Nahrungsnetz-Monitoring

In der Natur ernähren sich die Lebewesen aller trophischen Ebenen nicht nur von einer einzigen Art, sondern von vielen verschiedenen Arten von Tieren oder Pflanzen. Diese Art des "Fressen und gefressen werden" wird als Nahrungsnetz bezeichnet.

Ein Werkzeug, um solche direkten und indirekten Nahrungsbeziehungen zu untersuchen und später bewerten zu können, ist die Ökologische Netzwerkanalyse (genannt ENA). Sie ermöglicht es in einem ganzheitlichen Ansatz, welcher alle Bestandteile eines Nahrungsnetzes berücksichtigt, Auswirkungen von Störungen (z. B. Fischerei, Eutrophierung, kalte Winter) sowie langfristige, klimatische Veränderungen (z. B. Temperaturanstieg, Meeresspiegelanstieg, Veränderungen der hydrodynamischen Bedingungen) über einen längeren Zeitraum zu erfassen, zu dokumentieren und zu visualisieren. Mit der Ökologischen Netzwerkanalyse werden verschiedene Indizes berechnet, die der Beschreibung und Bewertung bestimmter Vorgänge in einem Ökosystem und dessen Umweltzustandes dienen.

Unter Verwendung der Ökologischen Netzwerkanalyse wurden bereits Nahrungsnetzmodelle in unterschiedlichen Lebensräumen (Sandwatt, Schlickwatt, Herzmuschelbank, Lanice-Feld) und Tidenbecken im Wattenmeer berechnet und verglichen. Vor allem strukturgebende Habitate sind von großer Bedeutung für die ökologische Funktionsfähigkeit der Lebensräume und Gebiete, in denen sie vorkommen, und deshalb für Bewertungsfragestellungen und den Naturschutz von besonderem Interesse.

Nahrungsnetze auf Herzmuschelfeldern, Miesmuschelbank oder mit Lanice-Besiedlung weisen z. B. eine höhere Anzahl an Interaktionen und Energieflüssen im Nahrungsnetz auf. Außerdem sind sie abhängig von zusätzlichen Importen, was zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber externen Störungen führt.
Ein Nahrungsnetzmonitoring in den Küstengewässern Schleswig-Holsteins befindet sich derzeit im Aufbau und ist gekoppelt an das Stationsnetz des Benthosmonitorings, welches alle relevanten benthischen Lebensräume der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie / MSRL und besonders geschützten Biotoptypen sowohl nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie / FFH (Lebensraumtypen Riffe LRT 1170 und Sandbank (LRT 1110) als auch nach nationalem Recht §30 BNatSchG „Kies,-Grobsand- und Schillflächen (KGS)“ Flächen beinhaltet. Langfristiges Ziel des Monitoringprogrammes ist es, einen jährlichen Überblick über Struktur und Funktion der Nahrungsnetze zu erlangen und Veränderungen zwischen den einzelnen Jahren sowie langfristige Entwicklungen zu beschreiben.