Monatsvogel im Mai

Knutt

Calidris canutus

Der Knutt, früher auch Islandstrandläufer genannt, ist ein etwa amselgroßer Watvogel aus der Familie der Schnepfenvögel. Sein Flugruf ist ein gedämpftes, nasal klingendes „uÄTT“. Im Flug vollführen Knutts in großen Trupps beeindruckende Manöver, bei denen der Schwarm ständig seine Richtung ändert.

Seine matt gelb-grünen Beine und sein Hals sind recht kurz, sein Körper wirkt dadurch kompakt. Sein Schlichtkleid ist grau gemustert und unauffällig, wobei er über den Augen einen weißen Streifen hat, auch Überaugenstreif genannt. Sein Prachtkleid zeichnet sich durch eine auffällige rostrote Färbung vom Bauch bis zum Kopf aus.

Leibgericht von König Knut (11. Jh.)

Der wissenschaftliche Gattungsnamen Calidris (Strandläufer) stammt von Aristoteles und bezeichnet einen kleinen, gefleckten Vogel, der am Wasser lebt und keine Schwimmhäute hat. Der Artname canutus wurde von Linné nach der englischen Bezeichnung Knot gewählt. Den Namen Knutt bzw. früher auch Kanutsvogel soll er erhalten haben, weil er als beliebte Speise des anglo-skandinavischen Königs Knut der Große (11. Jahrhundert) galt.

Der Knutt ist in zwei verschiedenen Unterarten bei uns im Wattenmeer zu beobachten. Bis Anfang Mai ist die Unterart Calidris canutus islandica zu Besuch, die anschließend in die Brutgebiete nach Island, Grönland und Nordost-Kanada weiterzieht. Sie verbringt eine längere Zeit im Wattenmeer und mausert hier auch. Von Anfang bis Ende Mai wird sie von der Unterart Calidris canutus canutus abgelöst, die in Westafrika überwintert hat und sich im Frühjahr nur etwa drei bis vier Wochen im Wattenmeer aufhält, bevor sie weiter zum Brüten nach Sibirien zieht.

Ohne Pause von Westafrika bis zu uns

Der Knutt ist ein Langstreckenzieher: Aus Westafrika kommend fliegt er nonstop ins Wattenmeer. Vor dem Zug wiegt er etwa 120 Gramm. Dieses Gewicht kann er in drei bis vier Wochen auf 220 bis 250 Gramm mehr als verdoppeln. Um Gewicht einzusparen, werden vor dem Start Organe verkleinert, die während des Fluges nicht benötigt werden. Das freiwerdende Körpervolumen wird für Fettdepots genutzt. Die Verkleinerung betrifft auch den Muskelmagen. Um harte Muschelschalen zu zerkleinern, wird dieser stärker und vergrößert sich. Frisst der Knutt jedoch weiche Nahrung wie Wattwürmer, kann er seinen Muskelmagen verkleinern und so sein Körpergewicht verringern.

Schnabelspitzen mit Berührungssensoren

Im Wattenmeer kann man in der Gezeitenzone oft Trupps von mehreren Tausend Individuen bei der Nahrungssuche beobachten. Sie fressen vor allem Weich- und Krebstiere. Dabei verlassen sich die Knutts auf ihre empfindlichen Schnäbel, an deren Spitze Berührungssensoren sitzen. Die ertastete Beute wird im Ganzen heruntergeschluckt und vom kräftigen Muskelmagen aufgebrochen und zerkleinert.

Während die Unterart Calidris canutus islandica Wattschnecken als Leibspeise hat und davon knapp 700 Stück in der Viertelstunde verdrücken kann, bevorzugt die Unterart Calidris canutus canutus baltische Plattmuscheln, die sie in sehr großer Anzahl vor allem im Dithmarscher Wattenmeer findet.

Schwächere Küken wegen Klimawandel

Zum Aufwachsen brauchen die Küken so viele Insekten wie möglich. Da das Zeitfenster im Brutgebiet sehr klein ist, ist ein optimales Timing des Brutgeschehens wichtig. Beginnt der sibirische Frühling durch Klimaerwärmung früher, verpasst der Knutt seinen Start zu seiner gewohnten Ankunftszeit. Seine Küken bleiben kleiner und haben kürzere Schnäbel, wodurch sie später weniger gut an die Muscheln im Wattboden der Rast- und Überwinterungsgebieten heranreichen. Sie erreichen nicht ihr Optimalgewicht und haben damit schlechtere Voraussetzungen für Zug und Brutgeschäft. Der Klimawandel wirkt sich damit bereits jetzt erkennbar sehr negativ auf die Überlebenschancen des Knutts aus.

Knutt

© Stock / LKN.SH

Knutts auf der Wiese
Knutts können ihr Gerwicht im Wattenmeer in drei bis vier Wochen mehr als verdoppeln.

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Ein Schwarm aus Tausenden Knutts
Knutts fliegen in riesigen Schwärmen beeindruckende Manöver.

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