Das Wattenmeer bietet im Frühjahr und Herbst ein einmaliges Naturschauspiel: Etwa zehn Millionen Zugvögel besuchen alljährlich die Region – in oft riesigen Schwärmen. Bei Flut versammeln sie sich an geschützten und ungestörten Rastplätzen an Land, einer davon in der Bucht südlich des Naturerlebnisraumes Weltnaturerbe Wattenmeer.
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Weltweit zu Hause – bei uns zu Gast

© M. Stock / LKN.SH
Plattform „Vogelzug“ im Naturerlebnisraum Weltnaturerbe Wattenmeer in St. Peter-Ording
Mit der Ebbe fliegen oder laufen die rastenden Vögel auf das Watt hinaus, um dort Nahrung zu suchen. Muscheln, Würmer, Krebse und Fische, aber auch Algen und Seegras liefern die lebenswichtige Energie, die die Vögel für ihren langen Zugweg brauchen.
Auf der Station zwischen Winterquartier und Brutgebiet rasten die Vögel nur wenige Wochen im Wattenmeer, um hier das reichhaltige Nahrungsangebot zu nutzen. Gönnen wir ihnen also ungestörte Ruhe, um ausreichend leckere Würmer zu fangen und fit für ihre nächste lange Reise zu sein!
Lebenswichtiger Rastplatz
Die Bedeutung des Wattenmeers für den Vogelzug war einer der Gründe für die UNESCO, es als Weltnaturerbe anzuerkennen. Es ist ein lebenswichtiger Rastplatz im weltumspannenden Vogelzug.
Viele Millionen Vögel landen hier zwischen, um gestärkt weiterzufliegen. Insgesamt kann man über 400 Vogelarten im Wattenmeer antreffen.
Gewusst wann
Zu jeder Jahreszeit, zu jeder Tageszeit und bei jeder Witterung lässt sich Vogelzug im Wattenmeer beobachten. Hier erfährst du mehr zu den Hauptzeiten des Vogelzugs, zu favorisierten Tageszeiten und Witterungen.

© WWF
Vogelwelt im Vorland
In St. Peter-Ording sind alle typischen Vögel der Salzwiesen und Wattflächen zu beobachten: Watvögel, Möwen, Enten und Gänse, mit Glück auch mal ein Seeadler. Hinzu kommen die seltenen Strandbrüter wie See- und Sandregenpfeifer oder die Zwergseeschwalbe.
Lerne einige Protagonisten des Naturschauspiels genauer kennen:
Der Alpenstrandläufer ist etwas kleiner als eine Amsel. Er besucht alljährlich mit über einer Million Exemplaren das Wattenmeer. Seine Schwärme aus Tausenden von Vögeln sind im Herbst und Frühjahr oft zu sehen (Fotos © M. Stock / LKN.SH).
Bis zu den 1990er Jahren brütete der Alpenstrandläufer vereinzelt auch in den Salzwiesen von St. Peter-Ording, aber dieses Brutvorkommen ist inzwischen erloschen.
Der Alpenstrandläufer brütet in den arktischen Tundren und besucht das Wattenmeer zweimal jährlich auf seinem Zugweg in die südlichen Überwinterungsgebiete. Er ist vom Frühjahr bis in den Herbst hinein gut bei uns zu beobachten.
Mit ihrem schwarzen „Kopftuch“ erinnert die hübsche weiß-grau-schwarz gezeichnete Nonnengans, auch Weißwangengans genannt, an die Tracht der Nonnen (Fotos © M. Stock / LKN.SH).
Um 1950 war die Art durch Bejagung fast ausgerottet. Durch strengen Schutz haben sich die Bestände mittlerweile deutlich erholt.
Diese Gänseart braucht Süßwasser zum Trinken und weidet in großen Schwärmen vor allem auf den Hallig-Salzwiesen und im küstennahen Grünland. Im Frühjahr und Herbst kannst du im Marschgrünland hinter dem Deich riesige Schwärme von Weißwangengänsen beobachten (Foto unten © M. Becker).
Die Weißwangengänse aus Sibirien ziehen zum Überwintern ins Wattenmeer.
Nur auf Stränden und in kurzgrasigen Salzsteppen brütet dieser seltene kleine Regenpfeifer (Foto © Rainer Schulz). Die Nistmulde des Seeregenpfeifers kann mitten auf der Sandbank, in einer Fußspur oder neben ein paar Grashalmen sein. Seine Eier werden leider oft von Sommersturmfluten weggespült oder von Beutegreifern gefressen.
Fast alle 400 bis 500 Brutvögel des Schleswig-Holsteinischen Wattenmeeres rasten von Juli bis September auf den Sandbänken vor St. Peter-Ording. Diese letzten Brutgebiete werden während der Brutzeit mit leichten mobilen Zäunen oder auch dauerhaft als Brut- und Rastgebiet mit Pflöcken markiert und dürfen nicht betreten werden. Seeregenpfeifer (Foto unten © Wernicke / LKN.SH) und ihre Nester sind am Strand gut getarnt und schwierig zu entdecken. Hilf mit, diese seltenen Vögel zu schützen und respektiere ihre Schutzgebiete.
Nach ihrer Brut fliegen die Seeregenpfeifer in ihre westafrikanischen Überwinterungsgebiete.
Unser größter Watvogel hat auch den mit Abstand längsten Schnabel. Bis zu 16 Zentimeter tief stochert der Große Brachvogel damit im Boden nach Muscheln und Würmern (Foto 1 © Klaus Wernicke; Foto 2 © M. Stock / LKN.SH).
Als Brutvogel ist er in Deutschland fast ausgestorben, aber mehrere 10.000 Brutvögel aus der nordischen Taiga überwintern im Wattenmeer. Ihre melodischen Triller sind im Watt besonders nachts allgegenwärtig.
Im Nationalpark-Haus an der Dünentherme heißt der Große Brachvogel „Rekordschnabelträger“. Komm gern mal vorbei und schau dir diesen eindrucksvollen Vogel aus der Nähe an.
Porträt des Großen Brachvogels
Foto © L. Khil / LKN.SH
Mit seinem schwarz-weißen Gefieder und dem kräftigen roten Schnabel ist der Austernfischer (Foto 1 © Wiedemann / LKN.SH; Foto 2 © Schnabler / LKN.SH) unverwechselbar. Er brütet entlang der ganzen Wattenmeerküste in den Salzwiesen und ist auch als Wintergast ganzjährig zu beobachten.
Durch häufigere Sommersturmfluten als früher werden leider zu viele Eier und Küken weggespült. Auch deshalb ist sein Bestand rückläufig.
Beim Suchspiel im Nationalpark-Haus von St. Peter-Ording wird der Austernfischer „Langlebiger Halligstorch“ genannt. Komm doch mal vorbei und versuche herauszufinden, warum er so heißt!
Portrait des Austernfischers
Mehr zum Schnabel des Austernfischers
Mehr zum gefährdeten Brutgeschehen
Mehr Austernfischerforschung (Interview)
Foto © B. Nannen
Dieser auffällige Entenvogel ist ganzjährig an der Wattenmeerküste zu sehen. Männchen und Weibchen sind – wie bei Gänsen üblich – fast identisch gefärbt. Für eine „Ente“ spricht jedoch das bunte Gefieder, die Ernährungsweise und das Paarungsverhalten, nämlich das Eingehen einer Saison- statt einer Dauerehe. Brandgänse fressen Wattschnecken und Schlickkrebse, anstatt sich wie andere Gänse von Pflanzen zu ernähren (Foto © Stock / LKN.SH).
Im August sammeln sich über 150.000 Brandgänse im Watt südlich von Büsum zur Mauser.
Porträt der Brandgans
Mehr zum Federwechsel der Brandgans
Foto © M. Stock / LKN.SH
Die kleine Lachmöwe (Fotos © Stock / LKN.SH) ist der häufigste Brutvogel des Wattenmeeres. Im Sommer trägt die Art eine dunkelbraune Gesichtsmaske, an der sie gut zu erkennen ist, im Winter hat sie nur kleine dunkle Ohrflecken.
Der Name der Lachmöwen kommt von ihrem Ruf, der wie ein Lachen klingt, daher auch der wissenschaftliche Name „ridibundus“ vom lateinischen Wort ridere = lachen!
Im Watt sieht man Lachmöwen oft auf Muschelsuche oder Garnelenjagd.
Die große weiß-silbergraue Silbermöwe mit rosa Beinen ist überall an der Küste und bis weit ins Binnenland zu beobachten. Silbermöwen (Fotos © M. Stock / LKN.SH) sind „Alleskönner“, die Muscheln und Krebse jagen, aber auch Getreidekörner oder geklaute Kekse mögen. Das helle Auge und der kräftige gelbe Schnabel mit rotem Punkt geben der Art einen kämpferischen Gesichtsausdruck.
Wusstest du, dass sich die Partner der Silbermöwen am Ruf erkennen? Und das sogar im Gekreisch einer Kolonie von Tausenden Brutpaaren!
Die typischen „tütüt“-Rufe und sein melodischer Triller-Gesang haben diesem häufigen Watvogel den plattdeutschen Namen „Tüter“ eingebracht.
Rotschenkel sind durch die Intensivierung der Landwirtschaft im Binnenland weitgehend verschwunden. In langrasigen Salzwiesen brüten sie gut versteckt. Oft sitzen die Altvögel auf Pfählen und halten Wache über ihre Küken.
Während unsere Rotschenkel in Westafrika überwintern, kommen die isländischen Brutvögel, die etwas robuster sind, über Winter zu uns.
Porträt des Rotschenkels
Schutzerfolge für Rotschenkel und Co.
Die “Flying Five”
Aus den großen Nationalparke Afrikas sind die “Big Five” bekannt: Elefant, Löwe, Nashorn, Büffel und Leopard. Für den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer gibt es sie ebenfalls:
- die Small Five,
- die Big Five,
- die Flowering Five und
- die Flying Five: Brandgans, Alpenstrandläufer, Austernfischer,
Silbermöwe und Ringelgans.

© M. Stock / LKN.SH
Klick dich weiter
… durch den Naturerlebnisraum Weltnaturerbe Wattenmeer! Vier Plattformen und acht Stationen erwarten dich:
Bitte beachten
- Bitte nutze die vorhandenen Wege, wenn du die Salzwiesen erkundest.
- In der Brutzeit von April bis Juli haben Brutvögel im Gras Nester gebaut. Bitte halte Abstand und störe sie nicht.
- Übrigens: Für Hunde besteht im Nationalpark ganzjährig Leinenpflicht!
Hallo, ich bin Stella!
Ich darf dich durch die Salzwiese führen. Komm mit, wir gehen gemeinsam auf Entdeckungstour! Hol dir vorher gerne meine Rallye im Nationalpark-Haus, dann wirst du Salzwiesen-Expert:in!
