Niedersachsen

17.06.2022 | | Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer

Willkommen zurück – was gibt‘s Neues aus dem Weltnaturerbe Wattenmeer?

Beim 11. Weltnaturerbeforum am 16.06. in Wilhelmshaven warfen die Akteure der Welterbe-Gemeinschaft einen Rück- und Ausblick auf die gemeinsamen Aktivitäten

Seit der Auszeichnung zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer 2009 trafen sich die Akteure aus Naturschutz, Kommunen, Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Tourismus und Umweltbildung jährlich zum Weltnaturerbeforum – bis zur pandemiebedingten Pause. Die Referentinnen und Referenten beleuchteten daher vor 85 Teilnehmenden, darunter auch Gäste aus Schleswig-Holstein und den Niederlanden, was seit 2020 in Sachen nachhaltiger Tourismus am Wattenmeer erreicht wurde.  Das Programm spannte den Bogen von neuen Erkenntnissen über die Gäste und ihre Ansichten , über neuen Naturerlebnisansätze und ein Projekt zu fossilfreien Antrieben im Sportbootbereich bis hin zu einem Beispiel, wie die Pflege des kulturellen Erbes der plattdeutschen Sprache Hand in Hand geht mit Bildungsarbeit zum Wattenmeerschutz.

Weltnaturerbe Logo

„Der Schutz des Weltnaturerbes und die nachhaltige Entwicklung in der Wattenmeer-Region lebt langfristig nur im Austausch und in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren“, hob Peter Südbeck, Leiter der einladenden Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, in seiner Einleitung hervor und betonte die besondere Gemeinschaftsleistung und das große Netzwerk als Erfolg des Weltnaturerbe in unserer Region.  

Ihren ersten Auftritt als Mitveranstalterin hatte die im Januar gegründete Tourismus Agentur Nordsee (TANO), die das Destinationsmanagement für die niedersächsische Nordsee inklusive Bremerhavens bündeln wird. Der kommissarische Geschäftsführer Göran Sell unterstrich: „Die TANO setzt sich für einen nachhaltigen Tourismus im Welterbe Wattenmeer ein. Wirklich zukunftsfähig bleibt er nur, wenn er in der Region umweltschonend, sozialverträglich und wirtschaftlich tragfähig gestaltet wird.“

Einen Blick auf die internationale Zusammenarbeit, und wie diese verknüpft ist mit regionalen Aktivitäten, warf Bernard Baerends, Leiter des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats (CWSS). Ein Beispiel dafür ist das Interreg VB Nordseeraum-Projekt PROWAD Link mit 15 Projektpartnern aus fünf Nordseeanrainerstaaten, das zum Ziel hat, nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung stärker mit Naturschutz zu verknüpfen. Im Rahmen des Projektes erfolgte 2020/21 eine Befragung von Übernachtungsgästen im dänisch-deutsch-niederländischen Wattenmeergebiet. Henrike Beer vom durchführenden Nordeuropäischen Institut für Tourismus- und Bäderforschung (NIT) in Kiel gab einen Einblick in die neuesten Erkenntnisse. U. a. wurde auch die Kenntnis und Bedeutung des Status des Wattenmeeres als Weltnaturerbe abgefragt: So gaben 99% der Befragungsteilnehmer in Niedersachsen an, den Status als Weltnaturerbe sei ihnen bekannt. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass den Menschen Naturschutz sehr wichtig ist, sie die Maßnahmen zum Erhalt des Welterbes umfassend unterstützen und auch bereit sind, sich finanziell daran zu beteiligen. So ist die Bereitschaft, mehr Geld für eine Unterkunft mit Umweltauszeichnung auszugeben (28 %) und den Naturschutz vor Ort mit einer Spende zu unterstützen (45%), seit 2017 deutlich gestiegen. Die länderspezifischen Kurzberichte der Gästebefragung sind online veröffentlicht auf https://www.waddensea-worldheritage.org/de/ unter dem Stichwort Ressourcen.

Wie mit einem Masterplan das Naturerlebnis Ostfriesische Inseln konzeptionell neu aufgestellt werden soll, stellte Martin Schobert, vom Beratungsbüro Saint Elmo’s Tourismusmarketing Innsbruck, am Beispiel Borkum vor. Das Projekt der Nationalparkverwaltung mit der Ostfriesische Inseln GmbH und der Nordseeheilbad Borkum GmbH will unter anderem mit dem Einsatz von neuartigen Landmarken mutige Schritte in der Informationsvermittlung gehen, die auf einem ganzheitlichen Ansatz von Naturerfahrungen am Wattenmeer basieren.

Als „vergessene Tageszeit“ stellte Dr. Andreas Hänel, Sprecher der Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternenfreunde, das Naturerlebnis Dunkelheit am Beispiel Spiekeroog in den Blickpunkt. Auf Spiekeroog ist noch ein besonders dunkler Sternenhimmel zu beobachten. Damit er erhalten bleibt, wurde die öffentliche Beleuchtung so angepasst, dass möglichst wenig künstliches Licht an den Himmel gelenkt wird. Mit dieser Selbstverpflichtung wurde die Insel im vergangenen Jahr offiziell als Sterneninsel gemäß der IDA (International Dark-Sky Association) anerkannt und ergriff Maßnahmen zur Kommunikation dieses Vorzugs. Der Schutz der Dunkelheit ist ein wichtiges Ziel der trilateralen Arbeit zum Weltnaturerbe und so wurde auf Spiekeroog sehr schnell und erfolgreich ein Meilenstein dieser Aktivitäten umgesetzt.

Wie die Pflege des Kulturerbes sich auch mit Umweltbildung verknüpfen lässt, zeigte Grietje Kammler vom Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft unter anderem am Beispiel Plattdüütskmaant 2021. Da lautete das Motto „Uns Wadd. Uns Platt. Uns Oostfreesland.“, zum Programm gehörten plattdeutsche Wattführungen und vier Sonderfolgen zum Leben im Watt im Onlinesprachkurs „Löppt“. Die sprachübergreifende Vermittlung von Information, Bildungsinhalten und Freude erfuhr eine enorme öffentliche Resonanz, auf der weiterhin aufgebaut werden soll.

Ein Schlaglicht auf die Möglichkeiten und Hindernisse für eine fossilfreie Klein- und Freizeitschifffahrt warf Christian Bahlke, Mitarbeiter für das Projekt WATTfossilfrei beim Mellumrat e.V.. Es wird daran gearbeitet, mit Sportboothäfen entlang der Küste immer mehr klimaschonende  Energieangebote zu entwickeln.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich zum Abschluss der Veranstaltung einig, wie wichtig das persönliche Treffen für die gemeinsame Arbeit ist, als Plattform des Erfahrungsaustausches, zur Weiterbildung und dem Generieren neuer Ideen zum Wohle des Weltnaturerbes Wattenmeer.