Niedersachsen

Landwirtschaft im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Landwirtschaft ist im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer weitgehend an die Zielsetzungen des Naturschutzes gebunden und in den Bereichen erlaubt, wo sie der Umsetzung der Schutzziele dienlich ist.

Auf landeseigenen Flächen sind die Rahmenbedingungen, Pachtverträge und mündlichen Absprachen weitgehend an die Ziele des Naturschutzes angepasst. Auf Privatflächen wird dies, soweit möglich, auf freiwilliger Basis umgesetzt.

Landwirtschaftliche Nutzung findet im Nationalpark statt

  • im Bereich der Sommerpolder,
  • auf Grünlandflächen im Inneren mancher ostfriesischer Inseln, z.B. Borkum und Wangerooge
  • in manchen Salzwiesenbereichen, sowohl am Festland als auch auf den Inseln, z.B. auf Juist
  • vereinzelt aus Gründen des Artenschutzes im Bereich von Dünen z.B. auf Borkum

Landwirtschaftliche Nutzung in den Salzwiesen

Vor Einrichtung des Nationalparks wurden Salzwiesen zum Teil intensiv mit Rindern beweidet bzw. gemäht. Das Weiden des Viehs in den Salzwiesen wurde vielfach als Gesundweide bezeichnet, weil das Grünfutter und auch das gewonnene Heu aus den Salzwiesen als parasitenarm und reich an Mineralstoffen gilt. Auch heute noch ist das ein Grund für Viehhalter, ihre Tiere in Salzwiesen weiden zu lassen.

Für den Naturschutz können beweidete und gemähte Salzwiesen einen hohen Wert besitzen, weil sie Wiesenbrütern ein attraktives weiträumiges Bruthabitat bieten und für Gänse insbesondere im Winterhalbjahr einen attraktives kurzrasige Rast- und Äsungshabitat darstellen. Zudem können durch landwirtschaftlich genutzte, insbesondere beweidete Salzwiesen Nischenlebensräume entstehen, die unter bestimmten Umständen ein hohes Artenspektrum aufweisen.

Nachteile der Landwirtschaft in Salzwiesen

Die Landwirtschaft kann auch verbunden sein mit

  • Flächenentwässerung
  • Veränderung der Oberflächenstruktur durch Grabenaushub
  • Vereinheitlichung der Vegetation aufgrund mangelnder Standortdiversität
  • Fahrzeugeinsatz.

Prozess-Schutz in den Salzwiesen

Auf der überwiegenden Fläche der Salzwiesen im Nationalpark soll die Nutzung ruhen, um den ungestörten Ablauf natürlicher Prozesse zu gewährleisten. Dazu werden landwirtschaftliche Flächen dort, wo es zur Erreichung der Schutzziele erforderlich ist, aus der Nutzung genommen und alle damit verbundenen Einrichtungen entfernt. Die landwirtschaftlichen Entwässerungssysteme werden nach Möglichkeit zurückgebaut, um die Entwicklung natürlicher Salzwiesen zu initiieren.

Polderflächen der Inseln

Die landwirtschaftlich genutzten Grünlandbereiche auf den Inseln zählen z.T. zu den bedeutendsten Brutgebieten für Wiesenvögel und sind ein Hotspot des pflanzenartenreichen Grünlandes in Niedersachsen. Durch extensive Beweidung kombiniert mit Pflegemahd und (teilweise) durch ein aktives Wassermanagement wird Uferschnepfen, Kiebitzen, Rotschenkeln und anderen seltenen Vogelarten ein wertvolles Brut-und Nahrungshabitat geboten. Eine hohe Vielfalt an Orchideen und anderen seltenen Pflanzenarten untermauern die hohe Bedeutung dieser Flächen.

Basis dieses Erfolges ist eine naturschutzorientierte, eng zwischen Landwirtschaft und Nationalparkverwaltung abgestimmte Nutzung und Pflege. Der Fortbestand dieser an Arten- und Biotopschutzbelange angepassten Landwirtschaft ist von größter Bedeutung für den Naturschutz.

Zukünftige Herausforderungen in der Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz

Zunehmend kommt es auf den landwirtschaftlichen Weideflächen, die zum Teil ganzjährig beweidet werden, zu Futterkonkurrenz zwischen nordischen Gänsen und dem Weidevieh. Mit Entschädigungsprogrammen und Förderprojekten sollen entstehende finanzielle Engpässe der Landwirt:innen abgefedert werden.

Um die extensive Landwirtschaft auf den Inseln im Nationalpark zu fördern, werden die Möglichkeiten des Vertragsnaturschutzes bzw. Förderprogramme für Agrar-Umweltmaßnahmen (AUM) genutzt.

Großflächig hat die Nationalparkverwaltung Landwirt:innen dabei unterstützt,  Stacheldrahtzäune durch Glattdraht zur ersetzen, was die Verletzungsgefahr insbesondere für Greifvögel erheblich verringert hat.

  • Biosphären-Partner

    Als Partner des Nationalparks und Biosphärenreservats tragen Betriebe aus dem Bereich Landwirtschaft und Ernährung aktiv zur nachhaltigen Entwicklung der Wattenmeer-Region bei.