Niedersachsen

15.10.2021 |

Erster Aktionstag der Biosphärenschulen

Beim ersten Aktionstag der Biosphärenschulen in der Region des UNESCO-Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer haben sich ca. 1000 Schülerinnen und Schüler damit beschäftigt, wie man gemeinsam Zukunft gestalten und die Natur der Wattenmeerregion erleben kann.

Wieso haben Insekten etwas mit der Lebensmittelproduktion zu tun? Weshalb bedeutet Nachhaltigkeit nicht nur Umweltschutz, sondern auch Sicherung der Nahrungsgrundlage und soziale Gerechtigkeit? Warum lohnt es sich, Plattdeutsch zu lernen? Und wer oder was lebt eigentlich in der Nordsee? Mit diesen und vielen weiteren Fragen haben sich ca. 1000 Schülerinnen und Schüler beim ersten Aktionstag der Biosphärenschulen in der Region des UNESCO-Biosphärenreservates Niedersächsisches Wattenmeer am 5. Oktober 2021 beschäftigt.

Insgesamt sieben Biosphärenschulen, von der Grundschule bis zur Berufsschule, haben durch verschiedenste Aktionen mitgewirkt. Sie haben die Wattenmeerregion entdeckt, erlebt, geschmeckt und gelernt, dass sich gemeinsam etwas bewegen lässt für eine lebenswerte und umweltverträgliche Zukunft. Insbesondere Modellregionen für nachhaltige Entwicklung wie die Entwicklungszone des UNESCO-Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer schaffen hierfür die Grundlage.

Mit vielfältigen Aktionen, von selbstkreierten und gekochten Menüs aus regionalen Zutaten bis hin zum Strand-Quidditch, wurden an diesem Tag viele unterschiedliche Themen des UNESCO-Biosphärenreservats Niedersächsisches Wattenmeer bearbeitet.

Angefangen mit einer Schaufischkutterfahrt in Neuharlingersiel zum Thema Fischerei und der Frage „wer oder was lebt eigentlich in unserer Nordsee“, ging es für die Schülerinnen und Schüler einer 5. Klasse des Neuen Gymnasiums Wilhelmshaven (NGW) in Kooperation mit der Universität Vechta aufs Wasser. Zurück an Land wurde alles Neuerlernte in Form einer Hafenrallye auf die Probe gestellt.

Das Amandus-Abendroth-Gymnasium (AAG) in Cuxhaven hat sich gleich mehreren Themen mit verschiedenen Jahrgangsstufen angenommen und war sowohl in der Schule selbst aktiv als auch an außerschulischen Lernstandorten. Die Bedeutung der Insektenwelt für Pflanzen und damit auch für die Ernährung der Menschheit wurde in den Aktionen der Garten-AG und der Bienen-AG bearbeitet.

Um Insekten drehte sich auch alles bei der Oberschule Borssum in Emden. Hier wurden 1000 Frühblüherzwiebeln in Kooperation mit dem Verein „Blühendes Emden e.V.“ auf dem Schulgelände und auf dem Vereinsgelände gepflanzt und den Schüler:innen die Bedeutung des frühen Blütenflors für Bienen erklärt. Ziel der Aktion war, die Flächen als Lebensraum für Schmetterlinge, Wild- und Honigbienen durch das Anpflanzen von Futterpflanzen aufzuwerten. Die Pflanzen selbst werden dann zeitlich passend zur Unterrichtseinheit „Blütenpflanzen“ der 5. Klassen im März 2022 blühen und für Zeichnungen und Freilandbeobachtungen genutzt werden.

An der IGS Krummhörn/Hinte am Standort Pewsum war der Aktionstag ebenfalls von den kleinen krabbelnden und fliegenden Tieren beherrscht. Hier haben Schüler:innen einer 7. Klasse mit einem Wissenschaftler Insekten auf dem Schulgelände gefangen und gelernt, wie man die verschiedenen Arten bestimmt und unterscheidet.

Bei einem Workshop des Nationalpark-Partners Klimahaus in Bremerhaven hat sich eine 10. Klasse des AAGs im „Future Lab“ mit elementaren Umweltthemen unserer Zeit wie Massentierhaltung, Ressourcennutzung und Energiegewinnung beschäftigt.

Themen des Biosphärenreservats müssen aber nicht zwangsläufig „schwere Themen sein“. So wurde es am AAG auch sportlich. Für zwei 7. und 8. Klassen stand „Strand-Quidditch“ auf dem Stundenplan. Die Schülerinnen und Schüler lernten so auf spielerische Art und Weise, dass sich Natur ganz leicht schützen lässt, wenn ein paar Regeln eingehalten werden und so gleichzeitig die Natur der Biosphärenregion als Ort zum Sport genutzt werden kann.

Auch geschmacklich ging es am Aktionstag hoch her, denn die Biosphärenregion kam auf den Tisch und in den Mund. Die „Wattenhappen“ und „Wattengetränke“, erdacht und gekocht von Berufsschüler:innen der BBS Wittmund aus dem Fachbereich Ernährung/Gastronomie, wurden direkt von den Schüler:innen einer 5. Klasse des NGW im Hafen von Neuharlingersiel verkostet. „Schmeckt besser als bei meiner Mama. Das darf sie aber nicht hören“, so das Urteil eines jungen Nachwuchsgourmets des NGW.

Kulinarisch ging es bei der BBS in Wittmund weiter. Auszubildende aus dem Bäckerei- und dem Hauswirtschaftszweig zauberten für die Schüler:innen der BBS Backwaren und Suppe aus regionalen Zutaten. Als ostfriesische Tradition wurde die echte Teezeremonie auf Plattdeutsch zelebriert. Aber auch die Lieferketten und die Art der Verpackungen von Zutaten für die kulinarischen Genüsse wurden von den Schüler:innen unter die Lupe genommen. Sie haben die Vorteile regionaler Lieferwege analysiert und Möglichkeiten zum Einsparen von Verpackungsmaterial beim Einkauf auf dem Großmarkt erörtert. 

Was mit dem ganzen Verpackungsmüll passiert, der nicht richtig entsorgt wird, haben die Schüler:innen der Grundschule Rheinstraße aus Wilhelmshaven erforscht. Dafür hat die 3. Jahrgangstufe eine Exkursion an den Südstrand in Wilhelmshaven unternommen, dort Müll gesammelt und ihn anschließend im Labor auf Zustand und Herkunft untersucht. Der 4. Jahrgang hat sich mit einem plastikfreien Einkauf beschäftigt und sich zu einem gemeinsamen plastikfreien Frühstück in der Schule getroffen. Kreativ wurde es bei den Jahrgängen 1+2, die aus gesammeltem Plastikmüll Kunstwerke erschaffen haben. 

Auch bei der Grundschule Marie Ulfers Schule aus Carolinensiel drehte sich am Aktionstag alles um die Themen der Biosphärenregion. Insbesondere das Leben im Wattenmeer wird dort von allen Schüler:innen regelmäßig erforscht und bei Exkursionen erlebt. Wie das aussehen kann, haben sie am Aktionstag in kleinen Videoformaten dargestellt.

„Biosphärenschulen sind zukunftsorientierte Schulen, die durch ihren praxisnahen Unterricht, fächerübergreifende Projekte und Kooperationen mit außerschulischen Partnern der Region Theorie mit Praxis verbinden. In einem Netzwerk gestalten sie gemeinsam Zukunft und inspirieren ihre Schüler:innen zu einer nachhaltigen Lebensweise“, erklärt Nationalpark-Leiter Peter Südbeck, der sich über den gelungenen Aktionstag freut.

Über den ganzen Aktionstag wird es ein gemeinschaftliches Video aller beteiligten Schulen geben. Weitere Informationen zu den Biosphärenschulen unter https://www.nationalpark-wattenmeer.de/wissensbeitrag/biosphaerenschulen/.