Schleswig-Holstein

05.04.2024 |

Sylts Naturschutz-Botschafterin

Drei Fragen an Charlie Esser

Halbzeit beim Vorhaben „Natur erkennen – Natur erleben“. Seit einem Jahr macht die Botschafterin des Projekts Charlie Esser den Sylter Naturraum sichtbarer für Gäste wie Insulaner*innen. Dank ihres Schaffens ist die Arbeit aller naturschutzfachlichen Verbände vor Ort erlebbar.

Im Interview berichtet die Geographin von den gemeinsamen Aktionen für Sandregenpfeifer, Kreuzkröten, Wale und Co. – und sie nennt Ziele für die zweite Halbzeit des Projekts.

Charlie, magst du dich und deine Funktion kurz vorstellen?

Charlie: Ich bin ein Bindeglied aller Vereine und mache Öffentlichkeitsarbeit zu unserer Naturschutzarbeit auf der Insel Sylt. Das sind neben der Pressearbeit auch naturkundliche Führungen mit Gästen oder Mitmach-Aktionen wie das Entkusseln der Dünenheide mit Insulaner*innen. Außerdem übernehme ich die Betreuung mehrerer Artenschutzprojekte, die alle Naturschutzverbände gemeinsam auf Sylt begonnen haben. Dafür koordiniere ich den Aufbau der Schutzzonen und führe Erfolgsmonitorings durch: Ich kartiere die Strandpflanzen und erfasse Populationen von Reptilien, Amphibien und Brutvögeln. Meine Projektstelle wird durch die Nationalparkstiftung Schleswig-Holstein, die Bingo!-Umweltlotterie und die Naturschutzverbände der Insel Sylt gefördert.

Was hast du bis dato anstoßen können, und was waren die Herausforderungen dabei?

Charlie: Viele der Projekte, die ich betreue, wurden bereits von meiner Vorgängerin angestoßen. Hier übernehme ich vor allem die regelmäßigen Monitorings und schaue, wie wir die Projekte auf der Insel ausweiten können. Ein Beispiel hierfür sind die Strandinseln. Begonnen haben wir mit zwei Schutzzonen am Sylter Weststrand. Mittlerweile haben wir sechs Strandinseln in allen Sylter Gemeinden, sodass Spülsaumpflanzen und Strandbrüter wieder geschützte Orte an unserem touristisch genutzten Strand finden. Aus einem Elektrozaun zum Schutz der Brutvögel am Strand sind in diesem Jahr drei geworden, und die Zahl der Küken, die in jedem Sommer flügge werden, hat sich seit der Einrichtung des ersten Elektrozauns verdoppelt. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen Inselgemeinden und Tourismusverbänden notwendig.

Ein Teilprojekt, das neu dazugekommen ist, seit ich die Stelle im März 2023 übernommen habe, ist Öffentlichkeitsarbeit zum Walschutzgebiet vor unserer Küste und Schutz der Schweinswale. Hier arbeiten wir im Moment gemeinsam mit den Naturschutzverbänden unserer Nachbarinsel Amrum und der Walschutzorganisation GRD an einem Positionspapier und Ideen zu lokalen Aktionen. Zur Erfassung der Reptilienpopulation auf Sylt konnten wir im vergangenen Sommer zudem ein Citizen Science Projekt neu beginnen. Das ist ein Projekt, an dem Einheimische wie Gäste mitmachen können, indem sie ihre Beobachtungen an uns weitergeben. Wir warten jetzt gespannt, wie viele Funde wir in dieser Saison gemeldet bekommen – immer in der Hoffnung auf Sichtungen der seltenen Zauneidechse. Es geht in allen meinen Arbeitsbereichen um die Vernetzung vieler Akteur*innen, um gemeinsam mehr für den Naturschutz zu erreichen. Das ist die größte Herausforderung, aber auch einer der schönsten Teile meiner Arbeit, da es unglaublich motivierend ist zu sehen, dass wir alle am selben Strang ziehen und wie viel wir gemeinsam auf Sylt verändern können.

Was sind deine Pläne bis zum Ende des Projektes?

Charlie: Mein Wunsch ist es, dass wir es schaffen, die Artenvielfalt an den Stränden zu erhöhen, dass sich die Population der Kreuzkröten durch die Schaffung neuer Laichgewässer stabilisiert und wir auch weiterhin große Bruterfolge der Zwergseeschwalben und Sandregenpfeifer in unseren Prädatorenschutzzäunen beobachten können. Am wichtigsten ist es, dass der Fortbestand der einzelnen Artenschutzprojekte auch nach Ende der Projektstelle gesichert ist, sodass wir damit nachhaltig etwas für die Biodiversität unserer Insel erreichen können. Hier ist eine Zusammenarbeit mit den Gemeinden der Insel wichtig, aber auch eine weitere enge Zusammenarbeit der Naturschutzverbände auch über die eigenen Betreuungsgebiete hinaus. Ich hoffe, dass wir mit der Projektstelle der Naturschutzbotschafterin und dem Projekt „Natur erkennen – Natur erleben“ den Grundstein für mehr gemeinsamen Naturschutz legen können.

Vielen Dank für den spannenden Einblick!

Logo Nationalparkstiftung SH 2022
Stranddistel mit Insekt
Mehr Respekt für die sensible Natur Sylts - zum Beispiel für die Stranddistel.

© Charlie Esser

Schild am Pfosten mit einem Seil als Zaun.
"Strandinsel: Schutzbereich für Strandpflanzen und Vögel. Bitte nicht betreten!"

© Charlie Esser

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