Schleswig-Holstein

Alien Species

Erfassung der gebietsfremden Arten im schleswig-holsteinischen Wattenmeer

Alien Species, das sind keine Besucher von fremden Galaxien, es sind gebietsfremde Arten, die durch menschlichen Einfluss beabsichtigt oder unbeabsichtigt in das Wattenmeer eingebracht wurden. Ein Teil dieser Arten schafft es sich im Meer zu etablieren.

Das bedeutet, sie schaffen es sich über mehrere Generationen/eine lange Zeit zu vermehren, das führt durchaus zu Auswirkungen auf das Ökosystem, die (potentiell) nicht erwünscht sind. Arten die zu unerwünschten Auswirkungen führen (z.B. negative Folgen für die menschliche Gesundheit oder die Wirtschaft), nennt man invasive gebietsfremde Arten – invasive Alien Species.

Neue Arten im Wattenmeer können sich also sowohl positiv auswirken, wie z.B. die Amerikanische Schwertmuschel als Nahrung für einheimische Vögel, aber auch negativ, z.B. durch die Einschleppung von Parasiten. Das Problem ist: Wenn sie einmal da sind, bekommt man sie nur schwer wieder weg – daher ist es wichtig zu untersuchen, wie sie sich auswirken.

Doch bevor man untersuchen kann, wie sich eine eingewanderte Art auf das Ökosystem auswirkt, muss man herausfinden, welche Arten überhaupt da sind. Das soll über ein zwischen den deutschen Küstenländern und dem Bund abgestimmten Monitoring-Programm herausgefunden werden. Seit 2009 finden in den deutschen Küstengewässern jährlich Monitoring Untersuchungen statt: Neben einer Schnellerfassungsmethode (Rapid Assessment Surveys) kommen dabei seit 2016 Besiedlungsplatten (settlement panels) zum Einsatz. An der schleswig-holsteinischen Westküste finden die Untersuchungen in den Häfen List/Sylt und Hörnum/Sylt sowie in den Häfen von Büsum und Brunsbüttel statt.

Warum Häfen? Einer der Haupteintragspfade von gebietsfremden Arten sind Schiffe, die in ihrem Ballastwasser oder im Bewuchs der Schiffsrümpfe Alien Species mitführen.

Die Untersuchungen zeigen einen kontinuierlichen Anstieg der Artenzahlen aller vier Häfen zusammen von 29 Arten im Jahr 2016 auf 44 im Jahr 2019, die meisten der gefundenen gebietsfremden Arten sind in deutschen Küstengewässern seit langem bekannt und etabliert. Insbesondere in den beprobten Häfen von Sylt wurde ein hoher Artenreichtum nachgewiesen.

Nähere Informationen zu den aktuellsten Ergebnissen des Alien Species Monitorings finden Sie im Monitoringbericht (Schleswig-Holstein).

Auch für dieses Monitoring gibt es rechtliche Verpflichtungen gemäß der MSRL. Die EU hat jedoch noch weitere Regelungen vorgenommen: so wurde bspw. 2014 eine Verordnung über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten verabschiedet (Verordnung (EU) Nr. 1143/2014), „um die nachteiligen Auswirkungen invasiver gebietsfremder Arten auf die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosysteme sowie auf die menschliche Gesundheit und die Wirtschaft zu verhindern, zu minimieren und abzuschwächen.“ Bei der Anerkennung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe hat das Welterbekommitee die Wattenmeerstaaten angehalten sich näher mit den eingewanderten Arten zu geschäftigen. Daraufhin wurde im Zuge der Trilateralen Wattenmeerzusammenarbeit ein „Alien Species Management & Action Plan“ (MAPAS) erarbeitet, der beschreibt, was bisher getan wird und wie zukünftig mit den (invasiven) Arten umgegangen werden kann. Das Monitoring stellt somit die Basis für den Umgang und das Management der Alien Species dar.

Marina Sanns