Schleswig-Holstein

Wunder der Salzwiesen

Im Naturerlebnisraum Weltnaturerbe Wattenmeer in St. Peter-Ording kannst du auf Schatzsuche gehen! Denn der natürliche Reichtum der hiesigen Salzwiesen sorgt für Schätze aller Art(en). Sie sind viel artenreicher als "normale" Salzwiesen der Festlandsküste. Durch den sandigen und dadurch luftdurchlässigen und nicht zu feuchten Boden hat sich schützens- und schätzenswerte Artenvielfalt entwickelt.

Plattform „Salzwiese“ im Naturerlebnisraum Weltnaturerbe Wattenmeer in St. Peter-Ording

Drei besondere Schätzchen

Ein bitteres Schätzchen

Niedliche rosafarbene Blütensterne kennzeichnen die Tausendgüldenkräuter, die zu den besonders geschützten Arten gehören und nicht gepflückt werden dürfen. Zwei dieser kleinen Enziangewächse gibt es in den Salzwiesen. Sie enthalten Bitterstoffe, die verdauungsfördernd sind. Ob das Strand- und das Zierliche Tausendgüldenkraut aber wirklich 1.000 Gulden wert sind, ist eine Geschmacksfrage.

Blüten des Strand-Tausendgüldenkrauts
Bitte nicht pflücken! Auch wenn die Bitterstoffe im Strand-Tausendgüldenkraut verdauungsfördernd wirken.

© H. Schachner

Queller im Wasser
Der Queller wird zweimal täglich vom Meer überspült.

© Stock / LKN.SH

Ein salziges Schätzchen

Wie ein kleiner Säulenkaktus sieht der Queller aus, eine hoch spezialisierte Salzwiesenpflanze. Er wächst unterhalb der Flutlinie, so dass ihn das Meerwasser täglich zweimal überspült. In seinem Zellinneren ist er noch salziger als das Meer. Die „grünen Salzstangen“ werden als ungewöhnliche Beilage zu verschiedenen Gerichten serviert. Auch hier gilt die Regel: Ein Handstrauß für den privaten Bedarf ist erlaubt, mehr nicht.

Ein duftes Schätzchen

Keine Pflanze der Salzwiesen duftet so aromatisch wie der Strandwermut. Er enthält ätherische Öle, die beim Reiben der Pflanze sofort eine intensive Duftwolke erzeugen. Wenn ein Schaf den Fehler macht, in das duftende Grün zu beißen, bekommt es die sehr bitteren Aromen im Pflanzensaft zu spüren. Fortan wird ihm schon der Duft eine Warnung sein.

Strandwermut und blühender Strandflieder
Der aromatische Duft des Strandwermuts warnt beispielsweise Schafe vor dem Genuss.

© S. Gettner

Viele besondere Strategien

Behaarter Salzwiesenläufer

… die an Pflanzen oder auf dem Boden leben, müssen selbst im Sommer jederzeit mit einer Überflutung rechnen. Kleine Sommersturmfluten können sogar bei strahlendem Sonnenschein auftreten. Was aber tun der Behaarte Salzwiesenläufer (© U. Schmidt), der Erzfarbene Salzläufer (Mitte, © U. Schmidt) oder auch eine Zwergspinne (© beachexplorer) dann? Ganz einfach: Festklammern, Luft anhalten und abwarten!

Erzfarbener SalzläuferJeder Versuch, gegen die Meereswellen anzuschwimmen, wäre aussichtslos. Daher verharren Salzwiesentiere, die oft wasserabweisende Panzer und luftgefüllte Haarpolster haben, am Boden in einer geschützten Nische. Ohne Bewegung verbrauchen sie kaum Sauerstoff.

ZwergspinneSo kann ein Salzwiesenkäfer drei Stunden die Luft anhalten – und die nächste Ebbe kommt bestimmt. Spinnen werden dabei nicht einmal nass: Sie überstehen die Überflutung in einer Art Luftglocke.

Mehr Überlebenskünstler aus der Insektenwelt

Meersenf mit Blüte… müssen sich genauso ausbreiten und neue Wuchsorte finden, wenn ihre alten Standorte sich verändern, wie andere Pflanzen auch. Trotz ihrer Unterschiede haben sie dabei denselben Trick entwickelt: Die Verbreitung mithilfe schwimmender Samen. Die kleinen Samenkörner, in denen der Keimling noch schlummert, tragen eine unsinkbare „Schwimmweste“ aus schwammigem Hüllgewebe.

Bei der Keilmelde ist jedes Samenkorn umschlossen von zwei weichen knubbeligen Hüllblättern, die den Auftrieb im Wasser für Monate garantieren. Herbststürme können die Früchte über viele Kilometer entlang der Küste verfrachten und weit entfernt wieder anspülen.

Meerkohl mit Blüten und KnospenBeim Meersenf (oben, © Steffen Walentowitz) und dem Strandkohl (© Stock / LKN.SH) sind es die ganzen Früchte, die wie Schwimmbojen auf Reisen gehen.

Die Strandquecke schickt abgebrochene Ährchen mit Luftfüllung auf Reisen. Im Winterhalbjahr werden hier vor dem Deich teils hundertausende von Pflanzensamen in dicken Schichten angespült. Oft findet man die weit gereiste Samenbank noch Monate später!

Gelbe Wiesenameise

Die Gelben Wiesenameisen (© Steffen Walentowitz) sind Hirten unter Tage. Die zwei bis fünf Millimeter kleinen, gelblich-braunen Tiere leben vor allem in den höheren Salzwiesenbereichen, wo sie stabile Nesthügel bauen. Diese reichen bis zu einen Meter tief unter die Erde und beherbergen bis zu 20.000 Artgenossen. Sie hüten hier unterirdisch Herden von
Wurzel-Blattläusen und trinken den Zuckersaft, den die Läuse ausscheiden. Im Schnitt ernähren 70 Wurzelläuse circa 100 Ameisen.

Ihre Nester überdauern auch mehrtägige Überflutungen unbeschadet: Die Arbeiterinnen verschließen alle Öffnungen und sorgen dafür, dass Gänge mit Luftblasen gefüllt sind.

Zeichnung: Knotenameise

Die Rote Knotenameise (© M. Becker) ist der Pirat der Salzwiese. Sie ist eine vier bis sechs Millimeter lange, überall häufige Ameisenart, die in den Salzwiesen besonders auffällt, weil sie hier die einzige Ameise ist, die auch an Stängeln empor klettert. Knotenameisen haben einen Giftstachel, mit dem sie bei Gefahr schmerzhaft zustechen. Sie sind Jäger, die andere Insekten fangen und auch Beutezüge und Kriege gegen andere Ameisen führen. In der Salzwiese können sie leben, indem sie die wasserdichten Nesthügel der Gelben Wiesenameise erobern und übernehmen.

Werden sie außerhalb des Nestes von einer Sommerflut überrascht, fliehen sie die Stängel hinauf und werden weggespült …

Galerie tierischer und pflanzlicher Salzwiesen-Wunder

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… durch den Naturerlebnisraum Weltnaturerbe Wattenmeer! Vier Plattformen und acht Stationen erwarten dich:

Bitte beachten

  • Bitte nutze die vorhandenen Wege, wenn du die Salzwiesen erkundest.
  • In der Brutzeit von April bis Juli haben Brutvögel im Gras Nester gebaut. Bitte halte Abstand und störe sie nicht.
  • Übrigens: Für Hunde besteht im Nationalpark ganzjährig Leinenpflicht!Zeichnung: Seestern mit Hund an der Leine

© Margit Becker-Schmidt

Hallo, ich bin Stella!

Ich darf dich durch die Salzwiese führen. Komm mit, wir gehen gemeinsam auf Entdeckungstour! Hol dir vorher gerne meine Rallye im Nationalpark-Haus, dann wirst du Salzwiesen-Expert:in!

Nationalpark-Haus St. Peter-Ording

© Margit Becker-Schmidt

Zeichnung: Seestern mit Faltblatt

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