Schleswig-Holstein

Nach dem Orkan

Wenige Tage nach dem Orkan „Zeynep“ hat der Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse gemeinsam mit weiteren Verantwortlichen – unter anderem des betreuenden Verbandes NABU – die Vogelinsel Trischen besucht.

„Wir wollten schauen, ob an der Vogelwärterhütte größere Schäden entstanden sind“, sagt Kruse. Denn in wenigen Wochen soll der NABU-Vogelwart seinen Sommeraufenthalt auf Trischen antreten. Für die Nationalpark Nachrichten schildert Michael Kruse seine persönlichen Eindrücke von Trischen nach dem Orkan:

Kleinod Trischen

„Es war ein wunderschöner Tag. Kaum zu glauben, dass kurz zuvor ein Orkan mit schwerer Sturmflut an der Nationalparkküste getobt hatte. Trischen ist ja eines der Kleinode im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer: eine wandernde Insel, gelegen in der streng geschützten Zone 1 des Nationalparks und damit für Menschen nur aus besonderen Anlässen wie diesem zu betreten. Trischen gehört ganz der Natur, insbesondere der Vogelwelt.

Wandernde Insel

Wandernd deshalb, weil sich die wie eine Mondsichel geformte, heute etwa 14 Kilometer südwestlich von Büsum gelegene Sandinsel stetig gen Osten bewegt, Richtung Festland. Heute liegt sie rund 10 Kilometer östlich ihres erstmals dokumentierten Standortes.

Dynamik wie im Zeitraffer

Anders als die nordfriesischen Inseln und Halligen ist das einzige Eiland im Dithmarscher Wattenmeer heute nicht mehr durch Küstenschutzmaßnahmen gesichert. Darum zeigt sich hier die faszinierende Dynamik, die das Wattenmeer so prägt – und jetzt, nach ‚Zeynep‘, zeigt sie sich besonders anschaulich. Denn der Orkan hat den Wandel, der sich sonst sukzessive abspielt, wie im Zeitraffer beschleunigt. Er hat Trischen grundlegend verändert – und übrigens auch in anderen Bereichen des Nationalparks für morphologische Umbrüche gesorgt.

Muschelschill statt Vordüne

Auf Trischen konnten wir erkennen, dass die Insel bei der Sturmflut komplett unter Wasser gestanden haben muss. Wir sahen offene Flächen mit Muschelschill. Die Vordünen, die sich in den vergangenen Jahren auf der Westseite gebildet hatten, sind fast komplett abgetragen worden, der Strand hat sich ausgedehnt. Durchbrüche, sogenannte Wash-Outs, gaben uns eine Vorstellung von der gewaltigen Kraft des Meeres. Wir sahen gefiederte Wintergäste wie Berghänflinge und Schwärme von Schneeammern, einen Seeadler, einen adulten Wanderfalken – ein wunderschöner Anblick!

Zeugen ehemaliger Landwirtschaft

Zutage getreten sind auch Zeugen der ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzung Trischens. Denn in den 1920er Jahren gab es hier einen Bauernhof und mehr als 80 Hektar eingedeichtes Land. Die damals im Osten gelegene Salzwiese wurde dann von Sand überlagert und taucht jetzt an der Westseite wieder auf, Reste des Gebäudefundamentes sind zu sehen.

Kein Zutritt für Menschen

Zum Schutz dieses Herzstücks im Nationalpark ist die Insel heute für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich, nur im Sommer wohnt ein Naturschutzwart oder eine Naturschutzwartin des NABU auf Trischen. Zum Glück hat die auf Stelzen gebaute Vogelwärterhütte dem Wettergeschehen weitgehend Stand gehalten. Lediglich die Treppe zur ersten Plattform ist beschädigt worden, das lässt sich leicht reparieren. Der Ankunft des NABU-Vogelwartes steht also nichts im Wege …“

Michael Kruse

Vogelwarte auf Trischen
Trischen

© LKN / Michael Kruse

Trischen nach dem Sturm
Trischen

© LKN / Michael Kruse

Trischen

© LKN / Michael Kruse

Trischen

© Kruse / LKN.SH