Die Pfeifenten sind in heller Aufregung. Plötzlich steigen Hunderte von ihnen in die Luft, ihre Rufe schallen über die Hallig. Ein Wanderfalke schießt durch den Entenschwarm und versucht, Beute zu machen. Diesmal erfolglos.
Was für die Enten großen Stress bedeutet, ist für die Gruppe Vogelfans, die das Spektakel beobachten, ein imposantes Erlebnis. Unter ihnen ist auch Berit Rasche (22), derzeit Commerzbank-Umweltpraktikantin im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
Eigentlich für das Praktikum auf der Hamburger Hallig beheimatet, begleitet Berit heute eine Vogelbeobachtungstour zur Hallig Hooge und unterstützt den Nationalpark-Ranger Martin Kühn bei der Durchführung. Berit hat sich heute vor allem der jüngsten Teilnehmerin angenommen und erläutert der 8-jährigen Amelie geduldig, was sie durch das Fernrohr sehen kann. Gänse, Enten und Watvögel haben es Berit mittlerweile angetan: „Vorher war ich eher ein Singvogeltyp, durch das Praktikum habe ich meine Begeisterung für die Meeresvögel entdeckt“ erzählt sie, während sie Amelie die Steinwälzer an der Wasserkante zeigt.
Im „echten Leben“ studiert Berit Landschaftsökologie und Naturschutz an der Universität Greifswald. Das findet sie zwar interessant, doch oft auch sehr theoretisch. Die Auszeit vom Studium hat sie ganz bewusst gewählt. „Ich brauche neue Motivation. Ich will erleben, für was ich eigentlich die ganze Lernerei auf mich nehme“. Und genau das tut sie in diesem von der Commerzbank unterstützen Umweltpraktikum. Auf der Hamburger Hallig betreut sie die Wattwerkstatt, eine kleine Infostation des Nationalparks Wattenmeer. Sie informiert die Gäste, welche Vögel gerade unterwegs sind, warum der Naturschutz auf der Hallig so wichtig ist und was man auf der Hallig sehen und erleben kann. Gemeinsam mit den Nationalpark-Ranger:innen führt sie Gruppen über die Hallig und durch das Watt. Ein Naturerlebnis hat sie besonders beeindruckt: „Ende September gab es den ersten Herbststurm und wir hatten Landunter auf der Hallig. Wie toll, das erleben zu dürfen!“
Die Pfeifenten grasen mittlerweile wieder ruhig auf den Salzwiesen der Hallig. In der Nähe entdeckt die junge Amelie plötzlich eine Gans durch das Fernrohr. Berit erklärt ihr, dass die Gans nach dem hellen Ring benannt ist, den sie am Hals trägt. Die Ringelgänse sind gerade aus ihren Brutgebieten in Sibirien zurückgekommen. Berit und Ranger Martin nehmen die Gäste spontan mit einer Art analoger Bildershow mit in die sibirischen Brutgebiete und zeigen, was die Gänse dort erlebt haben. Die Gruppe wandert zurück zur Fähre; eine erlebnisreiche Tour mit beeindruckenden Vogelbeobachtungen geht zu Ende. Und Berit weiß wieder, warum sie ihr Studienfach gewählt hat.
Das Commerzbank-Umweltpraktikum begann vor über 30 Jahren im Nationalpark Bayerischer Wald, mittlerweile sind 27 Schutzgebiete beteiligt. Über 1.800 Praktikant:innen haben bisher in den teilnehmenden Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservaten einzigartige Orte für ihr Engagement gefunden. Die Absolvent:innen bringen ihre Erfahrungen dort ein, wo sie sich später bewegen – sei es in Wirtschaft, Politik, Gesellschaft oder Naturschutz. Vielen Teilnehmenden hat das Umweltpraktikum den Einstieg ins Berufsleben geebnet. Die Bewerbungsphase für 2022 läuft ab dem 25.10. via www.umweltpraktikum.com. Neben der Hamburger Hallig gibt es im Nationalpark Wattenmeer Praktikumsstellen in der Öffentlichkeitsarbeit der Nationalparkverwaltung und im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum.