Schleswig-Holstein

26.05.2023 | | Drei Fragen an ... Dr. Rebecca Ballstaedt, Stationsleitung Helgoland für den Verein Jordsand

Robbenzählen per Drohne

Die Meeresbiologin Dr. Rebecca Ballstaedt hat mit ihrem Team im vergangenen Dezember im Bereich Helgoland 1349 Kegelrobben gezählt, davon 684 Jungtiere. Sie erklärt im Interview, warum das besser fliegend geht und weshalb dazu eine neue Methode nötig ist. Am 15. Dezember 2022 sichtete Jordsand 157 Jungtiere mehr als bei der Zählung zwei Jahre früher – ein Zuwachs von 30 Prozent.

Frau Ballsteaedt, was hat sich im Vergleich zu den Vorjahren beim Zählen der Kegelrobben zur Wurfzeit für Sie verändert und warum?

Ballstaedt: Der Bestand der Tiere zur Wurfzeit ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Entsprechend wurde es zum Schluss unmöglich, landbasiert durch die Wurfkolonie zu laufen, ohne die Tiere zu stören und sich selbst in eine potentielle Gefahr zu bringen, da die Tiere natürlich zur Jungenaufzucht höchst aggressiv sind (Verteidigung der Jungtiere und Bullenkämpfe). Daher haben wir in diesem Jahr in einem ersten Feldversuch unseren Kegelrobbenbestand mit einer Drohne gezählt.

Wie funktioniert das Zählen per Drohne?

Ballstaedt: Dazu haben wir uns Unterstützung vom Fraunhoferinstitut geholt, das mit uns gemeinsam Anfang Dezember an jeweils zwei aufeinanderfolgenden Terminen die Tiere aus 50 Metern Höhe abfotografiert hat. Die Daten wurden zum einen händisch mit einer Bildbearbeitungssoftware ausgezählt. Parallel erfolgten erste Auszählungen mit Hilfe von KI, also auf der Basis von „Künstlicher Intelligenz“. Diese KI-gestützten Methoden müssen aber noch weiterentwickelt werden. In unserem ersten Versuch ist es jedoch bereits gelungen, automatisiert zwischen Kalb, Weibchen und Männchen zu unterscheiden.

Wie entwickeln sich unsere Robben?

Ballstaedt: Die Kegelrobben, die wir auf Helgoland beobachten, entwickeln sich sehr gut. Sie sind in einem guten Ernährungszustand, und auch die Jungtiere können weitestgehend naturnah und ohne großen menschlichen Kontakt aufgezogen werden, vor allem dank einer klaren Wegeführung der Gäste. Wir freuen uns, dass Helgoland einen so wichtigen Beitrag zur Rückkehr einer Wildtierart in deutsche Gewässer leisten kann und dass gleichzeitig ein einmaliges Naturschauspiel möglich ist.

Vielen Dank für das Interview!

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