Niedersachsen

21.07.2022 |

Neuer Steg durch das Schwimmende Moor bei Sehestedt

Die Jugendwerkstätten Wesermarsch und die Nationalparkverwaltung entwickelten eine technische Lösung, um trotz des schwierigen Untergrundes eine haltbare Überwegung zu schaffen.

Genau 15 Jahre ist es her, dass im Schwimmenden Moor eine Möglichkeit geschaffen wurde, diesen ganz besonderen Ort im Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“ zu erleben. Eine Gruppe aus Jugendlichen eines Internationalen Workcamps und der Jugendwerkstätten Wesermarsch hatte damals unter Projektleitung der Nationalparkverwaltung einen Bohlenweg gebaut, der durch das Moor zu einer Vogelbeobachtungshütte führt. Dieser Weg war nun in die Jahre gekommen. Zwischendurch wurde er durch die Nationalpark-Rangerinnen Susanne Koschel und Annelie Hedden, den Platzwart des Campingplatzes Marcel Sakowitz und die Crew der Nationalparkerlebnisstation (NEST) so gut es ging geflickt. Er war zuletzt aber so schief und krumm, dass Ersatz hermusste. Auch diesmal setzte die Nationalparkverwaltung auf die tatkräftige Unterstützung der Jugendwerkstätten Wesermarsch. Kofinanziert wurde die Erneuerung durch die N-Bank über das Programm „Landschaftswerte“ im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

Das schwimmende Moor trägt seinen Namen, weil es ein einzigartiges Relikt der Geschichte des Jadebusens ist. Bei hohen Sturmfluten schiebt sich das Salzwasser unter den riesigen Torfkörper und hebt es an. Vor 1000 Jahren bestand noch ein Drittel der Fläche des heutigen Jadebusens aus Hochmoor, das von schweren Sturmfluten nach und nach „abgeräumt“ wurde. Nach Eindeichung der Bucht blieb das Schwimmende Moor bestehen. Durch immer wieder vorkommende Abbrüche beim Aufschwimmen und Wiederabsetzen ist es heute nur noch neun Hektar groß und wird irgendwann ganz verschwunden sein.

In dem weichen und bewegten Untergrund einen festen Weg zu bauen, ist eine besondere Herausforderung. „Zu tief darf man die Pfähle nicht einschlagen, denn damit würde man das Moor am darunterliegen Klei quasi festnageln und bei einem Aufschwimmen könnte hier der Torf reißen. Und starr miteinander verbundene Holzteile sind in der Vergangenheit beim Aufschwimmen des Moores immer wieder gebrochen.“, erklärt die Projektverantwortliche der Nationalparkverwaltung Anna Appel.  

Zusammen mit den Jugendwerkstätten Wesermarsch wurde eine Lösung entwickelt und umgesetzt. Einzelne Module wurden in den Hallen der Werkstätten gebaut und vom Bauhof der Gemeinde zum Moor transportiert. Die Module sind gerade so groß, dass man sie noch per Hand ins Moor tragen konnte, denn dieses ist so weich, dass man nicht mit schwerem Gerät hineinfahren kann. An der richtigen Stelle platziert wurden alle Module mit Ketten verbunden und mit kurzen Pfählen im Moorkörper fixiert. Dieses System wird flexibel genug sein, damit Bewegungen im Untergrund dem Weg nichts anhaben können.

Nun konnte der neue Bohlenweg von Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung, zusammen mit Bürgermeister Henning Kaars eingeweiht und der Gemeinde Jade übergeben werden. Ein großes Dankeschön wurde dem Bauteam unter Anleitung von Hergen Eilers für die kreative und qualitätsvolle Arbeit gezollt. Ein liebgewonnenes Ziel für Einheimische und Touristen der Gemeinde Jade ist wiedereröffnet.

Einweihung des neuen Bohlenweges im Sehestedter Außendeichsmoor
Einweihung des neuen Bohlenweges im Sehestedter Außendeichsmoor

© Anke Kück

Teilnehmer der Jugendwerkstätten: Adrian Jeremy, Nico Kahle, Lukaz Krenz, Richard Meyerholt, Mahmoud Shayet, Charleen Warnick, Mario-Joel Mielke, Alexander Schumacher, Ronny Roy Wischnewski, Hergen Eilers (Anleiter)

Projektleitung: Anna Appel (Nationalparkverwaltung, vorn im Bild). Vorn links auf dem Foto Peter Südbeck, rechts Henning Kaars.

Besonderer Dank gilt Marcel Sakowitz, der als Platzwart im Watterlebnis Sehestedt allerlei organisiert hat, sowie dem Bauhof der Gemeinde für den Transport.