Schleswig-Holstein

Ein unverkennbarer Vogel

Er gehört zu den unverwechselbaren und imposanten gefiederten Erscheinungen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: der Löffler; vergleichsweise groß (70 bis 95 Zentimeter), mit weißem Gefieder, schwarzem Schnabel und langen schwarzen Beinen. Im Prachtkleid trägt er zudem Schmuckfedern am Hinterkopf und ein gold-gelbes Brustband. Ein unverkennbares Merkmal ist sein langer Schnabel mit löffelartiger, hellgelblicher Spitze, dem er seinen Namen verdankt.

Diese Schnabelform hindert den zur Familie der Ibisse und Löffler gehörenden Vogel daran, seine Beute ins Auge zu fassen. Darum setzt er bei der Nahrungssuche auf die Methode des Seihens. Das heißt, er bewegt seinen Schnabel im Wasser durch Drehen des Kopfes von der einen Seite auf die andere. Kleine Tastorgane in der Schnabelspitze signalisieren ihm, ob es sich bei den dabei eingefangenen Organismen um von ihm bevorzugte Beute wie Kleinfische, Wasserinsekten, Muscheln, Schnecken und kleine Krebstiere handelt.

Seltener Gast bis 1990

Den Winter verbringen die meisten Löffler im Mittelmeerraum bis hinein nach Westafrika. Als Brutvogel kommt er in einigen Regionen Mitteleuropas wie unter anderem in Spanien und Ungarn vor – und im hiesigen Nationalpark, allerdings noch nicht lange. „Zu Beginn der 1990er Jahre galt der Löffler noch als sehr seltener Gast im schleswig-holsteinischen Wattenmeer“, heißt es in dem Bruterfolgs-Monitoring-Bericht 2009 bis 2018 des Biologen Klaus Günther von der Schutzstation Wattenmeer (im Auftrag der Nationalparkverwaltung).

Der erste Bruterfolg hierzulande ist für das Jahr 2000 auf der Hallig Oland dokumentiert. Seitdem haben sich weitere Kolonien gebildet, unter anderem auf Föhr und auf Südfall. Zu einem der Hotspots hat sich die Insel Trischen entwickelt. Hier sei die Anzahl der Brutpaare seit mehr als zehn Jahren kontinuierlich angestiegen, stagniere aber in diesem Jahr erstmals bei 179 – dem gleichen Wert wie 2021, berichtet Till Holsten, NABU-Naturschutzwart auf der in der streng geschützten Zone 1 des Nationalparks gelegenen Insel.

Rückschläge für den Bestand

Nicht verschwiegen werden sollen aber auch die Rückschläge für den Löfflerbestand an der schleswig-holsteinischen Westküste. So sind erstmals 2013 und in den Folgejahren noch mehrfach auf Oland Eier und Jungvögel der Art einem über den Damm vom Festland auf die Hallig gelangten Fuchs zum Opfer gefallen, in der Folge wurde die Kolonie aufgegeben. Der allgemein gute Bruterfolg und starke Bestandszuwachs der Population zeige aber, dass es den Löfflern im Wattenmeer sonst sehr gut gehe, schreibt Klaus Günther.

Insgesamt betrachtet gehört der Löffler zu den wenigen Arten, deren Brutbestände seit der Jahrtausendwende nicht nur im schleswig-holsteinischen, sondern im gesamten deutschen Wattenmeer stark zugenommen haben. So wurden im Jahr 2018 erstmals mehr als 1.000 Brutpaare an der deutschen Küste gezählt.

Nachwuchs im Löffler-Nest: Zwei Küken.
Der Löffler brütet aktuell in Kolonien unter anderem auf Föhr, Südfall und Trischen.

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