Wie kommt das Salz ins Meer?

Das Salz im Meer vor unseren Küsten hat einen weiten und vor allem für unsere Zeitrechnung langen Weg hinter sich.

Im Laufe der Erdgeschichte wurden Gebirge aufgefaltet und wieder abgetragen, Gesteine durch Verwitterungsprozesse zersetzt. Dabei werden die Salze aus den Gesteinen herausgelöst und über Bäche und Flüsse in das Meer transportiert. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn wenn das Salz über die Zuflüsse ständig ins Meer geliefert wird, müsste der Salzgehalt doch eigentlich über die langen Zeiträume der Erdgeschichte stetig zugenommen haben?

Dass der Salzgehalt der Weltmeere insgesamt betrachtet auch über die Jahrmillionen erstaunlich konstant geblieben ist, liegt daran, dass das Meer ständig auf unterschiedliche Weise wieder Salz an den Meeresboden verliert, wo es sich ablagert. Der Eintrag über die Flüsse und die Ablagerung am Meeresboden halten sich so ungefähr das Gleichgewicht. Dabei gibt es Salze wie z.B. das Kalzium, bei dem das recht schnell geht. Schon nach nur einer Million Jahre – und nach einem „kleinen Umweg“ über die Bildung der Kalkschale und -skelette von Muscheln und Korallen – setzt es sich als Kalkschicht auf dem Meeresboden ab. Das Natrium dagegen lässt sich Zeit und verbringt knapp 70 Millionen Jahre im Meerwasser.

Im Laufe der Jahrmillionen werden die Meeresböden mitsamt ihrer salzhaltigen Sedimente wieder zu neuen Gebirgen aufgefaltet und die Salzauswaschung durch den Regen kann von neuem beginnen. Der Salzkreislauf schließt sich.

Ein weiterer Aspekt, der den Salzgehalt der Meere zusätzlich beeinflusst, ist, die Abtrennung ganzer Meeresgebiete von den Ozeanen durch Landhebungen und –senkungen. Wenn deren Wasser verdunstet, bleibt das Salz zurück, Salzseen entstehen. Aus denen entwickeln sich mächtige Salzablagerungen, die zu mehreren Tausend Meter mächtigen Salzstöcken zusammengepresst werden können. Die Salzstöcke bei Gorleben oder das „Kavernengelände“ bei Wilhelmshaven, das zur Einlagerung von Rohstoffen für Krisenzeiten genutzt wird, sind das Ergebnis solcher Vorgänge. Nach Computerprognosen soll auch das Mittelmeer in 100 Millionen Jahren verschwunden sein wird – ein Grund mehr, bei der langfristigen Urlaubsplanung einem Urlaub an der guten alten Nordsee den Vorzug zu geben.

Obwohl die Salzfracht der großen Zuflüsse aus den einzelnen Kontinenten sehr unterschiedlich ist, ist der Anteil des Salzes in den großen Weltmeeren insgesamt gesehen äußerst einheitlich. Er beträgt durchschnittlich 35 Promille, das sind 35 Gramm Salz in einem Liter Meerwasser. Wegen dieses hohen Salzgehaltes gefriert Meerwasser auch erst bei ca. -2°C.

Übrigens enthalten auch viele unserer Körperflüssigkeiten wie Blutserum, Lymphe oder Tränenflüssigkeit die Salzteilchen in einer ähnlichen Häufigkeit, wie sie im Meerwasser vertreten sind. Man könnte fast sagen, dass wir alle einen kleinen Teil der Weltmeere mit uns herumtragen.

Für unseren Nationalpark ist das Salzwasser neben den Gezeiten eines der wesentlichen landschaftsprägenden Elemente. Es begegnet uns beim Baden im salzigen Seewasser, beim „Schmecken“ der gesundheitsfördernden Seeluft, als kleine Salzkruste auf den getrockneten Badesachen, aber auch in den vielen kleinen Anpassungsstrategien der Pflanzen und Tiere des Wattenmeeres. Denn wer in diesem besonderen Medium nicht nur überleben, sondern dauerhaft leben will, muss sich in Sachen Wasserversorgung schon etwas einfallen lassen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Das Meersalz ist im wahrsten Sinne das Salz in der Suppe der Besonderheiten, die Natur und Landschaft im Nationalpark Wattenmeer zu so etwas Einmaligen machen.