Niedersachsen

15.01.2021 | | Pressemitteilung der Nationalparkverwaltung

Lütetsburger Sommerpolder wird für nachhaltige Nutzung vorbereitet

Maßnahme zum Artenschutz mit Mitteln des UNESCO-Biosphärenreservats Niedersächsisches Wattenmeer

Keine Salzwiese, aber weit mehr als eine gewöhnliche Weidefläche: Der Lütetsburger Sommerpolder westlich von Hilgenriedersiel dient durch einen winterlichen Wassereinstau als Kompensation für eine Küstenschutz­maßnahme im Bereich der südwestlich gelegenen Leybucht.

Das extensiv genutzte Grünland, das in der Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer liegt, hat mit seinen feuchten Bodenverhältnissen, teilweiser Salzwiesen-Vegetation und Blänken (zeitweise unter Wasser stehenden Flächen) eine hohe Attraktivität für Gastvögel wie Goldregenpfeifer und Brutvögel wie Feldlerche und Kiebitz.

Um diese Artenschutz-Funktion des Sommerpolders zu gewährleisten, ist eine darauf abgestimmte Nutzung erforderlich. „Wir freuen uns, für die Neuverpachtung der Fläche einen Landwirt gewonnen zu haben, der bei der Bewirtschaftung des Sommerpolders Aspekte der Nachhaltigkeit und des Artenschutzes berücksichtigt“, so Henning Schrader, Leiter der zuständigen Domänenverwaltung des Amts für regionale Landesentwicklung Weser-Ems.

Als Vorbereitung auf eine nachhaltige Weidenutzung werden derzeit die bestehenden Stacheldrahtzäune durch solarbetriebene Glattdrahtzäune (insgesamt rund sieben km doppelreihig) ersetzt. Auftraggeber ist das Land Niedersachsen als Flächeneigentümer. Den Abbau des alten Stacheldrahtzauns übernimmt der neue Pächter des Sommerpolders.
„Stacheldrahtzäune stellen insbesondere für im Tiefflug jagende Greifvögel, aber auch für andere Vogelarten, die sich darin verfangen können, eine große Gefahr dar“, erklärt Karla Schulze, verantwortliche Gebietsbetreuerin der Nationalparkverwaltung. Zudem verfängt sich angeschwemmter Teek nicht so leicht im Glattdraht, der auch leichter zu handhaben ist als Stacheldraht. „Es ist das Ziel der Nationalparkverwaltung, im gesamten Schutzgebiet die Stacheldrahtzäune durch ungefährlichen Glattdraht zu ersetzen“, so Schulze. Mit der Erneuerung der Zäune im Lütetsburger Sommerpolder ist diese Vorgabe für das Norderland fast vollständig umgesetzt.

Mit der anstehenden Neuverpachtung kommen im Frühsommer Deutsche Schwarzbunte Niederungsrinder auf der Fläche zum Einsatz. Diese alte Rinderrasse kommt gut mit den feuchten Bodenverhältnissen und dem niedrigen Futterwert der Salzwiesenpflanzen des Sommerpolders zurecht und zeichnet sich zudem durch eine hohe Bewegungsruhe aus. Die Rinder halten die Vegetation kurz und erschaffen bei geringer Viehdichte ein Mosaik verschiedener Höhenstrukturen. Hiervon profitieren gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie die Wiesenbrüter Kiebitz und Uferschnepfe oder Pflanzen der oberen Salzwiese und des Extensiv-Grünlands wie Strandaster und Zahntrost.

Als Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Sommerpolders werden die Installation des Glattdrahtzauns und die Beweidung mit einer alten Haustierrasse finanziell unterstützt durch Mittel des UNESCO-Biosphärenreservats Niedersächsisches Wattenmeer, zu dem die Samtgemeinde Hage kürzlich ihren Beitritt erklärt hat.