Schleswig-Holstein

Themenjahr 2017

Der Nationalpark Wattenmeer und seine Salzwiesen

Unser Wattenmeer ist die größte zusammenhängende Wattlandschaft der Welt und eines der letzten Gebiete in Europa, in der Natur sich noch weitgehend vom Menschen unbeeinflusst entwickeln kann. Damit dies so bleibt, ist diese Landschaft seit 1985 in Schleswig-Holstein als Nationalpark geschützt. Seit 2009 ist das Wattenmeer außerdem als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt.

„Natur Natur sein lassen“ ist das Ziel aller Nationalparks. Die Lebensräume mit ihren Tieren und Pflanzen sollen sich nach ihren eigenen Regeln entfalten können. Im Wattenmeer sind das z.B. Wattflächen, Priele, Dünen und Salzwiesen mit ihren charakteristischen Bewohnern.

Zwischen Land und Meer

Salzwiesen bilden den Übergang zwischen Land und Meer – noch nicht richtig das eine, nicht mehr ganz das andere. Einige Salzwiesen gedeihen auf Höhe des Meeresspiegels und werden bis zu 700 Mal im Jahr vom Salzwasser der Nordsee überflutet; für Besiedler und Bewohner eine große Herausforderung. Hier wachsen deshalb nur wenige spezialisierte Pflanzenarten, denen nasse Füße und Salz im Boden nichts anhaben können. Erst wenn die Überflutung in den höher aufgewachsenen Bereichen geringer wird, nimmt die Zahl der Arten zu und eine Vielzahl verschiedener Salzpflanzen ist anzutreffen.

Im Sommer verwandeln sich die Salzwiesen an vielen Stellen in ein lila Blütenmeer. Halligflieder, Strandaster oder auch der duftende Strandwermut können jedoch nur dort zur Blüte kommen, wo sie nicht von Schafen abgefressen werden.

Zwischen den Gräsern und Kräutern der Salzwiese krabbelt eine Heerschar von Insekten und Spinnen. Forscher haben über 1.500 verschiedene Arten gezählt, von denen 250 nur hier vorkommen. Der Halligfliederspitzmausrüsselkäfer ist einer von ihnen. Allein an der Strandaster leben zwischen Wurzel und Blüte 25 verschiedenen Insektenarten.

Für rund 50 Vogelarten sind die Salzwiesen unverzichtbarer Lebensraum. Hier brüten Watvögel, Möwen und Seeschwalben und ziehen ihre Küken groß. Riesige Vogelschwärme rasten während der Hochwasserzeit auf den Salzwiesen, bis sie beim nächsten Niedrigwasser ihre Nahrungssuche im nahen Watt fortsetzen können. Die Salzwiesen selbst sind Nahrungsgebiet für die Vegetarier unter den Vögeln. Gänse und Enten schätzen diese nährstoffreiche Kost.

Salzwiesen sind für viele Tiere und Pflanzen unverzichtbar und durch keinen anderen Lebensraum zu ersetzen. Daher müssen wir Menschen Rücksicht nehmen und uns an Spielregeln halten: Brut- und Rastgebiete dürfen nicht betreten werden, Hunde müssen an die Leine. An vielen Stellen gibt es aber gekennzeichnete Wege („Zu Watt & Wasser“), um mit möglichst geringer Störung für die Natur ins Watt oder zur Badestelle zu gelangen. An mehreren Stellen, z.B. auf der Hamburger Hallig, auf Nordstrand am Süderhafen oder in Friedrichskoog auf dem Trischendamm, werden auf Naturpfaden den Besuchern die Besonderheiten der Salzwiese näher gebracht.