Niedersachsen

07.07.2023 |

Europaweiter Schutzgedanke

NATURA 2000-Netzwerk mit Leben gefüllt

Das effektive Management von Schutzgebieten ist ein internationales Thema. Im europaweiten Schutzgebietsnetzwerk NATURA 2000 umso mehr. So wie in Niedersachsen im letzten Jahr einen Managementplan für das FFH-Gebiet „Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer“ erarbeitet und veröffentlicht wurde, standen Schutzgebietsverwaltungen der NATURA 2000-Gebiete in ganz Europa vor dieser Aufgabe. So auch die Schutzgebietsmanager*innen in Kroatien, die im Mai zu einem Fachaustausch nach Nordwestdeutschland gereist sind.

Zu Besuch war eine Delegation von 8 Personen, die verschiedene Schutzgebiete, vom städtischen Naturschutzgebiet bis hin zum Nationalpark, von Wald über Berge bis hin zum Meer, in allen Regionen Kroatiens betreuen oder sich im Ministerium für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung mit dem NATURA 2000-Netzwerk beschäftigen. Im Rahmen des Projektes „The development of a framework for management of the ecological network NATURA 2000 in Croatia” (Entwicklung eines Rahmens für das Management des ökologischen NATURA
2000-Netzwerks in Kroatien) fand vom 8.-12.05.2023 eine Exkursion zum Fachaustausch nach Nordwest-Deutschland statt.

Angestoßen wurde der Fachaustausch vom Kroatischen Ministerium für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung und dem Institut für Umwelt und Natur in Zagreb. Die Organisation in Deutschland hat das BNUR (Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein) übernommen. Insgesamt wurden NATURA-2000 Gebiete in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein besucht, darunter die Bockholter Berge und das Emsdettener Venn im Münsterland, der Nationalpark Niedersächsisches
Wattenmeer und die Holsteinische Schweiz bis zur Geltinger Birk. Themen dabei waren Managementplanung, Monitoring von Managementmaßnahmen, Zusammenarbeit mit
lokalen Akteuren, Zusammenarbeit und Austausch verschiedener Schutzgebiete auch
auf politischer Ebene und wie formelle und informelle Kapazitäten auf
personeller Ebene für den Gebietsschutz geschaffen werden können.

Am 2. Tag hatte die kroatische Delegation Gelegenheit, die Schönheit, Einzigartigkeit und Vielfalt des Wattenmeeres unter Führung von Bernd Oltmanns, Dezernatsleiter Naturschutz bei der Nationalparkverwaltung, und Gebietsbetreuerin Karla Schulze kennenzulernen. Bei einer Exkursion in die Salzwiesen im Norderland war die Managementplanung das Hauptthema. Während der Exkursion ins Gelände und späteren Präsentationen im Nationalparkhaus Dornumersiel konnte an Praxisbeispielen gezeigt werden, wie den Herausforderungen und
Problemstellungen, vor denen das Wattenmeer und das Management des Nationalparks und NATURA 2000-Gebietes stehen, mit FFH-Managementplan und Vorlandmanagementplanung begegnet wird. Gezeigt wurden die durch Landgewinnung bis heute menschlich geprägten Festlandssalzwiesen genauso wie die renaturierte Salzwiese bei Neßmersiel, aber auch die Sommerpolderflächen, deren Wasserstände zu Gunsten von Rastvögeln und Vegetation gezielt gesteuert werden. Dabei stand die Kooperation mit Akteuren vor Ort im Vordergrund. Diese wurden durch Jan Steffens, Oberdeichrichter der Deich- und Sielacht Harlingerland, und Uilke van der Meer für die Naturschutzverbänden vertreten. Die Perspektive reichte somit von der lokalen bis zur landesweiten Ebene, die durch Dr. Carolin Galler vom niedersächsischen Umweltministerium aufgezeigt wurde.

Ergänzend zum fachlichen Programm führte Melissa Hartkopf die Expertenrunde durch das Nationalparkhaus Dornumersiel.  und schaffte den Bogen von der Festlandsexkursion übers Wattenmeer bis auf die Inseln zu spannen. Auch Tradition und Regionalspezifisches kam bei der Veranstaltung nicht zu kurz: Mit einer Teezeremonie rundete Frauke Lüken, Leiterin des Nationalpark-Hauses, den Tag ab und präsentierte ostfriesische Gastfreundschaft, die die Gäste nachhaltig begeisterte. So fand der fachliche Austausch und Diskurs in sehr guter
Atmosphäre statt. Der Tag war geprägt von einem freundlichen Miteinander, regen
Diskussionen um den Kern von Nationalparken und des Naturschutzes sowie einem
fruchtbaren und lehrreichen Austausch in beide Richtungen. So gilt in diesem Fall,
nicht nur Reisen bildet, sondern auch Gastgeber sein.