Schleswig-Holstein

Federwechsel im Watt

Das Wattenmeer vor Dithmarschen ist in den nächsten Wochen Schauplatz eines einzigartigen Naturphänomens: Brandgänse aus ganz Europa versammeln sich dort, weit draußen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, um zu mausern. Bis zu vier Wochen dauert das Abwerfen des alten und die Entwicklung eines voll funktionsfähigen neuen Federkleides.

Vogelfedern bestehen, wie Haare und Fingernägel, aus Keratin. Da dieses mit der Zeit brüchig wird, muss das Federkleid in regelmäßigen Abständen erneuert werden. Bei Brandgänsen betrifft dieser natürliche, über Hormone gesteuerte Prozess sowohl das Kleingefieder als auch, in einem zweiten Schritt, die Schwungfedern. Während der Mauser sind die Tiere flugunfähig und verlieren ein Drittel ihres Gewichts; deshalb brauchen sie in dieser Lebensphase ungestörte Ruhe.

Ganzjährig vor Ort

Brandgänse brüten an nahezu allen Küsten Europas. Im schleswig-holsteinischen Nationalpark kann man sie das ganze Jahr über vor allem in schlickigen Zonen antreffen, denn dort ist ihre Lieblingsnahrung zu finden: Wattschnecken. Aber auch Muscheln, Ringelwürmer, Krebstiere und Insekten verschmähen die auffällig weiß-schwarz-braun gezeichneten Tiere nicht.

Wenige Babysitter für viele Jungen

Im Juli und August zieht es dann einen großen Teil des nord- und mitteleuropäischen Bestandes, mehr als 200.000 Exemplare, ins schleswig-holsteinische Wattenmeer. Sie fliegen auf direktem Weg aus ihren Brutgebieten ein. Die Jungen werden dort unter der Obhut von einzelnen Altvögeln zurückgelassen. Nach der Mauser kehren die Eltern zurück und überwintern – mit Ausnahme besonders harter Winter – im Wattenmeer.

Brandgans auf Trischen
Brandgans auf Trischen - Brandgänse gehören zur Familie der Entenvögel und darin zur Unterfamilie der Halbgänse.

© Stock / LKN.SH

Brandgänse auf Nahrungssuche im Watt
Brandgänse auf Nahrungssuche im Watt

© Imke Zwoch

Zum Artenporträt der Brandgans