Schleswig-Holstein

Vogelzug per Anhalter

Der Zug zwischen Brutgebieten und Winterquartieren ist ein Kraftakt für Vögel – insbesondere für die, die dabei weite, teilweise Kontinente überspannende Strecken zurücklegen. Was liegt da näher, als sich dort, wo es möglich ist, der Verkehrsmittel der Menschen zu bedienen? Tatsächlich gibt es dieses Phänomen des „Reisens per Anhalter“ in der Vogelwelt, wie der Journalist Thomas Krumenacker kürzlich auf dem Online-Portal „Riffreporter“ berichtet hat.

Dabei kommt den Vögeln offenbar der zunehmende Schiffsverkehr auf den Weltmeeren zugute. Dieses Transportmittel nämlich nutzen den Angaben zufolge nicht wenige Zugvögel – „mehr als bisher angenommen“, schreibt Krumenacker –, um eine Pause einzulegen und zu Kräften zu kommen. Hilfreich dürfte eine solche Unterstützung vor allem für gefiederte Langstreckenzieher sein.

Rekordhalter Knutt und Pfuhlschnepfe

Unter den im und am Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer rastenden Vogelarten, die zweimal im Jahr weite Strecken zu bewältigen haben, zählen neben anderen der Knutt und die Pfuhlschnepfe. Und beide sind auf ihre Weise Rekordhalter.

Die nur etwa amselgroßen Knutts, die derzeit in großen Trupps im Wattenmeer rasten, weil sie von hier nonstop in ihr bis zu 4.000 Kilometer entferntes Überwinterungsgebiet in Westafrika weiterfliegen. Vorher können die Schnepfenvögel in den nahrungsreichen Watten ihr Gewicht von etwa 120 Gramm mehr als verdoppeln. So sind sie für den kräftezehrenden weiteren Weg gut gerüstet.

Über 12.000 Kilometer nonstop

Und Pfuhlschnepfen gelten als Rekordhalter in Sachen Entfernung: Die Watvögel mit dem langen, leicht nach oben gebogenen Schnabel können mehr als 12.000 Kilometer ebenfalls in einem Rutsch, also ohne Zwischenlandung, bewältigen.

Nur kurze Wege aus dem herbstlichen Watt gen Süden dagegen legen, um auch hier zwei Beispiele zu nennen, der Große Brachvogel und die Nonnengans zurück. Ersterer verbringt die kalte Jahreszeit vornehmlich in Südeuropa, Nonnengänse sogar noch weiter nördlich, nämlich entlang der Nordseeküste und im deutsch-niederländischen Tiefland. Exemplare beider Arten sind jedoch auch ganzjährig in der Wattenmeerregion vertreten, so dass sich nur schwer zwischen Stand- und Rastvögeln unterscheiden lässt.

Fliegende Pfuhlschnepfen
Auf dem Weg in ihre Überwinterungsgebiete können Pfuhlschnepfen mehr als 12.000 Kilometer bewältigen.

© Martin Stock / LKN.SH

Themenjahr 2022 "Vogelzug im Wattenmeer"