Schleswig-Holstein

16.04.2024 |

25 Jahre Nationalpark-Wattführer*innen

Sie führen Gäste im und am Watt und geben dabei ihre Begeisterung für diesen einmaligen Lebensraum weiter – und das bereits seit 25 Jahren! Die Rede ist von den Nationalpark-Wattführer*innen. Dieses Jubiläum nehmen wir zum Anlass, zurückzublicken auf die Entwicklung einer qualifizierten Gruppe, die sich dem Naturerleben im Nationalpark Wattenmeer verschrieben hat.

Den Menschen die Natur nahe zu bringen, halte ich nach wie vor für wichtig und erforderlich. Nur was jemand kennt, ist er bereit zu schützen – und dafür gegebenenfalls auch Einschränkungen hinzunehmen. Das motiviert mich jeden Tag aufs Neue!

Bernd Strasser beschreibt, was ihn seit 25 Jahren in seinem Engagement als Nationalparkführer antreibt.

Wattführungen mit kleiner Gruppenstärke und hoher Qualität seien von Nöten – so forderte es der Ökosystem-Forschungsbericht 1996 klar und deutlich. Die Idee zu den Nationalpark-Wattführer*innen war geboren – die Initialzündung! Bis Januar 1998 entwickelte die Nationalparkverwaltung ein Konzept zur Wattführer*innen-Ausbildung mit dem Titel „Offizieller Nationalpark-Wattführer mit Zertifikat“.

Herausforderung

Und was für eine Herausforderung damals gemeistert wurde: Es war zu diesem Zeitpunkt ja nicht einmal bekannt, wer alles aktiv an der Westküste Wattführungen anbot. Die Ende der 90er Jahre aktiven Wattführer*innen gingen ihrerseits das Problem an. Dazu gehörte auch unsere Kollegin Anne Segebade, die nicht nur Nationalpark-Wattführerin der ersten Stunde ist, sondern auch maßgeblich das Schulungsprogramm entwickelte und umsetzte. Sie weiß, wie wichtig der kollegiale Austausch und der Zusammenhalt der Gruppe sind:

Auch wenn es auf den ersten Eindruck nicht so scheint, sind Wattführer*innen die einsamsten Menschen auf ihren Touren: Zwar sind wir mit unserem Wissen und Mitmachaktionen für unsere Gäste da, doch unsere Gedanken zu der Führung und eventuellen kniffeligen Situationen teilen wir nicht mit ihnen. Unsere von der Nationalparkverwaltung organisierten Treffen haben sich daher zu wichtigen sozialen Ereignissen im Jahreslauf entwickelt. Man kommt zusammen, tauscht sich zu Beobachtungen aus, diskutiert Herausforderungen und macht sich schlau zu aktuellen Entwicklungen im Nationalpark.

Anne Segebade Nationalpark-Wattführerin seit 1999, Nationalpark-Gästeführerin seit 2008

Stürmische und aufregende Zeiten

Anfang 1998 bildete sich der „Arbeitskreis Nationalpark-Wattführer“. In elf monatlichen Sitzungen diskutierten die beinahe 20 Personen starke Gesprächsrunde, zusammengesetzt aus Wattführer*innen und Vertreter*innen der Nationalparkverwaltung, die Qualifizierungsinhalte und Qualitätskriterien für Nationalpark-Wattführer*innen. Streitpunkt war insbesondere die Gruppengröße, bis dato war es üblich, dass ein*e Wattführer*in mit mehr als 100 Personen gleichzeitig ins Watt ging. Es wurden Kompromisse gefunden, so dass die Gruppe sich an die praktische Umsetzung machen konnte.

Ein Meilenstein

26 Personen beendeten am 14. Februar 1999 den ersten Qualifizierungskurs zum*zur Nationalpark-Wattführer*in an der Volkshochschule Husum. Eine Grundausbildung gab es nicht, da sich die Qualifizierung nur an erfahrene Wattführer*innen richtete. Die Qualifizierungslaufzeit betrug ein Jahr, alle zwei Jahre wurde ein Erste-Hilfe-Kurs gefordert, die Nationalpark-Wattführer*innen mussten haftpflichtversichert sein, sich an die vereinbarten Gruppengrößen halten und jährlich einerseits eine bestimmte Anzahl Fortbildungen besuchen und andererseits die Teilnehmer*innenzahl ihrer Wattführungen dem damals noch sogenannten Nationalparkamt mitteilen. Dadurch war es der Verwaltung erstmals möglich abzuschätzen, in welchem Umfang Privatpersonen die Nachfrage nach Naturerleben im Nationalpark bedienten. Das ist nun 25 Jahre her. Nach fünf erfolgreichen, 40-stündigen Kursen wurde die Qualifizierung für Nationalparkführer*innen 2013 auf einen individuellen, ein Jahr dauernden Prozess umgestellt.

Gemeinschaft gebildet

Zu den Nationalpark-Wattführer*innen kamen 2008 die Nationalpark-Gästeführer*innen, sowie 2019 im Rahmen des deutsch-dänischen Interreg-Projekts NAKUWA die Nationalpark-Vogelführer*innen hinzu. Im Jahr 2021 wurden die drei Gruppen zu den Nationalparkführer*innen zusammengefasst.

Unter einem Dach
  • Ob Nationalpark-Watt-, -Gäste- und -Vogel-Führer*in – zum Teil mit Mehrfachqualifizierung: Sie alle gehören zu den 50 Nationalparkführer*innen, die eint, dass sie wichtige Bildungsträger*innen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sind. Ihre Qualitätskriterien sind kleine Gruppen, die regelmäßige Teilnahme an Weiterbildungen der Nationalparkverwaltung und weitere von ihr definierte Standards.
    Alle nehmen seit 2008 auch am Nationalpark-Partner-Programm teil.

Wo ist der Unterschied?
  • Wattführer*in oder Gästeführer*in

    Während die Nationalpark-Wattführer*innen Naturerleben am und im Watt sowie in der Salzwiese bieten, liegt der Schwerpunkt der Nationalpark-Gästeführer*innen auf historischem und kulturellen Erleben entlang der Küste.

Gruppenbild mit Karte ded Küste Schleswig-Holsteins.
Die Nationalpark-Wattführer*innen der ersten Stunde (v.l.) Georg Albrecht-de Jong, Anne Segebade, Bernd Strasser, Walther Petersen-Andresen und Werner Mansen mit dem Leiter der Nationalparkverwaltung Michael Kruse. Nicht mit auf dem Bild aber ebenfalls seit 25 Jahren dabei sind Birgit Andresen, Johann-Georg Carstensen und Johann P. Franzen.

© Catharina Görtzen

Termine im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer