Schleswig-Holstein

28.02.2022 |

Spülsaumtrio mag milden Winter

Nicht nur tausende arktische Watvögel, Enten und Gänse nutzen das Wattenmeer als Rast- und Überwinterungsgebiet. Auch für drei Singvogelarten, die ebenfalls nordischen Ohrenlerchen, Schneeammern und Berghänflinge, ist es eines der wichtigsten Überwinterungsgebiete in Europa.

Das bisher relativ milde Winterwetter dürfte das Leben des sogenannten „Spülsaumtrios“ an unserer Küste dieses Jahr begünstigt haben, weiß Klaus Günther von der Schutzstation Wat-tenmeer. Er erläutert, dass mehrere stürmische Phasen mit hohen Wasserständen breite Spülsäume an den Deichen hinterlassen haben, die viele Samen der Salzwiesenpflanzen enthalten. Hier picken sie Ohrenlerchen, Schneeammern und Berghänflinge bevorzugt auf. „Auch die kräftige, aber kurze Frostperiode an Weihnachten sollten die kleinen Singvögel gut überstanden haben“, ist sich der Experte sicher.

Der Diplom-Biologe Günther koordiniert das Monitoring dieser und anderer Arten im Auftrag der Nationalparkverwaltung. Bei den regelmäßigen Zählungen der Wasservögel alle 15 Tage bei Springtide im Nationalpark Wattenmeer im Rahmen des trilateralen Rastvogel-Monitorings erfassen die Vogelzähler:innen auch das Spülsaumtrio möglichst vollständig. Bei jeder Zählung sind 60 bis 80 junge Mitarbeiter:innen im Freiwilligen Ökologischen Jahr und Bundesfreiwilligendienst der betreuenden Naturschutzverbände sowie 10 bis 12 Ranger des Nationalparks im Einsatz.

Wie ist das Trio unterwegs?

Oft halten sich die drei Arten in gemischten Schwärmen von einigen Dutzend bis mehreren hundert Individuen an den Spülsäumen entlang der Deiche, in den Salzwiesen und auf den Sandbänken auf.

Um wie viele Vögel geht es?

Die Winterbestände dieser Singvogelarten an der Schleswig-Holsteinischen Wattenmeerküste umfassen jeweils nur wenige tausend Individuen.

Wo genau sind die Hotspots?

Bei den Zählungen Mitte Januar erwiesen sich einige Gebiete wieder als besondere Hotspots. Die Karten unten verdeutlichen die Verteilung der Vögel im Nationalpark. Dabei ist die Sum-me der gezählten Vögel jedoch nicht mit ihrem Winterbestand gleichzusetzen – da es sich um keine Synchronzählung handelt, ist von zahlreichen Doppelzählungen auszugehen, was auch die vielen sich überlagernden Punkte anzeigen.

Ohrenlerchen wurden besonders in den Salzwiesen vor den Deichen des Hedwigenkoog südlich des Eidersperrwerks, bei Westerhever und nördlich und südlich der Hamburger Hallig beobachtet. Große Schwärme der Berghänflinge waren besonders in der Tümlauer Bucht, an der Nordküste Eiderstedts, vor dem Dockkoog vor Husum, sowie auf Hallig Langeness und der Insel Pellworm zu sehen. Und Schneeammern wurden in größeren Schwärmen im dithmarscher Dieksanderkoog Vorland, von der nördlichen Sandbank vor St. Peter Ording, vor Westerhever und vom Vorland des Sönke-Nissen Koog im Norden des Beltring¬harder Koog gemeldet.

Wie lang ist das Trio noch vor Ort?

Bis Ende März / Anfang April kann man die Singvögel des Spülsaumtrios noch an unserer Wattenmeerküste beobachten. Bereits dann brechen sie wieder nach Norden in ihre Brutge-biete in den arktischen Tundren auf, weil sie die weite Strecke langsamer und in kleineren Etappen überwinden als viele der Watvogelarten. Der Knutt bricht zum Beispiel teils erst Ende Mai vom Wattenmeer auf, um die Flugstrecke im Non-Stop-Flug zurückzulegen.

So beschreibt Günther seine drei Schützlinge:

„Besonders hübsch sind die Ohrenlerchen mit ihren zitronengelben Federn im Gesicht mit schwarzer Augenmaske, langen schwarzen Ohrfedern sowie sandbraunen Körperfedern. Aber auch die Schneeammern mit viel Weiß im Gefieder und die kleineren braunen Berg-hänflinge mit gelbem Schnabel und rosa Bürzel sind aus der Nähe betrachtet ein besonderes Erlebnis!“

Aktuelle Verbreitung von Berghänflingen in der Nationalparkregion.

© OAGSH, ornitho.de/ DDA. Zeichnung: Claus Rabba

Große und kleinere Punkte auf der Karte der Westküste Schleswig-Holsteins zeigen an, wo seit Jahresanfang wie viele Ohrenlerchen gezählt wurden.
Aktuelle Verbreitung von Ohrenlerchen in der Nationalparkregion.

© OAGSH, ornitho.de/ DDA. Zeichnung: Claus Rabba

Aktuelle Verbreitung von Schneeammern in der Nationalparkregion.

© OAGSH, ornitho.de/ DDA. Zeichnung: Claus Rabba