Die Heringsmöwe ist eher selten auf Wattflächen anzutreffen, denn sie ernährt sich hauptsächlich auf See (zum Beispiel von Schwimmkrabben) oder im Binnenland. Fisch, den sie aus Abfällen der Fischkutter erbeutete, war früher die Hauptnahrung der Heringsmöwe. Daher flog sie regelmäßig lange Strecken auf offener See, um den Schiffen zu folgen. Nach Versiegen dieser Nahrungsquelle sieht man sie in letzter Zeit zunehmend auch auf Wiesen oder Feldern ihr Futter suchen, wo sie Regenwürmer und Insekten erbeutet. Für ihre täglichen Nahrungsflüge während der Brutzeit entfernt sie sich bis zu etwa 80 Kilometer von der Brutkolonie.
Unter den Möwen gehört die Heringsmöwe zu den Fernreisenden, im Winter zieht sie bis in den Mittelmeerraum oder bis Westafrika. Junge Heringsmöwen, die noch nicht geschlechtsreif sind, verweilen gern länger im sonnigen Süden, bevor sie meist im vierten Lebensjahr erstmalig zu ihrem Brutplatz zurückkehren.
Mehrere Unterarten
Es werden drei Unterarten der Heringsmöwe unterschieden, die sich in der Gefiederfärbung, der Brutverbreitung und der Zugwege etwas unterscheiden. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat die Anzahl der Heringsmöwen im Wattenmeer stark zugenommen: Heute brüten über 10.000 Brutpaare in Schleswig-Holstein, vor allem auf Amrum.
Seit einiger Zeit stagnieren die Bestände jedoch und beginnen wieder abzunehmen. Heringsmöwen können über 30 Jahre alt werden. Daher ist es für den Erhalt des Bestands ausreichend, wenn pro Brutpaar alle ein bis zwei Jahre ein Jungvogel flügge wird. Zuletzt waren es allerdings vielfach deutlich weniger.
Die Heringsmöwe ist nah mit der Silbermöwe verwandt, es wurden sogar schon Mischbruten beobachtet.