Hamburg

Eine wandernde Düneninsel und ihre junge Schwester

Scharhörn und Nigehörn

Drei Inseln gibt es im Nationalpark hamburgischen Wattenmeer. Die Insel Neuwerk bildet das Herz des Hamburgischen Wattenmeeres und wird jährlich von zahlreichen Tourist*innen besucht. Die Wildnisinseln Scharhörn und Nigehörn verzeichnen vor allem gefiederte Gäste, die während des Vogelzugs auf den Inseln in der Zone 1 halt machen. Sie profitieren von dem Motto dieser Zone: „Natur Natur sein lassen". Um die zwei wilden Insel und ihre Besonderheiten geht es im Folgenden.

Die wandernde Düneninsel - Scharhörn

Nahe der Elbfahrrinne, westlich von Neuwerk liegt eine ca. 86 ha große Düneninsel im Hamburgischen Wattenmeer. Ihr Name ist Scharhörn, was so viel bedeutet wie „steile Kante“. Der Name rührt von der ursprünglichen Form, wie sie von Seefahrern in dem viel befahrenen Gebiet rund um die Scharhörnplate erstmals beschrieben wurde. Der Mensch versucht es der Natur so gut es geht gleichzutun und versetzt seit jeher die Behausung der Vogelwärter*in, damit es bei der Wanderung der Insel keine nassen Füße gibt.

Vor fast 100 Jahren entstand Scharhörn, als die Sandbank durch Windfangzäune und Bepflanzung zu Vogelschutzzwecken befestigt wurde. Seitdem ist viel passiert und heute erinnert die Form Scharhörns nur noch entfernt an die „steile Kante“. Durch die hohe Dynamik im Wattenmeer verändert sich die Position und Form dieser Insel stetig. Winde und Strömung sind der Grund hierfür. Im Südosten der Düneninsel werden Sande aufgelagert. Die Sedimente, die immer wieder von Winden nachgeliefert werden, sinken im Windschatten hinter den bereits aufgetürmten Dünenkämmen wieder zu Boden. Im Nordwesten werden Sande abgetragen. Die Erosionsprozesse sind zur Zeit schwächer als die Sedimentationsprozesse, weshalb Scharhörn anwächst und immer mehr in Richtung ihrer Nachbarinsel Nigehörn wandert. Das geschieht mit einer Geschwindigkeit von ca. 7 m pro Jahr. Eine richtige Grenze zwischen den Inseln ist kaum mehr erkennbar. Mehr Informationen zur Wanderung der Insel gibt es hier.

Die Vegetation, Vögel und Insekten sind sehr anpassungsfähig und stellen sich immer wieder neu auf die Begebenheiten ein, z.B. wenn nach Sturmfluten große Teile der Insel abbrechen und fortgespült werden. Der Mensch versucht es der Natur so gut es geht gleichzutun, und versetzt seit jeher die Behausung der Vogelwärter:in, damit es bei der Wanderung der Insel keine nassen Füße gibt. Wie das Leben als Vogelwärter*in auf Scharhörn ausschaut ist hier nachzulesen. Wer Scharhörn aus nächster Nähe kennenlernen möchte, erfährt hier mehr.

Wanderung der Vogelwärterhütte

© Ulrich Hellwig

Die junge Insel - Nigehörn

Als sich in den 60er Jahren die Pläne für einen Hamburger Tiefwasserhafen konkretisiert haben, sah es danach aus, dass die für die Vogelwelt so wertvolle Insel Scharhörn den Hafenflächen hätte weichen müssen.

Schon damals kam die Idee auf, ein „Neu-Scharhörn“ zu schaffen, eine künstlich aufgeschüttete Insel im Hamburgischen Wattenmeer, die als Ersatzstandort hätte dienen können. Zu der Umsetzung des Tiefwasserhafens kam es jedoch nie. Stattdessen drohte Scharhörn eine ganz andere Zukunft. Wind und Strömung sorgten für das Abtragen der Insel- Sande wurden verweht und ganze Bereiche bei Sturmfluten einfach abgetragen. 1984  bestand Scharhörn nur noch aus einem Drittel der Ursprungsfläche. Die Sorge bestand, dass Scharhörn einfach verschwindet. Daher wurden die Pläne von früher wieder aufgegriffen. Kurzerhand wurden Gelder in Millionenhöhe vom Bund und der Stadt Hamburg, sowie 1,2 Millionen Kubikmeter Sand aus einem benachbarten Priel beschafft, die die jüngste Insel im Wattenmeer in einem aufwändigen Bauprozess im Jahr 1989 errichten ließen. Diese neue Insel wurde Nigehörn genannt.

Die Insel und ihre Vegetation entwickelten sich prächtig und umfassen inzwischen mitsamt natürlich entstandener Salzwiesen im Vorland bereits ca. 200 ha. Es kommen heute 205 Pflanzenrten auf Nigehörn vor, beinah so viele wie ihre ältere Schwester (235 Arten) verzeichnen kann. Standorte wie Dünen, Spülsäume und Pionierfluren kommen auf beiden Inseln vor. Eine Besonderheit erkennt man jedoch schon aus der Ferne- auf Nigehörn haben verschiedene Gehölze Fuß fassen können, sodass sich ein kleines Wäldchen am Horizont abzeichnet. Seit dem Bau ließen sich viele Brutvögel auf Nigehörn nieder. 

Das Projekt sorgt außerdem für das Vorhandensein zahlreicher bunter Insekten, die von der Pflanzenvielfalt Nigehörns profitieren.

Gehölzniederung

© Eike Gassler

Mit der interaktiven Karte können Sie sich die seit 1991 auf Nigehörn kartografierten Brutvögel anzeigen lassen (Verein Jordsand).

Eindrücke vom Bau und den Anfangsjahren Nigehörns