Sollte es die Fischerei, sollte es eine Schiffsschraube gewesen sein? Die Auflösung brachte die Bewertung der Fotos durch Abbo van Neer vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) in Büsum: Das Tier, ein Schweinswal, war Opfer einer hungrigen Kegelrobbe geworden.
Dehnbare Seehundshaut – fragile Walhaut
Mehrere Kriterien spielten bei dieser Einschätzung eine Rolle: zum einen das klassische Bissmuster (siehe Foto ganz oben), zum anderen die Beschaffenheit der Haut. „Im Gegensatz zu Robbenkadavern, die von einer Kegelrobbe gerissen worden sind, finden sich bei Schweinswalen auch oftmals gänzlich abgetrennte Hautpartien“, so der ITAW-Experte; dies hänge vermutlich mit der „Reißfestigkeit“ der Haut zusammen: „Seehunde haben im Vergleich zu den Schweinswalen eine sehr dehnbare Haut“, bei den Walen dagegen sei diese „eher fragil und kann mit relativ wenig Kraftaufwand zerrissen werden“.
Biss-Spuren einer Kegelrobbe
Um die Erkenntnis der Todesursache abzusichern, hat der örtliche Seehundjäger Toni Thurm die Körperteile eingesammelt und den Transfer ins ITAW organisiert, wo die Funde untersucht wurden. Die detaillierte Begutachtung bestätigte die Vermutung, so die Rückmeldung aus dem ITAW: „Unter anderem wurden Biss-Spuren im Fettgewebe gefunden, die klar auf das Gebiss einer Kegelrobbe hindeuten.“
Sogar Artgenossen im Beuteschema
Kegelrobben sind die größten Raubtiere Deutschlands. Dass sowohl Schweinswale als auch Seehunde (und sogar Artgenossen) zu ihrem Beuteschema gehören, ist in der Fachwelt seit einiger Zeit durch entsprechende Funde und Beobachtungen bekannt.