Hamburg

16.01.2024 |

Jahresrückblick der Nationalparkverwaltung Hamburgisches Wattenmeer 2023

Ein vielseitiges Jahr 2023 liegt hinter uns und die Verwaltung des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer blickt zurück auf einige herausstechende Ereignisse des letzten Jahres.

Direkt zu Anfang des Jahres 2023 startete das Europäische Horizon Projekt RescueME (Equitable RESilience solutions to strengthen the link between CUltural landscpEs and coMmunitiEs). In verschiedenen Pilotregionen wird ein Handlungsrahmen entwickelt, der Kulturlandschaften in die Lage versetzen soll, Risiken und Chancen von Klimagefahren zu bewerten und integrative und gerechte Resilienz-Strategien zu entwickeln. Das Hamburgische Wattenmeer ist mit der geographisch und geschichtlich bedeutsamen Insel Neuwerk vertreten. Der Fokus für das Hamburgische Wattenmeer wird auf den steigenden Meeresspiegel und die zunehmende Umweltverschmutzung gerichtet. In den nächsten Monaten werden, wie auch schon im letzten Jahr, Workshops zum Austausch und der Vernetzung mit verschiedene Beteiligten des Projektes stattfinden.

2023 folgte eine Evaluierung auf die andere. Nachdem die Nationalparkverwaltung erfolgreich die Evaluierung als UNESCO Biosphärenreservat über die Bühne gebracht hat, ließ die Evaluierung des Nationalparks nicht lange auf sich warten. Der Evaluierungsprozess, zu dem auch eine Bereisung des Beurteilungskomitees gehört, wird im Sommer 2025 erfolgen.

Ein Teilaspekt des Nationalparks wurde an anderer Stelle genauer unter die Lupe genommen. In einer regionalökonomischen Studie der Universität Würzburg wurde die Wahrnehmung und Wertschätzung des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer untersucht. Darüber hinaus wurden regionalökonomische Effekte in der Nationalparkregion betrachtet. Die Studie bietet uns, den Stakeholder*innen, den Insulaner*innen und anderen Interessierten wertvolle Informationen über unsere Besucher*innen. Dabei kam heraus, dass viele unserer Tagesgäste Übernachtungsgäste aus Niedersachsen sind. Es freut uns, dass unsere Übernachtungsgäste immer gerne wiederkommen. Die Studie zeigte auch, dass mit ca. 27 % im Hamburgischen Nationalpark ein hoher Anteil (Wattenmeer-weit der höchste Anteil) Nationalparktouristen im engeren Sinn sind mit einer großen Wiedererkennung und Wertschätzung für den Nationalpark und das Welterbe.

Weitere Erkenntnisse aus der Studie können demnächst in unserer neuen Schriftenreihe des Nationalparks verfolgt werden, die die Nationalparkverwaltung im Frühjahr 2024 veröffentlicht.

Durch Abschlussarbeiten im ökologischen Bereich, die im Hamburgischen Wattenmeer im letzten Jahr gestartet sind, können wir außerdem auf weitere wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Nationalpark gespannt sein. Wie z.B. eine Arbeit über die Langzeitentwicklung der im Watt lebenden Organismen oder eine Arbeit über Tagfalter auf Scharhörn und Nigehörn. Die Erkenntnisse aus dieser Arbeit fließen in das Insektenmonitoring ein, welches jetzt im dritten Jahr unter Mitarbeit des NEUNTÖTER e.V. umgesetzt wird. Die Datenreihe, die dabei ersteht, gibt wichtige Auskünfte über das aktuelle Insektensterben. Eine weitere Abschlussarbeit, bei der die Rotfüßigen Seeschwalben untersucht wurden, hilft dabei das Bruterfolgsmonitoring im Neuwerker Vorland neu zu entwickeln. Hier wirkte auch der betreuende Verein des Hamburgischen Wattenmeeres, der Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e.V., mit. Die Abschlussarbeiten wurden von Studierenden der Universität Hamburg und der Universität Oldenburg erstellt. Weitere Abschlussarbeiten für 2024 sind bereits in Planung.

Durch das Monitoring im Hamburgischen Wattenmeer, das jährlich von Forschenden mit Fokus auf verschiedene Tier- und Pflanzenarten durchgeführt wird, konnte weiteres Wissen generiert werden. Dabei kam heraus, dass 2023 z.B. ein Rekordjahr von Weißwangen- und Ringelgänsen war. Es wurden an einem Tag 23.738 Individuen gezählt. Außerdem haben die Tiere seit Aufzeichnungsbeginn, mit einer Ausnahme, noch nie so lang im hamburgischen Wattenmeer gerastet wie in diesem Jahr. Ein richtiger Erfolg für den Naturschutz.

Zum Ende des Jahres 2023 beschlossen die Umweltminister Schleswig-Holsteins und Niedersachsens, sowie der hamburgische Umweltsenator in Cuxhaven die „Cuxhaven Erklärung“. Darin enthalten ist z.B. die Idee, marine Ranger*innen in den Nationalparks einzusetzen.

Auch auf internationaler Ebene gibt es Neuigkeiten für die Weltnaturerbe Wattenmeer-Anrainerstaaten. In der „Wilhelmshaven Deklaration“ wurde der neue Arbeitsauftrag für die nächsten vier Jahre sowie unser neuer Management Plan zum Schutz des Wattenmeeres beschlossen, der sogenannte „Single Integrated Management Plan“. Die Niederlande, Dänemark und Deutschland wollen auf trilateraler Ebene zukünftig noch enger zusammenarbeiten im Einsatz für den Schutz des Wattenmeeres. Im Fokus stehen dabei u.a. Themen wie eine nachhaltigere Fischerei und ein nachhaltigerer Tourismus im Wattenmeer, sowie ein sicherer und ökologischer Küstenschutz.

Ein breit aufgestellter Managementplan wird sicherlich auch den gefiederten Inselbesuchern im hamburgischen Wattenmeer zu Gute kommen. Nachdem die Vogelgrippe der Brandseeschwalbenpopulation auf Neuwerk sehr zu schaffen gemacht hat, konnten 2023 erfreulicherweise wieder 117 Brutpaare festgestellt werden. Leider haben die Sommersturmfluten diese positiven Entwicklungen wieder zunichtegemacht.

Die hohe natürliche Dynamik im Wattenmeer, zeigen auch Eindrücke vom allerersten Besuch der unbewohnten Insel Scharhörn in diesem Jahr. Anlass war die Winterkontrolle der Insel. Auffällig waren Zonen vor Scharhörn, die normalerweise dicht mit Queller bewachsen waren. Die Zonen sind auf schmale Streifen zurückgedrängt. Der Queller ist wohl entweder durch Sand überlagert oder gänzlich verschwunden. Die Dünentäler der Insel stehen unter Wasser. Gleiches gilt für den Bereich um die Hütte der Vogelwärter*innen. Das sind die klassischen Relikte und Ausmaße von Sturmfluten, die mit jeder Zerstörung aber auch wieder neues Leben entstehen lassen. In wenigen Wochen wird es hier schon wieder ganz anders aussehen.

Neues Leben wird auch dem Nationalpark-Haus auf Neuwerk eingehaucht. Es gibt nämlich gute Nachrichten aus den Bereichen Umweltbildung und dem ehrenamtlichen Naturschutz im Nationalpark. Das Bundesumweltministerium fördert den Umbau des Nationalpark-Hauses. Mit den Planungen für die Umstellung auf regenerative Energie sowie den Ausbau des Dachs konnte begonnen werden. Damit soll das Nationalpark-Haus CO2 neutral werden und eine Wohnung für die Freiwilligen entstehen.

Mit diesem Rückblick auf 2023 lassen wir das vergangene Jahr hinter uns und sind gespannt auf die neuen Projekte, Prozesse und Herausforderungen im Jahr 2024.

Das Nationalpark-Team Hamburgisches Wattenmeer