjähriger enger Mitarbeiter Andresens, Detlef Hansen, erinnern an eine Persönlichkeit, die, als Leiter der Küstenschutz- und der Nationalparkverwaltung, über mehr als ein Viertel Jahrhundert die schleswig-holsteinische Westküste geprägt hat wie kaum ein anderer.

Friedrich Heddies Andresen wurde 1929 in Tönning geboren. Sein Vater hatte einen Mühlenbetrieb in Warmhörn auf Eiderstedt. Nach dem Abitur in Husum studierte er von 1951 bis 1956 Bauingenieurwesen in Hannover. Danach arbeitete er in der Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Schleswig-Holstein, ab 1961 im damaligen Marschenbauamt – später Amt für Land- und Wasserwirtschaft (das er dann von 1984 bis 1987 leitete).

Andresen hatte entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Wasserwirtschaft in Schleswig-Holstein. Die Wasserversorgung und Binnenlandentwässerung im ländlichen Raum gehören ebenso dazu wie der Küstenschutz. Die Aufstellung und Fortschreibung des Generalplanes Küstenschutz schaffte dafür einen Handlungsrahmen, darauf aufbauend erfolgten die Bedeichungen des Rickelsbüller, Beltringharder, Fahretofter und des Ockholmer Kooges, die Verstärkung fast aller Deiche an der nordfriesischen Küste sowie die Sandvorspülungen auf Sylt. An all diesen Maßnahmen war Friedrich Heddies Andresen maßgeblich beteiligt.

Als der Landtag 1985 die Einrichtung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer beschloss, machte Landwirtschaftsminister Günther Flessner ihn zum ersten Leiter des Nationalparkamtes (heute Nationalparkverwaltung), das er über ein Jahr lang sogar parallel zum Amt für Land- und Wasserwirtschaft leitete. In seine Amtszeit fielen wegweisende Entscheidungen für den Nationalpark wie die Einstellung der Wattenjagd und der Herzmuschelfischerei, die Herausnahme der Beweidung aus großen Teilen der Salzwiesen und die Initiierung des Ökosystemforschungsprojektes. Friedrich Heddies Andresen hat entscheidende Grundsteine dafür gelegt, dass der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer heute im Lande und weit darüber hinaus – weltweit als Teil des von der UNESCO ausgezeichnetes Weltnaturerbe Wattenmeer – höchste Wertschätzung genießt.

Michael Kruse

Minister Flessner mit Friedrich Heddies Andresen
Ein Foto aus den Anfangsjahren des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: Friedrich Heddies Andresen mit dem damaligen schleswig-holsteinischen Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Günter Flessner.

© LKN.SH

Ein Küstenschützer als Naturschützer – das war für viele nicht nachvollziehbar, als der damalige Landwirtschaftsminister Günter Flessner Friedrich Heddies Andresen zum Leiter der neu geschaffenen Nationalparkverwaltung machte. Dabei war die Entscheidung für diesen selbst folgerichtig und konsequent, hatte er doch frühzeitig den Wertewandel vom „Gegen die Natur“ zum „Mit der Natur“ erkannt. Im Amt für Land- und Wasserwirtschaft hatte er ein Naturschutzdezernat eingerichtet, das Halligprogramm entwickelt, das die landwirtschaftliche Nutzung der Halligen ökologisierte, und in der kontroversen Diskussion um die Eindeichungen des Tonderner Marsch und der Nordstrander Bucht umfangreiche interdisziplinäre und ökologische Untersuchungen initiiert.

Friedrich Heddies Andresen war überzeugt, dass Küstenschutz und Naturschutz sich nicht ausschließen müssen. Loyal, konsequent und gerecht vertrat er die Interessen der Natur. Er machte sie zu seiner Sache und wurde Ökologe im Geiste, wiewohl er Ingenieur aus Berufung blieb.

Bedächtig wog er dabei die Interessen der Natur und der einheimischen Bevölkerung ab. Er machte es sich nicht leicht mit Entscheidungen, diese waren vielmehr Ergebnis zahlloser, oft erschöpfender Gespräche in vielen Arbeitskreisen, mit Einheimischen, anderen Interessenvertretungen, mit Kollegialbehörden, dem vorgesetzten Ministerium und eigenen Mitarbeiter:innen.

Mit klarer Zielorientierung, Taktik und Ungeduld, Unbändigkeit, Pragmatismus, Verwaltungssicherheit und nie erlahmender Beharrlichkeit hat Andresen mit seiner mitreißenden Persönlichkeit sein Nationalparkamt geführt. Für seinen herausragenden Einsatz für den Nationalpark wurde er 2009 mit der Goldenen Ringelgansfeder ausgezeichnet, dem „Naturschutzorden“ des Wattenmeeres. Privat und ehrenamtlich war er auch im sozialen und kulturellen Bereich engagiert und erhielt dafür das Bundesverdienstkreuz.

Seine Originalität und sein persönlicher Stil machten Friedrich Heddies Andresen weit über Eiderstedt hinaus zu einer prominenten und geachteten Persönlichkeit. Legendär sind seine Aphorismen, in denen er seine Lebenserfahrungen und -weisheiten auf den Punkt brachte. Sein „Du sollst im Leben stets tugendhaft und brav sein, doch steht der Wind mal günstig, dann darfst du auch kein Schaf sein“, beschreibt sein Denken und Handeln aufs Trefflichste. Seine Wegbegleiter:innen werden anerkennend, dankend und auch schmunzelnd an ihn denken.

Ich selbst blicke mit großer Anerkennung auf die Lebensleistung des Beamten und Menschen Friedrich Heddies Andresen. Für ihn war Arbeit nie Routine, er war immer Initiator und Motor, Regisseur und Hauptakteur, Taktiker und harter Arbeiter. Persönlich bin ich dankbar dafür, dass der Kontakt zu meinem Mentor auch nach dessen Pensionierung im Jahre 1994 weiter bestehen blieb – mit einem guten Schnack bei Kaffee und Kuchen auf seinem Haubarg im Herzen von Eiderstedt, den er und seine Frau Inke so liebten.

Detlef Hansen

Friedrich Heddies Andresen bei der Verleihung der Goldenen Ringelgansfeder an ihn im Jahr 2009 mit seinen Nachfolgern Bernd Scherer (links) und Detlef Hansen.

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