Niedersachsen

28.02.2022 |

Große Unterschiede und viele Gemeinsamkeiten

Eine Delegation des österreichischen Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel besuchte den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

In dieser Woche besuchten sieben Vertreter:innen des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel aus Österreich, darunter auch sein Direktor Johannes Ehrenfeldner, auf Einladung der Nationalparkverwaltung das niedersächsische Wattenmeer zum fachlichen Austausch. Naturerlebnis, Besucherlenkung, Artenschutz, Forschung und das Rangersystem waren nur einige Themen, die bei dem freundschaftlich-kollegialen Austausch intensiv diskutiert wurden.

Zwischen dem Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel, etwa 40 km südöstlich von Wien zwischen den letzten Ausläufern der Alpen und der ungarischen Tiefebene gelegen, und dem Wattenmeer gibt es nicht nur thematisch, sondern auch landschaftlich erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. So heißt es auf der Website des österreichischen Nationalparks: „Flach und eben präsentiert sich die Region auf den ersten Blick. Bei genauerer Betrachtung jedoch lernst du auf Feinheiten im Relief zu achten und die unvergleichliche Landschaft zu lieben. Der Nationalpark besticht durch eine unglaubliche Vielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt. Wasser und Landschaft, soweit das Auge reicht. Vor dir liegt ein Nationalpark, der nur darauf wartet, seinen Zauber zu entfalten“. Eine Beschreibung, die auch auf das Wattenmeer zutrifft. Und es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten: Löffler, Säbelschnäbler, Brachvogel und Kiebitz leben hier wie dort, und in den sogenannten Salzlacken wachsen der Queller und weitere typische Salzwiesenpflanzen. Zudem sind beide Gebiete jeweils Teil eines länderübergreifenden UNESCO-Welterbes.

Neben dem fachlichen Austausch in Arbeitsgruppen stand eine Exkursion zu den Küstensalzwiesen mit den Themen Küstenschutz und Vorlandmanagement sowie ein Besuch des gerade im Umbau befindlichen UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrums in Wilhelmshaven auf dem Programm. Der Höhepunkt des Kurzbesuches war schließlich die Tagestour zur Insel Langeoog. Bei schönstem Winterwetter radelte die Gruppe gemeinsam mit Kolleg:innen aus dem Wattenmeer bis zum Ostende mit der Osterhookhütte. Zurück ging es bei typischem Inselgegenwind über das Vogelwärterhaus, die Melkhörndüne und durch das Pirolatal zurück in den Ort.

Die Gäste zeigten sich begeistert von der einzigartigen Inselnatur und der Gezeitenlandschaft und beeindruckt von der starken Dynamik, deren Auswirkung gerade jetzt nach den letzten Stürmen zum Teil dramatisch überall auf der Insel zu sehen ist. Gespräche über den Umgang mit diesen bedeutenden Fragen in einem Nationalpark nahmen daher auch einen breiten Raum ein.  
Für Peter Südbeck, Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer „ist internationale Kooperation für einen Nationalpark unerlässlich, um voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu inspirieren und Naturschutz über Grenzen hinweg zu leben. Dies mit großen Nationalparkfreunden gemeinsam zu tun ist, ein großes Glück“.

Der fachliche Austausch und das persönliche Kennenlernen sollen zukünftig in einer Kooperation der beiden Nationalparke dauerhaft fortgeführt werden: „So gut, so weit. Mit dem Claim des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel spannen wir den Bogen bis an das Niedersächsische Wattenmeer. Nicht nur in Bezug auf die tatsächliche Entfernung. Die Weite der Landschaft, die Freiheit der Gedanken und die Offenheit in der Kommunikation sind die verbindenden Elemente beider Nationalparke, die – und hier bin ich mir ganz sicher – das Fundament eines regen Austauschs und einer erfolgreichen Kooperation darstellen“ , so Direktor Johannes Ehrenfeldner.

Unter dem Eindruck des wunderschönen Inseltages wurde deshalb noch am Hafen in Bensersiel die Einladung zum Gegenbesuch ausgesprochen, bevor es für die Gäste aus Österreich mit dem Nachtzug zurück Richtung Wien ging.