Schleswig-Holstein

Endlich wieder Vogelkiek!

Obwohl es auch in den vergangenen beiden Corona-Jahren einige Veranstaltungen zum herbstlichen Vogelzug gab, hatten doch sowohl wir als Organisator:innen als auch die Teilnehmenden den Eindruck, dass es der erste „richtige“ Westküsten-Vogelkiek seit Beginn der Pandemie war. Dementsprechend war die Stimmung zunächst gespannt und später glücklich: Alle Beteiligten haben die gemeinsamen Vogelbeobachtungen genossen, und es wurde sich intensiv vogelkundlich ausgetauscht. Endlich wieder Vogelkiek!

Den Auftakt bildete erstmals eine stationäre Vogelbeobachtung mit dem Titel „Dat grote Sitten“. Rund um die neue Integrierte Station im Beltringharder Koog gab es im Laufe des eher grauen Tages mehr als 70 Vogelarten zu entdecken. Der Beltringharder Koog und der Nationalpark vor dem Deich sind um diese Jahreszeit ein idealer Platz für Vogelbegeisterte. Ein Team des NDR begleitete Nationalpark-Ranger Martin Kühn bei einer der Führungen und berichtete davon im Fernsehen, Radio und in den sozialen Medien.

Vogelwelt von Pellworm

Der Westküsten-Vogelkiek bietet neben kürzeren Touren auch mehrere Tagesexkursionen, die häufig zu den Inseln und Halligen führen. Dieses Jahr stand erstmals ein Ausflug zur Insel Pellworm auf dem Programm. Bei schönstem Sonnenschein gab es vor Ort bereits auf dem Weg vom Tiefwasseranleger zum alten Hafen jede Menge Vogelwelt zu bestaunen – unter anderem waren sehr viele Greifvögel unterwegs, darunter drei Seeadler direkt über unseren Köpfen.

Am folgenden Wochenende musste die Tour zur Hallig Hooge leider wetterbedingt abgesagt werden. Aber die holen wir sicher bald nach! Am Tag danach hatte der Wind nachgelassen und die beliebte Beobachtungstour mit dem Bus konnte wieder stattfinden. Diese Fortbewegungsweise hat den Vorteil, dass innerhalb eines Tages mehrere Beobachtungsgebiete aufgesucht werden können.

Los ging es im Beltringharder Koog, wo fleißig die Bestimmung der zahlreich anwesenden Entenarten geübt werden konnte. Im Nordbecken des Hauke-Haien-Koogs ließen sich, unterstützt von Mitarbeiter:innen des dort betreuenden Vereins Jordsand, unter anderem viele kleine Watvögel wie Zwerg-, Sichel- und Alpenstrandläufer beobachten.

Seltene Gäste: drei Große Schlammläufer

Und dann tauchten plötzlich zwei, später sogar drei Große Schlammläufer im Fernrohr auf, die bei uns sehr seltene Irrgäste sind und eigentlich in Nordamerika oder dem äußersten Nordost-Sibirien vorkommen. Eine ganz besondere Beobachtung! Nach einer mittäglichen Stärkung bei unserem Nationalpark-Partner „Siel 59“ in Schlüttsiel ging zum letzten Stopp im Fahretofter Westerkoog.

Die letzte Tagestour führte zur Düneninsel Amrum. Bereits am Anleger gab es interessante Beobachtungen auf den Watt- und Wasserflächen in der Wittdüner Bucht. Der Besuch der Norddorfer Marsch war weniger vogelreich als erwartet, brachte aber die Sichtung einer interessanten Gänsekreuzung, die laut einem Vogelexpert:innen aus dem intensiven Kontakt einer Zwergschneegans und einer Nonnengans hervorgegangen sein soll. Absoluter Höhepunkt der Tour waren die Beobachtungen an der Südspitze der Insel, am Kniephaken. Bei auflaufendem Wasser zeigten sich in allernächster Nähe zahlreiche Wat- und Wasservogelarten.

Auch bei den kürzeren Veranstaltungen gab es viele spannende Erlebnisse. Wir freuen uns sehr, dass das Interesse an der Vogelbeobachtung im und am Nationalpark Wattenmeer nach den corona-bedingten Einschränkungen wieder voll erwacht ist!

Silke Ahlborn

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Martin Kühn schreibt die Artenliste
Die Artenliste war schnell gut gefüllt.

© Silke Ahlborn / LKN.SH

Gänse durchs Spektiv
Eine interessante Gänsekreuzung im Spektiv.

© Silke Ahlborn / LKN.SH

Gruppe mit Spektiven
Westküsten-Vogelkiek 2022

© Susanne Kühn

Brandseeschwalben mit Lachmöwe
Brandseeschwalben mit Lachmöwe.

© Silke Ahlborn / LKN.SH

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