Hamburg

Studie zur Entwicklung der Wattflächen im hamburgischen Wattenmeer

Eine Auswertung der Forschungsstelle Küste (NLWKN Norderney) stellt die Veränderungen von Wattflächen und Prielen im hamburgischen Wattenmeer für den Zeitraum 1965 – 2020 dar.

Natürliche Entwicklungen kennzeichnen das Wattenmeer seit jeher. Daher begann man bereits im Mittelalter, die Fahrwasser im Bereich der Elbmündung zu kennzeichnen, um die Schifffahrt zu Zeiten der Hanse sicher an ihr Ziel zu bringen. Die regelmäßige Verlagerung der Sände, Priele und Fahrwasser machte immer wieder Probleme und ließ viele Schiffe stranden und verloren gehen. Noch heute ist das Gebiet als „Schiffsfriedhof“ der Nordsee bekannt.

Nur in wenigen Gebieten Mitteleuropas ist das ungebrochene Wirken der Natur heute noch so deutlich zu beobachten wie im Wattenmeer vor unserer Küste. Der Schutz dieser natürlichen Prozesse ist ein Kernziel der Nationalparks. Grundlage hierfür das Verstehen der Abläufe. Bis in jüngste Zeit werden wir Zeugen starker Umformungen der Landschaft durch die Einflüsse des Windes und vor allem des Wassers mit seinen Strömungen und Wellen.

Seit geraumer Zeit dokumentiert die Nationalpark-Verwaltung im Rahmen des Monitoring-Programmes das immer stärkere Anwachsen der Inseln Scharhörn und Nigehörn auf der Scharhörnplate. Durch Sedimentation landen die Wattflächen der Sandplate um die Düneninseln immer mehr auf, so dass sich Salzwiesen bilden.

Aufnahme des Satelliten Sentinel 2 von Inseln und Sänden im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer (23.03.2020)

© Sentinel Hub

Westlich der Scharhörnplate wächst in den letzten Jahren in besonderem Maße die Robbenplate in die Höhe und nähert sich mit den oberen Bereichen inzwischen der Mitteltidehochwasserlinie (MThw).

Einerseits ist die Beobachtung dieser natürlichen Phänomene interessant und die Entwicklung unterstreicht die hohe Bedeutung der Prozesse für den Naturraum. Andererseits ergeben sich aus dieser starken Dynamik auch heute Probleme für das Leben im Gebiet. Denn die Existenz der Neuwerker Bewohner ist entscheidend davon abhängig, wie die Insel auch in der Zukunft erreichbar ist. Zum einen versandet und verlagert sich das Fahrwasser jedes Jahr wieder so intensiv, dass Unterhaltungsarbeiten am Fahrwasser insbesondere vor der Insel (Zone II) erforderlich werden, damit Schiffe mit der Flut zur Insel gelangen können. Auf der anderen Seite ergeben sich auch bei Ebbe Probleme für die Erreichbarkeit der Insel: zwischen Cuxhaven und Neuwerk wird der Wattweg durch Eintiefung des Duhner Loches im schwerer passierbar. Immer öfter kommt es dazu, dass eine Passage aufgrund der Wassertiefen im Priel unmöglich wird.

Wattweg-Querung des Duhner Lochs

© Peter Körber

Studie

Um einen Überblick über die Hintergründe dieser Entwicklung zu bekommen und einen Ausblick darauf, was künftig zu erwarten ist, hat die Nationalpark-Verwaltung im Jahr 2020 der Forschungsstelle Küste des NLWN Norderney den Auftrag zur Erstellung einer Studie über  die Entwicklung der Wattflächen im hamburgischen Wattenmeer erteilt.

Diese liefert auf Basis des Abgleichs langjähriger Daten mit aktuellen Erhebungen und Auswertungen u. a. folgende Erklärungen und Hinweise:

  • Der Vergleich der Datenreihen verdeutlicht und quantifiziert die langfristig durch Erosion und Sedimentation gekennzeichneten Bereiche.
  • Die Wattveränderungen erklären sich durch die strömungsbedingte starke West-Ost-Drift der Sedimente ausgehend vom Scharhörnriff und auch elbaufwärts in die Bereiche der Wattflächen um Neuwerk und vor Cuxhaven.
  • In den Wattbereichen zwischen Neuwerk und Cuxhaven zeigen sich mit den Veränderungen in den Wattflächen und Prielen (Wasserreinzugsbereiche) die Auswirkungen des Leitdammes vor Cuxhaven.
  • Hinzu kommt, dass sich das Strömungsgeschehen zusätzlich verstärkt durch die unterschiedlichen Wasserstandänderungen in den Bereichen südlich und nördlich des untersuchten Gebietes.
  • In dem Gutachten werden Empfehlung für den künftigen Umgang mit dem Wattweg und Hinweise für eine Sicherung der Schiffsverbindung gegeben.

Cornelius Meyer & Andreas Wurpts (2020) Wattweg und Fahrwasser nach Neuwerk -morphologisch-sedimentologische Untersuchung, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) – Forschungsstelle Küste

Niveauschwankungen im hamburgischen Wattenmeer 2010 bis 2020

© Forschungsstelle Küste / NLWKN Norderney