Seit Anfang Mai haben alle Freiwilligen auf den Vogelschutzinseln Mellum und Minsener Oog in Niedersachsen, Scharhörn in Hamburg und Trischen und Hallig Norderoog in Schleswig Holstein ihre Stationen besetzt, konnten sich einleben und erste Erfahrungen sammeln. Im folgenden stellen die Freiwilligen sich ihre Arbeit und ihre Ziele vor.
02.08.2023
Naturschutzwart*innen 2023 stellen sich vor
Niedersächsisches Wattenmeer - Mellum
Etienne
Moin, ich bin Etienne, 19 Jahre alt und lebe seit Ende März als Naturschutzwart auf Mellum.
Ursprünglich komme ich aus Berlin, habe letztes Jahr in Rheinland-Pfalz Abi gemacht und fand über Kontakte aus einem Praktikum im Nationalpark Berchtesgaden letztendlich zur Nordsee.
Da ich mich schon seit meiner frühen Kindheit für Vögel interessiere, war die Artenvielfalt, die auf Mellum zur Zugzeit zu beobachten ist, der größte Anreiz. Was mich hier letztendlich aber besonders begeistert, ist die scheinbare Unberührtheit der Natur.
Fast jeden Abend aus dem Küchenfenster Sumpfohreulen sehen zu können, während die Waldohreulenästlinge in den Büschen betteln, ist unglaublich schön. Nach der Zeit auf Mellum werde ich voraussichtlich zum nächsten Wintersemester anfangen zu studieren.
© Finn Seeger
© Etienne Koepke
Anusheh
Ich bin Anusheh, 21 Jahre alt und aktuell Naturschutzwartin auf Mellum. Das ständige Draußen sein, nie ohne Fernglas aus dem Haus zu gehen und der Wind um die Nase machen die Insel für mich so besonders.
Das Praktikum beim Mellumrat gibt mir die Möglichkeit, herauszufinden, ob ich beruflich den Weg Richtung Umwelt- und Naturschutz einschlagen möchte. Seit meinem Freiwilligendienst an der Nordsee, hat mich die Faszination Wattenmeer nicht mehr losgelassen.
Deswegen habe ich mir eine Pause von meinem Psychologiestudium genommen, um zu überdenken, ob die Studienrichtung wirklich das Richtige für mich ist. Jetzt bin ich eingenommen von Vögeln, Meer und sattem grün, umgeben von tiefem blau.
Finn
Moin ich bin Finn und lebe seit Ende März auf Mellum. Die letzten Jahre habe ich in Freiburg, Berlin und an der Nordsee verbracht. Gerade stehe ich zwischen meinem Studium in Freiburg und dem nächsten Studienort. Auf Mellum genieße ich die Abgeschiedenheit und die vor Leben nur so sprühende Natur.
Mich fasziniert es, wie sich das Antlitz Mellums seit meiner Ankunft verändert hat. Die Zugvögel machen sich langsam alle in ihre Brutgebiete auf, die Strandgrasnelken fangen an zu blühen und das Gras der Salzwiesen ist inzwischen so hoch, dass es schwierig wird hindurchzuschreiten.
© Etienne Koepke
© Etienne Koepke
Marie
Moin, ich bin Marie und aktuell Naturschutzwartin auf Mellum. Ich habe bis vor kurzem in Kiel gelebt und überlege im Moment, was ich in meiner Zukunft machen möchte.
Hier auf Mellum ist wegen unseren Aufgaben wie Vogelzählungen, Brutvogelkartierungen oder Müllmonitoring ein sehr guter Ort herauszufinden, ob ein Studium im Umweltbereich zu mir passt.
Niedersächsisches Wattenmeer - Minsener Oog
Jonathan
Mein Name ist Jonathan Küper, ich bin 29 Jahre alt und für diese Saison bin ich von April bis in den Oktober freiwilliger Naturschutzwart auf dem Strombauwerk Minsener Oog, einem wertvollen Vogelschutzgebiet. Als freiluft- und naturschutzbegeisterter Mensch bietet der Bundesfreiwilligendienst hier genau das richtige für mich.
Die hügelige Gegend meiner Heimat am Rande des Schwarzwaldes gegen das nasse Glatt rund um die Insel einzutauschen, fühlte sich anfangs seltsam an. Doch die Schönheit und Faszination des einzigartigen Nationalparks Wattenmeer begeistert mich jeden Tag bereits vom ersten Schritt an hinaus aus dem Bauwagen. Meiner Leidenschaft – dem Schwimmen – kann ich im Naturschutzgebiet leider nicht nach Herzenslust nachgehen, doch den Vögeln beim Schwimmen zuzusehen ist auch schön.
Jeden Tag gibt es spannende Dinge zu sehen und zu erleben. Sei es beim Vogelmonitoring mit dem Spektiv und Fernglas, oder bei unterhaltsamen Zusammentreffen mit den Wattwanderern und Wattwanderinnen in Form von informativer Öffentlichkeitsarbeit.
Im letzten Jahr schloss ich mein Bachelorstudium an der pädagogischen Hochschule in Karlsruhe ab, mein Plan war danach in die Arbeit in Naturschutzgebieten hineinzuschnuppern um möglicherweise in diesem Gebiet unterzukommen. Damit profitiere ich von einem der vielfältigen Gründe aus denen sich die Entscheidung für einen Bundesfreiwilligendienst (besonders für den Mellumrat) im Nationalpark lohnt!
© Josephine Kuhnert
© Jonathan Küper
Josi
Moin zusammen, ich bin Josi und seit Anfang April als Naturschutzwartin für den Mellumrat e.V. auf Minsener Oog tätig. Mich hat es aus der Leipziger Tieflandsbucht an die Küste verschlagen. Flachland bin ich also schon gewohnt, nur das mit den Gezeiten war anfangs noch recht ungewohnt. Mittlerweile stellt das aber auch kein Problem mehr dar und das Inselleben fühlt sich jeden Tag besser an.
Eigentlich arbeite ich im Musik- & Pädagogikbereich. Deshalb war meine erste Wahl für „Ich packe meinen Koffer und nehme mit“: die Reisetröte! Mit dem langen Atem unserer direkt benachbarten Lachmöwen- und Brandseeschwalbenkolonie kann ich jedoch bei weitem nicht mithalten. Daher konzentriere ich mich lieber aufs Kartieren der verschiedenen Vogelarten und deren Bruterfolg auf Minsener- bzw. Oldeoog. Das ist ein bisschen wie eine nicht endenwollende Schatzsuche und beflügelt mein eh schon vorhandenes ornithologisches Interesse.
Was mir im Gegensatz so gar keinen Spaß macht – Hand aufs Herz: das Müllmonitoring. Der Zustand der Strände und Dünen hat mich beim ersten Anblick wirklich erschreckt und ich kann nur allen raten sich in ihrer Gemeinde nach Unverpackt-Läden umzusehen. Das hat mich letztendlich auch hierher getrieben: mehr Engagement für den Naturschutz, allgemein ein Hang zur Natur und ein großer Wissensdurst, den ich auch an andere weitertragen will und der mich bzw. mein Handeln immer wieder neu in Frage stellt. Bisher kann ich nur allen raten, sowas auch auszuprobieren – ´s fetzt!
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer - Norderoog
Elisabeth
Moin allerseits, ich bin Elisabeth, einzige Bewohnerin und Vogelwartin des Verein Jordsand auf Hallig Norderoog. Norderoog ist nur 10 ha groß und liegt im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer in der streng geschützten Schutzzone 1 des Nationalparks südlich von Hallig Hooge und westlich der Insel Pellworm. Sie wird auch „Vogelhallig“ genannt, weil hier sehr seltene Vogelarten noch ungestört und geschützt brüten können. Vor allem die vom Aussterben bedrohte Brandseeschwalbe findet sich seit über 100 Jahren immer wieder in großen Kolonien auf Norderoog ein, um hier ihren Nachwuchs groß zu ziehen.
Bevor ich hierherkam, habe ich Biologie studiert und für meine Abschlussarbeit zwei Monate auf einer Nordseeinsel gelebt. Das hat mir so gut gefallen und ich habe in den wenigen Wochen so viel über den Lebensraum Wattenmeer und die Küsten- und Seevögel gelernt, dass ich mehr davon haben wollte – und mich als Vogelwartin bewarb. Nach dem Motto raus aus dem Hörsaal und rein ins Geschehen bin ich jetzt jeden Tag unter den Vögeln mitten in der Natur und finde es wunderbar!
Zu meinen Aufgaben als Vogelwartin gehören, die Vogelwelt Norderoogs und des vorgelagerten Norderoogsandes vor Störungen zu schützen, zu dokumentieren und anderen von diesem besonderen kleinen Ort im Weltnaturerbe Wattenmeer zu berichten. Dazu schreibe ich regelmäßig kurze, illustrierte Beiträge, die vom Verein Jordsand veröffentlicht werden. Nach Ende der Brutzeit empfange ich auch geführte Besucher:innengruppen von Hooge, die sich mit Ausnahmegenehmigung kurz auf Norderoog aufhalten dürfen. Während meiner gesamten Zeit hier zähle ich regelmäßig und gleichzeitig mit vielen Freiwilligen überall im Wattenmeer alle Vögel der Hallig und des Außensandes. Zur Brutzeit nehme ich zusätzlich auf, wie viele Vögel welcher Art wo brüten, wie erfolgreich sie am Ende sind und, falls ich das feststellen kann, warum.
In Zeiten von Klimawandel und Artensterben leiste ich mit meiner Arbeit hier einen kleinen Beitrag, die Schönheit und Vielfalt unserer Umwelt zu bewahren. Die Begeisterung, die ich für diesen wunderschönen und spannenden Lebensraum empfinde, möchte ich gerne an andere weitergeben!
© Jannis Dimmlich / Verein Jordsand
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer - Trischen
© Anne Evers / NABU
Melanie
Moin moin, mein Name ist Melanie Theel und ich bin die diesjährige Vogelwartin auf Trischen, der „Perle des Nationalparks“ Schleswig-Holsteinisches Wattenmeers. Die Insel liegt in der Schutzzone I des Nationalparks und darf nur mit Ausnahmegenehmigung betreten werden. Um das Betretungsverbot zu wahren und die Schutzgebietstätigkeiten auszuüben, wird die Insel jedes Jahr von Mitte März bis Mitte Oktober von einer*m Vogelwart*in des NABU betreut.
In diesem Jahr habe ich das große Privileg diese Aufgabe übernehmen zu dürfen. Neben der Dokumentation von Störungen bin ich die meiste Zeit mit Erfassungen beschäftigt. Auf einer Vogelinsel stehen natürlich avifaunistische Erfassungen im Vordergrund. Von der Brutvogelkartierung über die Springtidenzählung bis hin zur Zugvogelbeobachtung versuche ich alles zu dokumentieren. Daneben beteilige ich mich aber auch an anderen Kartierungen, beispielsweise an Watt- und Vegetationskartierungen oder bei der Inselvermessung. Durch den Trischen Blog des NABU versuche ich interessierte Menschen virtuell mit auf die Insel zu nehmen, in dem ich regelmäßig von den Geschehnissen auf der Insel berichte.
Mit der Arbeit auf Trischen habe ich mir den Wunsch erfüllt, einmal „hautnah“ dabei zu sein. Ich lebe nicht nur in einem einmaligen Ökosystem, sondern bin auch von zahlreichen Rotschenkelpaaren und einer Flussseeschwalben- und Lachmöwenkolonie umgeben. So kann ich jeden Tag etwas Neues über meine gefiederten Nachbarn und die rastenden Inselgäste lernen. Das Leben auf Trischen wird gelenkt durch Gezeiten und Wetter, jeder Tag bringt etwas Neues und ich weiß nie, was mich erwartet. Mal ist es ein wunderschöner Sonnenaufgang, mal ein verregneter Tag und ein Himmel, der in Pastelltöne gekleidet ist. Oder es sind eine vorbeiziehende Steppenweihe oder ein Küstendünen-Kleinspanner, die mir den Tag versüßen und den Tag zu etwas Besonderem machen.
Hamburgisches Wattenmeer - Scharhörn
Joschua
Moin! Mein Name ist Joschua, 24 Jahre alt, und als Biologiestudent habe ich mich entschlossen meine Abschlussarbeit als Vogelwart beim Verein Jordsand auf Scharhörn zu schreiben. Ursprünglich aus Lübeck, habe ich nach der Schule einen BFD für den NABU in Nordfriesland abgeschlossen, um dann in Kiel Biologie zu studieren.
Ich bin gerne an der frischen Luft, fotografiere die Natur und beobachte Vögel. Alldem kann ich hier täglich nachgehen. Seit ich meines Einzugs Mitte April war meine Zeit als Vogelwart ein Abenteuer, und bis November werde ich den Zug der Vögel und den Wandel der Pflanzen beobachten können.
Neben der Vogelbeobachtung kümmere ich mich auch um die Besucher*innen, und diverse Monitoringaufgaben. Meine Monate auf Scharhörn sind eine einzigartige Erfahrung, und ich hoffe das Gefühl der Verbundenheit zu der Natur dieser Insel an jede*n Besucher*in weitergeben zu können.
© Oskar Schwitters