Niedersachsen

12.09.2021 | | Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Strand von Minsener Oog von 12 Kubikmetern Meeresmüll befreit

Gemeinsame Sammelaktion hat sich wieder gelohnt

60 Freiwillige sammeln Meeresmüll auf Minsener Oog: Erneut war dies eine gelungene Gemeinschaftsaktion der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, der Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft Mellumrat e.V. und der Wattfahrer-Vereinigung Soltwaters e.V. in Zusammenarbeit mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee und der Reederei Warrings.

Bereits in den Morgenstunden ließen sich 16 Boote vor der Südspitze der an der Mündung der Außenjade gelegenen Insel Minsener Oog trocken fallen. Bis auf den südlichen „Besuchersektor“ gehört Minsener Oog zur streng geschützten Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Dort leben lediglich von März bis Oktober die Naturschutzwarte des Mellumrates, sonst ist die Insel unbewohnt. Sie erfassen die Brutbestände der Vögel, informieren Besucher:innen über die ökologischen Besonderheiten des Schutzgebietes und schützen die Tiere vor Störungen.

Es wurde alles eingesammelt, was nicht an den Strand gehört: überwiegend Netzreste und andere Schnüre aus der Fischerei, Verpackungsmaterialien, Luftballons und Glas. Auch ein paar Mund-Nasen-Bedeckungen befanden sich unter den Funden. Insgesamt wurden in drei Stunden 19 Big Bags mit etwa 12 Kubikmetern Meeresmüll gesammelt, deren Gewicht auf 6 Tonnen geschätzt wird. „Die eifrigen Sammler:innen haben mit ihrem engagierten Einsatz ein sichtbares Zeichen gegen Umweltverschmutzung gesetzt“, freut sich Initiator Gerd Scheffler von Soltwaters über die hochmotivierte Stimmung bei spätsommerlichem Wetter.

Ohne maschinelle Strandreinigung einer Gemeindeverwaltung zeigen gerade die Strände auf den unbewohnten Inseln, wie groß die Verschmutzung durch Müll im Meer ist, der dort zweimal täglich mit der Flut angelandet wird. „Es ist erschreckend, wie viel Müll hier innerhalb eines Jahres angespült wird; der Einsatz hat sich mal wieder gelohnt“, resümiert Einsatzleiter Florian Carius von der Nationalparkverwaltung. Meeresmüll birgt eine Gefahr für Seevögel, Robben und andere Meeresbewohner, die ihn mit der Nahrung aufnehmen oder sich darin verfangen können. „In diesem Jahr wurden allein auf Minsener Oog sechs Brand- und Flussseeschwalben gefunden, die sich an Plastikschnüren verheddert hatten und daran qualvoll zu Tode gekommen sind“, berichtet Naturschutzwart Andree Halpap vom Mellumrat.

Für die Teilnehmenden der Sammelaktion erteilte die Nationalparkverwaltung eine Sondergenehmigung zum Betreten der Ruhezone. Ein Hygienekonzept trug dem Infektionsschutz während der Veranstaltung unter freiem Himmel Rechnung. Die Aktion fand nach Ende der Brutzeit der gefährdeten Strandbrüter wie Zwergseeschwalbe statt, zu deren Schutz an der Südspitze temporär Brutgebiete markiert und nicht betreten werden dürfen. Damit fällt die Aktion in den zeitlichen Kontext des globalen Coastal Cleanup Day am 18. September, jedoch tidebedingt eine Woche früher. Um rastende Wasser- und Watvögel nicht zu stören, wurde die Aktion während der Niedrigwasserphase durchgeführt, wenn die Vögel in den Wattflächen verstreut Nahrung suchen. Die Reederei Warrings unterstützt freundlicherweise durch den fachgerechten Abtransport zur Küste in den nächsten Tagen. Die anschließende Entsorgung des Mülls organisiert und finanziert die Nationalparkverwaltung.

Aktionen zur Müllvermeidung

Doch trotz dieses beeindruckenden Engagements, trotz all der öffentlichen Diskussionen und dem wachsenden Problembewusstsein muss sich die Situation grundlegend ändern. Denn das Müllproblem ist lange nicht gelöst – im Gegenteil: Während der COVID-19-Pandemie fiel mehr Plastikmüll an als zuvor. Umso wichtiger sind daher solche konzertierten Aktionen zur Müllsammlung, von denen die Tiere im einzigartigen UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, aber auch wir Menschen durch eine gesündere Umwelt profitieren.

Der an Stränden angelandete Müll stellt allerdings nur 15 % des im Meer vorhandenen Mülls dar, der überwiegende Teil sinkt auf den Grund oder treibt im freien Wasser. Daher hat für eine Minderung des Meeresmülls und der davon ausgehenden Gefahren für Natur und Mensch die Müllvermeidung oberste Priorität. Dazu kann jeder im Alltag einen Beitrag leisten. Die Plastik-Aktionswoche in den Landkreisen Wittmund und Friesland bietet vom 18. – 24. September vielfältige Informationsmöglichkeiten (www.plastik-aktions-woche.de).