Beim 10. Weltnaturerbeforum in Stadland warfen die Akteurinnen der Welterbe-Gemeinschaft einen freundlich-kritischen Rück- und Ausblick auf die gemeinsamen Aktivitäten.
30.11.2019 | | Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung
30.11.2019 | | Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung
Seit 10 Jahren ist das Wattenmeer Weltnaturerbe. Von Beginn an treffen sich die Akteur:innen aus Naturschutz, Kommunen, Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Tourismus und Umweltbildung zum jährlichen Weltnaturerbeforum. Beim diesjährigen Treffen in Stadland mit knapp 90 Teilnehmenden, darunter auch Gäste aus Schleswig-Holstein und den Niederlanden, galt es, am Ende eines ereignisreichen Jubiläumsjahres eine Bilanz zu ziehen. Aus unterschiedlichen Perspektiven widmeten sich die Referent:innen: Was ist gut gelaufen, was könnte noch besser werden, und wo müssen die gemeinsamen Aktivitäten zum Erhalt dieser außergewöhnlichen Naturlandschaft verstärkt werden?
Das Prädikat Weltnaturerbe ist auch Ansporn und Verpflichtung für internationale Zusammenarbeit.Peter Südbeck Leiter Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer
Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, zeigte in seiner Rückschau, was bislang alles auf den Weg gebracht wurde – verbunden mit einem großen Dankeschön an alle Beteiligten. Die Anerkennung als Weltnaturerbe habe sich positiv auf die finanziellen und personellen Ressourcen für den Naturschutz ausgewirkt. So konnten mittlerweile fast 1000 ha Salzwiesen renaturiert werden; durch intensive Artenschutz-Maßnahmen zeigt der Bestand bedrohter Brutvögel wie etwa der stark gefährdete Sandregenpfeifer wieder einen Aufwärtstrend. „Das Prädikat Weltnaturerbe ist auch Ansporn und Verpflichtung für internationale Zusammenarbeit“, erklärte Südbeck. Als Beispiele nannte er die Wadden Sea Flyway Initiative, in der alle Länder entlang des Ostatlantischen Zugweges gemeinsam Verantwortung für das Wohlergehen der Zugvögel übernehmen, oder die gemeinsame Tourismusstrategie der drei Wattenmeer-Anrainer Deutschland, Niederlande und Dänemark. Er rief allerdings auch ins Bewusstsein, dass, bei aller Begeisterung für erzielte Erfolge, immer noch viel zu tun bliebe. So reisen bislang 90% aller Gäste mit dem eigenen Auto an, in Sachen klimafreundlicher Mobilität zum und im Weltnaturerbe besteht noch viel Handlungsbedarf.
Als Gastrednerin berichtete Katja Just, Bürgermeisterin der Hallig Hooge, aus dem „Leben mitten im Weltnaturerbe, Nationalpark und Biosphärenreservat“. Eindrücklich schilderte sie ihre emotionale Verbindung zum Wattenmeer, jedoch auch ihre Erwartungen an die Einheimischen, das Weltnaturerbe auch im täglichen Handeln zu leben: „Ich finde acht Nationalpark-Partner-Logos, einen fairtrade-Hinweis und eine Weltnaturerbe-Auszeichnung im und auf dem Gastgeberverzeichnis von Hallig Hooge. Aber das kann doch noch nicht alles sein! Wie übernehme ich als Bürger einer Hallig oder als Bürgermeisterin von Hooge Verantwortung, um das Weltnaturerbe zu schützen und zu erhalten? Wie können politisch Verantwortliche verantwortungsbewusst entscheiden, damit die Bürger zufrieden sind und das Weltnaturerbe intakt ist?“
Wichtig ist die Erkenntnis, dass jeder etwas bewirken kann.Stephan Eiklenborg Bürgermeister der Gemeinde Sande
Einen Rückblick auf 10 Jahre Weltnaturerbe aus kommunaler Sicht warf Stephan Eiklenborg, Bürgermeister der Gemeinde Sande. Die friesische Kommune wurde bereits 2007 erste Biosphärenreservatsgemeinde. „Die Zeit, in der wir leben, verpflichtet uns, mehr Natur zu denken. Und das nicht nur institutionell, sondern und vor allem auch privat und individuell“, so Eiklenborg. „Hierbei ist die unmittelbare Nachbarschaft zum Weltnaturerbe als Biosphärenreservatsgemeinde ein immer vorhandener Impuls, sich mit den Themen gesunde Natur, intakte Umwelt und dem Nutzen für den Menschen auseinanderzusetzen.“ Am Beispiel des Projekts „Bienengemeinde Sande“ machte er deutlich, wie erfolgreich eine Initiative sein kann, die aus der Bevölkerung kommt und von dieser getragen, aber eben auch von Politik und Verwaltung unterstützt wird. „Wichtig ist die Erkenntnis, dass jeder etwas bewirken kann“.
Eine Bilanz aus touristischer Perspektive zog Arno Ulrichs, Abteilungsleiter für Verkehr und Tourismus bei der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg. “Grundsätzlich sehen auch die Unternehmen aus Hotellerie und Gastronomie Vorteile im Weltnaturerbe-Status. Für die weitere Entwicklung des Weltnaturerbes Wattenmeer kommt es entscheidend darauf an, die betroffene Bevölkerung ‘mitzunehmen’, damit diese sich in ihrem Lebensraum nicht eingeschränkt fühlt, sondern die Chancen, die sich aus dem Weltnaturerbe-Status ergeben, überwiegen.” Damit stieß er auch eine intensive Diskussion über soziale Nachhaltigkeit an: „Das Weltnaturerbe muss auch Lebensraum für Einheimische bleiben“. Mit Sorge beobachtet er, dass – ähnlich wie auf Sylt – viele Beschäftigte zwischen Festland und Inseln pendeln müssen, weil auf den Inseln der Wohnraum knapp und teurer wird. Sein Denkanstoß: „Wir müssen Wachstum neu denken“. Die Steigerung der Gästezahlen sei dabei nicht vorrangiges Ziel. Ein Thema ist auch die saisonale Auslastung. Am Ende des Sommerhalbjahres seien die Betriebsinhaber oft „platt“ –- und nehmen sich anschließend eine längere Auszeit. Die Tourist:innen, die auch das Winterhalbjahr als tolle Reisezeit für das Wattenmeer entdeckt haben, stehen dann vor verschlossenen Türen. Dieses Phänomen bestätigte auch Katja Just. Aus der angeregten Diskussion entwickelte sich der Gedanke, den Touristenstrom durch Attraktivierung der Wintersaison besser zu verteilen, wovon sowohl die touristischen Dienstleister als auch die Gäste im Sinne einer Entschleunigung profitieren könnten.
Dr. Albrecht Biessmann, zertifizierter Nationalpark-Führer und Vorsitzender der Wattführergemeinschaft Niedersächsische Nordseeküste, gab einen Einblick aus Sicht eines „Welterbe-Erlebbar-Machers“. Für die Wattführergemeinschaft sei der Netzwerkgedanke im Weltnaturerbe, der aus den Partnerschaften hervorgeht, von großer Bedeutung. „Der Wattführergemeinschaft liegt ganz besonders am Herzen, sich aktiv für den Schutz dieses einzigartigen Lebensraums einzusetzen und seine Bedeutung auf ihren Führungen lebhaft zu vermitteln. Wir begrüßen und fördern ausdrücklich die vielfältigen Veranstaltungen und Veröffentlichungen zum UNESCO-Weltnaturerbe inklusive der jungen Generation, auch auf internationaler Ebene.“ Eine Herzensangelegenheit ist ihm und seinen Kolleg:innen der Schutz des Seeadlers, der im Weltnaturerbe noch gestärkt werden könne.
In der Diskussion wurde deutlich, dass das Wattenmeer für Gäste einen großen „Wow“-Effekt hat, während es für viele Einheimische alltäglich und deshalb „nix besünners“ ist. Das ändert sich, sobald sie – oft erstmals, oder nach langer Zeit mal wieder – z. B. eine Wattwanderung mitmachen. Auch deshalb werden jährlich zum Weltnaturerbe-Geburtstag Ende Juni kostenlose Wattwanderungen für Einheimische angeboten. Es wurde angeregt, gemeinsame Führungen für Tourist:innen und Einheimische anzubieten, damit letztere das Naturwunder vor ihrer Haustür einmal „durch die Brille“ des Gastes sehen und sich von der Begeisterung anstecken lassen.
Susanne Gerstner, Geschäftsführerin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Landesverband Niedersachsen) zog aus Sicht des verbandlichen Naturschutzes eine „durchwachsene“ Bilanz. Einerseits teilte sie die Freude über Erfolge im Arten- und Lebensraumschutz, z. B. die Rückkehr von Löffler und Kegelrobbe ins Wattenmeer. Auf der anderen Seite gäbe es vielerlei Anlass zur Besorgnis. So ist bei einigen Zugvogelarten ein Bestandsrückgang zu verzeichnen, und die Hälfte der Fischarten in Nordsee und Wattenmeer ist bedroht. Zu den Ursachen zählen u. a. Nutzungsdruck, Belastungen wie zu hohe Nährstofffrachten, die über die Flüsse ins Meer gelangen, oder Verschmutzungen z. B. durch Tankreinigungen der Schiffe. Zudem: „Fortdauernde Baggerungen und Verklappungen stehen im Widerspruch zum Weltnaturerbe-Kriterium des ungestörten Ablaufs natürlicher Prozesse“, stellte Gerstner fest. Auch die Förderung von Erdöl und Erdgas im Wattenmeer sei unvereinbar mit dem Welterbe-Status, ebenso die Jagd auf Zugvögel im Wattenmeer. Im touristischen Sektor sei es wichtig, die bereits erarbeiteten Strategien für einen nachhaltigen Tourismus nun auch umzusetzen. Ausdrücklich bedankte sich Gerstner bei der Nationalparkverwaltung und vielen weiteren Partnern für die gute Kooperation in den vergangenen Jahren.
Die Teilnehmer:innen waren sich zum Abschluss der Veranstaltung einig, dass die Auszeichnung als Weltnaturerbe ein großer Zugewinn für das Wattenmeer selbst wie für die Küstenregion insgesamt war. Viele neue Kooperationen konnten zudem für das Wattenmeer geschlossen werden. „Dies macht hoffnungsfroh, die anstehenden Herausforderungen für diesen einzigartigen Lebensraum gemeinsam anzugehen“, bilanzierte Peter Südbeck diese Jubiläumsveranstaltung.
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