Was als gesammelte „Muschel“ in unsere Taschen wandert, ist manchmal tatsächlich eine Schnecke. Wie kann ich sie unterscheiden? Ganz einfach: Muscheln haben immer zwei Schalenhälften (auch wenn man häufig nur eine davon findet). Schnecken besitzen dagegen ein Gehäuse, häufig mit einer asymmetrisch spiraligen Windung. Die im Garten gefürchteten Nacktschnecken und die bunten Nacktschnecken der Meere haben dieses Gehäuse wieder abgeschafft.
Mollusken oder Weichtiere
Muscheln und Schnecken gehören zu den Mollusken oder Weichtieren (das lateinische Wort „mollis“ bedeutet weich). Verwandte innerhalb der Weichtiere sind die Kopffüßer, zu denen die Tintenfische gehören. Muscheln können sehr alt werden, älter als die meisten anderen Tiere. Islandmuscheln z.B. können über 500 Jahre alt werden.
Zu den bekanntesten und häufigsten Muscheln im Nationalpark Wattenmeer zählt die Herzmuschel. Beide Schalenhälften sehen von der Seite betrachtet aus wie ein Herz, daher stammt der Name. In der Bekanntheitsliste folgt häufig die Miesmuschel auf Platz zwei, ist sie doch neben der Auster die einzige Muschel, die auf dem Wattboden lebt. Und die einzige, die kommerziell im Wattenmeer befischt werden darf. Seit Ende 2017 ist die Miesmuschelfischerei im Nationalpark neu geregelt, mit Erfolgen für den Naturschutz und Planungssicherheit für die Muschelfischer.
Die Schnecken
Bei den Schnecken streiten sich Strand- und Wattschnecke um die Krone der Bekanntheit. Die nur reiskorngroße Wattschnecke wird zwar leicht übersehen, macht dies aber durch ihre Masse wett: auf nur einem Quadratmeter Wattboden können sich über 100.000 Wattschnecken tummeln. Da kommt die Strandschnecke (mit dem schönen plattdeutschen Namen „Tinkeltuut“) nicht gegen an und zieht sich beleidigt in ihr Gehäuse zurück, in dem sie dank verschließbarem Horndeckel bis zu drei Wochen Trockenheit überleben kann.
Einige der bekannten Muscheln und Schnecken im Wattenmeer haben lange Reisen hinter sich, was häufig ihr Name verrät: Amerikanische Bohrmuschel, Amerikanische Schwertmuschel oder Pazifische Auster. Muscheln pflanzen sich über verschiedene Larvenstadien fort und diese Larven werden häufig unbeabsichtigt mit dem Ballastwasser großer Schiffe rund um den Erdball transportiert. Nach Abpumpen des Wassers am Zielort besiedeln sie erfolgreich neue Meere und Küsten. Die Pazifische Auster ist allerdings nicht per Schiff gekommen, sie hat sich aus Kulturanlagen im Wattenmeer verkrümelt.
Bedeutung im Ökosystem
Muscheln und Schnecken haben neben anderen Kleintieren eine enorme Bedeutung im Ökosystem Wattenmeer. Sie bilden die Nahrungsgrundlage für Millionen von Vögeln, für Fische und Seesterne. Das Verschwinden großer Mengen von Muscheln, etwa nach einem Eiswinter, hat schwerwiegende Auswirkungen z. B. auf die Vogelwelt im Wattenmeer.
Muscheln betätigen sich auch als Klärwerke im Meer. Miesmuscheln z.B. entnehmen dem Meerwasser sowohl Sauerstoff zum Atmen als auch Nahrung. Jede einzelne Miesmuschel filtert je nach Größe etwa ein bis drei Liter Wasser pro Stunde. Während der überfluteten Zeit ergibt das zehn bis 20 Liter Wasser pro Tag und Muschel. Im Sommer filtern alle Muscheln zusammen mit anderen Filtrierern das gesamte Wasser des Wattenmeeres im Verlauf einer Woche einmal komplett durch, im Winter brauchen sie dafür länger.
Zum Nationalpark-Themenjahr werden viele Fragen rund um Muscheln und Schnecken aufgegriffen. Es gibt viele neue Materialien, wie Postkarten, eine Broschüre und ein Bestimmungsposter. Dazu gibt es wieder viele Möglichkeiten, Muscheln echt, lebend und in Farbe zu erleben, z.B. bei Watterkundungen im Nationalpark oder bei besonderen Angeboten im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum.