10.11.2022 | Gemeinsame Medieninformation der Biosphärenreservate Hamburgisches Wattenmeer, Niedersächsisches Wattenmeer und Pfälzerwald

Gemeinsamer Geburtstag der Anerkennung durch die UNESCO

Biosphärenreservate Hamburgisches und Niedersächsisches Wattenmeer sowie Pfälzerwald bestehen seit 30 Jahren

Am 10. November 1992 hat die UNESCO die Biosphärenreservate Hamburgisches Wattenmeer, Niedersächsisches Wattenmeer und Pfälzerwald anerkannt. Ausschlaggebend war die in den Naturräumen des Hamburgischen und Niedersächsischen Wattenmeers intensiv betriebene Ökosystemforschung. Für den Pfälzerwald als größtes zusammenhängendes und weitestgehend unzerschnittenes Waldgebiet Deutschlands war die deutsch-französische Zusammenarbeit der Treiber.

Biosphärenreservat Hamburgisches Wattenmeer

Das UNESCO-Biosphärenreservat an der Elbemündung ist Deutschland kleinstes Biosphärenreservat – mit 90 Prozent Wildnisfläche ist es auch Deutschlands wildestes. Als Modellregion von Weltrang fördert er ein nachhaltiges, ressourcenschonendes und klimafreundliches Miteinander von Mensch und Natur. Dabei geht es sowohl um eine nachhaltige, wirtschaftliche und soziale Entwicklung, als auch um den Erhalt kultureller Werte und biologischer Vielfalt. Das gesamte Gebiet ist als Nationalpark ausgewiesen und über das Nationalpark-Gesetz geschützt. Zur Kernzone gehören Düneninseln, Salzwiesen, Priele und Wattflächen. Zur Pflege- und Entwicklungszone gehört die bewohnte und bewirtschaftete Insel Neuwerk sowie der Übergang zum niedersächsischen Festland bei Cuxhaven. 

Jens Kerstan, Umweltsenator der Freien und Hansestadt Hamburg: „Das Wattenmeer ist ein einzigartiger Naturschatz bei uns im Norden. Biosphärenreservate leisten besonders mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels und dem Schwund von Artenvielfalt einen wichtigen Beitrag für den Schutz des Gebiets. Hier wird erprobt, wie das Zusammenspiel von Mensch und Natur für ein gutes, nachhaltiges und zukünftiges Leben in der Biosphäre inmitten der Gezeiten aussehen kann.“  

Das grenzüberschreitende Ökosystem Wattenmeer erstreckt sich von Den Helder in den Niederlanden bis Blavands Huk in Dänemark. Seit mehr als 40 Jahren kooperieren Deutschland, Dänemark und die Niederlande auf wissenschaftlicher und politischer Ebene für den Schutz des Wattenmeeres. Das Biosphärenreservat Hamburgisches Wattenmeer ist stark von der Elbe geprägt. Über den Fluss werden Nährstoffe eingetragen, er ist Kinderstube für zahlreiche Fischarten. Daneben verläuft die Schifffahrtsstraße zu Deutschlands größtem Seehafen. Dieses Jahr haben sich Vertreter:innen der Schutzgebiete entlang der Elbe zum Austausch und zur Vernetzung erstmals an der Elbequelle getroffen.  

Das renaturierte Ostvorland mit seinen ständig wachsenden und sich wandelnden Salzwiesen im Biosphärenreservat Hamburgisches Wattenmeer
Das renaturierte Ostvorland mit seinen ständig wachsenden und sich wandelnden Salzwiesen im Biosphärenreservat Hamburgisches Wattenmeer

© Martin Elsen/LKN.SH

Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer

Das Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer umfasst mit seiner großen Kern- und Pflegezone das Gebiet des gleichnamigen Nationalparks in dessen Grenzen aus seinem Gründungsjahr 1986. Hier steht die Natur im Vordergrund: aufgrund ihres außergewöhnlichen universellen Werts von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt und als Nationalpark geschützt.

Um der erweiterten Funktion der Biosphärenreservate als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung zu entsprechen, waren die Kommunen an der niedersächsischen Nordseeküste und auf den Ostfriesischen Inseln im Rahmen eines umfangreichen Beteiligungsprozesses seit Anfang 2019 dazu eingeladen, gemeinsam Maßnahmenideen und Projektvorschläge für eine nachhaltige Entwicklung der Wattenmeerregion zu erarbeiten und auf kommunaler Ebene zu diskutieren. 12 Kommunen haben ihren Beitritt zur Entwicklungszone des Biosphärenreservats erklärt. Die Entscheidung der UNESCO über die Anerkennung der erweiterten Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer erfolgt Mitte 2023.

„Die niedersächsische Wattenmeer-Region verbindet in unverwechselbarer Weise eine einzigartige Naturlandschaft mit einer lebendigen, durch menschliche Nutzung geprägten Kulturlandschaft hinter dem Deich. Die Auszeichnung als UNESCO-Biosphärenreservat würdigt dieses Natur- und Kulturerbe und schafft den Rahmen für eine nachhaltige Regionalentwicklung“, erklärt Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, die Verwaltungsstelle der Biosphärenregion ist. Die erweiterte Biosphärenregion zeichnet sich zudem dadurch aus, dass sie sämtliche Landschaftstypen des norddeutschen Küstenraums umfasst – von den Barriereinseln vor der ostfriesischen Küste über Dünen, Strand und Salzwiesen bis hin zu Wald, Mooren und Heide, Marsch und Geest.

Küstenheiden bei Cuxhaven
Die erweiterte Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer umfasst sämtliche Landschaftstypen des norddeutschen Küstenraums – unter anderem die Küstenheiden bei Cuxhaven

© Martin Stromann/NLPV

Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen

Am Anfang der Entwicklung stand die Gründung des Naturparks Pfälzerwald 1958. „Im Mittelpunkt bei der Schaffung des Biosphärenreservats Pfälzerwald stand in 1990er Jahren und steht auch weiterhin die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit unseren französischen Nachbarn und Nachbarinnen“, so Dr. Friedericke Weber, Direktorin des deutschen Teils des Biosphärenreservats. „Die Anerkennung als Biosphärenreservat im Jahr 1992 bildete für den Pfälzerwald eine wichtige Grundlage für die Anerkennung als damals in der Europäischen Union erstes grenzüberschreitendes Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen im Jahr 1998.“ Die großen unzerschnittenen Waldflächen, die für ein Biosphärenreservat ungewöhnlich großen Flächen an Weinbaukultur genauso wie weitere offene Landschaftstypen und besonders artenreiche Übergangsbereiche machen das Biosphärenreservat Pfälzerwald aus. Gemeinsam mit den Nordvogesen findet sich hier das größte zusammenhängende Waldgebiet Westeuropas. Im Jahr 2023 feiern die französischen und deutschen Mitarbeitenden der Geschäftsstellen gemeinsam mit vielen Menschen der Region das 25-jährige Jubiläum des weiterhin einzigen transnationalen Biosphärenreservats Deutschlands.

Im Jahr 2014 löste der Bezirksverband Pfalz – ein in Rheinland-Pfalz einmaliger höherer Kommunalverband – den damaligen Naturparkverein als Träger des Biosphärenreservats Pfälzerwald ab. Schon lange war eine Erweiterung der Kernzonen von gut zwei Prozent auf drei Prozent der Gebietsfläche vorgesehen. In Abstimmung mit dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium, den Umweltverbänden und den Kommunen des Gebiets erreichte der Bezirksverband Pfalz dieses Ziel in einem umfassenden Moderationsprozess im Jahr 2016. „Dies war eine wichtige Voraussetzung für die Ablösung der Naturparkverordnung durch die Biosphärenreservatsverordnung, die 2020 in Kraft trat“, erklärt Weber.

UNESCO Biosphärenreservate weltweit: Netzwerk von Modellregionen

Als das UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ („Man and the Biosphere“ / MAB) 1970 eingerichtet wurde, war es das erste globale Programm, das sich mit Mensch-Umwelt-Beziehungen beschäftigte. Hierbei sind Biosphärenreservate international repräsentative Modellregionen, in denen Lebens- und Wirtschaftsweisen modellhaft erprobt werden. Weltweit bilden 738 UNESCO-Biosphärenreservate aus 134 Staaten ein einmaliges Weltnetz. In Deutschland sind 16 Biosphärenreservate durch die UNESCO anerkannt; ihre Fläche macht etwa drei Prozent der Landesfläche aus. Sie werden alle 10 Jahre von der UNESCO auf ihre Qualität überprüft.

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