Schleswig-Holstein

16.02.2023 |

„Eine Art Augenöffner“

OSPAR-Strandmüllmonitoring

Was auf den ersten Blick sauber aussieht, ist es faktisch nicht: Rangerin Anne Schacht hat während eines speziellen Müllmonitorings auf ihrem scheinbar sauberen Sylter Strandabschnitt letztlich fünf Kilogramm Müll eingesammelt.

Auf 25 mal 200 Metern hat Anne Schacht gemeinsam mit Marina Sanns vom Nationalpark-Fachbereich Umweltbeobachtung und Entwicklungsplanung jeden künstlichen Schnipsel kategorisiert und notiert. Plastikfolien, Plastikbruch, Wachsreste und mehr kamen zusammen.

Sammelfläche genau abgesteckt

„Der Strand sah auf den ersten Blick sauber aus“, erzählt die Rangerin von ihrem Strandmüllmonitoring Anfang des Jahres. Das kennt sie auch von anderen Reinigungsaktionen in der Natur. Die Mülltüten sind am Ende trotzdem voll. Besonders eindrücklich ist es aber, wenn der Sammelabschnitt im Vorfeld genau abgesteckt ist.

Auf exakt 5.000 Quadratmetern schauen sich die beiden Kolleginnen beim OSPAR-Strandmüllmonitoring um. Jeder unnatürliche Schnipsel wandert in die Tüte. Plastikfolien, Netzreste, Paraffin- und Wachs-Klumpen, Plastik-Bruchstücke und Kunstoffpellets kamen dieses Mal zusammen – am Ende ganze fünf Kilogramm.

Trends der Belastung erkennen

„Strandmüllerfassungen liefern belastbare, vergleichbare Datenreihen, die Trends in der Belastung der Meeresumwelt mit Müll aufzeigen können“, erklärt Marina Sanns. Dabei geht es um die Mengen und die Zusammensetzung des Mülls an festgelegten, standardisierten Strandmüllmonitoring-Erfassungsstrecken. Die Ergebnisse bilden die Basis für die Bewertung des sogenannten guten Umweltzustandes im Rahmen des OSPAR-Übereinkommens und der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie.

Sie liefern Informationen über die Quellen der Müllverschmutzung, so dass Maßnahmen entwickelt werden können, um die Verschmutzung einzudämmen. Im Anschluss wird mithilfe der Informationen überprüft, wie effektiv die umgesetzten Aktionen waren.

Spülsaummonitoring häufiger

Auf Plastikmüll, Luftballonschnüre, Netzreste, Paraffin und ähnliche Stoffe stößt Anne Schacht auch, wenn sie während ihres häufigen Spülsaummonitorings über etwa sieben Kilometer nach Öl und verölten Vögeln schaut. Das OSPAR-Müllmonitoring ist im Vergleich jedoch „eine Art Augenöffner“, schildert die Rangerin. Hier geht es nicht um einen langen Spülsaum, sondern um alles kleine und große Unnatürliche auf einer klar definierten Fläche – und diese sieht im Vorfeld an sich sauber aus.

Frau dokumentiert am Strand Müll in einer Liste
Marina Sanns vom Nationalpark-Fachbereich Umweltbeobachtung und Entwicklungsplanung kategorisierte und notierte jeden gefundenen künstlichen Schnipsel.

© Anne Schacht / LKN.SH

Sylter Strand im Gegenlicht mit Person in der Ferne.
Die abgesammelte Fläche ist zweimal 100 mal 25 Meter groß.

© Anne Schacht / LKN.SH

OSPAR-Strandmüll-monitoring
  • OSPAR geht auf den OSlo-PARis-Vertrag von 1992 zurück. Als Nachfolger unterzeichneten etliche europäische Staaten den OSPAR-Vertrag zum Schutz der marinen Umwelt des Nord-Ost-Atlantiks. Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer hat das OSPAR-Strandmüllmonitoring seit 2002 für Deutschland mitaufgebaut. Ziel ist es, auf der Grundlage der Daten zu entscheiden, was den Eintrag von Meeresmüll in die Nordsee und im Wattenmeer verringern könnte und entsprechend zu handeln. Beim OSPAR-Strandmüllmonitoring sammeln die Aktiven im Wattenmeer an vier festgelegten Abschnitten auf Sylt, Scharhörn, Juist und Minsener Oog insgesamt viermal im Jahr Müll. Einmal in jeder Jahreszeit sind das am Weststrand, nördlich von Hörnum zwei jeweils 100 mal 25 Meter große Flächen. Mit der OSPAR-Methodik für Strandmüll (OSPAR 2010) besteht ein in der Nordseeregion inzwischen bewährtes Verfahren, um die qualitative und quantitative Zusammensetzung des angespülten Mülls zu erfassen.
    OSPAR Marine litter

  • Ergebnisse

    Die Daten des OSPAR-Strandmüllmonitorings fließen aufbereitet in den englischen Statusbericht zum Meeresmüll „Quality Status Report on marine litter“ ein, der 2023 aktualisiert werden soll. Auch in den englischen Statusbericht des trilateralen Wattenmeer-Kooperation (Trilateral Wadden Sea Cooperation – TWSC) „Wadden Sea Quality Status Report“ fließen die Daten ein.
    Quality Status Report on marine litter


  • Wadden Sea Quality Status Report

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