Brutvogel-Bericht bestätigt rückläufige Trends

Im internationalen Wattenmeer werden seit 1991 die Brutbestände von See- und Küstenvögeln erfasst. Der Ende 2020 erschienene Fortschrittsbericht der trilateralen Brutvogel-Experten-Gruppe bestätigt weitgehend den negativen Gesamttrend früherer Auswertungen. Insgesamt konnten für 18 von 32 Arten (56%) seit 1991 stark rückläufige Trends beobachtet werden.

Ein aktueller Monitoring-Bericht zeigt: Den Brutvögeln des Wattenmeeres geht es nicht gut.

Im internationalen Wattenmeer werden seit 1991 die Brutbestände von See- und Küstenvögeln erfasst. Die Ziele sind die Überwachung der Bestandsgrößen und ihrer Trends sowie die Beschreibung der Gesamtverteilung innerhalb des internationalen Wattenmeeres. Darüber berichtet der aktuell erschienene Fortschrittsbericht der trilateralen Brutvogel-Experten-Gruppe (Joint Monitoring Breeding Birds Group – JMBB).

Die wichtigsten Ergebnisse sind:

  • Insgesamt kommen etwa 395.000 Brutpaare von See- und Küstenvögeln im internationalen Wattenmeer vor. Das niederländische Wattenmeer weist den höchsten Anteil von Brutpaaren auf (44%), gefolgt von Niedersachsen/ Hamburg (25%), Schleswig-Holstein (24%) und Dänemark (7%). Diese Verteilung spiegelt die jeweiligen Flächenanteile der Länder am internationalen Wattenmeer wider.
  • Drei Viertel der Vögel brüten auf den Inseln und Halligen, wo Brutkolonien von Möwen, Seeschwalben, Löffler und Kormoran zahlenmäßig den Großteil der Bestände bilden.
  • Die drei häufigsten Vogelarten des Monitoring-Programms sind Lach-, Herings- und Silbermöwe mit über 270.000 Paaren. Die drei seltensten Arten sind Seidenreiher, Alpenstrandläufer und Kampfläufer mit insgesamt weniger als 60 Paaren. Sie brüten nur in sehr wenigen Gebieten und zum Teil sehr unregelmäßig.
  • Mit der Aktualisierung der Trendberechnungen wird der negative Gesamttrend früherer Auswertungen weitgehend bestätigt. Insgesamt konnten für 18 von 32 Arten (56%) seit 1991 stark rückläufige Trends beobachtet werden.
  • Zu den Brutvogelarten mit den stärksten Rückgängen zählen Arten, die durch langanhaltende Rückgänge bereits selten geworden waren (z.B. Kornweihe, Kampfläufer). Andererseits betrifft der Rückgang Arten, die spärlich verteilt im Wattenmeer vorkommen, wie z.B. Sandregenpfeifer, aber auch häufige, weitverbreitete Arten wie den Austernfischer.
  • Auf der Ebene der Wattenmeer-Länder finden sich langfristig (seit 1991) abnehmende Arten in Niedersachsen/Hamburg (14 von 24 Arten) und in den Niederlanden (16 von 28), während in Dänemark und Schleswig-Holstein mehr Arten zu finden sind, die im Zeitraum 1991-2017 einem stabilen Trend unterliegen. Dieses Muster wurde bereits in früheren Berichten beschrieben. Es deutet darauf hin, dass Brutvögel im westlichen Wattenmeer schwierigeren Bedingungen ausgesetzt sind als in den nördlichen Teilen.
  • Zu den Ursachen für die Bestandsrückgänge zählt der zu geringe Bruterfolg, z.B. in Folge von Gelegeverlusten aufgrund von Überschwemmungen während der Brutzeit. Vor allem an der Festlandsküste unterliegen Brutvögel einem hohen Prädationsrisiko durch Raubsäuger, während die Inseln natürlicherweise frei von Raubsäugern sind. Verluste durch Prädation zählen zu den Hauptursachen für den Rückgang der Brutvogelbestände an der Wattenmeer- Festlandsküste und auch in vielen Binnenlandsgebieten.
  • Die Brutbestände mehrerer im Wattenmeer brütender Vogelarten machen einen großen Anteil an der Gesamtpopulation aus. Für manche Arten ist das Wattenmeer das einzige Brutgebiet in Nordwesteuropa (z.B. Löffler, Lachseeschwalbe). Die internationale Verantwortung des Wattenmeeres beim Vogelschutz ist hoch.
  • In den Ländern werden in den letzten Jahren Maßnahmen zum Schutz von Brut- und Rastvögeln im Wattenmeer umgesetzt, so zur Renaturierung von Salzwiesen z.B. durch Ausdeichungen und Wiedervernässung (Niederlande, Hamburg, Niedersachsen) oder zum Prädationsmanagement (Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Dänemark)