Natürliche Nacht und Lichtverschmutzung

In der Wattenmeer-Region gibt es auf den Inseln, Halligen und auch auf dem Festland noch Gegenden mit einem nahezu natürlich dunklen Himmel, an dem die Sterne prächtig leuchten. Nachtaktive Tiere werden dort kaum beeinträchtigt und tagaktive Lebewesen – wie auch der Mensch – finden eine bessere Nachtruhe.

Doch immer mehr Lichtquellen zerstören die Dunkelheit der Nacht. Insbesondere durch die effiziente und immer günstiger werdende LED-Technik nimmt die künstliche Beleuchtung seit einigen Jahren rapide zu. Es wird immer mehr und immer heller beleuchtet, teils aus Komfort- und Sicherheitserwägungen. Lichtmenge und -ausrichtung gehen dabei oft über das Ziel hinaus: das Licht wird verschwendet und verschmutzt die natürliche Nacht. Jährlich nimmt die Lichtmenge in Deutschland um 1–2 % zu. Die Nachteile werden immer deutlicher sichtbar:

  • Der Blick auf den Sternenhimmel wird immer stärker durch einen Lichtschleier getrübt, der durch das in der Luft gestreute künstliche Licht verursacht wird. Diese Lichtverschmutzung verschleiert schwache Himmelsphänomene wie die Milchstraße, Polarlichter oder Kometen.
  • Licht beeinträchtigt zahlreiche Tiere in ihrer Nachtruhe, viele andere Tiere sind nachtaktiv und nutzen die Dunkelheit. Durch helle Lichtquellen werden sie geblendet, in Städten wird der Schlafrhythmus und das Brutgeschäft von Vögeln durch Licht gestört, Insekten werden von Licht angezogen und können dem Lichtschein nicht wieder entkommen. Fledermäuse und Zugvögel werden von ihren Flugrouten abgelenkt.
  • Durch den verstärkten Einsatz von künstlichem Licht werden dunkle Korridore, die nachtaktive Tiere für ihre Wanderungen benötigen, zerschnitten. Natürliche Nachtlandschaften werden zerstückelt und zerstört.
  • Auch Menschen werden durch extrem helle Lichtquellen stark geblendet, immer und überall vorhandene Lichter lassen die Nacht zum Tag werden, stören dadurch den Schlaf und den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Das kann zu vielen unterschiedlichen Krankheiten beitragen.
  • Da die LED-Leuchten immer energieeffizienter werden, werden sie immer heller – statt Energie zu sparen, wird immer heller beleuchtet.
Sternenhimmel über Spiekeroog
Sternenhimmel über Spiekeroog

© Andreas Hänel

Tipps zur Reduzierung der Lichtverschutzung

Mit geringem Aufwand ist es einfach, die Lichtverschmutzung zu reduzieren, ohne die Sicherheit zu gefährden, und dabei auch noch Energie zu sparen:

  1. Künstliches Licht sollte nur eingesetzt werden, wo es begründet notwendig ist, z.B. zur Sicherung eines Arbeitsplatzes oder zur Vorbeugung vor Gefahren, etwa an Treppen.
  2. Es sollte nur die mindestens für den Bedarf notwendige Lichtmenge eingesetzt werden, Überbeleuchtung ist zu vermeiden.
  3. Künstliches Licht sollte nur dann eingeschaltet sein, wenn es benötigt wird, etwa zur Arbeitsplatzbeleuchtung, und außerhalb der Nutzungszeit gedimmt (um mindestens 70 %) oder abgeschaltet werden. Die Leuchtdauer sollte durch Schalter, Zeitschaltuhren, Bewegungsmelder oder SmartHome Techniken auf die Nutzungszeit begrenzt werden. So wird Energie besonders effektiv gespart und unnötiger Lichtverschwendung vorgebeugt. Zum Beispiel schalten viele Orte in Ostfriesland die öffentliche Beleuchtung ab 22, 23 oder 1 Uhr ab, ohne dass es dadurch zu Sicherheitsproblemen kommt.
  4. Künstliches Licht sollte nur dorthin strahlen, wo es unbedingt nötig ist. Zur Vermeidung ungerichteter Abstrahlung sind daher voll abgeschirmte Leuchten einzusetzen, die nur unterhalb der Horizontalen abstrahlen. Auf aufgeneigte Leuchten, Bodenstrahler, Skybeamer, Kugelleuchten oder nicht abgeschirmte Röhren ist zu verzichten. Dadurch wird eine effektive Reduzierung der Blendung erreicht. Zudem wird dadurch der Beleuchtungswirkungsgrad verbessert.
  5. Es sind nur Leuchtmittel mit geringen Ultraviolett (UV)- und Blauanteilen zu verwenden, daher nur warmweißes Licht mit Farbtemperaturen bis maximal 3000 Kelvin (K) einsetzen. Amber-LED mit bernsteinfarbenem Licht (auch als Gold oder Vintage vermarktet) mit Farbtemperaturen von 2200 K und weniger ersetzen die bekannten insektenfreundlichen Natriumdampfhochdrucklampen, haben jedoch diesen gegenüber eine bessere Farbwiedergabe.
  6. Die Lichtpunkthöhen sollten möglichst niedrig sein, da hoch montierte Leuchten oft weit über den eigentlich zu beleuchtenden Nutzungsraum hinaus scheinen, während die Lichtkegel bei niedrigen Leuchten besser konzentriert werden können.
  7. Werbebeleuchtung und die Anstrahlung großer Flächen sollten auf das Nötigste begrenzt werden. Werbeanlagen außerhalb zusammenhängend bebauter Gebiete und unmittelbar neben Naturräumen sind unzulässig.

Interreg Nordsee Projekt Darker Sky

Verringerung der Lichtverschmutzung in der Nordseeregion als Beitrag zu dunklen ökologischen Korridoren

Lichtverschmutzung wird zunehmend als überregionale Herausforderung und ernsthafter Umweltstressfaktor erkannt, der zum Verlust der biologischen Vielfalt und zur Fragmentierung von Lebensräumen führt. In mehreren EU-Ländern wird die Lichtverschmutzung erstmals in der nationalen Gesetzgebung berücksichtigt, und ihre Eindämmung wird zu einer Pflichtaufgabe der Kommunen. Allerdings gibt es weder technische Spezifikationen für konkrete umweltverträgliche, kosten- und energieeffiziente Beleuchtungslösungen für Stadtplaner und Beleuchtungsingenieure noch eine überregionale Strategie, die Behörden bei der Erhaltung oder Wiederherstellung des ökologischen Verbunds über die Nordseeregion hinweg leitet.

Das Interreg Nordsee-Projekt DARKER SKY zielt darauf ab, die Lichtverschmutzung in der Nordseeregion zu reduzieren und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und der dunklen ökologischen Korridore beizutragen. DARKER SKY ebnet den Weg für den Schutz der Natur durch neue Beleuchtungslösungen, indem es

  • den Kommunen innovative Mess-, Überwachungs- und Co-Design-Methoden für die Umsetzung neuer Lösungen zur Lichtreduzierung an die Hand gibt,
  • den interdisziplinären transnationalen Austausch mit bewährten Praktiken und Leuchtturm-Demonstratoren (umweltverträgliche Beleuchtungstechniken und -systeme an 8 Demonstrationsstandorten in Pilotregionen) fördert und
  • einen Dialog zwischen lokalen, regionalen und nationalen Behörden zur Entwicklung konkreter regionaler Aktionspläne und einer transnationalen Strategie für eine nachhaltige Einführung von Lösungen zur Lichtreduzierung in der gesamten Nordseeregion aufbaut.

DARKER SKY wird im Rahmen des Interreg-Nordseeprogramms (www.interregnorthsea.eu) unter der Programmpriorität 3 „Nachhaltige Nordseeregion“ und dem spezifischen Ziel 3.2 „Entwicklung neuer Methoden für die langfristige nachhaltige Bewirtschaftung der Ökosysteme der Nordsee“ durchgeführt. Das Programm wird aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union finanziert (Gesamtbudget des Projekts: 4.216.620 €, EFRE Mitfinanzierung: 2.529.972 €).

Logo Darker Sky Interreg

Projektpartner

Das DARKER SKY-Team umfasst insgesamt 13 französische, niederländische, deutsche und dänische Projektpartner aus Universitäten, Nationalparks, Hafenbehörden und Gemeinden, die von assoziierten Partnern und externen Projektmanagement-Experten unterstützt werden. Zu den niedersächsischen Projektpartnern gehören neben der Nationalparkverwaltung das Gemeinsame Wattenmeersekretariat, die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Niedersachsen Ports. Demonstrationsstandort in Niedersachsen ist der Hafen Norddeich.

Weitere Informationen zum Projekt: www.interregnorthsea.eu/darker-sky

Kontakt

Katrin Kirfel

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